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BIBELCODE     1432     
Die Symbolischen Zahlen der Bibel  symbedz.htm

 


Versteckte Botschaften

in der Bibel?

Vermerk des ehemaligen Vertreibers der Bibelcode Software

 

Michael Drosnin ist felsenfest von der Idee eines versteckten Thora-Codes überzeugt, mit dem sich Vorhersagen über die Zukunft machen lassen sollen. Dabei ist die Thora für ihn keine Kristallkugel: «Man kann nicht sagen: 'Bibel, bitte sage mir etwas über die Zukunft', um etwas herauszufinden.» Man müsse wissen, was man suche, um etwas zu finden. Per Code lasse sich der Dritte Weltkrieg im Jahr 2112 ausmachen, schreibt Drosnin, der im Übrigen auch schon das Versagen des Codes miterlebt hat. Das Code-Programm entschlüsselte nämlich, dass in den Nachtstunden des 6. Mai 1996 Libyen einen Atomangriff gegen Israel starten würde. Drosnin warnte Schimon Peres. Doch der besagte Tag war einer wie viele andere auch. Eine für Drosnin unerklärliche Tatsache, die ihn aber nicht daran hinderte, seine Suchergebnisse niederzuschreiben und als Buch herauszugeben. Nicht nur in Amerika wurde der «Bibelcode» zum Bestseller.

Für einen gläubigen Juden steht fest, dass Gott dem Mose die Thora diktiert hat. Sie ist deshalb buchstäblich Gottes Wort. Der hebräische (masoretische) Text umfasst ohne Leerstellen exakt 304 805 Zeichen. Schon Jahrzehnte zuvor entdeckte Rabbi Weissmandel interessante Muster in der Thora. Sie bestanden aus Wörtern oder Sätzen in Form sogenannter ELS (equidistant letter sequences), das sind stets gleich weit auseinanderliegende Buchstaben, deren regelmässiger Abstand zuvor bestimmt wird.

Ein Beispiel: Aus jeder Zeile wird der dritte Buchstabe ausgewählt. Dass sich in den langen Reihen von über 300000 Buchstaben auf diese Weise sinnvolle Wörter ergeben, ist nicht ungewöhnlich, zumal die Wörter auch diagonal gebildet oder rückwärts gelesen werden können.

Der orthodoxe Jude und Codefachmann Elijahu Rips und seine Kollegen Doron Witzberg und Joav Rosenberg griffen Weissmandels Idee auf und machten den Test mit Computerunterstützung. Der Mathematik-Professor Rips ist nicht erst aufgrund des ELS-Systems von verborgenen Bibelbotschaften überzeugt: «Die gesamte Natur wurde von Gott geschaffen. Auch die enthüllte Naturwissenschaft ist Schöpfung Gottes. Naturwissenschaftler und Mathematiker versuchen, die geheime Ordnung hinter dem offensichtlichen Chaos zu enthüllen. Wenn es legitim ist, die geheimen Strukturen in der Natur zu erforschen, warum soll es dann nicht legitim sein, die geheimen Strukturen im Wort Gottes zu erforschen?» Die orthodoxen Code-Tüftler um Rips kamen zum Schluss, dass - sollte der Bibeltext eine zweidimensionale Ordnung enthalten - die Anwendung dieses Systems aus statistischer Sicht bedeutsame Resultate ergibt. Rips veröffentlichte die Untersuchung 1994 im Fachblatt «Statistical Science» (Vol. 9, No. 3, 429 bis 438). Was sie zu dieser Aussage brachte, war die unmittelbare Nähe («close proximity») von Wortpaaren, die in einer Beziehung zueinander stehen. So zum Beispiel der Name Zedekiah nahe dem Wort Mantanya, welches der ursprüngliche Name desjudäischen Königs war. Rips und Kollegen selektierten 300 solcher sinnmachender Wortpaare. Das ist aus statistischer Sicht jenseits jeglichen Zufalls. Rips sagt deshalb, er habe den Beweis erbracht, dass es einen «verborgenen Text» in der Thora gebe, nicht jedoch einen Code zur Entschlüsselung. Dieser müsse erst noch gefunden werden.

 

Während sich Rips vorsichtig zurückhielt, schlug der Journalist Drosnin andere Saiten an. Per Computer suchte er nach aktuellen Namen und Daten - und er fand sie auch! Drosnin, ein amerikanischer Jude, der nach eigener Aussage nicht an Gott glaubt, listet in seinem Buch auch detaillierte Aussagen über die Zukunft auf - mit Namen, Plätzen und Orten. Eine solche Interpretation teilt Professor Rips nicht. Drosnins Zukunftsvorhersagen bezeichnet er als wertlos. Dieser Überzeugung sei jeder Wissenschaftler, der sich ernsthaft mit Code-Forschung befasse. Zwar enthalte Drosnins Buch einige Beispiele, die statistisch signifikant seien, andere wiederum seien das aber nicht. Das Problem sei, so Rips gegenüber CNN, dass der mathematische Laie, der das Buch lese, keine Chance zur Unterscheidung habe. Er, Rips, unterstütze weder Drosnins Code-Arbeit noch dessen Schlussfolgerungen.

Im Oktober 1995 veröffentlichte die «Biblical Review» einen Artikel unter

dem Titel «Göttlicher Verfasser?» und notierte: «Das Phänomen kann mit nichts im bekannten physikalischen Universum verglichen werden, das menschliche Sein inbegriffen.» Die aufgrund des Buchstaben-Suchsystems erhaltenen Resultate sollten einem grösseren Publikum bekannt gemacht und entsprechende Studien vorangetrieben werden, wurde in diesem Artikel gefordert. Während Wochen riss die Diskussion in den Leserbriefspalten nicht mehr ab.

 

Die Frage nach der göttlichen Autorenschaft, beziehungsweise der Inspiration der Bibel ist brennend aktuell. Verständlich deshalb Reaktionen wie diejenige des Amerikaners Terry Watkins vom missionarisch ausgerichteten Dial- the - Truth - Ministry. Er wartete den Ausgang der Diskussion und die Nachprüfung des ELS-Systems nicht erst ab, sondern trat seit Wochen mit Traktaten an die Öffentlichkeit unter dem Titel: «Wissenschaftler beweisen die göttliche Autorenschaft der Genesis». Watkins konstatierte darin auch, dass unter den englischen Bibelübersetzungen einzig die «King-James-Bibel» das Wort Gottes sei, weil sie - im Gegensatz zu den neueren Übersetzungen - auf dem masoretischen Text basiere. Watkins folgerte: «Die neuen Versionen sind nicht das Wort Gottes!» Sowohl Rips wie Drosnin gehen eben grundsätzlich davon aus, dass einzig der masoretische Text der Thora als Grundlage verwendet werden kann. Weder bei einer anderen biblischen Textvorlage, geschweige denn einem anderen Buch, funktioniere der Suchcode.

 

Bibelcode-Kritiker gehen denn auch auf die Frage des Grundtextes ein. Carsten-Peter Thiede vom Institut für wissenschaftstheoretische Grundlagenforschung (Paderborn) gibt zu bedenken, dass auch der masoretische Text das Ergebnis eines Editionsprozesses sei. Es gebe den für solche «Entschlüsselungen» verbindlichen Ur -Textjedes einzelnen Buches nicht mehr. Gerade die Schriftfunde vom Toten Meer zeigen, dass der masoretische Text an etlichen Stellen Abweichungen enthält, zwar nicht dem Sinn nach, sondern nach der Wortwahl. Das ist entscheidend wichtig bei der Einordnung des Bibelcodes. Immerhin sind die Qumranschriften über 1300jahre älter als der masoretische Text.

 

Der Autor des Sachbuches <<Faszination Qumran», Alexander Schick, (Sylt), meint deshalb: «Die Varianten zwischen den Qumrantexten und dem traditionellen Text bringen den 'Bibelcode' zu Fall.» Für Schick enthält die Bibel in völlig unverschlüsselter und für jeden Menschen verständlichen Sprache das Angebot von Gottes Liebe zu unserer Errettung. Der Leiter einer Bibelausstellung findet am Bibelcode ohnehin nichts Gutes. Die Bibel sei kein Orakel-Buch. Es sei mehr als bedauerlich, dass viele interessierte Menschen durch Bücher wie «Bibelcode» ein «völlig falsches Bild vom wichtigsten Buch der Weltgeschichte bekommen».

 

Der Computerwissenschaftler Bruce David Wilner stellt fest, Hebräisch sei «anfällig für Wortspiele». Wegen der Dreikonsonantenregel seien die Wörter extrem kurz. Würden die Wortzwischenräume entfernt, könne ein bestehender Text in unzähligen Varianten interpretiert werden. Nachdem Michael Drosnin in einem Interview sagte, wenn einer seiner Kritiker eine Botschaft über die Ermordung eines Premierministers verborgen im Text von «Moby Dick» entdecke, werde er ihm glauben, machte Brendan McKay den Test. In einer englischen Ausgabe von «Moby Dick» fand er gleich mehrere «vorhergesagte» Mordanschläge Indira Gandhi, Leon Trotzkij, Martin Luther King und andere. Und dies, obschon die englische Sprache im Vergleich mit dem Hebräischen weit weniger flexibel ist, wenn es darum geht, aus Buchstaben Wörter zu bilden!

 

Inzwischen wollen vermehrt auch Christen den Bibelcode anwenden, selbstverständlich für das Alte und das Neue Testament. Ein Umstand, den die Juden Rips und Drosnin vollständig ablehnen. Der Amerikaner Roy A. Reinhold beispielsweise fordert auf, den griechischen Grundtext per Code abzusuchen. Die Software ist für jedermann käuflich. Reinhold, der sein Büro «Prophecy Truth» nennt und über Internet weltweit kontaktiert werden kann, knüpft an eine Zukunftsvoraussage in Drosnins Buch an, die für das jüdische Jahr 5766 Erdbeben, Kriege und den ökonomischen Zusammenbruch voraussagt. Nach dem christlichen Kalender handelt es sich um die Zeitspanne vom Oktober 2005 bis September 2006. Reinhold nimmt dieses Datum - unter dem Vorbehalt, dass der Bibelcode stimmt - legt den Beginn des Dritten Weltkriegs auf den 31. Januar/l. Februar 2006 fest und bestimmt ihn gleichzeitig als die Mitte der siebenjährigen Trübsalszeit. Nun berechnet er auch die Wiederkunft Jesu, nämlich auf 1290 Tage (vgl. Daniel 12,11) nach dem «Greuel der Verwüstung>>.

(vgl. Matth. 24,15) und kommt dann auf den 13./14. August 2009.

 

Zukunftsvoraussetzungen, wie sie Reinhold macht, verbreiten in erster Linie Angst. Inzwischen hat er einen Zusatzartikel veröffentlichen müssen, in dem er verängstigte Leser zu beruhigen sucht. Die Kritik, niemand könne die Stunde der Rückkehr Jesu wissen (nach Markus 13,32 und 33), bezeichnet er als «Missverständnis». Matthäus 24,29 spreche nämlich von der Entrückung der Gläubigen (vgl. 1. Thess. 4,13-18). Diesen Tag könne keiner voraussehen. Der Grund, warum sich der Amerikaner zu solch verwirrlichen Interpretationen veranlasst sieht, liegt eben in seinem Glauben an den Bibelcode. Er betrachtet das Buchstaben-Suchsystem sogar als Erfüllung einer biblischen Prophetie, und zwar der Stelle Daniel 12,9: «... Denn die Worte sollen geheimgehalten und versiegelt sein bis zur Zeit des Endes ... ». Reinhold: «Ich glaube fest, dass die versteckten Bibelcodes die Erfüllung dieser Stelle sind.» Die meisten Ausleger sagen hingegen, dass sich das Daniel-Wort keineswegs auf die Entdeckung eines Bibelcodes bezieht, sondern auf das bereits geschriebene und offenbarte Wort Gottes, worüber die Erkenntnis am Ende der Zeit zunehme.

 

In neueren Interviews relativiert selbst Michael Drosnin das Wissen um den Bibelcode: «Niemand, weder Dr. Rips noch seine Kollegen, werden behaupten, den Code gut genug zu kennen, dass wir Sicherheit darüber haben können, was er uns über die Zukunft sagt.» Warum dann so viel Lärm um so wenig? Was ist der Bibelcode?

Grundsätzlich gilt: Die Bibel meint das, was da steht. Die göttliche Wahrheit begegnet uns nicht über die Resultate eines Computercodes. Treffend kommentiert Manfred Schäller in der Zeitschrift «Die Botschaft»: «Was also ist der Bibelcode? In wirtschaftlicher Hinsicht ist er ein Besteller und Kassenfüller; im Übrigen aber nichts als eine buntschillernde Seilenblase, die selbst bei der zartesten Berührung mit biblischer Wirklichkeit zerplatzt.»

Rolf Höneisen /factum 10/1998


 

 

Drosnin: Wir sind nicht allein...

Michael Drosnin, der Verfasser des Bestsellers
<<Der Bibelcode>>,
glaubt nicht an Gott.
Er verbreitet seine eigene Philosophie

Michael Drosnin schrieb das Buch «Der Bibelcode» als Atheist. Dass er nicht an Gott glaubt und in keiner Weise religiös ist, betont er mehrfach. Das heisst aber nicht, dass er deshalb neutraler, unvoreingenommener, exakter oder «wissenschaftlicher» vorgeht, auch wenn zwischen den Zeilen immer wieder deutlich wird, dass er das denkt.' Niemand und nichts ist neutral; und so kommt auch Drosnins Theologie mehr als deutlich zum Ausdruck.

 

<<Drosnins «Evangelium>>

«Wir sind nicht allein. Es gibt (oder gab) ein uns wohlgesonnenes Wesen, das uns zwar nicht unmittelbar helfen kann, aber es warnt uns - durch den Bibelcode - vor dem sehr nahe stehenden 'Ende der Tage'. Dies ist der eigentliche Zweck der Bibel. Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass die Prophezeiungen des Codes nicht im Sinne von absoluter Vorherbestimmung zu verstehen sind, sondern nur Möglichkeiten darstellen, die wir letztlich durch unseren freien Willen so oder anders Wirklichkeit werden lassen.» Diese Botschaft entwickelt der amerikanische Journalist Stück für Stück durch das ganze Buch hindurch; nimmt aber auch schon mal das Ergebnis vorweg, wiederholt viele Gedanken ungezählte Male und versteht es, mit der Aneinanderreihung dramatischer «Treffer» des Bibelcodes fast eine apokalyptische Stimmung aufkommen zu lassen.

Zum Schluss, quasi als Vermächtnis, schreibt Drosin: «'Der Code wird retten .. ... Das ist keine Verheissung einer göttlichen Rettung und ebensowenig die Androhung eines unentrinnbaren Schicksals, sondern lediglich eine Information. Die Botschaft des Bibelcodes lautet, dass die Rettung der Welt in unseren eigenen Händen liege. Wir bestimmen den Verlauf der Ereignisse nach unserem Willen. Insofern stehen wir dort, wo wir uns immer schon befunden haben, mit einem grossen Unterschied - heute wissen wir, dass wir nicht allein sind.» (Seite 188 in «Der Bibelcode)

 

<<Drosnins «Bibliologie>>

Durch die Entdeckung des Bibelcodes sollen wir nun in der Lage sein, die Bibel «so zu lesen, wie es immer beabsichtigt war». Früher hätten wir die «eigentliche Bedeutung ... niemals wirklich erkannt». Aber jetzt im Lichte des Codes stellt Drosnin die Frage, «ob nicht die Bibel tatsächlich eine Art Buch des Lebens ist.» Für ihn ist die Bibel «nur eine ihrer Erscheinungsformen» (48), für Christen ist sie - ohne jeden Code - die Offenbarung Gottes an die Menschen schlechthin, sie ist das Buch des Lebens, sie wird es nicht erst durch den Code, im Gegenteil. Was der Code mitteilt, hat nichts mit <<Leben>> im biblischen Sinne zu tun. Für Drosnin ist die Bibel ein «Computerprogramm, das ... von seinem Schöpfer als interaktiver, sich ständig verändernder Text entworfen wurde>> (48); für Christen dagegen spricht durch die Bibel in unveränderter

- wenn auch durchaus individueller - Form der lebendige Gott. Peter Pioch ist nur zuzustimmen, wenn er schreibt: «Wer wissen will, was im Fernsehen läuft, wird das Gerät auch nicht in seine Bestandteile zerlegen, sondern hineinschauen. Wer wissen will, was die Bibel sagt, sollte sie lesen.»

 

Vom jüdischen Professor Elijahu Rips wurde Drosnin einmal darauf hingewiesen: «Wenn Sie den Wahrheitsgehalt der verschlüsselten Botschaften in der Thora nicht in Frage stellen, sollten Sie auch ihre offene Aussage akzeptieren.» Drosnins Reaktion: Seine Worte enthielten eine gewisse Logik. Doch letztlich bleibt für Drosnin ein unüberbrückbarer Unterschied zwischen Bibel und Bibelcode. Die Bibel ist ihm letztlich unwichtig, der Bibelcode ist zu seinein Gott geworden.

<<Drosnins «Soteriologie>>

<<Ziel der in der Bibel codierten Botschaften ist es, die Menschheit zu warnen.» (54) «Sollte der Code jedoch tatsächlich echt sein, konnte er nur den einen Zweck verfolgen, die Menschheit vor einer nie dagewesenen Gefahr zu warnen.» (93) Folgerichtig erscheint es Drosnin als «nicht möglich, an ein übernatürliche Rettung zu glauben.» (95) «Die einzige Hilf'e, die wir bekommen würden» ist der «Bibelcode selbst». Weil der Codierer ein uns «wohlwollendes, jedoch nicht allmächtiges Wesen» ist, hat er uns den Code als Warnung «vor einer drohenden Gefahr>> gegeben, <<um uns die Gelegenheit zu geben uns selbst zu schützen.» (108). Ja nicht einfach uns selbst, letztlich geht es darum, <<die Zerstörung dieser Welt zu verhindern.» (109) Drosnin predigt eine knallharte Selbsterlösungsreligion.

 

Drosnins «Christologie»

Drosnin redet oft von einem verschlossenen Buch, das geöffnet werden soll. Natürlich erwähnt er das versiegelte Buch in Offenbarung 5ff, das «nur der Messias öffnen kann» (89), um gleich danach festzustellen, dass im Buch Daniel die «Originalversion derselben Schilderung» (89) zu finden ist. Als «Entdecker» des Bibelcodes und Autor eines entsprechenden Beststellers wird Drosnin nun selbst quasi zum «Messias», zum Heilsbringer, der das versiegelte Buch öffnet.

Drosnin schreibt, er habe «nie an eine Apokalypse geglaubt». (96) Aber durch den Bibelcode habe er sich eines Besseren belehren lassen. Alle anderen vor ihm, die das unmittelbar bevorstehende Ende der Menschheit verkündet hatten, «irrten sich» (97) «die Hüter der Schriftrollen vom Toten Meer»; «auch die Frühchristen». «Hatte Christus nicht gewarnt: ``Diese Generation wird nicht vorübergehen ...``?»; «in jedem nachfolgenden Zeitalter gab es jemanden»:

<<Wir bestimmen den Verlauf der Ereignisse
nach unserem Willen>>

«Sie alle irrten sich.» - auch Jesus - aber wir haben ja jetzt Michael Drosnin: «Statt von Propheten mit ihren Visionen und Traumdeutungen abhängig zu sein, haben wir nun über den Computer Zugang zu einem alten, in der Bibel verborgenen Code.» (104)

 

<<Drosnins Gottesverständnis>>

Wer ist der Urheber des Codes? Dieser kann nach den von den Mathematikern errechneten Wahrscheinlichkeiten niemals ein Mensch gewesen

sein - könnte es dem Vernehmen nach selbst heute nicht, trotz aller Computer. Aber wer ist es dann? «Der Bibelcode zwingt uns, erneut die umfassendste aller Fragen zu stellen: Ist der Code der Beweis für die Existenz Gottes?» (53) Aber das kann und will Drosnin nicht glauben: «Meiner Ansicht nach liegt erstmals ein wissenschaftlicher Beweis dafür vor, dass neben der Menschheit eine weitere intelligente Lebensform existiert - oder zumindest zum Zeitpunkt der Niederschrift der Bibel existierte.» (53) Das Einzige, was klar ist, ist: «Wir sind nicht allein.» (54) Und das ist eben ein «nicht von dieser Welt stammendes, nichtmenschliches Wesen, das wir <<Gott>> nennen.» (101)

Drosnin stellt zunächst fest: Der Code stammt von jemandem, «der uns retten wollte, auch wenn er nicht unser Schöpfer war.» (84) Daraus schlussfolgert er: «Hierbei handelte es sich eindeutig nicht um ein allmächtiges Wesen, denn sonst hätte es die Gefahr einfach abgewendet, statt in codierter Form davor zu warnen.» (84f) «Stammte der Bibelcode tatsächlich von einem allmächtigen Gott, bestände für ihn keine Notwendigkeit, uns die Zukunft vorherzusagen. Er könnte sie nach eigenem Ermessen abändern.» (108)

<<Die Frage nach Gottes Souveränität>>

Einerseits ist Drosnin der Meinung, dass eine durch den Bibelcode angekündigte Gefahr «abgewendet werden kann» (11), andererseits «weiss ich bis heute nicht, ob dieser Mordanschlag (Anmerkung: gemeint ist die Ermordung Rabins) zu verhindern gewesen wäre» (16). Bei der Klärung dieser Frage wird er immer wieder hin- und hergerissen. Einmal ist er sicher, dass der Code nur eine Möglichkeit ist, ein anderes Mal weiss er es einfach nicht. Zwischendurch findet er dann sogar eine Codesequenz, die «auf gewisse Weise ... die Hoffnung auszudrücken [schien], dass der Angriff zu verhindern wäre.» (69)

 

Der «Angriff», von dem hier die Rede ist, nimmt in Drosnins Theologie eine Schlüsselstellung ein. Es geht dabei um einen «Holocaust in Israel» im hebräischen Jahr 5756 (Herbst 1995 bis Herbst 1996). Laut Bibelcode sollte es sich sogar um einen Atomkrieg handeln. Bekanntermassen ist etwas auch nur Annäherndes nicht eingetreten, was nun Drosnin nicht dazu bringt, am Bibelcode zu zweifeln - von ihm ist er seit der Ermordung Rabins absolut überzeugt -, sondern dies ist nun für ihn der «Beweis, dass die Zukunft nicht unabänderlich in Stein gemeisselt war.... Wie die Ermordung Rabins und der Golfkrieg bewiesen, war die Zukunft in der Bibel codiert, doch sie war nicht vorbestimmt. Sie zeigt lediglich eine Reihe von Möglichkeiten auf und liess sich verändern.» (168)

Ab Seite 168 seines Buches ist die Frage für Drosnin entschieden. Von nun an findet er sogar explizite Bestätigungen im Code selber, dass er nicht determinierend ist (<<fünf Zukunftsaussichten, fünf Wege» (172); «Werdet ihr es ändern?» (174); «verspätet» (174); «Sie änderten die Zeit»(185)

Am Ende kann er sogar feststellen: «Der Code selbst kann weder <<richtig>> noch <<falsch>> sein. Er zeigt lediglich verschiedene Möglichkeiten auf, ohne sich festzulegen, was wirklich geschehen wird.» Drosnin bastelt sich ein wasserdichtes System: Trifft der Code zu, ist es eine Bestätigung für seine Existenz; trifft er nicht ein, ist es eine Bestätigung für die Freiheit des menschlichen Willens.

Dass der Gott der Bibel - zumindest im Sinne von Jesaja 45,6f - wirklich souverän ist, ist auch Drosnin nicht entgangen. Er wurde von Prof. Rips extra darauf hingewiesen (108), aber er kann und will dies nicht akzeptieren.

Es ist nicht möglich, Drosnins Verständnis vom freien Willen des Menschen mit der Bibel in irgendeiner Weise in Übereinstimmung zu bringen. Sollte das wirklich war sein, könnte man nie sicher sein, ob Gott auch nur eine einzige seiner Verheissungen wahr machen könnte. Jedes Mal könnte ihm der Mensch mit seinem freien Willen einen Strich durch die Rechnung machen. Auch wenn mir viele Entscheidungen meines persönlichen Lebens - aus menschlicher Perspektive - sehr frei vorkommen mögen, so bin ich doch froh zu wissen, dass - aus göttlicher Perspektive - der Gott der Bibel, mein himmlischer Vater, mein Leben tatsächlich und wirklich in seiner Hand hat, es souverän führt und leitet, so dass Röm 8,28 echte Tatsache ist.

<<Das Problem der Textkritik>>

Für die Verfechter des Bibelcodes scheint es kein Problem mit der Textkritik zu geben. «Das Computerprogramm des Bibelcodes verwendet den allgemein anerkannten hebräischen Originaltext.» (202) Auf die damit verbundene Problematik geht Drosnin praktisch überhaupt nicht ein - bis auf eine Stelle. Er arbeitet auf der Basis der «hebräischen Originalversion des Alten Testaments, also ... der ersten Niederschrift der Bibel» (19) - es wäre schön, wenn wir diese hätten, dann gäbe es das Problem der Textkritik tatsächlich nicht! Einige Zeilen weiter wird doch klar, dass auch Drosnin den Codex Leningradensis in der Hand hat, mit dem <Jede existierende (heutige, Anm.) hebräische Bibel Buchstabe für Buchstabe übereinstimmt. Somit hat der Text, den ich in meinem Computerprogramm verwendete .... zumindest seit 1000jahren keinerlei Abänderung erfahren.» (39) Da ist der interessierte Leser wirklich erstaunt. In den Anmerkungen werden die Aussagen dann doch noch etwas seriöser. Dort ist vom Textus Receptus die Rede, den Rips seinem Experiment zugrunde legte (194). Selbst, dass der Leningradensis bis vor wenigen Jahren gar nicht der älteste vollständig erhaltene Codex war, sondern der Aleppo-Kodex, erfährt man hier (202).

Drosnin weiss auch, «dass eine Ausgabe der Thora, die auch nur einen falschen Buchstaben aufweist, nicht verwendet werden darf» (202) Für ihn ist zudem «mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit» klar, dass der heutige Text «wenn nicht sogar ... vor 2000 Jahren in genau der heute vorliegenden Form verfasst wurde.» (202)

Als er einmal auf den Text, der in einer Mezuzah ist (5. Mose 6,4-9 + 11,13-21), zu sprechen kommt, erwähnt er, dass sie, «selbst wenn nur ein einziger Buchstabe fehlt .... nicht verwendet werden» kann. Richtig! Weil sie auch für den Code besonders wichtig sind, habe Gott im «Klartext» der Verse genaue Anweisungen für deren (Auf-)Bewahrung gegeben. Plötzlich wird der Klartext wieder ernst genommen.

Bei den Bibelcode-Kritikern kommt die Problematik der Textkritik kaum zur Sprache. Lediglich der Papyrologe und Sprachwissenschaftler Carsten Peter Thiede wies bislang darauf hin. Er nennt es ein «entscheidenes Argument Mindestens seit Qumran könne man nicht mehr einfach behaupten, es gäbe nur einen einheitlichen hebräischen Text. In seinem neuen Buch «Bibelcode und Bibelwort» geht Thiede gründlich darauf ein.

Das ursprüngliche Experiment von Rips basierte nur auf der Basis von 1. Mose. (193) Hier ist zwar der Text selbst im Lichte der Qumran - Funde sehr einheitlich, aber eben doch nicht mathematisch 100%ig exakt. So schreibt ein früher Qumran- Forscher, der Leipziger Alttestamentler Hans Bardtke, nachdem er eine Reihe von Bruchstücken aus Genesis aus Höhle IQ aufgezählt hat: «Die textlichen Abweichungen sind ganz gering, im Wesentlichen durch Vollschreibung in den typischen Sprachformen von Qumran bedingt.»

Manchmal nimmt Drosnin den Bibeltext und
lässt einfach ein paar Buchstaben weg.

Aber bei allem, was über das ursprüngliche Experiment hinausging, legte nicht nur Drosnin, sondern auch Rips, (mindestens) den Text des gesamten Pentateuchs zu Grunde (26, 33, 47). Und spätestens jetzt werden die Qumran- Funde wirklich wichtig. Bardtke listet eine Vielzahl entsprechender Stellen auf. Ich nenne hier nur einige, bei denen die Qumran- Lesart einerseits einzelne Buchstaben (bis zu einem ganzen Wort) mehr oder weniger verzeichnet und wo diese Lesart andererseits auch von anderen alten Quellen (Samaritaner, LXX ... ) bezeugt wird: erstes Exemplar von 5. Mose: 29,16; 31,1; zweites Exemplar von 5. Mose (beide aus Höhle IQ): 15,15; 33,17); aus Höhle 5Q. 5. Mose 7,17; 8,7; 8,18). Es gibt also rein vom Textbefund her durchaus Grund für Textkritik.

Die inhaltlichen Differenzen sind bei den genannten Stellen belanglos. Doch nicht für den Bibelcode! Beim Code geht es nicht um den Sinn des «Klartextes»: Hier ist vielmehr jeder einzelne Buchstabe entscheidend! Fällt ein einziger Buchstabe weg, bricht das System zusammen.

<<Wissenschaftliche Arbeit?>>

 

Nachfolgend einige Punkte, die den massiven Anspruch des Bibelcodes auf Wahrheit deutlich reduzieren:

Drosnin arbeitet oft mit drei- und vierbuchstabigen Wörtern oder er verwendet Abkürzungen - und kommt auch so wieder auf nur wenige Buchstaben (z.B. 50, 113). Solche Wörter lassen sich sehr häufig finden.

Und wenn man nur lange genug sucht, findet man etwas Passendes in nahezu jedem Zusammenhang. (Der Verfasser konnte sich davon selbst überzeugen, als er den «Bibelcode auf Deutsch» ausprobierte.)

 

Auch wenn Drosnin beteuert, dass seine Übersetzungen vielfach geprüft sind (227), so bekommt man doch bei einigen den Eindruck, dass manche Interpretationen nicht seriös sind. Da wird z.B. aus «Sodom» in 1. Mose 14,11 einfach «Saddam (Hussein)» (18), eine «Rakete» im Code wird zur «russischen Rakete» im Text (18). Immer wieder kommt Drosnin auf «sein gesamtes Volk im Krieg» zu sprechen, was an mehreren Stellen «codiert» sei (55) - obgleich esjedesmal der ganz normale Bibeltext ist (z.B. 5. Mose 2,32). Abgesehen davon, dass er die Stellen immer wieder auf etwas anderes bezieht (auf «atomaren Holocaust» [55f] oder Terroranschläge in Israel [73f, 1811), übersetzt er einfach <<ìm>> («be» steht nicht da), obwohl man «zum» (im Text steht «le») übersetzen müsste - wie auch aus dem Bibeltext an sich deutlich wird. Aber auch hier ist Drosnins Kontext entscheidender.

 

Normalerweise arbeitet Drosnin konsequent mit Auslassungsfrequenzen. Aber manchmal nimmt er auch den Bibeltext und lässt zwischenrein einfach ein paar Buchstaben weg. So, wird dann aus «Und es geschah nach dem Tod Abrahams», in dem er einfach die ersten beiden Buchstaben von Abraham (und das «und») weglässt «es wird nach dem Tod des Ministerpräsidenten geschehen» (60). Später scheinen dann die beiden weggelassenen Buchstaben («AB») doch noch brauchbar - sind sie der Monatsname, der unserem Juli entspricht (169). Im Anhang gibt er ein Beispiel dafür, wie man mit einer «leicht veränderten Worttrennung ... mitunter präzise Informationen über Ereignisse unserer modernen Welt» (228) bekommen kann. Er übersetzt zwar den Bibeltext (4. Mose 3,24) korrekt, teilt die hebräischen Buchstaben aber nur in drei statt in vier Wörter ein (228). Dann folgt die Alternativübersetzung, wobei er dabei das hebräische Wort «Haus» - was er vorher vergass, separat zu kennzeichnen ganz unter den Tisch fallen lässt.

 

Das ist die Hauptkritik vieler Autoren . Warum wählt man gerade diesen und keinen anderen quer laufenden Text? Die Antwort ist jedem klar: Weil er eben gut passt. Bei der Grösse der verwendeten «Kreuzworträtsel» steht so viel Bibeltext ringsum, dass man die Ereignisse auch völlig anders zuordnen könnte. Beispiel: In einer Matrix (75) findet Drosnin Einzelheiten der Terroranschläge vom Februar/März 1996 in Jerusalem beschrieben. Aber warum bezieht sich das auf diese Anschläge, warum Jerusalem?

Schräg rechts über «Feuer, grosser Lärm» findet sich das Wort «Sichem» (in 1. Mose 36,24 [zweites Vorkommen]), was Drosnin aber nicht kennzeichnet - warum sollte er auch, er braucht es nicht.

 

In 1. Mose 41,45 ist von «Zafenat-Paneach» als neuem Namen für Joseph die Rede. Laut Drosnin gab es «im Verlauf der Jahrhunderte ... unzählige Spekulationen» (104f), was dies bedeute. Neben der Übersetzung «der Gott spricht und lebt» bringt er auch «Enthüller der Geheimnisse». Aber glücklicherweise hat nun Drosnin die Lösung: «Tatsächlich hat dieser angebliche Name im Hebräischen eine unmissverständliche Bedeutung: <<Decoder des Codes». Nur, wo liegt hier der inhaltliche Unterschied zu «Enthüller der Geheimnisse»? Und wenn man gar nichts anderes findet, kann

man ein Datum, das im Code besonders «häufig», aber «ohne jeden weiteren Bezug auf ein besonderes Ereignis» vorkommt, schon mal auf die gerade aktuelle Situation beziehen und sozusagen als «Lückenbüsser» verwenden (77).

 

Geht es im Vorwort (90) noch um «überprüfen» und «verifizieren», um «Wissenschaftler», «Computer» und «Experimente», so ist zum Schluss des Buches die «Ungewissheit als Teil der Wirklichkeit anerkannt» (181). Da fragt man sich doch allen Ernstes, ob es sich beim Bibelcode tatsächlich so «eindeutig nicht um eine Prophezeiung in der Art der Prophezeiungen von Nostradamus» handelt, und ob «die durch diesen Code enthüllten Einzelheiten» tatsächlich «mit einem präzise recherchierten CNN-Bericht zu vergleichen» sind (29).

 

Über die Gesetzgebung am Sinai schreibt Drosnin: Dort habe «die Stimme dessen den wir <<Gott>> nennen,... (Mose) nun jene zehn Gebote gegeben, die die Grundlage der westlichen Zivilisation bilden, und - ihm das Buch diktiert, das wir <<die Bibel>> nennen)(98). Jerusalem beschreibt er als «die sagenumwobene Stadt, über die David herrschte, in der Jesus starb und von der aus Mohammed in den Himmel aufstieg» (138f). Biblische Fakten gleichwertig neben eine unhistorische Legende zu stellen, das ist ausgenommen platt.

 

 

Bei der Lektüre des Buches gewinnt man den Eindruck, Drosnin habe «Seite an Seite mit Rips gesessen und die sensationellen Entdeckungen gemacht». Umso verwunderlicher ist es, dass sich nun der Mathematikprofessor Rips ebenso wie der Physiker Doron Witztum von dem Autor distanziert und ihm sogar «gerichtliche Schritte» angedroht haben. Die offizielle Verlautbarung des Heyne-Verlages, die ganze Sache sei eben ein «Beziehungsproblem» zwischen dem orthodoxen Juden Rips, dem die «völlig weltliche und journalistische Art, wie der Atheist Drosnin mit der Bibel umgeht, nicht gefällt», befriedigt nicht. Meines Erachtens würde es gut zum ganzen Stil von Drosnin passen, wenn er seine Beziehung zu Rips - sagen wir es freundlich - etwas ausgeschmückt hat. Es fällt jedenfalls schwer, dem amerikanischen Sensationsjournalisten prinzipiell mehr Vertrauen entgegenzubringen als dem orthodoxen Mathematik- Professor.

  

Bibelcode im Luthertext?

 Im Herbst 1997 wurde ein Computer-Programm auf den Markt gebracht mit entsprechenden Veröffentlichungen im Internet. Das Programm arbeitet auf der Basis der Lutherbibel, «die über das Internet zur Verfügung steht».

Da es komplett auf Deutsch geschrieben ist, soll man nun, ohne Hebräisch lernen zu müssen, die Möglichkeit haben «zu überprüfen, welche persönlichen Informationen in der Bibel codiert sind». Der Bibelcode für den Hausgebrauch? Funktioniert er auch in anderen Sprachen?

Für den Herausgeber ist es nicht denkbar, dass «alle Menschen ausserhalb des hebräischen Sprachraumes von diesen Informationen ausgeschlossen» sind. «Warum sollte auch eine Intelligenz, die Informationen für die Menschheit versteckt codiert, dies nur in einem einzigen Werk und für einen einzigen Sprachraum tun?»


 

28.03.2000 Mail des ehemaligen Vertreibers der Bibelcode Software an den Betreiber der - Site:  Forumfrage:    Privatanfrage:

Sie haben auf Ihrer Homepage meinen Namen (xy) veröffentlicht. Es geht in dem Zusammenhang Bibelcode. Sie schreiben auch, ich hätte die Software entwickelt und vertreibe sie.

Ich stelle folgendes fest. Die Software ist der letzte Müll. Es gibt für mich keinen Bibelcode. Die Software wurde auch nicht von mir entwickelt, ich habe sie eine Zeitlang nur vertrieben. Die Homepage existiert auch nicht mehr.

 



Nachdem er vorgeschlagen hat, auch im Tibetanischen Totenbuch zu suchen, stellt er fest: <<Wir suchen seit kurzer Zeit in deutschsprachigen Texten. Und wir finden Informationen. ...>>.

Das überzeugendste (auf der Homepage als einziges angeführte konkrete) Beispiel ist die Codierung vom Tod Dianas. «Wieso steht in der deutschen Johannesoffenbarung der Name Dianas neben dem von Dodi, der Name des Fahrers Paul steht ganz dicht daneben und darum herum finden sich die vier Buchstaben, die das Wort Auto bilden? Warum steht in dem Auto zu den Namen noch das Wort Tod? Und warum fehlt der Name des Leibwächters, der nicht gestorben ist?» Alles nur Zufall? Für Milbrandt natürlich nicht.

Um einmal auf den Geschmack zu kommen, kann man sich eine kostenlose (allerdings in den Funktionen stark eingeschränkte) Demo-Version von Milbrandts Homepage runterladen. Mit dem Text des Pentateuchs und der Offenbarung kann man so seine ersten eigenen Schritte in Sachen Bibelcode tun. Zumindest mit kurzen Wörtern hat man sogar in dieser «abgespeckten» Version einigen «Erfolg». So findet sich in Offenbarung 14,14 mit der Auslassungszahl (AZ) 36 (35 Buchstaben werden ausgelassen, jeder 36. Buchstabe wird genommen) das Wort «Kohl» (derzeitiger deutscher Bundeskanzler) gekreuzt von den Worten «goldene Krone auf seinem Haupt». In Vers 13 und 15 findet sich jeweils einmal mit AL 24 «CDU», die Partei, dessen Vorsitzender Kohl ist. Besonders interessant ist, dass das zweite CDU gekreuzt wird von «Ein anderer Engel kam». Bekanntlich steht «Engel» ja gerade in der Offenbarung auch für «Gemeindeleiter» (also hier dann wohl im Sinne von «Parteivorsitzender»), und so dürfte dies wohl ein klarer Hinweis darauf sein, dass Kohls kürzlich öffentlich geäusserter Wunsch, dass der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Schäuble, sein Nachfolger als Bundeskanzler werden möge, in Erfüllung gehen wird, sprich: die Union wird die Bundestagswahlen im Herbst 1998 gewinnen ...

Kürzlich gelang es einem Kritiker Drosnins, mit dessen Methode den Tod von Kennedy in Herman Melvilles «Moby Dick» herauszulesen und so Drosnin ein von ihm gewünschtes Gegenargument in einem von ihm bestimmten Buch zu liefern. Drosnin selbst ist ja überzeugt, dass der Bibelcode tatsächlich nur in der Bibel funktioniert.

Die Seriosität von Professor Rips, der das ursprüngliche Experiment entwickelt hat und auch der amerikanischen Fachleute, die das Experiment geprüft haben, ist nicht einfach in Zweifel zu ziehen. Die Arbeit Drosnins hingegen hat eine populäre (populistische?) Richtung eingeschlagen, die folgerichtig beim Unsinn von Milbrandt endet. Dass der ganze Bibelcode letztlich doch niemanden von Gott (oder von der Inspiration der Bibel durch Gott) überzeugt, wird am konkreten Beispiel von Michael Drosnin deutlich.

Titus Vogt / factum 10/98


 

Spiel mit Buchstaben (eine Kritik am <<Bibelcode>> aus informationstheoretischer Sicht)

 

Der amerikanische Journalist Michael Drosnin behauptet, die Bibel enthalte einen verborgenen Code und dieser sei nun geknackt. Per Computer wurden aus den 304 805 Buchstaben des masoretischen hebräischen Textes der Thora (= die 5 Bücher Mose) neue Buchstabenreihen zusammengesetzt, in denen man prophetische Hinweise für unsere Zeit gefunden zu haben glaubt. Auch manche Christen sind von diesem zunächst schwer nachprüfbaren Gedanken fasziniert. Doch der Schein trügt.

Die Methode

Die hebräische Buchstabenfolge der Thora wird zunächst ohne alle Leerstellen in einem Computer abgespeichert. Dann werden aus diesem Buchstabenvorrat die jeweils n-ten Buchstaben (z.B. mit dem Abstand n = zwei, drei, vier oder siebzehn, fünfunddreissig usw.) entnommen, wodurch ständig neue Buchstabenreihen produziert werden können. Die Vielzahl solcher willkürlichen und sich voneinander unterscheidenden Buchstabenfolgen kann noch dadurch erhöht werden, dass man nicht mit dem ersten Buchstaben aus 1. Mose 1,1 beginnt, sondern mit einem beliebig verschobenen Anfang. In den so gewonnenen linearen Folgen kommen gelegentlich Wörter oder Wortbruchstücke vor, die eine Bedeutung tragen. Ordnet man nun aber die so gewonnenen Buchstabenreihen in Blöcken an, dann erhöht sich schlagartig die Kombinationsvielfalt durch vermehrte Leserichtungen. Eine willkürliche Veränderung der Spaltenzahl des Blockes bringt durch die veränderte Anordnung der jeweils betrachteten Buchstabenmenge weitere neue Varianten ins Spiel.

 

Einwände

- Die Vorgehensweise ist willkürlich. Sie gestattet es, beliebig viele neue Buchstabenblöcke zu erzeugen. Dass in einem so riesigen und schier unerschöpflichen Buchstabenvorrat hier und da Namen und Wörter vorkommen, die eine Bedeutung tragen, ist geradezu unvermeidbar. Diese Möglichkeit wird noch dadurch drastisch erhöht, dass nach sinntragenden Buchstabenkombinationen ausser waagrecht auch noch senkrecht und diagonal gelesen werden kann. Ausserdem sind alle möglichen Leserichtungen erlaubt (von rechts nach links und umgekehrt, ebenso von oben nach unten und umgekehrt). Mehr noch: Drosnin wechselt innerhalb einer «Fundstelle» mit mehreren ihm geeignet erscheinenden Assoziationswörtern willkürlich die Lesemethode. Wort 1 wird z.B. von rechts nach links gelesen, Wort 2 von oben nach unten, aber nur jeder zweite Buchstabe wird genommen. Bei Wort 3 beginnt man von links nach rechts, aber nur jeder siebente ist der in Frage kommende, und bei Wort 4 ist es wiederum erlaubt, in einem Stück von unten nach oben zu lesen. Hinzu kommen noch die Varianten auf der Diagonalen.

 

- Der weitaus grösste Teil der Buchstabenblöcke ist lediglich Abfall, in dem auch bei ständigem Methodenwechsel keine bedeutungstragenden Elemente zu finden sind.

 

-Weiterhin kommt dieser Art Buchstabenspielerei noch die Eigenheit der hebräischen Sprache entgegen, nämlich, dass bestimmte Vokale nicht geschrieben werden. Da diese nach jedem Buchstaben frei wählbar sind, erhöht sich im Vergleich zu Deutsch oder Englisch die Trefferquote ganz erheblich.

In einem genügend grossen
Buchstabenvorrat kann man
fast alles finden, was man sucht.

-Entnimmt man einer grossen Buchstabenmenge M, die eine bestimmte

Häufigkeitsverteilung für die einzelnen Zeichen aufweist, Teilmengen MI, M2, M3,... Mn, so haben alle dieselbe Häufigkeitsverteilung wie M. Jede Sprache hat eine spezielle, nur ihre eigene Häufigkeitsverteilung der vorkommenden Buchstaben. Da nach der oben beschriebenen Methode immer aus derselben Quelle M entnommen wird, ist sichergestellt, dass sich diese Häufigkeitsverteilung der Buchstaben nicht ändert. Somit ist das zufällige Auftreten von Wörtern aus dem Sprachschatz der hebräischen Sprache erheblich wahrscheinlicher als bei Entnahme aus einem Pool mit anderer Verteilung.

-Die Bezeichnung «Bibelcode» ist irreführend, weil ein Code immer einen Sender (Urheber) voraussetzt. Doch die betrachteten Buchstabenselektionen sind als Zufallsfolgen anzusehen. Zufallsfolgen aber können prinzipiell nicht entschlüsselt werden, da sie definitionsgemäss keine Bedeutung tragen. Damit ist alles, was Drosnin herauszulesen versucht, reine Willkür ohne jegliche Absicht eines Senders.

-Der australische Mathematiker Brendon McKay wandte das Bibelcode-Verfahren auf den englischen Roman «Moby Dick» an und konnte in gleicher Weise «sensationelle» Ereignisse herauslesen (z.B. Ermordung von Indira Ghandi, Martin Luther King und Rabin, Unfall von Lady Diana). Damit hat McKay gezeigt, dass das Ergebnis unabhängig von der verwendeten Quelle ist. In einem genügend grossen Buchstabenvorrat kann man fast alles finden, was man sucht. Selbst passende Assoziationswörter wird man im Umfeld einer solchen Fundstelle entdecken. Andere Wörter, die das direkte Gegenteil aussagen, ignoriert man nach diesem Verfahren einfach.

Übrigens: McKay fand auch das Wort Drosnin und in unmittelbarer Nähe das Wort «Iiar» (= Lügner).

Der «Bibelcode» ist von der Vorgehensweise her eine beliebige Buchstabenspielerei. Grundlegende informationstheoretische Aspekte werden ignoriert. Dieses lediglich auf Sensationslust abgestellte Konzept lässt Raum für unverantwortliche Spekulationen. Die von Drosnin aus Fragmenten konstruierten Aussagen widersprechen dem eigentlichen Wesen der biblischen Offenbarung und stellen sich damit gegen Gott und seine Botschaft.

Werner Gitt/ factum 10/98


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