Vor mir liegt ein Büchlein „Wonderful Paradoxes of Scripture“, was ich einmal frei mit „Wunderschöne scheinbare Unvereinbarkeiten der Bibel“ übersetze.
Darin schreibt der Verfasser (Name des Verfassers), dass die Schrift, wie übrigens auch die Schöpfung voll von diesen Gegensätzen (Paradoxen) ist, die wir mit unserem Verstand nicht ‚unter einen Hut’ bringen können. Das ist eine ganz grundlegende Feststellung, die für manche Leser neu sein mag. Dann stellt er die Fragen:
oder: Widerspricht er sich selbst?
oder: Hat Gott gar keine wahre Offenbarung über sich selbst gegeben?
Natürlich hat er das doch. Aber durch unseren Intellekt sind wir nicht im Stande, Gott zu erkennen. Dann müssten wir größer sein als er. Und das muss naturgemäß auch für Sein Wort gelten. Wenn wir also die Schrift aufschlagen, dann müssen wir erwarten, dass sie Offenbarungen und Feststellungen enthält, die wir nicht mit unserem Verstand erklären können. Mit dem einfachen Glauben allerdings können wir die Dinge, so wie sie uns dargestellt werden, erfassen.
Was sind nun die Gegensätze?
Zu unserer Frage führe ich zwei Punkte an, die wohl den Schlüssel bilden:
Wir könnten auch sagen: ‚Gnade Gottes und menschliche Verantwortung’. Das sind zwei grundsätzliche Linien, die sich durch die ganze Bibel hindurchziehen, wie jeder Leser schnell feststellen kann. Jemand hat das mit zwei Eisenbahnschienen verglichen, die sich für unser Auge erst in der Unendlichkeit treffen. So bringen auch wir die beiden Seiten nicht zusammen, sondern können immer nur einen Gesichtspunkt betrachten.
Um mich verständlich zu machen, will ich einige weitere Beispiele dazu aufführen:
Wenn es in 1Tim 2,4 heißt: „(Gott) will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“, dann fragen wir uns: Geht Gottes Wille denn nicht unbedingt in Erfüllung? Und die biblische Antwort ist: Grundsätzlich ja.
Wenn aber Paulus aber an die Thessalonicher schreibt: „der Glaube ist nicht aller Teil“ (2. Thes 3,2), dann erkennen wir daraus: Es werden also doch nicht alle Menschen errettet, auch wenn Gottes Gnadenangebot für alle gilt. Das ist ja leider auch unsere ständige Erfahrung. Und zwei weitere Schriftstellen belegen dies:
2.Kor 4,3: „Wenn aber auch unser Evangelium verdeckt ist, so ist es in denen verdeckt, die verloren gehen...“
2.Thes 2,10: „...und in allem Betrug der Ungerechtigkeit denen, die verloren gehen, darum daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen, damit sie errettet würden.“
Diese und auch andere Schriftbelege zeigen, dass es offenbar an den Menschen selbst liegt, niemals an Gott, ob sie errettet werden oder nicht, es also in ihrer Verantwortung liegt.
Wir müssen lernen, dass auf der einen Seite Gottes Gnade für alle vorhanden
ist, die in uns das Wollen bewirken will, dass wir aber auch selbst ein ‚Ja’ zu Gottes
Angebot finden müssen. Das scheint mir aus Phil 2,12.13 hervorzugehen:
„....bewirket eure eigene Seligkeit {O. Errettung, Heil} mit Furcht und Zittern; denn
Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, nach seinem
Wohlgefallen“. Aber es muss doch bei dieser Errettung auch eine menschliche Seite
geben. Ich meine dies: Unser bescheidener Beitrag zur Errettung
und Gottes Gnade
ist – wie auch sonst im Leben -, dass ich die Errettung (das Geschenk Gottes) haben
will. Ohne dieses ‚Wollen’, können wir Gottes Angebot nicht empfangen.
Es ist also keine Frage, dass die Schrift durchweg beide Linien lehrt, wenn es um die ewige Erlösung geht: Gottes Seite und unsere menschliche Verantwortung (vgl. Offb 22,17b).
Das vielleicht bekannteste Beispiel für die Sicherheit des Christen ist: Joh 10,27-29:
„Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir;
und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren ewiglich, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben.“
(vgl. auch Röm 8,31 f. und viele andere Stellen ).
Ebenso viele Stellen machen aber auch die Errettung von uns abhängig. Ein
Wie kommen wir aus diesem Zwiespalt heraus? Durch die Feststellung der Bibel, dass Gottes Gnade überströmend und damit entscheidend ist (Röm 5,20). Sie war da, bevor wir geboren waren und gesündigt hatten. Und Gott gab schon vor 2000 Jahren seinen Sohn für uns in den Sühnetod. Bei Gott ist alles fest und sicher, da gibt es keinen Wechsel: Gott hat uns in seiner Gnade errettet und mit dem Christus lebendig gemacht. Das geschah nicht aus uns, wie Eph 2,8 mitteilt : „Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittelst des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es.“
Wir konnten zu unserer Errettung nichts tun – höchstens, dass wir einmal ‚Ja’ gesagt
haben. So ist sie denn sicher, weil Gott es so will und mit all seiner Macht die Seinen
bewahrt, damit sie das Ziel, die ewige Errettung auch des Leibes erreichen (vgl.
1.Petr 1,5). Wenn nun aber ein Christ so schlecht lebt und sich nicht zurecht bringen
lässt, dann kann es sein, dass der Herr ihn von der Erde fortnimmt, wie 1.Kor 11,32
sagt: „Wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir vom Herrn gezüchtigt, damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden.“
Der leibliche Tod tritt also als Gericht Gottes ein, damit solche Gläubigen eben nicht mit den Ungläubigen verurteilt werden und sie etwa ewig verloren gehen. Das ist eine sehr aufschlussreiche Schriftstelle.
Daraus und aus den anderen Schriftstellen folgt aber auch, dass wir keinesfalls in Sünde leben und Gott Schande machen sollten. Das hätte schlimme Folgen (s. oben). Daher redet Gott sehr ernst über unsere Verantwortung und lässt es an heilsamen Ermahnungen nicht fehlen. Wir sind und bleiben auch als Gläubige verantwortliche Menschen. Und wenn jemand in Sünden lebt, dann geht ihm aller Erfahrung nach als erstes das köstliche Heilsbewusstsein verloren. Der betrübte Heilige Geist, der uns sonst die Sicherheit gibt, ist durch unsere eigene Schuld zum Schweigen gebracht. Das ist ein schweres Leben!
Schauen wir uns zum Schluss noch das Beispiel an, dass Lukas uns an der Person des Petrus verdeutlicht. Der Herr wusste, dass Petrus (aber auch die übrigen Jünger) bei seiner Verhaftung und danach in eine schwere Versuchung gestürzt werden würde, in der auch der Glaube des Petrus in großer Gefahr stand. Deswegen sagte Jesus zu ihm: „Ich aber habe für dich gebetet, auf daß dein Glaube nicht aufhöre; und du, bist du einst zurückgekehrt, so stärke deine Brüder“ (Lk 22,32).
Also bestand für Petrus die reale Möglichkeit, dass sein persönlicher Glaube erlöschen könnte. Das ist wieder die eine Seite der Medaille.
Aber der Herr Jesus ließ seinen Jünger nicht ohne Beistand in dieser gefährlichen Situation, er betete für ihn. Seine Macht hielt den schwachen Petrus fest, weil er sein eigen war. (Übrigens ganz im Gegensatz zu Judas Iskariot, für den Christus sich nicht verwendete.) Darin liegt also unsere ewige Sicherheit: Nicht in uns, sondern in der unwandelbaren Gnade und Macht Gottes.
An seinem Tun kann und wird Ihn niemand hindern. Weil wir selbst zu unserer Errettung nichts tun konnten und alles nur vom Willen und der Gnade Gottes abhängt, deshalb dürfen wir sicher sein, dass Er Sein Werk bis zum Ende fortführen wird (Phil 1,6). Darüber dürfen wir uns auch jederzeit freuen.
Ulrich Weck
In der Südsee 1975. Ein Schiff ist unterwegs zu den vergessenen Inseln fernab jeder Zivilisation.
Nach langer fahrt möchte es an einer Insel anlegen. Da tauchen plötzlich zerlumpte Männer auf. Schüsse fallen. Die Schiffsbesatzung fragt sich, was da los ist. Woher haben die Männer die Waffen? Nach längerer Bemühung gelingt es, sich zu verständigen. Und dann stellt sich heraus: Die Männer auf der Insel sind japanische Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg dorthin beordert wurden. Jetzt im Jahr 1975 sind sie noch immer auf der Insel und meinen, der Krieg dauere noch an. Endlich kann sie die Mannschaft des Schiffes davon überzeugen, dass der Krieg vorbei ist: „Legt doch die Waffen nieder! Es ist Frieden! Es ist seit dreißig Jahren Frieden!“
[vdh1]Handelt es ich hier um Ziatat, dann sollte man es kennzeichnen, anderenfalls als Konjunktiv formulieren!