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Calvin
1379 Die Sünder in den Händen eines zornigen
Gottes
Dave Hunt, "Welche Liebe ist das?"
Kap. 1
Dave Hunt
Welche Liebe ist das?
Aus dem Englischen übersetzt von Wolfgang Hemmerling.
Dave Hunt, Welche Liebe ist das? Kap 1 2
Ein kurzes Wort
Diskussionen mit vielen Leuten auf der ganzen Welt zeigen mir, daß eine Vielzahl
ernsthafter, bibelgläubiger Christen nur aufgrund von Unkenntnis / Versäumnis
„Kalvinisten" sind. Die einzige Wahl besteht für sie zwischen Kalvinismus mit seiner
Lehre der ewigen Sicherheit und dem Arminianismus, mit seinem Abfall vom Glauben.
Sie vertrauen darauf, daß die Errettung nicht verloren gehen kann, weil Christus
versprach, diejenigen, die an Ihn glauben, ewig zu bewahren. Sie halten sich daher
für Kalvinisten.
Es bedarf nur weniger einfacher Fragen für die Entdeckung, daß die meisten
derjenigen, die sich für Kalvinisten halten, in hohem Maße in Unkenntnis darüber
sind, was John Kalvin und seine frühen Anhänger im sechzehnten und siebzehnten
Jahrhundert tatsächlich glaubten und praktizierten. Sie verstehen auch nicht, was die
meisten der heutigen führenden Kalvinisten glauben.
Auf der einen Seite gibt es unter den Hauptverfechtern (die wir ausgiebig zitieren)
umstrittene Variationen dieser Lehre. Auf der anderen Seite herrscht bei bestimmten
zentralen Punkten des Glaubens generelle Übereinstimmung. Viele, die
meinen den Kalvinismus zu verstehen, werden erschrecken, wenn sie seine römisch-katholischen
Wurzeln entdecken und Kalvins äußerst unchristliches Verhalten als der
„Protestantische Papst" von Genf, Schweiz.
Das schockierendste von allem ist jedoch, wie die Kalvinisten Gott, der „Liebe"
ist, falsch darstellen. Wir beten darum, daß dieses Buch den Leser in die Lage versetzt,
die wesentlichen Dinge zu untersuchen, die hier eine Rolle spielen und Gottes
Heiligem Wort zu folgen, anstatt dem Menschen.
1 Warum dieses Buch
„Können Sie einige Fragen über den Kalvinismus beantworten?" Ein junger
Mann stellte mir diese unangenehme Frage. Er gehörte zu unserer Gruppe, die sich
neulich abends im Restaurant einer Stadt, wo ich bei einer Konferenz vortrug, gemeinsam
das Abendessen einnahm.1
„Warum fragen Sie mich?" antwortete ich etwas verwirrt.
"Wir hörten, Sie schreiben ein Buch über den Kalvinismus."
„Das ist richtig – ein Buch. Ich wollte es eigentlich nicht schreiben. Es gibt feine
Christen auf beiden Seiten. Das letzte, was ich will, ist noch mehr Streitfragen aufzuwerfen.
Aber es ist ein Thema, das man anpacken muß das gründlich abzuhandeln
ist." Ich schaute meine Tischnachbarn an und war überrascht über ihr Interesse an
diesem Thema. Jeder hörte gespannt zu.
„In den vergangenen Jahren dachte ich nicht viel an den Kalvinismus. Dann
plötzlich – so erschien es mir zumindest – kam das Thema Kalvinismus überall auf.
Es sieht für mich so aus, vielleicht weil ich gerade aufwache, daß diese eigentümliche
Lehre heute viel weiter und aggressiver verbreitet wird als jemals in der Vergangenheit."
1
Diese Erzählung gibt eine Mischung verschiedener aktueller Erfahrungen des Autors in der jüngstenZeit wider..
Dave Hunt, Welche Liebe ist das? Kap 1 3Der wissende Ausdruck und die Zustimmung bestätigten meinen Eindruck. „Sie
sagen mir," fügte ich hinzu, „daß R.C. Sproul im ganzen Land fortwährend im Radio
Reklame für den Kalvinismus macht."
„Unsere Gemeinde stellte kürzlich einen neuen Assistenzpastor ein," sagte der
junge Mann, der die Frage aufgebracht hatte. „Er schneidet den Kalvinismus bei beinahe
jeder Bibelstunde an, die er hält."
„Lassen Sie mich raten, wie er es macht," antwortete ich ihm. „Er fragt die Teilnehmer,
was nach ihrer Meinung als erstes kommt, Glaube oder Wiedergeburt. Jeder
sagt, ‚ natürlich der Glaube – glaube an den Herrn Jesus Christus, und du wirst errettet
werden.‘ Dann fordert er sie heraus, ‚ aber die Menschheit ist tot in ihren Vergehen
und Sünden. Wie sollte ein toter Mensch glauben?‘ "
Ich besaß die vollständige Aufmerksamkeit des jungen Mannes. „Genau das ist
es! Woher wissen Sie das?"
„Dann erklärt er," fuhr ich fort, „daß Gott denen souverän Leben schenkt, die
geistlich tot waren, bevor sie glauben oder auch nur das Evangelium verstehen können
– daß die Wiedergeburt dem Glauben vorausgehen muß."
„Sie haben recht! Aber es kommt mir absonderlich vor... wie wenn man gerettet
werden muß, bevor man gerettet werden kann"
„Der Kalvinist würde es nicht genau mit diesen Worten sagen," antwortete ich,
„aber es ist noch etwas befremdlicher." Ohne irgend etwas von Gott, Christus oder
der Bibel zu verstehen oder zu glauben – weil es angeblich bis zur Wiedergeburt keiner
kann – werden die „Erwählten" geistlich lebendig gemacht durch einen souveränen
Akt Gottes, ohne einen Wunsch oder Mitwirkung ihrerseits und ohne überhaupt
zu wissen, was ihnen gerade geschieht."
„Genau das lehren sie," sagte ein anderes Mitglied der gleichen Gemeinde. „Es
macht keinen Sinn. Ich habe niemals etwas derartiges in der Bibel gelesen."
„Sind Sie die einzigen, die Bedenken geäußert haben?" fragte ich. „Akzeptieren
diejenigen, die dachten, der Glaube käme zuerst, dieses neue Konzept sofort?"
„Die meisten akzeptieren es. Aber es führte zu einiger Verwirrung... und einige
Leute haben die Gemeinde verlassen."
„Keiner fordert ihn mit der offensichtlichen Tatsache heraus," fragte ich, „daß
geistlicher Tod nicht mit physischem Tod gleichgesetzt werden kann... daß physisch
tote Menschen nicht nur nicht glauben, sondern auch nicht sündigen oder sonst etwas
tun können?"
„Ich denke, keiner von uns hat daran gedacht."
„Was sagt der Senior Pastor?"
„Er scheint nicht zu wissen, wie er mit der Verwirrung umgehen soll, die sein
neuer Assistent verursacht hat. Wir hörten vorher nie etwas derartiges von der Kanzel,
aber nun schleichen sich sogar in seine Predigten Hinweise auf den Kalvinismus
ein."
Die Unterhaltung ging noch eine Weile so weiter. Jeder neue Aspekt des Kalvinismus,
den ich erklärte, wurde mit weiteren Ausrufen, „ja, das ist genau das, was wir
hören," beantwortet.
Andere an dem Tisch, die aus ganz anderen Gegenden kamen, erzählten über
ihre Erfahrungen. Ein Mann hatte jüngst seine Gemeinde verlassen, die sich wegen.
des Kalvinismus aufgespalten hatte. Der Ältestenrat hatte beschlossen, daß jedes
Gemeindemitglied ein kalvinistisches Glaubensbekenntnis unterzeichnen müsse. Ein
anderer kam aus einer Gemeinde, wo der Pastor und die Ältesten einen harten Kurs
gegen das einschlugen, was sie als eine Sache ansahen, die sie spaltet. Sie entließen
nach mehreren klaren Warnungen einen Lehrer der Sonntagsschule, der nicht
aufhörte, die Jugendlichen im Kalvinismus zu indoktrinieren. Ein Paar hatte eine
wärmstens empfohlene Gemeinde besucht, deren Pastor ein weithin bekannter kalvinistischer
Autor war.
„Wir wissen wirklich nicht viel über den Kalvinismus," gestanden meine Tischgefährten
ein. „Aber es war eine seltsame Erfahrung. Auf der einen Seite hatten wir
den Eindruck, diese Leuten hielten sich für etwas besseres, weil sie die ‚ Erwählten‘
seien. Aber zugleich war auch eine verborgene Unsicherheit vorhanden. Pflichterfüllung
(performance
)[He1] schien ein großer Beweis der eigenen Errettung zu sein, diezu einem ziemlich gesetzlichen Beigeschmack führte.
Als wir aufstanden, fragte mich eine junge Frau, die während der ganzen Diskussion
ziemlich still dagesessen hatte, ob sie mich kurz alleine sprechen könnte.
Wir setzten uns wieder hin. Sie begann, ihre leidvolle Geschichte zu erzählen. Sie
war mit einem Pastor verheiratet. Ihr Leben und ihr Dienst war fruchtbar. Bis eines
Tages ihr Mann und zwei seiner engen Freunde, die auch Pastoren waren, sich für
eine neue „Wahrheit" interessierten. Alle drei waren sehr intellektuell. Die Lektüre
aktueller kalvinistischer Autoren hatte sie dazu herausgefordert, die Werke von John
Kalvin, Jonathan Edwards, John Knox und anderen zu studieren. Ihre Studien, die
sie bis zurück zu Augustinus führten, wurden irgendwann zur Besessenheit. Dann
begann jeder die neue „Erleuchtung" von seiner Kanzel zu predigen. Nachdem sie
mehrfach ermahnt worden waren, Abstand davon zu nehmen, ihre Versammlungen
zu indoktrinieren, entfernten ihre Denominationen sie aus dem Gemeindedienst. Ihr
Mann begann sich zu fragen, ob er wirklich einer der Erwählten sei. Die bohrenden
Fragen verwandelten sich in ausgereifte Zweifel über seine Errettung. Der Kalvinismus,
der am Anfang so befriedigend aussah, begann ihn mit Unsicherheit zu quälen,
ob er denn einer der Erwählten sei.
„Sie wurden nie dahin gezogen?" fragte ich.
Sie verneinte. „Ich bin nicht intellektuell – und daran liegt es vielleicht, daß der
Kalvinismus keine Wirkung auf mich hatte. Aber sagt man Gott nicht nach, daß er ein
Gott der Liebe sei? In meinem einfachen Verstand macht es keinen Sinn, daß der
Gott der Bibel nicht alle Menschen genug liebt und sie alle im Himmel haben möchte,
daß Christus nicht für alle starb, obgleich die Bibel anscheinend genau das sagt..."
Sie begann zu weinen. Aber schließlich fuhr sie fort, „ich versuchte meinem Mann zu
sagen, daß der Gott, an den er jetzt glaubt, ein Gott, der Leute vorherbestimmt, so-gar
bevor sie geboren waren, die Ewigkeit im Feuersee zu verbringen, nicht der Gott
war, den ich kannte und liebte..."
Beunruhigende Begegnungen wie diese wurden häufiger und veranlaßten mich,
tieferen Einblick in die Sache zu nehmen, die offensichtlich von einem größeren Teil
der Gemeinde angenommen wird, als ich dachte. Sie erschien all dem so fern, was
ich über Gott glaubte. Seine Souveränität verringert nicht Sein Erbarmen und Seine
Liebe. Für meinen eigene Seelenruhe sah ich mich gezwungen, die langwierigen
Recherchen anzugehen, die schließlich zu diesem Buch führten..
Eine Sache von großer Wichtigkeit
Aus verschiedenen Gründen, die ich in der richtigen Reihenfolge aufführen
werde, kam mir der Kalvinismus nie biblisch fundiert vor. Im Laufe der Jahre diskutierte
ich meine erheblichen Bedenken in privater Runde und im Detail gemeinsam
mit mehreren, eisern kalvinistischen Freunden. Ich bin heilfroh, daß trotz unserer
ernsthaften Unterschiede und der Tatsache, daß wir nicht imstande waren, sie zu
überbrücken, keiner den guten Willen verlor. Wir bleiben bis heute gute Freunde,
vermeiden aber dieses Thema, wenn wir zusammenkommen.
Es ist wahr, daß „in der ganzen Geschichte viele große Evangelisten, Missionare
und treue Theologen... an der Lehre der Gnade festhielten, bekannt als Kalvinismus."
2 R.C. Sproul erklärt, daß die „Titanen der klassischen christlichen Gelehrsamkeit"
Kalvinisten sind.3 Außerdem wird oft behauptet, daß die meisten der heutigen
führenden Evangelikalen in Amerika, obwohl sie es nicht öffentlich gemacht hätten,
einer Form dieser Lehre anhängen würden. Ich weiß nicht, ob das tatsächlich richtig
war oder nicht. Jedenfalls entdeckte ich bald, daß weit mehr Bücher erschienen, die
den Kalvinismus propagierten, als ich je vermutet hätte. Sie erscheinen alle bei großen
christlichen Verlagen. Ihre Zahl und ihr Einfluß wächst rasch.
Die Neue Genfer Studienbibel, publiziert vom Thomas Nelson Verlag, enthält
ein Vorwort von R.C. Sproul. Sie fördert den Kalvinismus aggressiv in Randbemerkungen
von Schlüsselpassagen und nennt das „Reformationswahrheit." Die Frage,
ob das wahr ist, ist sicherlich von großer Bedeutung. Mit ihr werden wir uns in den
nächsten Absätzen beschäftigen.
Die Bedeutung unserer Bedenken wird sicherlich durch die Tatsache noch gewichtiger,
daß ihre Befürworter sogar behaupten, daß „Kalvinismus reines biblisches
Christentum in seiner deutlichsten und reinsten Form ist."4 D. James Kennedy sagte,
„ich bin ein Presbyterianer, weil ich der Auffassung bin, daß das Presbyterianertum
die reinste Form des Kalvinsmus ist."5 John Piper schreibt, „die Lehre der Gnade
(totale Verworfenheit, Erwählung ohne Bedingungen, begrenzte Buße, unwiderstehli-che
Gnade, Ausharren der Heiligen) sind Kette und Schuß des biblischen Evangeliums,
an dem so viele Heilige seit Jahrhunderten festhielten."6 Es sieht bald so aus,
als ob diejenigen, die nicht den Kalvinismus predigen, auch nicht das Evangelium
predigen. Das ist schwerer Tobak. C.H. Spurgeon war sehr entschieden, daß kein
intelligenter Christ eine andere Position einnehmen könnte.
Ich frage nicht, ob ihr an den Kalvinismus glaubt. Möglicherweise nicht. Aber ich glaube, ihr
werdet es, bevor ihr in den Himmel kommt. Ich bin überzeugt davon, daß Gott eure Herzen
dann gereinigt haben wird. Er wird euer Gehirn waschen, bevor ihr den Himmel betretet.
7Solch eine überzeugte Aussage beeindruckt und sie kommt von C.H. Spurgeon.
John H. Gerstner schreibt, „wir glauben mit dem großen Baptistenprediger Charles
2
Duane Edward Spencer, TULIP: The five points of Calvinism in the Light of Scripture (Baker BookHouse, 1979), 6.
3 R.C. Sproul. Chosen by God (Tyndale House, 1986), 15. 4 Leonard J. Coppes, Are Five Points enough? The Ten Points of Calvinism (Denver CO: self pub-lished,1980) xi
5 D. James Kennedy, Why I Am a Presbyterian (Coral Ridge Ministries, n.d.), 1 6 John Piper, TULIP, The Pursuit of God’ s Glory in Salvation (Bethlehem Baptist Church, 2000), backcover.
7 Charles Haddon Spurgeon, Autobiography of Charles Haddon Spurgeon (American Baptist Society,n.d.) I:92.
Dave Hunt, Welche Liebe ist das? Kap 1 6Haddon Spurgeon, daß Kalvinismus nur ein anderer Name für Christentum ist."8
Nochmals, wenn Kalvinismus wahre Christenheit bedeutet, heißt das, daß Nichtkalvinisten
keine Christen sind? Wir könnten natürlich viele andere christliche Führer der
Kirchengeschichte von gleicher Statur zitieren, wie D.L. Moody, der entgegengesetzter
Meinung war. Norman F. Douty zählt mehr als 70 christliche Führer auf, die
dem Kalvinismus entgegenstehen, unter ihnen solche Leute wie Richard Baxter,
John Newton, John und Charles Wesley, John Bunyan, H.C.G. Moule und andere.9
Eine Untersuchung der frühen Kirchengeschichte sagt uns, daß kalvinistische Lehren
während der ersten drei Jahrhunderte unbekannt waren. Einer der größten Experten
der Kirchengeschichte, Bischof Davenant, sagt:
... es kann zurecht versichert werden, daß vor der Kontroverse zwischen Augustinus und Pelagius
die Frage nicht auftrat, ob sich der Tod Christi auf alle Menschen erstreckte oder nur auf
die Erwählten zu beschränken war. Bei den Kirchenvätern... erscheint kein Wort (von dem ich
weiß), daß irgendeine Person von dem Ratschluß Gottes ausgeschlossen sei. Sie stimmen
darin überein, daß er nur für die nützlich ist, die glauben. Dennoch bekennen sie überall, daß
Christus für die ganze Menschheit starb...
Augustinus starb 429. Bis zu seiner Zeit gab es nicht den geringsten Hinweis, daß irgendein
Christ jemals von einem Sühnopfer alleine für die Erwählten träumte. Sogar nach ihm verbreitete
sich die Lehre des begrenzten Sühnopfers nur langsam und wurde für lange Zeit nur teilweise
angenommen.
10Heute gibt es in dieser Streitfrage eine zunehmende Spaltung. Die meisten Kalvinisten
behaupten, Christus wäre nur für die Erwählten gestorben. Auf der anderen
Seite erklärt IFCA International, eine Gruppe von ungefähr 700 unabhängigen evangelikalen
Gemeinden und 1,200 Pastoren (einige von ihnen Kalvinisten), in ihrem
Glaubensbekenntnis, „wir glauben, daß der Herr Jesus Christus am Kreuz für die
ganze Menschheit starb... um die Erlösung aller zu vollbringen, die auf ihn vertrauen...
11 Spurgeon selbst, der so oft von Kalvinisten zur Unterstützung ihrer Sicht zitiert
wird, wies die Begrenzte Sühne zurück, obgleich sie der Kern des Kalvinismus ist
und unausweichlich aus den anderen Punkten folgt – und er sagte das unzweideutig:
Ich weiß, es gibt einige, die für ihr Theologiesystem den Verdienst des Blutes Jesu begrenzen
müssen: Wenn mein Theologiesystem solch eine Begrenzung bräuchte, würde ich es in den
Wind werfen. Ich kann und darf mir nicht erlauben, daß sich so ein Gedanke in meinem Geist
festsetzt, weil er fast Blasphemie ist. In Christi vollendeten Werk sehe ich unbegrenzten Verdienst.
Mein Senkblei findet keinen Grund, mein Auge erkennt keine Küste... Wenn eine göttliche
Person sich als Opfer darbietet, paßt die Vorstellung nicht, es hätte nur begrenzten Wert.
Grenze und Ausmaß sind Begriffe, die wir nicht auf ein göttliches Opfer anwenden können.
12Aggressive Werbung
Kalvinisten bestehen zunehmend darauf, daß ihre besonderen Lehren den
Glauben der „Reformatoren, der zur Reformation führte" repräsentieren, und daß sie
von allen evangelikalen Christen als wahre Christenheit und biblischer Ausdruck des
Evangeliums akzeptiert werden sollten. Vielem, wofür sie stehen, könnten alle
Christen zustimmen. Es gibt auch vieles, womit beinahe alle Evangelikalen annehmen,
daß sie übereinstimmen. Letzteres erfolgt jedoch aufgrund von Mißverständnissen.
Tatsächlich stimmen sie jedoch nicht überein, was auf den folgenden Seiten
Klargestellt wird. Und es gibt noch vieles hinsichtlich der Gemeinde, Israel und der
8
John H. Gerstner, Wrongly Dividing the Word of Truth: A Critique of Dispensationalism (Wolgemuthand hyatt, Publishers, Inc., 1991), 107.
9 Norman F: Douty, The Death of Christ (William and Watrous Publishing Company, n.d.), 136-63 10 James Morrison, The Extent of the Atonement (Hamilton, Adams and Co., 1882), 114-17. 11 IFCA International, What we believe, I: (3) b (www.ifca.org). 12 Spurgeon, op. cit., I:174.Dave Hunt, Welche Liebe ist das? Kap 1 7Rückkehr Christi, an dem diejenigen, die an die nahe bevorstehende Entrückung der
Gemeinde glauben, starken Anstoß nehmen würden. Die zuletzt genannten Auffassungen
haben nichts mit dem Evangelium zu tun. Sie sollen hier daher nicht betrachtet
werden.
Im Jahr 2000 traf sich die Allianz der Reformierten Christen in London. Sie
sandten diese Botschaft an alle Evangelikale weltweit: „Wir rufen alle auf, die sich
„evangelikal" nennen, einmal mehr ihren Glauben in Übereinstimmung mit dem
Zeugnis der Schriften und im Fortbestand des historischen Zeugnisses der Gemeinde
zu bekennen."13 Mit dem „historischen Zeugnis der Gemeinde" meinen sie die
besonderen Lehren, die von Augustinus herrühren und von John Kalvin interpretiert
und erweitert wurden. Eine Zeit lang wurden sie durch Staatskirchen ganz England,
Schottland und den Teilen Europas aufgezwungen, die von Kalvinisten kontrolliert
wurden. Die historische Dokumentation erfolgt in den Kapiteln 5 und 6.
Die heutigen Kalvinisten sprechen noch ernsthafter und mutiger über die Notwendigkeit
einer „neuen Reformation," unter der sie eindeutig eine Wiederbelebung
des Kalvinismus als der dominierenden Sicht in der Christenheit verstehen. Beachten
Sie einige der Resolutionen, die zur „London Erklärung 2000: Allianz der Christen der
Reformation – eine Vision der biblischen Einheit in der modernen Kirche, ‚ Das evangelikale
Problem‘ " gehören:
Zur „Frage nach der Wahrheit"
Daher rufen wir alle Evangelikale auf, zur früheren biblischen Sicht zurückzukehren... eine spezielle
Lehre [Kalvinismus] für wahr zu halten ist keine spirituelle Arroganz, sondern eine biblische
Pflicht.
Zu „Einer Vision für Reformation"
Daher rufen wir alle Evangelikale auf, einer Vision für Reformation zuzustimmen, die in Übereinstimmung
mit dem Zeugnis der Schrift steht und im Zusammenhang mit dem historischen
Zeugnis der [kalvinistischen] Kirche. Die Vision handelt von einer Kirche, die sowohl katholisch
wie reformiert ist. Unter ‚ katholisch‘ verstehen wir nicht ‚ römisch-katholisch‘ ..." [Siehe Kapitel 4,
„die überraschende katholische Verknüpfung des Kalvinismus"]. Mit reformiert meinen wir, daß
wir jene Lehren über die Autorität der Schrift und der Errettung durch Gnade bekennen, die unsere
reformierten (kalvinistischen] Ahnen zur Zeit der Reformation beteuerten. (Hervorhebung
durch die Autoren der Erklärung).
Bei „Vier Beteuerungen" umfaßt die erste das Folgende:
Wir beteuern gleichfalls, daß wir Augustiner in unserer Lehre über den Menschen und in unserer
Lehre der Errettung sind. Und das deshalb, weil wir glauben, daß Augustinus und seine
Nachfolger, einschließlich der [kalvinistischen] Reformatoren getreu die Lehre der Bibel wiedergaben,
hinsichtlich der vollkommenen geistlichen Unfähigkeit des gefallenen Menschen, für Gott
empfänglich zu sein, der gnädigen, bedingungslosen Erwählung von Menschen zur Errettung
durch Gott den Vater, dem Plan des Errettungswerkes durch den eingeborenen Sohn, sicherlich
und gewiß beabsichtigt, die Errettung jener Menschen [der Erwählten] sicherzustellen, der monergistischen
[He2]
Gnade des Heiligen Geistes bei der Wiedergeburt [ohne Verständnis oderGlaube von Seiten des Menschen] und dem Ausharren der Erwählten. Deshalb weisen wir alle
Arten von Synergismus oder Semi-Pelagianismus zurück, bei der dem Menschen eine Mitwir-kung
bei seiner Wiedergeburt gewährt wird, z.B. Arminianismus. Wir weisen ebenfalls jede Aufweichung
der Heiligungslehre des Augustinus zurück, z.B. der Amyraldinismus (‚ vier Punkte
Kalvinismus‘ ) und jede Verschärfung wie z.B. den Hyper-Kalvinismus... Der Gedanke einer katholischen
und reformierten [kalvinistischen] Kirche – ein hauptsächlicher, majestätischer Strom
der historischen christlichen Orthodoxie [Augustinianismus / Kalvinismus] – ist somit unerläßlich
13
"The London Declaration 2000: Alliance of Reformation Christians – a vision for biblical unity in themodern church, ‘ The Evangelical Problem.’ ".
Dave Hunt, Welche Liebe ist das? Kap 1 8für unser Verständnis. Diesen Gedanken beteuern wir als wahr und grundlegend für jeden
evangelikalen Ausblick, der es wert ist, so genannt zu werden.
zu 2
Reformierte Katholiken beteuern die Bedeutung der Kirche und ihrer Geschichte in jeder authentischen
Vision von Gottes Erlösungswerk in Raum und Zeit. Der Evangelikalismus ist heute
infiziert mit einer tödlichen Amnesie hinsichtlich der historischen [kalvinistischen] Kirche... Wir
weisen besonders das subjektive und oft unordentliche Schauspiel von Anbetung nach der Art
der Charismatiker zurück, mit ihren zugehörigen Praktiken wie der angeblichen Zungenrede,
Prophezeiungen, ‚ töten im Geist
e[He3]‘ usw.zu 4
... Wir beklagen den Einfluß eines pietistischen Dispensationalismus unter den Evangelikalen,
wobei die Welt als unrettbar verloren angesehen wird (und es somit kaum sinnvoll erscheint, sie
zu beeinflussen) und wo die nahe bevorstehende Entrückung der Heiligen die einzige Hoffnung
ist.
Eine Herausforderung, ruhig zu bleiben
Mit dem jüngsten Aufkommen des Kalvinismus hat eine Anzahl führender Kalvinisten
begonnen, eine weit aggressivere Haltung bei seiner öffentlichen Verbreitung
einzunehmen. Beide Seiten machen diese Streitfrage vermehrt zu einer Sache
der Gemeinschaft im Herrn, was zu einer Spaltung in einer Anzahl ansonsten gesunder
Gemeinden führte. In manchen Gemeinden wird der Kalvinismus als Sekte angesehen,
ihren Mitgliedern wird verboten, ihn auch nur privat zu verbreiten. In anderen
Gemeinden werden nur Kalvinisten als Mitglieder akzeptiert. Natürlich traf das auf
Pastoren und Missionarskandidaten seit Jahrhunderten in nahezu allen presbyterianischen
Gemeinden zu und sogar in manchen baptistischen Gemeinden – aber nun
scheint diese Haltung sich auszubreiten.
Bedeutende evangelikale Seminare, sogar diejenigen, die sich im allgemeinen
an eine dispensionalistische Theologie hielten, indoktrinieren Tausende künftiger Pastoren
und Missionare in den Amillenialismus des Kalvinismus, dem Ersatz Israels
durch die Gemeinde und anderer Facetten der sogenannten Reformtheologie. Einige
christliche Colleges machen zunehmend das Gleiche. In letzter Zeit scheint sich ein
vordem ungeahntes Ausmaß an Verwirrung und Spaltung zu diesem Thema aufzutun.
In seinem hervorragenden Buch, Die andere Seite des Kalvinismus behauptet
Laurence M. Vance, daß „in jüngerer Zeit der Kalvinismus in der Southern Baptist
Convention wieder aufgekommen wäre."14 Beinahe täglich beanspruchte dieses
Thema breiteres Interesse und größere Bedeutung, als ich je vermutete. Es war offensichtlich,
daß es großen Bedarf für weitere Nachforschung und schriftliche Unterlagen
gab, welche sich mit dieser wichtigen Streitfrage beschäftigte.
Als bekannt wurde, daß ich ein solches Buch zu schreiben beabsichtigte,
mahnten mich eine Reihe von Pastoren zur Vorsicht, mich zu diesem Thema auszulassen.
Aus Unkenntnis seiner wahren Lehren hätte ich den Kalvinismus bereits
falsch dargestellt. Eine typische Antwort meiner kalvinistischen Freunde, denen ich
ein frühes Manuskript zur Durchsicht gesandt hatte, war folgende: „Die Karikaturen,
die sie vorstellen und die Strohmänner, die sie konstruieren, beweisen mir, daß sie
14
"A Study Tool for the Doctrine of Election" (SBC Life, April 1995), 8-9; "Arminian/Calvinist Re-sponse"(SBC Life, August 1995), 8-9; cited in Laurence M, ance, The Other Side of Calvinism (Vance
Publications, Pensacola FL, 1999), 25..
Dave Hunt, Welche Liebe ist das? Kap 1 9absolut kein Verständnis der reformierten Haltung haben. Daher rate ich Ihnen davon
ab, daß sie irgend etwas in Druck geben. 15
Briefe begannen, in unseren Dienst, The Berean Call aus der ganzen Welt einzugehen.
Viele kamen von Pastoren, die darauf beharrten, daß ich unqualifiziert sei,
den Kalvinismus zu behandeln und mich bedrängten, über dieses Thema meine Lippen
zu versiegeln und meinen Bleistift fallen zu lassen. Man sagte mir, daß ich viele
Freunde verlieren würde und mich von führenden Evangelikalen entfremden würde,
weil die meisten von ihnen überzeugte Kalvinisten seien. Außerdem, wer würde wohl
solch ein Buch veröffentlichen, da die meisten Verlage viele Bücher der anderen
Sichtweise publiziert hatten.
Was mich am meisten bewegte waren die ernsthaften Bedenken enger Freunde,
daß ein Buch von mir zu diesem Thema Spaltung verursachen würde – das
Letzte, was ich wollte. „Wir können es bereits jetzt hören," sagten mir mehrere
Freunde: „Hier kommt wieder Dave Hunt: Diesmal greift er Kalvinisten an!" Diese Bedenken
lasteten schwer auf mir.
Man muß willens sein, weisen Rat anzunehmen. Aber der Rat vieler, doch still
zu bleiben, auch wenn er von vielen aufgrund aufrichtiger Bedenken gegeben wurde,
schien mir nach vielen Gebeten und Seelenforschung meinerseits ein schlechter
Ratschlag zu sein. Spurgeon nannte die Debatte über Gottes Souveränität und den
freien Willen des Menschen „eine Kontroverse, die... ich für wirklich gesund halte und
die uns sehr viel Gutes gebracht hat..."16 Es ist mein Herzenswunsch, daß dieses
Buch zur ewigen Ehre Gottes dient und zum Segen für Seine Volk wird.
15 Personal to Dave Hunt, dated October 19, 2000. On file. 16
Charles Haddon Spurgeon, "God’ s Will and Man’ s Will," No. 442 (Newington: Metropolitan Taberna-cle,sermon delivered Sunday, March 30, 1862).