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KfG
...bis der Tod euch scheidet?

Auszug aus dem gleichnamigen Buch (Seite 106-118)

von Dr. Carl Laney

Auch als PDF, Word-Dokument (Word 6/95) und Postscript verfügbar.
•  Praktische Anwendung der Lehre
1. Was ist Ehe aus der Sicht der Bibel? Was konstituiert Scheidung? Wie wirken sich Kultur und Gesetz auf diese Frage aus?
2. Was bedeutet es, "ein Fleisch" zu werden? Ist das "ein Fleisch" werden dasselbe wie verheiratet sein?
3. Gibt es legitime, biblische Gründe für Scheidung: Ehebruch, Verlassen, Schlagen der Ehefrau, seelische Grausamkeit oder Blutschande?
4. Haben die Aussagen "unschuldiger Teil" und "schuldiger Teil" Bedeutung in der biblischen Lehre über Scheidung und Wiederheirat?
5. Wenn nun eine Scheidung vor der Bekehrung stattfindet - ändert das die Lage?
6. Ist die Trennung ohne Auflösung der Ehe eine mögliche Lösung für die, die durch Eheschwierigkeiten gehen?
7. Sollten sich geschiedene Personen oder solche, die eheliche Schwierigkeiten haben, mit jemandem verabreden, der nicht ihr Ehepartner ist?
8. Sollten ein Mann oder eine Frau einen zweiten Ehepartner verlassen, um zu dem ersten zurückzukehren?
9. Lebt jemand, der geschieden wurde und sich wieder verheiratete, in einem Zustand beständigen Ehebruchs?
10. Begeht eine Person, die vorher noch nicht verheiratet war, Ehebruch, wenn er oder sie eine/n Geschiedene/n heiratet?
11. Warum wird die Scheidung als gravierende Sünde als andere angesehen, wenn es um die Nichteignung einer Person für den Dienst des Ältesten oder des Diakons geht?
12. Entspricht ein Gläubiger, der geschieden wurde, sich später aber versöhnte und sich wiederverheiratete, den Eheanforderungen für den Dienst als Ältester oder Diakon oder Pastor?
13. Warum ist das Ehebündnis so heilig und unauflösbar für Gott?
14. Welche Abschreckungsmittel gegen die Scheidung gibt es?
15. Wie sollte sich eine örtliche Gemeinde verhalten und einem Paar antworten, das den Rat eines Ältesten / Pastors bezüglich Wiederheirat ablehnt, und zu einem anderen Pastor geht, um getraut zu werden und dann zur ersten Gemeinde zurückkehrt?
16. Wie sollte sich ein Christ gegenüber Geschiedenen und gegenüber geschiedenen und wiederverheirateten Personen verhalten?
Zusammenfassung und Schlußfolgerung


Praktische Anwendung der Lehre

Die biblische Lehre über Scheidung und Wiederheirat ist nicht nur eine theoretische Frage, sondern auch im Leben der Gläubigen anwendbar. Eine konsequente Anwendung für uns, die wir doch seelisch und gefühlsmäßig empfindende Wesen sind, mag manchem als hart erscheinen. Das kann man nachvollziehen. Es ist für mich viel leichter, diese Lehre in einer Bibelschule zu vertreten, als sie einer geschiedenen Person vorzulegen, die über eine Wiederheirat nachdenkt. Mein Wunsch, anerkannt zu werden und die Leute glücklich zu sehen, stand manchmal in Konflikt mit meinen Überzeugungen hinsichtlich Scheidung und Wiederheirat. Nach einem Dienst über Scheidung und Wiederheirat kam eine junge Frau, die regelmäßig die Stunden besucht, zu mir und sagte, daß sie vor sieben Jahren geschieden worden sei. Nun wuchs sie im Glauben und wünschte wieder zu heiraten. Sie wollte natürlich wissen, was sie tun sollte. Ich hätte ihr so gerne gesagt, daß sie heiraten könne - aber das konnte ich im Licht meiner biblischen Überzeugungen nicht tun. Wären diese Überzeugungen nicht fest in der Schrift gegründet gewesen, hätte ich sicher meinen Gefühlen ebenso wie dem Druck der Situation nachgegeben. Ein weiterer Gedanke, der jetzt vielleicht durch ihren Kopf zieht, ist vielleicht der: "Nur ein verhärteter, lediger Bibelschullehrer ohne Gefühle für die Bedürfnisse der Menschen kann eine solche Deutung der Scheidungs- und Wiederheiratsproblematik und der dazu gehörenden Texte geben!" Ich habe meine lieben Freunde, Gemeindeglieder und auch eigene Verwandte die Tragik fehlgeschlagener Ehen erleben sehen. Ich habe schlaflose Nächte durchgemacht, in denen ich die Lage solcher Menschen überdachte. Meine Überzeugungen stammen nicht aus einem Erfahrungsvakuum oder einem isolierten Elfenbeinturm. Ich habe großes Mitleid für die geschiedenen Leute und deren Elend, doch muß ich dem treu sein, was die Bibel über dieses lebenswichtige Thema lehrt. Ich glaube, daß meine Anwendung dieser Lehre auf das Leben der Gläubigen nicht nur Gottes Heiligkeit widerspiegelt, sondern auch Seine Liebe, Gnade, Barmherzigkeit und Sein Mitgefühl. Ich denke, daß das folgende Frage- und Antwort-Gespräch den besten Zugang zu meiner Anwendung der biblischen Lehre eröffnet:


1. Was ist Ehe aus der Sicht der Bibel? Was konstituiert Scheidung? Wie wirken sich Kultur und Gesetz auf diese Frage aus?

Ehe ist grundsätzlich ein gesetzmäßiges Bündnis von Mann und Frau als Ehemann und Ehefrau. Nach 1.Mose 2,24 sind drei Elemente vorhanden:

  1. ein öffentlicher Akt, der die Absicht des Paares ausdrückt,
  2. eine dauerhafte Verbindung von zwei Leben,
  3. der körperliche Vollzug des Einsseins innerhalb dieses Verhältnisses.

Während die Ehe von Gott eingesetzt und gesegnet wurde (1.Mose 2,23-24; Johannes 2,1-11), ist sie heute eine wesentliche Einrichtung, die von der Öffentlichkeit (Staat) zur Kenntnis genommen und bestätigt wird. Scheidung ist auf der anderen Seite die legale Auflösung der Ehe. Da die Scheidung aber nicht von Gott eingerichtet wurde, wird sie als solche von Ihm unter nahezu keinem Umstand anerkannt. Von daher ist Scheidung und Wiederheirat Ehebruch, da die ursprüngliche Ehe aus Gottes Sicht immer noch besteht. Kultur und Gesetz eines Landes legen fest, was Ehe / Heirat bedeutet und bewirkt und ebenso, was Scheidung bedeutet und zur Folge hat. Die sittlichen Vorstellungen und Gebräuche wechseln dabei von Land zu Land. Der wesentliche Punkt aber ist: "Was wird in diesem Land als gesetzmäßige Ehe anerkannt?" In Deutschland wird die legale Eheschließung von einem Standesbeamten durchgeführt, die kirchliche Trauung ist bloß eine formale Angelegenheit. Die kirchliche Trauung allein würde die Eheschließung in diesem Lande noch nicht legalisieren. Da Gott dem Menschen Autorität zu regieren gegeben hat (Röm.13,1-7), müssen die Ehegesetze und Scheidungsgesetze vom Staat festgelegt werden.


2. Was bedeutet es, "ein Fleisch" zu werden? Ist das "ein Fleisch" werden dasselbe wie verheiratet sein?

Ein Fleisch-Werden nach Leupold (ein amerik. Bibelausleger, Anmerk. d. Übers.) "die vollständige Identifikation einer Person mit einer anderen in einer Gemeinschaft der Interessen und des Strebens, eine Verbindung, die im ein-Fleisch-Sein vollzogen wird". Diese Definition ist sehr brauchbar. "Ein-Fleisch-Werden" in körperlicher Hinsicht macht noch keine Ehe aus, denn Ehe ist eine Einrichtung, die vom Staat anerkannt wird; gewisse Elemente und Verfahrensweisen müssen dabei vorhanden sein und eingehalten werden, damit ein Verhältnis sich als Ehe qualifizieren kann. Dabei muß man beachten, daß sich der Herr Jesus auf den Mann der Samariterin, mit dem sie zusammenlebte, nicht als "Ehemann" bezog (Joh.4,18). Sie war vom Gesetz her mit fünf verschiedenen Ehemännern verheiratet gewesen und nun in eine nicht legitime Affäre verwickelt. Ein bloß geschlechtliches Verhältnis macht noch keine Ehe aus. Andererseits gibt es keine geschlechtliche Beziehung, die nicht im ein-Fleisch-Werden resultiert (vgl. 1.Kor.6,16). Dieses "Ein-Fleisch" des verheirateten Ehepaares wird in den Kindern, die Gott ihnen gibt, wunderbar veranschaulicht. In dem Kind sind Vater und Mutter unauflösbar in einer Person vereinigt. Obwohl Scheidung stattfindet, so ist dies "ein-Fleisch"-Verhältnis immer noch existent und setzt sich in den Nachkommen anschaulich fort. Alles, was dieses einzigartige "ein-Fleisch-sein" verletzt oder in es hineindrängt, ob es Christen sind oder nicht, ist ehebrecherisch und eine Verletzung von Gottes Ehegesetz.


3. Gibt es legitime, biblische Gründe für Scheidung: Ehebruch, Verlassen, Schlagen der Ehefrau, seelische Grausamkeit oder Blutschande?

Da Gott Scheidung haßt (Maleachi 2,16) und der Herr Jesus anordnet, daß sie unterbleiben solle (Matth.19,6; Mark.10,9), weiter Paulus viermal erklärte, daß es keine Scheidung geben dürfe (1.Kor.7,10-13), würde ich dazu sagen müssen, daß es keine legitimen, biblischen Gründe für Scheidung gibt. Gottes ursprünglicher Plan für die Ehe sieht nur einen Partner für das Leben vor! Der Herr hat gelehrt, daß Scheidung und Wiederheirat im Ehebruch resultieren und zwar in allen Umständen, außer in dem Falle von porneia, was wir so definieren, daß es sich auf die Ehe innerhalb der verbotenen Verhältnisse von 3.Mose 18,6-18 bezieht. So tragisch auch eheliche Untreue, Verlassen und Schlagen der Frau sind, so begründen sie jedoch keine biblischen Maßnahmen zur Scheidung. Das waren alles Beispiele und Probleme des ersten Jahrhunderts, auf die der Herr Jesus hätte eingehen und die Er hätte berücksichtigen können; aber Er zog es vor, dies nicht zu tun. Wir täten gut daran, Seinem Beispiel zu folgen!


4. Haben die Aussagen "unschuldiger Teil" und "schuldiger Teil" Bedeutung in der biblischen Lehre über Scheidung und Wiederheirat?

Diese Aussagen werden gern von denen verwendet, die Scheidung und Wiederheirat als im Fall des Ehebruchs oder vielleicht des Verlassens zulässig ansehen. Der "unschuldige Teil" ist der Ehepartner, dem Unrecht zugefügt worden ist, und der "schuldige Teil" ist der Partner, der untreu gewesen ist, oder der den anderen Partner verlassen hat. Wer meinem strikten Vorgehen an das Thema Scheidung und Wiederheirat folgt, dem bietet sich für solche Aussagen nur geringe Anwendungsmöglichkeit. In einem gewissen Sinn gibt es keine "unschuldige" oder "schuldige" Partei im Ehezerwürfnis. Immer sind zwei beteiligt. Während der eine Partner wohl der Hauptbeteiligte an den Schwierigkeiten sein mag, ist es doch sehr schwer für mich, den anderen als "unschuldige" zu bezeichnen. Hat dieser Ehepartner früh genug Rat gesucht, als die ersten Probleme auftraten? Hat dieser Ehepartner bedingungslos und opferbereit geliebt und zwar dergestalt, daß Heim und Familie so angenehm wie möglich erschienen? Wenn Untreue eingekehrt war, hat der "unschuldige" Teil vergeben und vergessen? Scheidung ergibt sich aus dem Versagen zweier Leute, das gegenseitige Versprechen, bis zum Tod zusammen zu bleiben, einzuhalten und zu ehren. Realität ist, daß es keinen "unschuldigen" Teil einer Scheidung gibt - sondern nur einen Ehemann und eine Ehefrau, die beide des Versagens schuldig sind, ihr Versprechen gegenseitig nicht erfüllt zu haben.


5. Wenn nun eine Scheidung vor der Bekehrung stattfindet - ändert das die Lage?

Einige haben argumentiert, daß jemand, der durch die Bekehrung eine neue Kreatur in Christus wird (2.Kor.5,17) und vor dieser Bekehrung geschieden wurde, ein Anrecht auf eine neue Ehe als Gläubiger haben solle. Es ist jedoch bedeutsam zu erkennen, daß die Folgen der Sünde im gegenwärtigen Leben nicht notwendigerweise entfernt sind, während die Schuld der Sünde ganz und gar bei der Errettung vergeben wurde (Röm.8,1). Ein Dieb, der im Gefängnis errettet wurde, wird nicht automatisch entlassen. Ein Vertrag über einen Hauserwerb wird nicht plötzlich dadurch verändert, daß einer der Vertragspartner ein gläubiger Christ wurde. Dem König David wurde die Sünde mit Bathseba unmittelbar nach seinem Bekenntnis vergeben. Aber die Folge der Sünde, den Tod des Kindes, mußte er tragen (2.Sam.12,12-15). Gleicherweise werden die Sünden der Scheidung (und Wiederheirat) nach einem Schuldbekenntnis vergeben, ziehen aber möglicherweise lebenslange Folgen nach sich. Entsprechend der Belehrung durch den Apostel Paulus, wird der Ehevertrag in keiner Weise dadurch berührt, daß der eine Partner gläubig und damit wiedergeborener Christ wird (1.Kor.7,12-13). Ähnlich steht es mit Gottes Willen für den, der vor seiner Bekehrung geschieden wurde: Ziel muß die Aussöhnung mit dem ursprünglichen Partner, nicht jedoch eine neue Heirat sein (1.Kor.7,11). Es ist interessant zu sehen, daß der Herr Seine Belehrung über Scheidung und Wiederheirat an die ungläubigen Pharisäer richtete (Matth.19,3; Mark.10,2). Offensichtlich ist eine lebenslange Ehe Gottes Standard für die Gesellschaft, nicht nur für die Versammlung!


6. Ist die Trennung ohne Auflösung der Ehe eine mögliche Lösung für die, die durch Eheschwierigkeiten gehen?

Während die Fortsetzung der Ehe immer dem Willen Gottes entspricht (Matth.19,6; Mark.10,9), glaube ich, daß eine zeitliche Trennung in dem Falle angeraten sein könnte, wo der Ehemann z.B. ein Alkoholiker ist oder einer, der seine Frau schlägt. Eine solche Trennung sollte nur zeitweilig sein und unter dem Gesichtspunkt der Versöhnung und Fortsetzung der Ehe erfolgen.


7. Sollten sich geschiedene Personen oder solche, die eheliche Schwierigkeiten haben, mit jemandem verabreden, der nicht ihr Ehepartner ist?

Da Gottes Wille immer Versöhnung mit dem Ehepartner ist, so sind Rendezvous mit anderen für geschiedene oder in Trennung lebende Partner vollkommen fehl am Platz. Rendezvous können nur zu emotionalen Verwicklungen führen, die eine Aussöhnung nur erschweren würden. Solche Treffen würden in einer Dreiecksbeziehung enden oder sogar im Ehebruch, der eine Ehe vollends untergraben und die Chancen für eine Versöhnung gering machen würde. Die einzige Weise, eheliche Aussöhnung zu ermutigen, ist der Rat für Geschiedene oder in Trennung befindliche Ehepartner, nicht mit anderen als den Ehepartnern Kontakt zu pflegen.


8. Sollten ein Mann oder eine Frau einen zweiten Ehepartner verlassen, um zu dem ersten zurückzukehren?

Scheidung oder Wiederheirat müssen als Sünde erkannt werden - aber als Sünde, die vergeben werden kann. Wenn eine geschiedene Person als Christ zur Einsicht darüber kommt, daß eine Sünde in seinem oder ihrem Leben stattgefunden hat, dann sollte dies als Sünde bekannt werden, woraufhin dann Gottes Vergebung persönlich in Anspruch genommen werden kann (1.Joh.1,9). Wenn eine zweite Ehe vollzogen wurde, dann sollte sie nicht aufgelöst werden, damit man zum früheren Ehepartner zurückkehren kann. 5.Mose 24,1-4 sagt etwas zu diesem Punkt. Zum früheren Mann oder zur früheren Frau nach Scheidung und Wiederheirat zurückzukehren, wird von Mose als "ein Greuel vor dem Herrn" deklariert (5.Mose 24,4). Warum? Weil Scheidung und Wiederheirat eine "legale" Form des Ehebruches werden würde, wenn dies gestattet wäre. Wenn Du geschieden wurdest und Dich wiederverheiratetest, erkenne es als Sünde und nimm Gottes Vergebung in Anspruch ebenso wie Seine Reinigung, doch verschlimmere die Sünde nicht dadurch, daß Du eine zweite Ehe zerstörst, um die erste wiederherzustellen.


9. Lebt jemand, der geschieden wurde und sich wieder verheiratete, in einem Zustand beständigen Ehebruchs?

Der Herr Jesus erklärt in Markus 10,11-12, daß "wer irgend seine Frau entlassen und eine andere heiraten wird, Ehebruch begeht gegen sie. Und wenn eine Frau ihren Mann entlassen und einen anderen heiraten wird, so begeht sie Ehebruch". Das Tätigkeitswort "begeht Ehebruch" (moichatai) wird bei beiden Vorkommnissen verwendet. Während das Präsens die Zeitform ist, die normalerweise die Handlungsdauer oder fortgesetzte Handlungsdauer anzeigt, so gibt es eine Aoristform des Präsens, die eine punktuelle Handlung in der Gegenwart präsentiert. Das Präsens in der Aoristform wird verwendet, um die Vorstellung eines gegenwärtigen Faktums oder ein Ereignis auszudrücken, das jetzt im Moment abläuft. Von daher könnte sich die Präsensform "begeht Ehebruch" auf einen fortgesetzten Zustand von Ehebruch oder einen einmaligen Akt von Ehebruch beziehen. Der Zusammenhang dieser Stellen, die eine Abfolge von Aorist-Formen enthält, und das Verbot, nach einer zweiten Heirat zum früheren Ehepartner zurückzukehren, würde in Richtung der zweitgenannten Sicht deuten. Der Herr hat Seine Jünger wahrscheinlich gelehrt, daß Scheidung von dem einen Ehepartner und Heirat eines anderen zu diesem Zeitpunkt ein Akt von Ehebruch war. Geschiedene und wiederverheiratete Personen würden nicht als einem Zustand beständigen Ehebruch befindlich angesehen werden können.


10. Begeht eine Person, die vorher noch nicht verheiratet war, Ehebruch, wenn er oder sie eine/n Geschiedene/n heiratet?

In Lukas 16,18 sagt der Herr: "Jeder, der seine Frau entläßt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch". Da die göttlicherseits eingesetzte Ehe lebenslang existiert, würde die Hochzeit mit einer geschiedenen Person bedeuten, in eine existierende Ehe einzudringen und somit Ehebruch begehen.


11. Warum wird die Scheidung als gravierende Sünde als andere angesehen, wenn es um die Nichteignung einer Person für den Dienst des Ältesten oder des Diakons geht?

Scheidung ist nicht wirklich eine größere Sünde als irgendeine andere, aber es ist eine Sünde, die mehr öffentlichen Charakter trägt. Man erinnere sich der Worte Nathans an David nach seinem Ehebruch mit Bathseba: "Nur weil du den Feinden Jahwes durch diese Sache Anlaß zur Lästerung gegeben hast, so soll auch der Sohn, der dir geboren ist, gewißlich sterben" (2.Sam.12,14). Öffentliche Sünde zieht öffentliche Folgen nach sich. So wie Ungehorsam Saul für das Königreich disqualifizierte (1.Sam.15,22-23), so disqualifiziert die Verletzung des göttlichen Ehestandards jemanden vom Führungsdienst in der örtlichen Gemeinde.


12. Entspricht ein Gläubiger, der geschieden wurde, sich später aber versöhnte und sich wiederverheiratete, den Eheanforderungen für den Dienst als Ältester oder Diakon oder Pastor?

Die Ehequalifikation für solche Menschen ist die, daß ein Mann, wenn er verheiratet ist, "Mann einer Frau" sein muß. Der Ausdruck bezieht sich auf jemanden, der nur mit einer Frau verheiratet gewesen ist und sich ihr völlig gewidmet hat. Ein Gläubiger, der geschieden wurde und sich später mit seiner Ehefrau versöhnt hat, könnte möglicherweise für einen solchen Dienst als geeignet erscheinen. Verschiedene Punkte sollten hierbei in Betracht gezogen werden. Erstens: War irgendeine Unmoral mit der Scheidung verbunden? Wenn ja, dann würde der Ehemann nicht über jeden Tadel erhaben sein (1.Tim.3,2+10). Zweitens: Steht er gegenwärtig seinem Haushalt gut vor, und hält er seine Kinder in guter Zucht? Wenn nicht, wie könnte er dann der Versammlung Gottes gut vorstehen und Sorge für sie tragen (1.Tim.3,4-5)? Drittens, ist seit Scheidung und Wiederheirat genügend Zeit vergangen, in der sich der Betreffende als für die Belange der Versammlung als geeignet erwiesen hat (1.Tim.3,10)? Ich würde vorschlagen, daß ein geschiedener Gläubiger, der sich versöhnt und seine frühere Frau wiedergeheiratet hat, sorgfältig geprüft werden sollte, bevor er Dienste in der örtlichen Versammlung tun kann. Nur wenn er als tadellos und schuldlos in allen Lebensbereichen seines Familienlebens erfunden wird, würde er für die Dienste eines Ältesten und Diakons geeignet sein.


13. Warum ist das Ehebündnis so heilig und unauflösbar für Gott?

Ich beanspruche nicht, eine endgültige und vollständige Antwort auf diese Frage bereit zu haben, aber ich möchte den folgenden Gedanken nahebringen: In Epheser 5,22-23 legt Paulus seine Sicht über das Eheverhältnis zwischen Ehemann und Ehefrau dar. Die Frau muß sich dem Mann unterwerfen, so wie sich die Versammlung Christus unterstellt. Der Ehemann soll seine Frau so lieben, wie Christus die Versammlung geliebt hat. Während sich Paulus auf die Ehe bezieht, geht seine Erörterung in Wirklichkeit auf das Verhältnis zwischen Christus und Seiner Gemeinde ein (Eph.5,32). Paulus weist in Eph.5,32 darauf hin, daß die Ehe hier eine symbolische Funktion und einen symbolischen Zweck hat. Das Ehebündnis ist dazu geplant, das Verhältnis zwischen Christus und Seiner Kirche (ecclesia) widerzuspiegeln. So wie ein Bündnis in der Ehe zustande kommt, wenn zwei Menschen ihr Leben einander anvertrauen, so wird eine besondere Beziehung geschaffen, wenn ein Glaubender sich Christus übergibt. Wird Christus je das Verhältnis zwischen sich und Seiner ecclesia, Seiner Gemeinde, brechen? Absolut nicht (Hebr.13,5)! Wird Christus Jesus je vom Glaubenden "geschieden" oder getrennt? Niemals (Röm.8,35-39; Joh.10,28)! Da das Ehebündnis ein Bild der Dauerbeziehung zwischen Christus und Seiner Versammlung ist, daher muß auch die menschliche Ehe eine dauernde sein. Wenn die Ehe ein auflösbares Verhältnis wäre, dann wäre sie eine ungenaue Darstellung der unlösbaren Einheit zwischen Christus und Seiner Versammlung.


14. Welche Abschreckungsmittel gegen die Scheidung gibt es?

Eine der stärksten Abschreckungswaffen gegen die Scheidung ist eine positive Belehrung hinsichtlich des Planes Gottes für die Dauerhaftigkeit der Ehe. So lange wie Christen Scheidung als möglichen Weg aus ihren Eheproblemen ansehen, werden viele Ehepaare diesen Weg gehen. Anstatt zu versuchen, der Differenzen in biblischer Weise Herr zu werden, werden sie einen Auseinandersetzungs-Prozeß anstrengen. Solche Handlungsweise spiegelt eine falsche Sicht der Ehe wider, nämlich, daß "Ehe-Seligkeit"-Syndrom. Manch ein falsch informiertes Paar denkt, daß der vorrangige Zweck der Ehe der sei, sich glücklich zu machen. Die Ehe ist nach Gottes Willen die Voraussetzung für Zeugung und Erziehung der Kinder (1.Mose 1,28; Eph.6,1-4); sie ist dazu da, dem Mann eine Gehilfin zur Erfüllung seiner Aufgaben zu stellen und eine Intimgemeinschaft zu bilden (1.Mose 2,18); sie soll das Verhältnis zwischen Christus und Seiner Gemeinde widerspiegeln (Eph.5,31-32). Darüber hinaus kann die Ehe mit einem "Sandpapier" verglichen werden, das Gott benutzt, um die rauhen Kanten der Gläubigen abzuschleifen und sie so in die Gleichheit mit dem Bild Seines Sohnes zu bringen (vgl. Röm.8,29). Von Gott "abgeschliffen" zu werden, ist nicht immer reines Glück für uns. Doch sind Glück und Seligkeit in der Ehe wie die Kirsche im Schokoladeneisbecher - sie ist sehr schön, aber nicht absolut notwendig. Genieße die Kirsche, wenn sie da ist, aber wirf den Eisbecher nicht weg, nur weil sie fehlt! Ein weiteres bedeutendes Abschreckungsmittel würde die Auslegung der biblischen Texte über Scheidung und Wiederheirat sein, so wie ich es Ihnen vorgetragen habe. Ich bin davon überzeugt, daß es weniger Scheidungen in den Reihen der Christen gäbe, wenn es eine strikte Belehrung über Scheidung und Wiederheirat in den Gemeinden geben würde. Man würde dann mit größerer Vorsicht in eine Ehe eintreten, und die Ehepartner würden versuchen, die Ehe unter allen Umständen zu erhalten, denn es gäbe ja keine zweite Gelegenheit. Auch wenn es keinen anderen Grund gäbe, würde das körperliche Verlangen eines Mannes ihn dazu motivieren, die Ehe aufrecht zu erhalten und sie in gesunder Verfassung zu belassen, denn wenn er fehlt, wird er sich einem Leben als Lediger gegenüber sehen. Wenn man christlichen jungen Leuten und auch Verlobten Ratschläge und Rat über die Dauerhaftigkeit und Unverletzlichkeit der Ehe erteilen würde, dann könnte auch dies eine gute Wirkung erzielen.


15. Wie sollte sich eine örtliche Gemeinde verhalten und einem Paar antworten, das den Rat eines Ältesten / Pastors bezüglich Wiederheirat ablehnt, und zu einem anderen Pastor geht, um getraut zu werden und dann zur ersten Gemeinde zurückkehrt?

Jakobus führt in seinem Brief aus, daß jemand, der "weiß, Gutes zu tun, und es nicht tut, es Sünde ist" (Jak.4,17). Entsprechend der in diesem Buch vertretenen Position, stellen Scheidung und Wiederheirat eine Sünde gegen Gott dar und sind als Ungehorsam gegen Sein Wort anzusehen. Ich glaube, daß es bedeutsam ist, daß das Alte Testament zwischen einer unbeabsichtigten und einer trotzigen, herausfordernden Sünde unterscheidet (bei der man weiß, daß man Gottes Gebot verletzt). Der hebräische Text von 4.Mose 15,30 bezieht sich auf diese Art der Sünde "mit erhobener Hand"! Gott hatte Vorsorge für die Sünde aus Versehen im Sühneopfer getroffen (4.Mose 15,22-29), aber es gab kein Opfer im Falle der "Sünde mit erhobener Hand". Derjenige, der wissentlich und absichtlich Gottes Gesetz verletzte, würde "ausgerottet werden aus der Mitte des Volkes" - d.h. getötet werden (vgl. 4.Mose 15,30; vgl. auch 2.Mose 31,14). Um was es mir hier persönlich geht, ist, daß ich es für sehr gefährlich halte, wissentlich Gottes Wort nicht zu gehorchen. Ich sage nicht, daß eine solche Sünde nicht vergeben werden kann, aber Gottes Gnade zu sehr zu beanspruchen, würde Seinen Zorn herbeirufen! Wenn es solche angeht, die wahre Gläubige sind, dann können wir sicher sein, daß sie auch Gottes Züchtigung empfangen werden (vgl. Hebr.12,6-11; 13,4). In der Behandlung dieser Frage glaube ich, daß man den Belehrungen des Herrn Jesus in Matth.18,15-17 folgen sollte. Der erste Schritt wäre der private Tadel, den ein Ältester oder ein Pastor aussprechen könnte. Die Sünde sollte herausgestellt und die Buße gefordert werden. Dies hätte mit sehr viel Liebe und Mitgefühl zu geschehen. Wenn es keine Buße gibt, würde ein zweiter Schritt darin bestehen, das Paar mit allen, die Ältestendienste tun, zu konfrontieren, um auf die Sünde hinzuweisen und zur Buße aufzurufen. Wenn sie sich dann immer noch weigern, ihr falsches Handeln anzuerkennen, dann sollte die ganze Angelegenheit vor die gesamte Gemeinde in einer speziellen Zusammenkunft gebracht werden. Wenn es dann auch noch nicht zu einer Antwort des Paares auf die Vorhaltungen kommt, sollte es entsprechend der Lehre des Herrn aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausgeschlossen werden. Gibt es jedoch Anzeichen von echter Reue zu irgendeinem Zeitpunkt dieses Gemeindezuchtprozesses, dann sollte dem Paar die Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft ermöglicht werden. Es sollte jedoch anerkannt werden, daß Scheidung und Wiederheirat den Dienst in gewissen Bereichen der Gemeinde einschränken. Ausschluß aus der Gemeinschaft für einen in Sünde befindlichen Gläubigen ist ein schwerwiegender Schritt, doch hat der Apostel Paulus in seiner Abhandlung über gewisse Fragen der Versammlung in Korinth gezeigt, daß dieser Schritt manchmal notwendig ist (vgl. 1.Kor.5,1-13). Es sollte jedoch beachtet werden, daß Ausschluß aus der Gemeinschaft nicht Zweck in sich selbst ist. Solche Zuchtmaßnahme dient dazu, den Sünder zur Buße zu führen! Paulus betont, daß, wenn die Zucht ihr Ziel erreicht hat, dem bußfertigen Sünder vergeben werden und er in die Gemeinschaft wieder aufgenommen werden soll (2.Kor.2,5-8). Paulus weist die Korinther auf die Gefahr eines unversöhnlichen Geistes hin - dieser lädt den Satan geradezu dazu ein, Vorteil aus dieser Situation zu ziehen und seine üblen Absichten auszuführen (2.Kor.2,10-11). Die größte Versuchung für Gläubige in der Behandlung solcher Menschen, die wissentlich Gottes Eheplan verletzt haben, ist die vorenthaltene Vergebung. Wir können als Christen einem solchen Paar die Vergebung nicht vorenthalten, die Gott gewährt (vgl. Matth.6,14-15; 18,21-35). Wenn man mit einer solchen Situation konfrontiert wird, sollte man vermeiden, zu richterlich zu sein. Man sollte darum beten, daß Christus Sein Mitgefühl im eigenen Herzen zur Auswirkung bringen kann. Sei bereit, dem Paar hinsichtlich der Notwendigkeit zur Buße Rat geben zu können. Sei bereit zu dienen, wenn Gott dieses Paar in Seine Schule nimmt, die letztlich die "friedsame Frucht der Gerechtigkeit" hervorbringt (Hebr.12,11).


16. Wie sollte sich ein Christ gegenüber Geschiedenen und gegenüber geschiedenen und wiederverheirateten Personen verhalten?

Bei diesen Menschen sollten Christen Gottes Haltung der Liebe, des Mitgefühls, der Sympathie, der Vergebung und der Annahme widerspiegeln. Während Gott sagt, "Ich hasse Scheidung", sagt Er doch nie: "Ich hasse die Geschiedenen"! Er haßt die Sünde, aber Er liebt den Sünder. Ich glaube nicht, daß wir als Gläubige einfach über irgendeine Sünde hinwegsehen sollten - und Scheidung macht hier keine Ausnahme. Auf der anderen Seite dürfen wir diejenigen nicht verurteilen, deren Ehen gescheitert sind. In diesen Fällen müssen wir Gott das Urteil überlassen (Röm.14,10-12). Christen sollten sich besonders bemühen, solche Leute eher in bestimmte Bereiche des Gemeindelebens miteinzubeziehen, als sie zu meiden. Sie sollten ihnen das Gefühl geben, daß sie angenommen sind als Teil der Gemeinschaft.


Zusammenfassung und Schlußfolgerung

Ich glaube, daß es zwei Schlüssel für die praktische Anwendung des biblischen Zugangs zur Frage von Scheidung und Wiederheirat gibt. Zunächst müssen wir unsere Entscheidungen und unseren Rat nicht auf der Basis dessen treffen bzw. erteilen, was wir denken und fühlen, sondern auf der Basis dessen, was die Bibel sagt. Gottes Wort lehrt klar, daß die Ehe für das Leben gilt. Nur nach dem Tod eines Ehepartners ist man frei zu heiraten. Scheidung und Wiederheirat während der Ehepartner noch lebt, stellen Ehebruch dar. Für den geschiedenen Christen gibt es grundsätzlich nur zwei Optionen: Versöhnung oder Ledigbleiben. Die meisten Entscheidungen bezüglich Scheidung und Wiederheirat können auf der Grundlage dieser einfachen und simplen Wahrheit des geoffenbarten Gotteswortes getroffen werden. Der zweite Schlüssel, glaube ich, für die praktische Anwendung der Lehre ist das "Festhalten der Wahrheit in Liebe" (Eph.4,15). Es ist oft nicht so sehr das, was wir sagen, was die Leute verletzt und die Wahrheit so schwer verdaulich macht, sondern wie wir es sagen. Ich werde an die Geschichte der beiden Prediger erinnert, die zur Stadt kamen und beide über die Hölle predigten. Der erste bekam nur wenig Zustimmung für seinen Dienst. Der zweite jedoch fand viel Beifall. Was machte den Unterschied aus? Der erste hatte so gepredigt, daß es schien, als ob er wünsche, daß jeder seiner Zuhörer zur Hölle führe; der zweite jedoch so, daß er niemanden diese Reise gönnte. Ich glaube, daß wir Gottes Wahrheit über Scheidung und Wiederheirat "in Wahrheit" verkünden können - mit Takt und Zartgefühl, das die Leute dazu ermuntert, die Wahrheit bereitwillig anzunehmen und anzuwenden.

Auszug aus "...bis der Tod euch scheidet?" (Seite 106-118) von Dr. Carl Laney, USA

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