|
HAGGAI
Eschatologie
Haggai war der Name des Schreibers dieses
Buches. Ansonsten ist wenig über diesen
Propheten (
1,1 ) bekannt. Archer stellt fest:
»Unter all den Büchern des Alten Testaments
genießt dieses Buch den ungewöhnlichen
Status, von jeder Kritik - aus welcher
Richtung auch immer - verschont geblieben zu
sein.« Haggai ist der Erste der
nachexilischen Propheten, die zum Haus
Israel redeten. Er war Zeitgenosse
Sacharjas. Zu der Zeit, als Haggai seine
Botschaften weitergab, waren die bis dahin
Verbannten nach Jerusalem zurückgekehrt und
hatten angefangen, den Tempel wieder
aufzubauen. Es gab Widerstand gegen dieses
Werk, wobei es später den Feinden gelang,
König Artahsasta (465-424 v. Chr.) zu
veranlassen, den Stopp des Wiederaufbaus zu
befehlen. Achtzehn Jahre waren bereits seit
der Rückkehr der Verbannten vergangen.
Haggai weist die Angehörigen des Volkes
zurecht, weil sie den Wiederaufbau des
Tempels nicht fortsetzen, und ermutigt sie
zum Anpacken (
Esr 5,1-2 ).
Das Buch besteht aus vier Botschaften.
Lindsey teilt sie wie folgt ein:
1. Ein mitreißender Aufruf zum Wiederaufbau
des Tempels (
1,1-15 )
2. Eine prophetische Verheißung der
künftigen Herrlichkeit des Tempels (
2,1-9 )
3. Ein Urteilsspruch der Priesterschaft über
die Segnungen des Gehorsams (
2,10-19 )
4. Eine messianische Prophezeiung über
Serubbabel (
2,20-23 )
|
|
|
HAGGAI
Eschatologie
Ein mitreißender Aufruf zum Wiederaufbau des
Tempels (
1,1-15 )
Haggais erste Botschaft stammt aus dem
zweiten Jahr des Darius (520 v. Chr.), vom
ersten Tag des sechsten Monats (August/
September). Sie ist an Serubbabel, den
Statthalter von Juda, und an Jeschua, den
Hohenpriester, gerichtet (
1,1 ). Gottes Zorn war entbrannt, weil
die Angehörigen des Volkes in »getäfelten
Häusern« wohnten, aber der Tempel nicht
fertig gestellt war (
1,2-4 ). Ihre geistliche Nachlässigkeit
hatte wirtschaftliche Konsequenzen (
1,6 ). Das Gebot Gottes war, den Tempel
wiederaufzubauen (
1,8 ). Dass ihnen Nahrungsmittel fehlten
und sie unter der Dürre litten, war eine
direkte Folge davon, dass sie sich um ihre
eigenen Häuser, aber nicht um Gottes Haus
kümmerten (
1,9-11 ). Darauf reagierte das Volk: Sie
begannen neu den Herrn zu fürchten. Der Herr
erweckte dann den Geist Serubbabels, den
Geist Jeschuas und den Geist des Überrests
des Volkes, sodass sie die Arbeit am Haus
des Herrn wieder aufnahmen (
1,12-15 ).
|
|
|
HAGGAI
Eschatologie
Eine prophetische Verheißung der künftigen
Herrlichkeit des Tempels (
2,1-9 )
Diese zweite Botschaft fiel auf den 21. Tag
des siebten Monats (September/Oktober) des
gleichen Jahres (
2,1 ). Wiederum ist die Botschaft
vorrangig an Serubbabel und Jeschua
gerichtet (
2,2 .). Der Tempel, den sie bauten,
konnte nicht mit dem Tempel Salomos
verglichen werden, den einige von ihnen vor
dem Exil noch gesehen hatten. Dennoch
ermutigte der Herr sie, ihre Arbeit
fortzuführen. Er gab ihnen die Verheißung,
dass sein Geist mit ihnen sein würde (
2,3-5 ). Haggai weissagt dann über eine
künftige Zeit, in der die Himmel, die Erde,
das Meer und das Trockene sowie alle
Nationen erschüttert werden (
2,6 ). Dies wird geschehen, wenn
Christus auf die Erde zurückkehrt (
Joel 4,16; Mt 24, 29-30 ). Lindsey sagt:
»Das »Erschüttern« der Heiden bezieht sich
eventuell auf das Sammeln der Völker zur
Schlacht von Harmagedon« (siehe
Sach 14,1-4 ). Mit den großen
Kostbarkeiten, mit denen die Nationen kommen
werden, wird der künftige herrliche Tempel
ausgestattet werden (
2,7 ). Dies ist nicht mehr als Recht, da
Gott sowieso dies alles besitzt (
2,8 ). Größer als die Herrlichkeit des
Tempels Salomos wird die des künftigen
Tempels sein, der ein Ort des Friedens sein
wird (
2,9 ). Dies wird endgültig bei Christi
Wiederkunft in Erfüllung gehen, wenn er die
Nationen richten und hier auf Erden
herrschen und regieren wird. Dann wird ein
Tempel des Tausendjährigen Reiches gebaut
werden, der im Hesekielbuch (
Kapitel 40-43 ) beschrieben ist.
|
|
|
HAGGAI
Eschatologie
Ein Urteilsspruch der Priesterschaft über
die Segnungen des Gehorsams (
2,10-19 )
Die dritte Botschaft ist datiert vom 24. Tag
des neunten Monats (Dezember/Januar) des
gleichen Jahres. Der Herr gebraucht ein
einfaches Bild, um den Angehörigen des
Volkes zu zeigen, warum sie in der
Vergangenheit nicht gesegnet waren. Heiliges
Fleisch kann nicht Brot, Gekochtes, Wein, Öl
oder irgendeine Speise berühren und sie
dadurch heilig machen. Ein Mensch dagegen,
der eine Leiche berührte und rituell unrein
wurde, machte diese Dinge, wenn er sie
berührte, unrein. Der Herr wollte damit
verdeutlichen, dass alles, was die
Angehörigen dieses Volkes und dieser Nation
taten und ihm als Opfer darbrachten, unrein
war, weil sie selbst unrein waren (
2,10-15 ). Infolgedessen brachten sie
nur eine spärliche Ernte ein. Sie mussten
erleben, wie Gott Getreidebrand, Vergilben
und Hagel kommen ließ (
2,16-17 ). Selbst diese Züchtigung hatte
sie nicht zu ihm zurückgebracht. Doch jetzt,
da sie sich ihm erneut zugewandt hatten und
den Tempel wiederaufbauten, sagte der Herr,
dass er sie segnen würde (
2,18-19 ).
|
|
|
HAGGAI
Eschatologie
Eine messianische Prophezeiung über
Serubbabel (
2,20-23 )
Diese vierte Botschaft fiel auf den gleichen
Tag wie die dritte. Aber sie ist speziell an
Serubbabel, den Statthalter von Juda,
gerichtet (
2,20-21 ). Die Botschaft lautet, dass
der Herr die Himmel und die Erde
erschüttern, die Throne umstürzen und die
Macht der Königreiche der Nationen brechen
wird. Außerdem wird er die Heere der
Nationen vernichten, indem sich diese
gegenseitig bekämpfen werden (
2,21-22 ; vgl.
Sach 12,2-9; 14,1-5 ). Damit ist das in
Dan 2 beschriebene Ereignis gemeint, wo
der »Stein« die Nationen erschüttert und das
ewige Reich aufgerichtet wird (
Dan 2,44-45 ). Das wird die in
Offb 16,16-18 dargestellte Schlacht von
Harmagedon bei der Wiederkunft des Herrn (
Offb 19,11-21 ) sein. Haggai beendet
diese Botschaft mit den folgenden Worten:
»���An jenem Tag«, spricht der HERR der
Heerscharen, »werde ich dich nehmen,
Serubbabel, Sohn des Schealtiel, mein
Knecht«, spricht der HERR, »und ich werde
dich einem Siegelring gleich machen; denn
ich habe dich erwählt«, spricht der HERR der
Heerscharen.« Walvoord sagt dazu: »Der
Schlussvers des Haggaibuches war eine
weitere Bestätigung für die
Wiederherstellung Israels, die auf dem
Hintergrund des Gerichts über die Macht der
Nationen in dieser Welt geschieht. Gott
versprach, Serubbabel zu ehren und ihn zu
einem Siegelring - einem Zeichen der
Autorität - zu machen. Dies sollte nicht zu
Serubbabels Lebzeiten in Erfüllung gehen,
sondern ein Sinnbild für das Kommen des
Messias darstellen. Zu jener Zeit wird
Serubbabel aus den Toten auferweckt werden
und im Tausendjährigen Reich mit David an
der ihnen übertragenen Macht teilhaben. In
dieser Offenbarung gibt Gott seinem Volk die
erneute Zusicherung, dass er es letztendlich
segnen und die David gegebenen Verheißungen
über sein Reich und sein Volk schließlich
erfüllen wird.«
Siehe auch:
Theokratisches Reich ;
Hesekiel, Eschatologie.
Russell L. Penney
Robert L. Alden, »Haggai« in
The Expositor´s Bible Commentary , Bd.
7, Hg. Frank E. Gaebelein (Grand Rapids:
Zondervan, 1985); Gleason Archer,
A Survey of Old Testament Introduction ,
rev. Ausg. (Chicago: Moody Press, 1994); F.
Duane Lindsey, »Haggai« in:
Walvoord Bibelkommentar , 5 Bde.,
(Hänssler-Verlag, Holzgerlingen 1992); John
F. Walvoord,
The Prophecy Knowledge Handbook
(Wheaton: Victor Books, 1990).
|
|