Home
Forum neu
Forum BBKR
Begriffserklärungen
Syngrammata
Lehre
auf Youtube
Mal3.16 Website
Neben der Schrift
Fakten zur Bibel
Siehe auch:
Forum 239
4 x ER
Der Messias im Alten und
neuen Testament
Bleibt der Gläubige zeitlebens ein armer Sünder?
J. Ph. FijnvandraatDer Mann, der nicht sündigen konnte 1. Auflage 1987
Ernst-Paulus- Verlag,
Haltweg 23, 0-6730 Neustadt Weinstr.
Inhaltsverzeichnis
Seite Äußere Umstände oder innere Beschaffenheit? 7 "Erbsünde" oder unverdorbene "Adamsnatur"? 8 "Sünde" und "Sünden" 9 Ungenaues Argumentieren. " 10 I. Der Zustand Adams vor dem Sündenfall 11 Adam besaß keine Gerechtigkeit. " 14 Die Funktion des Baumes der Erkenntnis des Guten und Bösen 16 Der erste und der letzte Adam. " 17 11. Sünde und Sünden. " 19 Ist "Sünde" lediglich "Mangel an Gerechtigkeit"? 19 Ist "Sünde", "Erbsünde" oder "Erbschuld"meine Strafe? 20 Das Umkehren der Dinge. " 22 Eine falsche Bezugnahme auf Römer 5, 19 und 1. Korinther 15, 21-22 23 "Sünde" ist oft etwas mehr als eine "böse Tat"! 24 "Sünde" ist also oft die Andeutung eines Prinzips 25 Zwei Seiten des Opfers Christi. 28 War Christus der Sündenträger in Seinem Leben auf der Erde? .." 30 III. Das Zeugnis der Schrift Die Kardinalfrage Hiobs 33 Die Geburtsankündigung im Neuen Testament. 34 Zeugung mit außergewöhnlichen Folgen. ... 34 In Gleichgestalt des Fleisches der Sünde" ... 35
5
Das Heilige, das geboren werden wird. , , ,. 37 Ein Zeugnis über den neuen Menschen 38 In Christus" 38 Die Konsequenz von Lukas 1, 35 39 Christus konnte also nicht sündigen. 40 "Derselbe gestern und heute und in Ewigkeit". 40 "Christus, unser Leben" 41 Aber was ist mit der Versuchung in der Wüste? 42 Die Konsequenzen der bösen Lehre, daß Christus sündigen konnte. 43 6 Der Mann, der nicht sündigen konnte
Äußere Umstände oder innere Beschaffenheit?
7
8
Für eine gute Beantwortung
der Frage müssen wir daher in der Schrift nachschlagen, was sie zu den
folgenden Themen sagt:
I. Adams Zustand vor dem
Sündenfall;
II.
die Frage von "Sünde" und "Sünden";
III. das Zeugnis der Schrift
über das Wesen Christi.
Schlüssen kommen im Blick auf
das Verhältnis Christi zur Sünde.
denn in Adam war vor dem
Sündenfall auch keine
Sünde.
10 I. Der Zustand Adams vor dem Sündenfall 1. Adam war aufrichtig, unverdorben, in einem Zustand der Unschuld.
unter den Christen. Diese
Lehre folgt deutlich aus 1. Mose 1, 31. Man sollte dabei sehr wohl bedenken
daß Adam die Sünde als
Erscheinung überhaupt nicht kannte!
Ferner müssen wir auch noch
einen Unterschied machen zwischen heilig sein in Stellung und im
Wesen.
12
Wir müssen bedenken, daß Adam die Sünde nicht kannte; es gab in seiner Umgebung niemanden, der sündigte, und es gab keine Verführung zur Sünde. Er war ebenso wie Eva in einem Zustand der Unschuld ("Unwissenheit"), aber nicht in einem Zustand der inneren Absonderung von dem Bösen. Als jedoch die Versuchung zur Sünde auf sie zukam, war der Augen- blick da, wo sie wählen mußten: Sich vom Bösen absondern zu Gott hin, oder sich von Gott abwenden zum Bösen hin. Bis zu diesem Moment standen Adam und Eva außerhalb des Bösen; nun kam es darauf an, sich moralisch über das Böse zu stellen, indem sie es verurteilten im Licht dessen, was Gott gesagt hatte über das Essen der Frucht. Wenn sie dieses letztere getan hätten, hätte man von der Heiligkeit Adams reden können. Dies ist meines Erachtens der Grund, warum die Schrift nirgends von der Heiligkeit Adams spricht.
Adam besaß keine Gerechtigkeit
Bei Adam vor dem Sündenfall
haben wir es mit einem Menschen zu tun, der in einem Zustand schuldloser
Unwissenheit (Unschuld) lebte; er kannte Gut und Böse nicht. Folglich konnte
bei ihm auch keine Rede sein von einem bewußten gerechten Handeln, einem
bewußten Abweisen alles dessen, was in Widerspruch zu Gottes Wesen stand und
zu der dem Adam von Gott verliehenen Stellung innerhalb der Schöpfung. Wenn
Adam und Eva, als sie am Baum der Erkenntnis mit dem Bösen konfrontiert
wurden, das Böse abge- wiesen und dadurch verurteilt hätten. ..dann hätten
14
Man kann nicht von "Adam in
einem Zustand der Unschuld" (schuldlosen Unwissenheit) sprechen und zur
gleichen Zeit von der "Gerechtigkeit Adams" reden. Das erste schließt das
zweite aus. Weithin meint man, daß der Gläubige in der Erlösung, die ihm
zuteil wurde, bekleidet wird mit der Gerechtigkeit Adams vor dem Sündenfall.
Die Konsequenz davon wäre, daß der Christ in die Stellung zurück- versetzt
würde, die Adam vor Gott vor dem Sündenfall hatte. Seine Zukunft würde damit
auch auf der neuen Erde liegen und nicht im Himmel. Die himmlische Berufung
der Gläubigen würde damit faktisch preisgegeben!
Dieser Gedanke ist eine
armselige Verstümmelung dessen, was die Schrift über die Resultate des
Erlösungswerkes Christi sagt. Was wir in der Schrift finden ist folgendes:
"Aus Ihm aber seid ihr in Christo Jesu, der uns geworden ist Weisheit von Gott
und Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung, wie geschrieben steht: Wer sich
rühmt, der rühme sich des Herrn" (1. Kor 1, 30). Und nach Philipper 3, 9 ist
das nicht die Gerechtigkeit Adams, oder die Gerechtigkeit die aus dem Gesetz
ist, sondern die, "die durch den' Glauben an Christus ist - die Gerechtigkeit
aus Gott durch (oder: auf Grund des) den Glauben". Auch 2. Korinther 5, 21
spricht nicht von der "Gerechtigkeit Adams", wie manche meinen, sondern sagt,
daß Christus für uns auf dem Kreuz zur Sünde gemacht wurde, "auf daß wir
Gottes Gerechtigkeit würden
in Ihm".
15
Gott
selbst hatte im Garten Eden den Baum der Erkenntnis
des Guten und Bösen gepflanzt. Dieser Baum war gut, wie alles, was Gott
geschaffen hatte - er diente obendrein einem guten Zweck, nämlich dem Erlangen
der Erkenntnis von Gut und Böse. Aus der Darstellung der Schrift können
wir ableiten, daß diese Erkenntnis erlangt werden konnte, indem man nicht
von der Frucht aß. Als Satan zu Eva kam mit den Worten "Hat Gott
wirklich gesagt: Ihr sollt nicht essen von jedem Baume des Gartens?" (1. Mose
3, 1), suchte er Eva zu einer unabhängigen Beurteilung einer Sache zu
verleiten, in der
sie nicht unabhängig war. Gott hatte
nämlich über das
Essen
der Frucht dieses Baumes zu Adam gesprochen, als Eva noch
nicht geschaffen war. Außerdem benutzte der Teufel eine unrichtige,
verschleiernde Wortwahl. Seine Worte "von jedem Baume des Gartens" konnten
aufgefaßt werden als "nicht von jedem Baum", aber auch als "von keinem
einzigen Baum". Die Worte "Hat Gott wirklich. .." beinhalten zwei
Dinge: Zum ersten suggerierte Satan damit, daß er über eine besondere Kenntnis
der Pläne und Absichten Gottes verfügte, so daß er Eva wohl belehren konnte;
zum zweiten zwangen diese Aussagen zu einer Beurteilung der Frage, ob Gott
vielleicht so weit gegangen war, oder so weit gehen würde, das Essen
der Früchte von allen Bäumen zu verbieten. Wie gesagt, forderte das Wort
"ihr" auf zu einer Beurteilung in Unabhängigkeit. Wenn Eva jetzt der Tatsache
ihrer Abhängigkeit von Adam in dieser Sache Rechnung getragen hätte, und zu
Adam gegangen wäre, um die verschleiernden und unrichtigen
16
Worte an dem zu prüfen, was
Gott wirklich gesagt hatte - dann hätten sie beide, Adam und Eva zusammen, die
Lüge entdeckt, und somit hätte dieser Baum sie dadurch zu einer objektiven
Erkenntnis von Gut und Böse geführt. Indem sie danach diese Worte
verurteilt und abgewiesen hätten, hätten sie Gerechtigkeit geübt. Und in
diesem Fall hätten wir sprechen können von der Gerechtigkeit Adams und Evas im
Hinblick auf Gut und Böse. Und so, durch das Festhalten an der Autorität des
Wortes Gottes und durch die daraus hervorgehende Abweisung der Worte der
Schlange, hätten sie innerlich und äußerlich Abstand genommen von der Lüge und
sich damit zu Gott hin abgesondert (geheiligt). Die Ausübung der Gerechtigkeit
hätte sie daher zu praktischer Heiligkeit geführt. (Dies erklärt vielleicht
auch die Reihenfolge in Epheser 4, 24).
Leider! Das Gegenteil ist
geschehen. Durch das Essen der Frucht gerieten sie aus dem Zustand der
"Unschuld" (schuldlosen Unwissenheit) in den der Ungerechtigkeit und
Unheiligkeit. So kam die subjektive Erkenntnis von Gut und Böse in ihre
Existenz hinein. Das Böse, die Sünde, war nicht allein von außen zu ihnen,
sondern von außenher in sie hinein gekommen. Eine Stelle in ihrem Wesen
und Bewußtsein, die sozusagen noch "leer" war ("Unschuld" hat hier den Sinn
von Unkenntnis), wird nun auf fatale und verkehrte Weise ausgefüllt - nicht
durch Gerechtigkeit, sondern durch Sünde.
Allein schon die genannten
Tatsachen müßten uns zu der Einsicht bringen, daß ein großer Unterschied
bestehen
17
muß zwischen dem "ersten
Adam" vor dem Sündenfall und dem "letzten Adam", dem "zweiten Menschen",
unserem Herrn und Heiland Jesus Christus. Schon bei Seinem Kommen in die Welt
konnte gesagt werden: "Der Heilige Geist wird über dich (Maria) kommen, und
Kraft des Höchsten wird dich überschatten, darum wird auch das Heilige,
das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden" (Lukas 1, 35). Er war
wirklich "der Heilige Gottes" (Lukas 4, 34 und Apg 3, 14). Er war auch von
Grund auf "der Gerechte"; als solcher kam Er in die Welt (Apg 7, 52). In Ihm
gab es keinen Anknüpfungspunkt für eine Verführung zur Sünde.
18
Eine zweite Ursache für
Mißverständnisse in der Frage, ob Christus
sündigen konnte, liegt in der Verwirrung, die um den Begriff "Sünde" herrscht.
Daß in der römisch-katholischen Theologie keine klare Einsicht betreffs des
Sündenproblems erwartet werden kann, dürfte deutlich sein für alle, die
gelernt haben, die Frage der Sündenvergebung im Licht der "Allgenügsamkeit"
des Werkes des Herrn Jesus Christus zu sehen, wie die Bibel sie zeigt. Ein
theologisches System, das schon mehr als tausend Jahre lang aus der
Sündenfrage einen Handel mit bezahlten Ablässen und Messen gemacht hat, kann
zum Thema "Sünde und
Sünden" unmöglich eine deutliche Einsicht
geben. Die Reformation brach glücklicherweise mit diesen schändlichen.
Praktiken und führte zu einem richtigen Verständnis bezüglich der Grundlage
der Vergebung der Schuld. Doch blieb das Denken der reformatorischen Theologie
stark beeinflußt von Rom, was die Begriffe "Erbsünde", "Erbschuld" und
"Erbmakel" betrifft. Es herrscht in diesem Punkt in reformatischen Kreisen
weithin viel Verwirrung.
Ist "Sünde" lediglich "Mangel an Gerechtigkeit"?
In der (niederländischen)
Christlichen Enzyklopädie, Verlag Kok, Kampen ist die folgende Erläuterung zu
finden, geschrieben von Dr. A. Kuyper jr.: "Die Lehre von der Erbsünde
beinhaltet, daß der Mensch, In Sünde gefallen, nicht nur das Bild Gottes
verloren hat, sondern auch, daß seine Natur verdorben wurde und
19
daß er in der sündigen Natur
empfangen und geboren wurde. ..".
Stünde hier nun ein
Punkt, dann könnte man sich be- schränken auf die sprachliche Kritik, daß der
Mensch der in Sünde fiel (Adam), nicht in einer sündigen Natur geboren wurde,
und daß der, der in solcher Natur empfangen und geboren ist, nicht in die
Sünde gefallen ist. Auch über die Frage "Bild Gottes" oder
"Gleichnis Gottes" könnte man
noch reden -aber das ist im Rahmen unseres Themas nebensächlich. Leider
folgt jedoch noch mehr. Dr.
Kuyper und sehr viele mit ihm behaupten nicht nur, daß als Folge des Falles
von Adam und Eva alle Menschen in einer sündigen Natur empfangen und geboren
wurden, sondern daß ein Mensch so geboren wird ". ..als Strafe für die Sünde,
die er in Adam begangen". Und Dr. Kuyper fährt dann fort: "Es ist von größter
Bedeutung, einzusehen, daß die Sünde eine Beraubung ist, ein Wegnehmen von
etwas, das da war und das da sein sollte. ..".
Ist "Sünde", "Erbsünde" oder "Erbschuld" meine Strafe?
Die Behauptung, daß die
Erbsuende die Strafe ist für die Suende, die ich in Adam begangen haben soll, stimmt
nicht. Die Tatsache, daß Adams Nachkommenschaft in Sünde empfangen und geboren
wurde, ist eine Folge von Adams Sünde und kann höchstens als eine
ihn treffende Strafe gesehen werden. Es muß für Adam gewiß ein furchtbarer
Eindruck gewesen sein, daß die Natur seines ältesten Sohnes durch seine
(Adams) Sünde so verdorben war, daß dieser Junge ein Mörder an seinem eigenen
Bruder wurde. Aber es war
20
nicht Kains Strafe, daß er
so geboren wurde! Man beruft sich bei dieser Überlegung auf Hebräer 7, 9. Da
steht jedoch nicht, daß Levi in Abraham den Zehnten an Melchisedek
bezahlte. Der Schreiber fügt ausdrücklich die Worte "sozusagen" oder
"gleichsam" ein. Was er sagen will, ist dieses: Die Gleichheit in Stellung
oder Rang, in der alle stehen, die aus Abraham geboren sind,
bedingt notwendigerweise, daß auch ihre priesterliche Stellung
niedriger ist als die von Melchisedek. Um es mit einem holländischen
Sprichwort auszudrücken:
"Wenn du als 10-Cent-Stück
geboren wurdest, wirst du niemals ein Viertelgulden." Das ist die
Beweisführung in Hebräer 7, und das illustriert der Schreiber mit einem
"sozusagen". Ich erbe also wohl die Stellung vor Gott und den verdorbenen
Zustand vor Gott, in die Adam nach dem Sündenfall hineingeriet, aber das ist
ebenso- wenig meine Schuld wie meine Strafe. Ich habe doch niemals darum
gebeten, geboren zu werden. Hier von meiner Strafe zu reden für etwas,
daß ich "in Adam" getan haben soll, ist abwegig. Nicht durch mich,
sondern durch ihn ist die Sünde in die Welt gekommen.
Für mich ist der Zustand, in
dem ich geboren bin, eine gesetzmäßige Gegebenheit, deren Beseitigung
ich ebensowenig in der Hand habe wie das Datum meiner Geburt. Meine
Verantwortlichkeit ist lediglich, was ich mit dieser Gegebenheit anfange.
Meine Schuld ist es, wenn ich mich weigere zu erkennen, daß ich als Sünder
geboren bin und daß meine Natur verdorben ist als Folge der Sünde Adams
und durch Adams (und nicht durch meine persönliche) Schuld. Natürlich bin ich
ver- antwortlich für meine persönliche Sünde und die dar- aus hervorgehende
Schuld.
21
Tatsächlich bedeutet die
oben genannte Auffassung, daß man die Dinge auf den Kopf stellt. Daß ich in
Sünde geboren werde, ist Adams Schuld. Daß ich als natürlicher Mensch nicht
anders kann als sündigen
(" Was nicht aus Glauben ist,
ist Sünde", Römer 14, 23), ist eine gesetzmäßige Folge der Sünde Adams. Meine
Sünden sind zu allererst
meine persönliche Schuld - aber sie gehen doch aus der Gesetzmäßigkeit hervor,
daß ich, weil Adam in die
Sünde fiel, mit einer verdorbenen Natur geboren bin, die nicht anders kann als
sündigen. Jeder von uns ist schuldig für seine eigene Sünden, und Adam ist
in gewissem Sinne schuldig für die Sünden aller Menschen, weil er durch
seine Sünde die Nachkommenschaft verdorben hat. Daher habe nicht "ich in Adam
gesündigt", sondern höchstens
"sündigt Adam in mir". Meine
Natur ist die Natur des gefallenen Adam.
Aber was sagt die Schrift?
Obwohl das soeben Fest- gestellte strikt logisch ist, wird dieser Schluß nicht
gezogen! Im Alten Testament wird uns viermal ein ganz anderes Prinzip der
Regierungswege Gottes vorgestellt. Wir finden das in 5. Mose 24, 16 (vgl. 2.
Könige 14, 4 und 2. Chronika 25, 4):
"Nicht sollen Väter getötet
werden um der Kinder willen, und Kinder sollen nicht getötet werden um der
Väter willen, sie sollen ein jeder für seine Sünde getötet werden."
Und so auch in Hesekiel18,
20:
Die Seele welche sündigt, die
soll sterben. Ein Sohn ;011 nicht die Ungerechtigkeit des Vaters mittragen,
und
22
ein Vater nicht die Ungerechtigkeit des Sohnes
mit- tragen."
Ganz in Übereinstimmung
hiermit sagt Römer 5, 12, daß "der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist,
weil sie alle gesündigt haben".
Eine falsche Bezugnahme auf Römer 5, 19 und 1. K
Für die Auffassung, daß die
Erbsünde eine Strafe sei für die Sünde, die wir in Adam begangen haben sollen,
beruft man sich auch auf die obengenannten Texte. Lesen wir mit dem Blick auf
den Begriff "Strafe" u. a. Sprüche 19, 19, Hesekiel5, 15, Lukas 23,41, Römer
13,4, 2. Thessalonicher 1, 9, Hebräer 10, 29, 1. Petrus 2, 14 usw., dann sehen
wir jedesmal, daß in der Schrift eine "Strafe" stets die Antwort ist auf die
Ungerechtigkeiten, die durch die gestraften Personen selbst zuvor
begangen wurden. Römer 5, 19 sagt dann auch nicht, daß "durch den Ungehorsam
des einen Menschen (Adam) die Vielen in ihm gesündigt haben", sondern
"die Vielen in die Stellung von Sündern gesetzt worden sind". Dieser
Text lehrt einfach, daß Adam durch seine Übertretung seine gesamte
Nachkommenschaft in die Sklaverei der Sünde geführt hat. Jedes neugeborene
Baby ist ein potentieller Sünder; die Sünde wohnt in ihm, wenn sie sich auch
noch nicht manifestiert. Sobald ein Menschenkind heranwächst, kommt ein
Moment, in- dem sich die Sünde manifestiert. Dann wird es deutlich, daß auch
er oder sie ein Sünder ist. 1. Korinther 15, 21-22 spricht nicht davon, daß
wir Schuld oder Strafe erben, sondern davon, daß wir eine Natur erben, die dem
Tod unterworfen ist.
23
"Sünde" ist oft etwas mehr als eine "böse Tat"!
Bibelausleger gehen
ziemlich oft über zwei Besonderheiten in der Schrift hinweg. Die erste
Besonderheit ist die, daß der Apostel Paulus im ersten Teil des Römerbriefes
(bis 5, 12) von Sünden (sündige Taten) spricht
und im zweiten Teil
(nach 5, 12) den Akzent verlegt und in der Hauptsache die Sünde (die
sündige Natur)
behandelt. Die zweite
Besonderheit besteht darin, daß bereits im Alten Testament im Gesetz Moses ein
deutlicher Unterschied zwischen den verschiedenen Opfern gemacht wurde. So ist
in 3. Mose 4 und 5 die Rede von "Sündopfern" und "Schuldopfern". Beide Opfer
sind blutige Opfer und weisen auf das Opfer hin, das durch Christus auf dem
Kreuz gebracht wurde. Bekanntlich hat aber das Erlösungswerk Christi mehr als
einen
Aspekt! Bei beiden Opfern
fehlt in den Beschreibungen der Ausdruck "zum lieblichen Geruch dem Herrn",
der bei den Beschreibungen des Brand-, Speis-, und Friedensopfers vorkommt,
die in den Kapiteln 1-3 dargestellt sind. Das Sündopfer und das Schuldopfer
weisen daher auf die drei Stunden der Finsternis hin, in denen Christus
ausrufen mußte: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"
Achten wir auf den
Unterschied zwischen dem Sündopfer und dem Schuldopfer, dann fällt auf, daß.
beim Schuldopfer die Rede von einer Sünde "an den heiligen Dingen des Herrn"
(5, 14) oder von Dingen, in denen man einem Volksgenossen unrecht getan hat
(5, 20-26). Diese Ausdrücke kommen bei den Beschreibungen der Sündopfer nicht
vor. Zwar ist auch bei den Sünd- opfern die Rede von "Schuld", aber das Opfer
wurde gebracht, "wegen seiner Sünde" (4, 26; 5, 6. 10. 13).
24
Vielleicht kann man den Unterschied am
besten folgen- dermaßen umschreiben: Die Sünden, die bei den Sünd- opfern
genannt werden, kommen aus der Tatsache her- vor, daß der Mensch, der in Sünde
geboren und in Ungerechtigkeit empfangen ist, das vollkommene und heilige
Gesetz Gottes nicht vollbringen kann. Das Sündopfer legt somit den
Nachdruck auf die Tatsache, daß der Mensch von Natur ein Sünder ist; das
Schuldopfer betont, daß der Mensch durch das Sündigen eine Schuld auf sich
geladen hat, die gebüßt werden muß, indem das Schuldopfer gebracht wird (5,
17-19). Das Sündopfer legt also Sozusagen mehr Nachdruck auf die prinzipielle
Seite. Bei den Sündopfern wird nirgends über eine Schuld gegenüber dem Herrn
oder gegenüber dem Volksgenossen gesprochen. Außer in 3. Mose 5,17-19 ist dies
bei den Schuldopfern sehr wohl der Fall! Weiter konnte in den
"Schattenbildern" die wir im Alten Testament sehen, der Unterschied zwischen
Sünde und Sünden nicht ausgelegt werden. Doch brachten alle diese Belehrungen
des Gesetzes, zusammen mit seiner persönlichen Erfahrung, den König David
dazu, zu erkennen: In Sünde bin ich geboren. ..". Das Wort "Sünde" bezieht
sich in diesem Zusammenhang (siehe Psalm 51) nicht auf eine böse Tat, die er
begangen hatte, sondern auf die "Wurzel", das Prinzip, das in seiner
verdorbenen Natur und in seiner menschlichen Existenz von Grund
auf vorhanden war, woraus dann auch seine Sünde mit
Bathseba hervorgegangen war.
Suende" ist also oft die Andeutung eines Prinzips "
Die Schrift macht im Neuen
Testament einen Unterschied zwischen den
Taten und den Prinzipien, die den
25
Taten zugrunde liegen. Das
Essen der Frucht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen war eine Sünde,
eine sündige Tat, also eine Missetat. Aber was ihr zugrunde lag, war keine
Tat, sondern ein Prinzip. Sünde ist nicht nur "die Beraubung von etwas, das da
war und das da sein sollte". In der Natur ist es normal daß, wenn irgendwo
Finsternis herrscht und jemand eine Lampe anzündet, so daß das Licht zu
scheinen beginnt, die Finsternis dann aufgehoben wird; natürliche Finsternis
ist Abwesenheit von Licht. Aber mit der moralischen Finsternis in der
menschlichen Seele ist es anders! Wörtlich sagt Johannes 1, 5: " ...und die
Finsternis hat es nicht erlaßt (oder ergriffen)". Moralische Finsternis ist
mehr als Abwesenheit von Licht - sie ist Anwesenheit von Bösem, nicht bösen
Taten (Diebstahl, Verleumdung etc.) sondern eines bösen Grundsatzes. Wer eine
Baumschule besucht, kann erleben, wie der Züchter ihm verschiedene Bäume zeigt
und sagt: "Das ist eine Birne, das ein Apfel, das ein Pfirsich". Und da- mit
weist der Mann nicht auf eine bestimmte Frucht, die in diesem Moment an dem
Baum hängt, er sagt das vielleicht mitten im Winter! Er nennt den Baum nach
seinen Früchten. So finden wir es auch in der Bibel. In der Bibel ist Sünde
nicht Abwesenheit von etwas, das da sein sollte, sondern Anwesenheit von
etwas, was nicht vorhanden sein sollte! 1. Mose 3 zeigt uns, was die
Kennzeichen dieses "Etwas" sind, das die Bibel Sünde nennt: Erhebung gegen
Gott in einem Streben nach Unabhängigkeit. Dieser Grundsatz der Auflehnung und
Unabhängigkeit steht geradewegs im Widerspruch zu dem Prinzip der
Abhängigkeit, von dem die ganze Schöpfung durchzogen war. Diese Unabhängigkeit
hat viele Aspekte, wie "Begehrlichkeit", "Hoch-
26
mut", "Selbstsucht",
"Lügenhaftigkeit" usw. Fragen wir uns, wo dieser Grundsatz, diese böse Wurzel
ihren Sitz hat, dann sagt die Schrift, daß es die gesamte menschliche
Existenz, "der Leib der Sünde" ist. Die Sünde wohnt nicht in der Materie,
nicht im Mineral-, Pflanzen- oder Tierreich; vielmehr ist die ganze
menschliche Existenz von ihr durchzogen. (Ich spreche Von dem natürlichen,
nicht von dem wiedergeborenen Menschen.)
Hier folgt eine Reihe von
Zitaten aus der Schrift, in denen
über die Sünde als bösen
Grundsatz gesprochen wird, als eine Wurzel, aus der schließlich die bösen
Früchte
hervorkommen.
Ich zitiere aus dem
Römerbrief:
5, 12 -" Durch einen
Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen."
6, 1 -" Sollen wir in der Sünde verharren?"
6, 6 -". daß wir der Sünde
nicht mehr dienen."
6, 12 - "So herrsche denn
nicht die Sünde in eurem sterblichen Leibe, um seinen Lüsten zu gehorchen."
6, 13 - "Stellet auch nicht
eure Glieder der Sünde dar zu Werkzeugen. .."
6,14
- Die Sünde wird nicht über euch
herrschen."
27
In allen diesen -und vielen anderen -Texten
wird die Sünde nicht gesehen als eine bestimmte böse Tat, auch nicht ohne
weiteres als unsere verdorbene Natur -sondern als ein Prinzip, ein böser
Grundsatz, der in der ganzen menschlichen Existenz und in der gesamten
Menschenwelt wirksam ist.
Zwei Seiten des Opfers Christi
Das Opfer Christi hat
verschiedene Aspekte. Zwei von ihnen sind für unser Thema von besonderer
Bedeutung.
Petrus ist ein praktischer
Mann, spontan und impulsiv; das bestimmt auch den Weg, auf dem ihn der Heilige
Geist im Dienst für seinen Meister gebraucht. In seinen Briefen beschränkt
sich Petrus hauptsächlich auf die praktische Seite der Dinge. Wir finden dann
bei ihm auch nicht die Antwort auf das Problem der Sünde, jedoch wohl
auf das Problem der Sünden. Petrus denkt bei "Sünde" an "eine böse
Tat", als er schrieb: ". ..welcher keine Sünde tat, noch wurde Trug in
seinem Munde gefunden. ..welcher selbst unsere Sünden an Seinem Leibe
auf dem Holze getragen hat, auf daß wir, den Sünden abgestorben, der
Gerechtigkeit leben" (1. Petrus 2, 22-24). "Unsere Sünden" bezieht sich hier
auf alle unsere Sünden, auch die, die sich gegen unseren Nächsten richteten.
Alle diese Taten ließen uns vor Gott schuldig werden. In prophetischer Sprache
wird uns das, was Petrus hier sagt, durch die Dichter der Psalmen beschrieben:
Psalm 40 (siehe Vers 13,
vergleiche die Verse 6 und 7 mit Hebr. 10, 5-7);
Psalm 41 (siehe Vers 5,
vergleiche Vers 9 mit Johannes 13,18);
Psalm 69 (siehe Vers 5,
vergleiche Vers 9 mit Johannes 2, 17 und Vers 21 mit Matthäus 27, 48);
In diesen Psalmen ist die
Rede von Sünden, in Psalm 69 von "Vergehungen", für die der Messias litt, als
ob Er selbst sie begangen hätte. Was Petrus schreibt, schließt hieran an. Es
ist daher auch nicht verkehrt, zu sagen, daß Petrus den Hauptakzent auf den Schuldopfer- Aspekt im Kreuzesleiden
des Herrn legt.
Paulus hat einen
analytischen Geist, der in die Tiefe eindringt. Das zeigt sich in allen seinen
Briefen, die nach Petrus "schwer zu verstehen" sind (2. Petrus 3, 16). Er
spricht anders von den Kreuzesleiden, wenn er in 2. Korinther 5, 21 schreibt:
"Den, der Sünde nicht kannte, hat Er (Gott) für uns zur Sünde
gemacht, auf daß wir Gottes Gerechtigkeit würden in Ihm". Hier haben wir nicht
die Frage nach sündigen Taten, sondern nach dem Prinzip, den bösen
Grundsätzen, die den Taten zugrunde liegen, der Wurzel, aus der die Taten
hervor- kommen.
Christus wurde also am Kreuz
zur Sünde gemacht, als ob Er der böse Grundsatz wäre, der durch Adam in die
Welt gekommen ist und der in jedem Menschenkind wohnt. Es ist der 22. Psalm,
der in prophetischer Sprache ausdrückt, was Paulus in 2. Korinther 5,21
schreibt. Tausend Jahre, bevor das schreckliche Geschehen Wirklichkeit wurde,
hörte man bereits die Worte: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich
verlassen?" Der Lohn, den die Sünden denen gibt, die ihr dienen ist der Tod
(Römer 6, 23), und hier klingt schon 'lange vorher die Stimme des Geistes
Christi
29
Den beschriebenen
Unterschied zwischen "Sünde" und
Sünden" werden wir bei der Frage: "Konnte
Christus 'Sündigen"? weiterhin zu beachten haben.
War Christus der Sündenträger in Seinem Leben auf der
Erde?
Es ist in der Christenheit eine weit
verbreitete verkehrte Auffassung, daß der Herr Jesus während seines ganzen
irdischen Lebens auf der Erde (oder nach der Meinung anderer, während Seines
öffentlichen Dienstes der mit der Taufe durch Johannes den Täufer begann), das
Lamm Gottes war, das die Sünden aller
30
Johannes 1, 29 spricht gewiß
nicht über das "Tragen der Sünde", sondern über das Wegnehmen der Sünde.
Zwischen Gott und einem Sündenträger kann keinerlei Gemeinschaft bestehen: "Du
bist zu rein von Augen, um Böses zu sehen" (Hab 1, 13). Das Heilige wird ent-
heiligt durch das Unheilige. Bei Seiner Geburt war der Herr Jesus "das
Heilige", und während Seines ganzen
irdischen Lebens ruhte das Wohlgefallen Gottes
auf Ihm: "Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden
habe" (Matth 3, 17 und 17, 5).
Nur in den drei Stunden der Finsternis war
Christus von Gott verlassen. Die Lehre, daß Christus schon Vor dem
Kreuz Sündenträger war, wird der Heiligkeit Gottes nicht gerecht und schwächt
auch den Ernst der "Sünden" ab. Wenn Christus während Seines Lebens auf der
Erde Sündenträger sein konnte, und dennoch ununterbrochen Gemeinschaft mit
Seinem Gott haben konnte, dann kann auch jeder unbekehrte Mensch in
Gemeinschaft mit Gott leben und aus der Bibel kann das Wort gestrichen werden:
"Eure Missetaten haben eine Scheidung gemacht zwischen euch und eurem Gott und
eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, daß er nicht hört" (Jes
59, 2).
31
Nach allen vorangehenden
Erwägungen kommen wir nun zum Kern unseres Themas. Wir werden dabei gut tun,
wenn wir eine wichtige Lektion aus dem Gesetz Moses zu Herzen nehmen. Der
Hebräerbrief macht sonnenklar, daß die blutigen Opfer im Gesetz Moses ein
"Typus" (oder Vorbild) sind für das Kreuzeswerk Christi und somit prophetisch
darauf hinweisen. Nun gibt es in dem Gesetz eine Sorte von Opfertieren,
die
uns auf die himmlische Herkunft Dessen
hinweist, der das wahre Opfer bringen sollte. Das sind die "Vögel des
Himmels", die geopfert werden konnten. Während die Säugetiere, die geopfert
wurden, in Stücke geschnitten wurden, galt für die Vögel in dieser Hinsicht
ein ausdrückliches Verbot. Sie durften nicht in Stücke geteilt werden, sondern
mußten als Ganzes geopfert werden. Wir sehen das schon in 1. Mose 15, 10,
weiter in 3. Mose 1, 17 und 5, 8. Weder Kopf noch Flügel durften vom Leib
getrennt werden. Die Belehrung ist deutlich. Sobald es um die Tatsache geht,
das Christus der Mensch vom Himmel ist (Siehe 1. Kor 15, 47-48), können wir
keine Trennung machen zwischen der
himmlischen, göttlichen
Natur und der wahrhaft menschlichen Natur unseres Herrn.
Wo man dies in der
Kirchengeschichte trotzdem getan hat verfiel man von einer Ketzerei in die
andere! Aus diesem Lehrstreit ging als Endresultat der Ausspruch hervor:
"Christus ist Gott und Mensch in einer Person!" Im Neuen Testament wird
dann auch niemals
32
eine Trennung, sondern
lediglich ein Unterschied gemacht zwischen dem Herrn Jesus als Mensch und als
Gott. Auch wir müssen uns daher in unserem Reden über Christus und die Sünde
davor hüten, eine solche Trennung in unserem Denken und Sprechen zuzulassen.
In Hiob 14, 4 finden wir
eine bedeutsame Frage: "Wie könnte ein Reiner aus einem Unreinen kommen?" Die
Antwort Hiobs auf die von ihm selbst aufgeworfene Frage ist in ihrer
Allgemeinheit richtig: "Nicht ein einziger!" Doch gibt es eine große
Ausnahme von dieser Regel, aber davon konnte Hiob nichts ahnen.
In 1. Mose 3, 15 finden wir
in der Gerichtsankündigung die Gott an den Teufel richtet (merkwürdigerweise
von vielen Schriftauslegern "Verheißung" genannt) die Mitteilung, daß "der
Same des Weibes" die Macht des Teufels zunichte machen werde. Das ist die
erste offene Ankündigung des zukünftigen Auftretens des Messias, die wir in
der Bibel finden. Er sollte geboren werden als "Same des Weibes", ohne
männliches Zutun. Über- all, wo sonst über Nachkommenschaft gesprochen wird,
spricht die Schrift von dem Samen bestimmter Männer. Dies ist die einzige
Stelle in der Schrift, wo von "Frauensamen" die Rede ist!
In Jesaja 7, 14 finden wir
eine Bestätigung unserer Schlußfolgerung aus 1. Mose 3, 15: "Siehe, die
Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären". Auch hier also der
Gedanke einer Zeugung ohne männliches Zutun. Aber wie soll die Zeugung denn
33 hüllt.
Die
Geburtsankündigung im Neuen Testament
In Matthäus 1, 18
lesen wir: "Maria ...wurde schwanger erfunden von dem
Heiligen Geist". Und Lukas 1, 35 gibt eine detaillierte Beschreibung der
Geburtsankündigung: "Der Heilige Geist wird über dich kommen,
und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige,
das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden."
Die Zeugung unseres Herrn und
Heilandes war also ein übernatürliches
Zeugung mit a
Die außergewöhnliche Zeugung
hatte auch außer-
gewöhnliche Konsequenzen. Wir
lesen darüber im Hebräer 4, 15: ". ..der in allem versucht worden 1st 1ß
gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde". Hier steht kein
Tätigkeitswort, wie fälschlicherweise in einigen Übersetzungen: "jedoch ohne
zu sündigen".
34
Die Geburt unseres Herrn
Jesus Christus ist die einzige große, göttliche Ausnahme von der Feststellung
Hiobs. Christus war der absolut Reine.
"In Gleichgestalt des Fleisches der Sünde"
Das Vorhergehende scheint
bei oberflächlichem Lesen für viele im Widerspruch zu Römer 8, 3 zu stehen, wo
gesagt wird, daß Gott Seinen Sohn sandte "in Gleichgestalt (oder Gleichheit)
des Fleisches der Sünde". Das ist aber gewiß nicht dasselbe wie "im Fleisch
der Sünde"! Bei dem Ausdruck "in Gleichgestalt des. .." geht es um etwas, das
äußere Kennzeichen hat, die mit dem Vergleichsobjekt übereinstimmen. Was ist
nun ein wahrnehmbares Kennzeichen des Fleisches der Sünde? Das muß etwas sein,
das sich vom Zustand Adams vor dem Sündenfall unterscheidet.
Sicher wissen wir u. a., daß
Adam vor dem Sündenfall nicht sterben und nicht krank zu sein brauchte. Was
auch der genaue Zustand des Leibes Adams vor dem Sündenfall gewesen sein mag -
mit dem Sündenfall ver- band Gott eindeutig die Konsequenz des Sterbens! Und
nach dem Sündenfall hören wir von Krankheit im Leben der Menschen.
35 Nach Römer 8, 3 wurde Christus auch "für die Sünde" ("für": griech. peri, d. h. "in Hinblick auf', "mit Rücksicht auf', "um. ..Willen") gesandt. Er wurde also gesandt zur Lösung des Sünden-Problem~, da sich das Gesetz als kraftlos erwiesen hatte, um dieses Problem zu lösen. 2. Korinther 5, 21 sagt uns, wie das geschah:
Den der Sünde nicht kannte, hat Er (Gott) für
uns
36
Auf dem Kreuz, in den drei
Stunden der Finsternis, wurde Christus zur Sünde gemacht, als ob Er selbst der
böse Grundsatz oder das Prinzip wäre, durch das die Existenz jedes unbekehrten
Menschen, der aus Adam geboren ist, regiert und das die Natur jedes unbekehr-
ten Menschen von Grund auf verdorben hat. In den Stunden der Finsternis hat
Gott "die Sünde im Fleisch verurteilt". Darum sagt Hebräer 9, 26: "Jetzt aber
ist er einmal in der Vollendung der Zeitalter geoffenbart
worden zur Abschaffung der
Sünde durch sein Opfer (wörtl. durch das Schlachtopfer seiner selbst)". Nicht
im Leben Christi, sondern erst auf dem Kreuz wurde in der Existenz Christi die
Sünden-Frage aufgeworfen und im Prinzip durch Gott gelöst.
Vor
dem Kreuz hat der Heiland also keine Sünden getragen, und
ebensowenig Sünde gekannt. Erst auf dem Kreuz hat Er an (in) Seinem eigenen
Leib - somit als ob sie in Seiner eigenen leiblichen Existenz stattgefunden
hätten - unsere Sünden getragen. Nur da und damals wurde Er für uns
"zur Sünde gemacht". Vor dieser Zeit bestand zwischen Christus und der Sünde
keine einzige Verbindung. Er war der absolut Reine. Aber Er war mehr und ist
mehr als nur absolut rein.
Alle vorausgehenden
Erwägungen machen schon deutlich, von welcher besonderen Art das Kommen des
Herrn Jesus im Fleisch gewesen ist. Lukas 1, 35 nennt jedoch Christus nicht
den Reinen, sondern den
Hel-
37
"Gott geoffenbart im
Fleische" war und daß Er somit "im Fleische gekommen" war (etwas, das
von keinem anderen Menschen gesagt werden kann!) -besaß der Herr auch als
Mensch eine von Grund auf vollkommene, heilige Natur und nicht die Natur
Adams.
Ein Zeugnis über den neuen Menschen in Christus
Johannes präsentiert uns
(ich wiederhole das nochmals) die Wahrheit dem Grundsatz nach, er spricht
nicht über den "vermischten Zustand", den wir Gläubige in der Praxis allzuoft
daraus machen oder gemacht haben. Wenn ich jemanden aus Zentralafrika zeigen
will, was Schnee ist, führe ich ihm keine Probe vor, die ich von der Straße
aufgefegt habe, nachdem der Streu- wagen darüber gefahren ist. Will ich einen
Wüstenbewohner sehen lassen, was echtes Regenwasser ist, dann hole ich es
nicht aus dem städtischen Kanal. Zwar ist bei uns der meiste Schnee und das
meiste Wasser in der Praxis stark verunreinigt, aber den- noch würde
ich ihm Schnee und Wasser in ihrer reinen Form zeigen wollen! Sonst würde der
Mann nach Hause gehen mit dem Gedanken: Schnee ist eine kalte schmutzige,
halbfeste Angelegenheit, und das Wasser ist eine dreckige Brühe, die etwas
dünner ist!
38
doch manchmal behauptet, ist
ein Rätsel, das ich nur erklären kann, wenn ich die Tatsache berücksichtige,
daß der Gott dieses Zeitlaufs, Satan, die Gedanken der Menschen verblendet,
"damit ihnen nicht ausstrahle der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit
des Christus, welcher das Bild Gottes ist" (2. Kor 4, 4).
Die Konsequenz von Lukas 1, 35
Wir haben also gesehen, daß
der Herr als "das Heilige" in die Welt kam; daß wir in Ihm "Gott geoffenbart
im Fleische" sehen; daß Er in Seiner menschlichen Natur vom Heiligen Geist
gezeugt wurde. Dies bedeutet u. a., daß alle moralischen Eigenschaften Gottes
auch in dem Menschen Christus Jesus gefunden wurden und werden. Und daher
hatte und hat Er eine menschliche Natur, die gekennzeichnet ist durch eine
Abneigung gegen die Sünde, ein Hassen des Bösen. Das letztere war, wie gesagt,
bei Adam nicht der Fall. Er wurde
39
erste Mensch ist von der
Erde, von Staub; der zweite Mensch vom Himmel. "
Auch diese Beschreibung des
Unterschiedes zwischen dem ersten und dem zweiten Menschen macht deutlich, daß
zwischen Adam vor dem Sündenfall und der Natur, in der der Sohn Gottes
im Fleisch erschien, ein großer Unterschied besteht. Der Unterschied ist so
groß wie der zwischen Erde und Himmel! Das
Kindlein in Bethlehems Stall war "das Heilige".
Christus konnte also
n i c h t sündigen
Sowenig wie es möglich ist,
daß Gott sündigte, und sowenig der aus Gott geborene Mensch - der neue Mensch
in Christus -sündigen kann, sowenig ist es denkbar, daß Christus sündigen
konnte.
Auch als Mensch war Er "Sohn
Gottes", da Er durch Gott I den Heiligen Geist in Maria gezeugt war. "Das
Heilige" i konnte daher ebensowenig sündigen wie der Heilige
Geist! Er konnte erklären:
"Der Fürst dieser Welt kommt und hat nichts in mir" (Joh 14, 30). In Ihm gab
es keinen Anknüpfungspunkt für irgendwelche Versuchungen, wie das bei
Eva und Adam wohl der Fall war.
"Derselbe gestern und heute und in Ewigkeit"
Die Kennzeichen, die das Alte
Testament als Eigenschaften Gottes, des Herrn, nennt: "gestern und heute
40
und bis in Ewigkeit derselbe", werden im
Neuen Testament ohne jegliche Einschränkung auch als die Kennzeichen Christi genannt. "Ehe Abraham ward, bin ich"
(Joh 8, 58).
Und paß gut auf: "Jesus
Christus ist derselbe, gestern und heute und in Ewigkeit" (Hebr 13, 8). Er
ist jetzt noch ebenso sehr der Mensch Jesus Christus wie damals
, als Er diesen Namen im Stall zu Bethlehem
empfing. "Denn Gott ist einer, und einer Mittler zwischen Gott
und Menschen, der Mensch Christus Jesus" (1. um 2,5). So sehr sich jetzt in
Christus als dem Heiligen eine absolute Abneigung und ein Haß gegen die Sünde
findet (nicht gegen den Sünder), so bestand auch "gestern", in Seinem Leben
auf der Erde, die innerliche Unmöglichkeit, zu sündigen. Er hat sich nicht
verändert.
"Was aus dem Fleisch geboren
ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, ist Geist", betont der
Herr in Johannes 3, 6. Darum muß ein Sünder von neuem geboren werden, wenn er
in das Reich Gottes kommen will. Das Leben, das Gott uns gibt, wenn wir von
neuem geboren werden, ist das Leben Christi selbst. Darum sagt Kolosser 3, 4,
daß Christus unser Leben ist. Dieses Leben -in der Schrift "der neue Mensch"
genannt -"ist geschaffen in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit" (Eph 4,
24).
Und 1. Johannes 3, 9 sagt
uns, daß dieses Leben nicht sündigen kann. Auch aus diesen Stellen geht
deutlich hervor daß unser Herr auf der Erde nicht sündigen konnte. Die
Begriffe "wahrhaftige Gerechtigkeit und Heiligkeit" beinhalten u. a. den
Gedanken einer inner-
41
Aber was ist mit der Versuchung in der Wüste?
Der übliche Einwand der
Irrlehrer ist immer wieder "Wenn Christus nicht sündigen konnte, wie konnte Er
dann überhaupt versucht werden, und welchen Sinn hatte die Versuchung dann?"
Meine Antwort ist: Kann Gott
sündigen? Niemand wird es wagen, dies zu bejahen. Doch lese ich, daß Menschen
Gott versucht haben {Ps 95, 8-9)1 Die Tatsache, daß jemand versucht wird, oder
besser aus- gedrückt, daß jemand einem Versuch der Verführung oder einer
Erprobung unterworfen wird, bedeutet doch keineswegs, daß er oder sie der
Versuchung nachgeben könnte. Welchen Sinn hat es dann, jemanden einem solchen
Verführungsversuch auszusetzen? Die Antwort folgt einfach aus dem vorher
Gesagten. Solch ein Versuch beweist zwei Dinge: Die Machtlosigkeit des
Versuchers, und die absolute Heiligkeit und Gerechtigkeit Dessen, der sich als
für die Versuchung nicht zugänglich erweist.
Wollte der Herr für die
Sünden anderer sterben können, dann war es notwendig, daß Er selbst keine
einzige Sünde getan hatte, sonst hätte Er für sich selbst schon den Tod
verdient. Wollte der Herr die Sünde zunichte machen, indem Er sich selbst
opferte, dann war es nötig, daß bewiesen wurde, daß Er fähig war, das zu tun,
und daß "in Ihm keine Sünde" war.
42
diente nicht dazu, Christus
zu einem tadellosen Lamm zu machen, das für uns geschlachtet werden sollte.
Nein, die Versuchung diente dazu, zu beweisen, daß Christus tauglich
war, dieses gewaltige Opfer zu bringen.
Die Konsequenzen der bösen Lehre, daß Christus sündigen
konnte
a) Wenn Christus, der unser
Leben ist, hätte sündigen können, dann hätten wir als Gläubige keine Garantie
mehr, daß wir nicht irgendwann noch einmal in den "kommenden Zeitaltern" in
Sünde fallen könnten. Dann könnte sogar die Ewigkeit für uns einen neuen
Sündenfall bedeuten.
b) Wenn Christus
hätte sündigen können, dann wäre Er nicht in "wahrhaftiger Gerechtigkeit und
Heiligkeit" in die Welt gekommen, dann hätte Er sich die Gerechtigkeit und Heiligkeit in einem Leben unter dem Ge- setz
erworben. Dann wäre Seine Gerechtigkeit nicht die Gerechtigkeit Gottes,
sondern die Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz ist.
c) Wenn jemand lehrt, daß
Christus bei Seiner Geburt eine sündige Natur hatte, ist die Frage
gerechtfertigt: Wann wurde Er denn wiedergeboren? Eine absurde Konsequenz!
d) Dann müßte auch ich, da
Christus ~ein Leben ist, mir die Gerechtigkeit erwerben durch ein Leben
unter
43
dem Gesetz und ich besäße diese nicht kraft der
Wiedergeburt.
e) Dann müßte ich - entgegen
den Anweisungen der Schrift -eine Trennung machen zwischen Christus als
Gott und Christus als Mensch.
f) Dann wäre Christus nicht
als Heiland in die Welt gekommen, sondern Er hätte sich als Mensch auf ein
Niveau hinaufarbeiten müssen, auf dem Er die Macht erwarb, Heiland der Welt zu
werden.
g) Dann besäße Christus
nicht die Macht, Gericht zu halten, weil Er des Menschen Sohn ist (Joh 5, 27),
sondern weil Er sich als Mensch bestimmte Qualitäten erworben hätte, die Er von
Natur zunächst nicht besessen hätte.
h)
Dann wäre der Besitz von "Gerechtigkeit und Heiligkeit" keine Garantie dafür,
daß jemand nicht noch wieder in Sünde fallen kann!
|