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= Wir  sind die Versammlung Hochmutsekte =  Wir haben den  Tisch des Herrn Gotteslästerer.

 

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Auserwählung in Christo Irrlehre von
Manuel Seibel

 

So großartig die Auserwählung der Erlösten ist, so schwierig scheint dieses Thema zugleich zu sein. Denn es gibt viele Missverständnisse, die unter Gläubigen leider zu viel Streit geführt haben. Schade, dass dies bei einem solch erhabenen Thema der Fall ist. Satan, der große Widersacher unseres Herrn, unternimmt alles, um den Genuss dieses großartigen Segens zu zerstören. Dieser Artikel soll mit Hilfe einiger Fragen das Bewusstsein dieser herrlichen Wahrheit vertiefen.

 

Wer hat auserwählt?

„Gepriesen sei der Gott und Vater unsers Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus, wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe" (Eph 1,3.4).

Der Apostel Paulus macht in Epheser 1,4 deutlich, dass es Gott, der Vater ist, der Menschen auserwählt hat. Paulus nennt Ihn hier „Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus".In diesem Vers steht besonders diese eine der drei Personen der Gottheit im Mittelpunkt: der Vater. Er hat den Ratschluss der Auserwählung (und vieler weiterer Segnungen für den Erlösten) gefasst. Seine Liebe, Macht und Autorität wird an dieser Stelle besonders betont. Aber Er steht hier in seinem göttlichen Charakter vor uns, in seiner Heiligkeit und Liebe.

Daher nennt Kolosser 3,12 die Erlösten der Gnadenzeit „Auserwählte Gottes". Sie werden nicht Auserwählte des Vaters genannt, auch wenn das wahr ist. Hier tritt der dreieine Gott vor uns. Das macht die Auserwählung so wertvoll: Nicht ein Mensch, nicht ein Engel, sondern Gott war es, der ein Interesse an Menschen hatte und sie in aktiver Weise auserwählt hat. Der Höchste, der ewige Gott, hat sich Menschen zugewandt, weil Er ein liebendes Interesse an ihnen hat.

 

Nach welchem Prinzip hat Gott auserwählt?

Es stellt sich nun die Frage, wie man sich den Vorgang der Auserwählung vorstellen kann. Wir finden dazu in der Schrift kaum Hinweise. Allerdings lernen wir, dass dieses Auserwählen ein aktiver Vorgang ist, eine wirkliche Auswahl. Gott hat sich nicht in seiner Allwissenheit angesehen, wie Menschen auf dieser Erde einmal ihr Leben ausrichten würden. Natürlich wusste Er, dass sich dieser oder jener bekehren würde. Aber das war nicht der Anlass oder die Ursache, genau diese Personen auszuerwählen: „Damit der Vorsatz Gottes nach Auswahl bleibe, nicht aus Werken, sondern aus dem Berufenden" (Röm 9,11).

Nein, das wäre überhaupt keine Aus-Wahl, sondern nur Allwissenheit. Wir lesen aber in Epheser 1,4, dass Gott auserwählt hat. Er hat wirklich eine Wahl getroffen, sogar eine Auswahl. Er hat bestimmte Personen aus einer riesigen Menge an Menschen auserwählt. Und wie immer, verfolgt Gott damit einen Zweck. Denn Er handelt nie ziellos. Er hat Menschen für sich selbst auserwählt. Das ist die großartige Botschaft für uns: Gott hat nicht zugeschaut, sondern Gott hat Menschen bewusst und aus Liebe erwählt.

In Epheser 1,5 lesen wir, dass Gott uns mit den geistlichen Segnungen „nach dem Wohlgefallen seines Willens" beschenkt hat. Dieser Wille Gottes wird mit seinem Vorsatz verbunden (Eph 1,11). Damit haben wir den ewigen Ratschluss Gottes vor uns, der uns zu dieser Herrlichkeit auserwählt und bestimmt hat.

Es ist also Gottes persönlicher „Wille", der tätig wurde. Gott als der Ewige besitzt einen souveränen Willen. Das haben wir als Menschen zu akzeptieren. Denn wir sind seine Geschöpfe, die das Handeln Gottes nicht in Frage stellen können (vgl. Röm 9,20). Dazu haben wir kein Recht.

 

Mit welchem Recht hat Gott uns auserwählt?

Gott aber hat das Recht zu handeln, wie Er will. Er hat vor Grundlegung der Welt nach diesem, Ihm eigenen Willen, gehandelt. Gott besitzt also einen Willen, der sein Handeln bestimmt. Und da Er Freude daran hatte, mit Menschen Gemeinschaft zu haben, hat Er sie auserwählt, an seiner Gemeinschaft teilzuhaben. Diese Auswahl ist also nicht zufällig, sie ist nicht ohne Absichten, und sie ist auch nicht von dem Willen oder den Entscheidungen des Menschen abhängig. Sie hängt einzig und allein an Gottes ausdrücklichem Willen.

Diese Auswahl hat nichts mit blindem Schicksal zu tun und ist auch nicht launenhaft. Denn als der ewige, souveräne Gott hat Er das Recht, in Übereinstimmung mit seinem Wesen zu handeln. Er ist gerecht - aber Er hat als der Schöpfer und Töpfer (vgl. Röm 9,19-21 1) das Recht, Gefäße zur Ehre zu machen und nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit Gefäße der Begnadigung zuzubereiten zur Herrlichkeit (vgl. Röm 9,23). „Ist etwa Ungerechtigkeit bei Gott? Das sei ferne!" (vgl. Röm 9,14.15). Er hat das Recht zu begnadigen, wen Er begnadigt.

 

Mit welchem Beweggrund und mit was für einer Absicht hat Gott uns auserwählt?

Als Gläubige fragen wir uns: Warum hat Gott uns auserwählt? Und mit welcher Absicht tat Er dies? Er hatte doch niemand nötig. Als der in sich glückliche Gott (vgl. Apg 17,25) war Er, bevor Er irgendetwas geschaffen hatte, sich selbst vollkommen genug. Warum dann die Auserwählung von (noch gar nicht geschaffenen) Menschen? Die Antwort finden wir erneut in Epheser 1. Er handelt nach dem Wohlgefallen seines Willens (Vers 5), zum Preis der Herrlichkeit seiner Gnade (Vers 6), und Er hat uns in Christus auserwählt „in Liebe".

Die Liebe war der Beweggrund Gottes. Es muss göttliche Liebe sein, die wir nicht erfassen können, die solche noch nicht einmal lebende Menschen aktiv auserwählt. Nicht von ungefähr verbindet Paulus in 1. Thessalonicher 1,4 die Auserwählung der Gläubigen damit, dass sie „von Gott Geliebte" sind. Auch in 1. Petrus 1,2 verbindet der Apostel die Auserwählung mit Gott, dem Vater. Der Name „Vater" steht für die Beziehung der Liebe Gottes zu den Seinen. Sogar in Bezug auf Gottes irdisches Volk lesen wir in 5. Mose 7,8 davon, dass es „wegen der Liebe des Herrn" erwählt worden ist. Das wird in Römer 9,13 bestätigt. Wie viel mehr gilt diese Liebe dann für die Auserwählten der jetzigen Zeit der Gnade!

Wenn wir dann noch bedenken, was wir von Natur aus waren, wird diese Liebe noch größer für uns. Gott hatte, schon bevor Menschen existierten und in Sünde fallen konnten, den Willen, sie in seiner Gegenwart zu haben, indem Er sie mit göttlicher Liebe einhüllte. Er sah schon immer Christus, seinen geliebten Sohn, in ihnen, wenn Er an sie dachte. Und so, wie Er göttliche Zuneigung zu Ihm hat, seinem Geliebten, so sah Er auch auf sie. Es wird uns ewig unfassbar groß bleiben. Denn um das verstehen zu können, müsste man Gott sein.

Zudem hatte Gott eine Absicht, wenn Er Menschen auserwählte. Sie sollen seine Liebe anschauen und genießen können. Aber sie können nur vor Ihm sein, wenn sie auch seine Natur besitzen. Er ist heilig, also müssen sie ebenfalls heilig sein. Er ist untadelig, so auch sie.  So bringt Gott sie aus Liebe in einen Bereich, der von Heiligkeit und Liebe geprägt ist. Und Er tut das alles, weil es sein persönliches Wohlgefallen ist (Eph 1,5). Über dieses Geschenk können wir nur staunen.

 

Wann hat Gott uns auserwählt?

Paulus lehrt uns in Epheser 1,4, dass Gott uns vor Grundlegung der Welt auserwählt hat. Die Zeit der Erde und des Universums war also noch nicht angebrochen, als Gott diese Auswahl traf. Die Auserwählung führt uns somit in eine „Zeit" zurück, über die wir fast nichts wissen. Und sie zeigt uns zugleich, dass es sich wirklich um einen ewigen und damit himmlischen Segen handelt.

Gott schenkt uns auf dieser und für diese Erde vieles. Aber die bleibenden, ewigen Segnungen haben mit der Ewigkeit und mit dem Himmel zu tun. Die Auserwählung gehört genau dazu. Der natürliche Mensch kann sie nicht erfassen, und der erlöste Mensch wird sie nur genießen können, wenn er sich seiner Beziehung zu Christus im Himmel bewusst ist und sie auch „lebt". Sie gehört zu den erhabensten Segnungen, die Gott den Seinen geschenkt hat.

 

Wofür hat Gott uns auserwählt?

Wir haben schon gesehen, welch eine großartige Absicht Gott hatte, als Er Menschen auserwählte. Nach Epheser 1,4.5 hat Gott diese Menschen für sich selbst auserwählt. Er hatte und hat ein Interesse an denen, die Er auswählte. Er möchte Freude an ihnen haben, sie ganz für sich besitzen und in einer Atmosphäre heiliger Liebe Gemeinschaft mit ihnen haben. Dabei bedenken wir, dass wir von dem ewigen Gott sprechen, der die sichtbare und unsichtbare Schöpfung ins Leben gerufen hat. Er ist die höchste Autorität, die es gibt, ja das erhabenste Wesen, der Einzige, der nie geschaffen wurde, weil Er ewig ist.

Dann finden wir in Römer 8,28-30 weitere Einzelheiten des göttlichen Plans: Gott hat Menschen nach seinem ewigen Vorsatz (Eph 1,11; 3,11) berufen. Er hat sie vor Grundlegung der Welt erkannt - das ist die Vorkenntnis, von der wir auch in 1. Petrus 1,2 lesen. Das ist weitaus mehr, als von ihnen Kenntnis zu haben. Er hat sie bewusst ins Auge gefasst, um mit Ihnen etwas nach seinem eigenen Willen zu tun. Seine aktive Vorkenntnis, mit Menschen, die noch nicht geschaffen worden waren, zu handeln, führte dazu, dass Er sie auserwählt hat. Sie hat Er dann zuvor bestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein. Bevor die Erlösten gelebt haben, hatte Gott diesen Vorsatz, Menschen auf das Innigste mit seinem Sohn, dem Herrn Jesus, zu verbinden. Dazu mussten sie Ihm gleich sein, wobei Er immer der Erstgeborene bleiben wird, der jeden Vorrang hat. Aber Gott wollte aus seiner göttlichen Liebe heraus, dass Christus nicht allein im Himmel ist, sondern dass es Menschen gibt, die Ihn dort umgeben und Ihm gleich sind. Alle diese Tätigkeiten Gottes, die Teil seines ewigen Vorsatzes sind (Vorkenntnis, Auserwählung, Zuvorbestimmung) fanden somit vor Grundlegung der Welt statt.

Aber damit ist Gottes Handeln nicht zu Ende. Diese Menschen hat Gott dann „in der Zeit", also während ihres Lebens auf dieser Erde, berufen (vgl. Gal 1,15; 2. Tim 1,9) und gerechtfertigt (vgl. Röm 3,28). Das hatten wir nötig, weil wir Sünder waren. Die oberste Instanz hat uns von aller Schuld freigesprochen. Sein Ratschluss war damit aber noch nicht zufrieden. Er hat diese auch verherrlicht. Das ist heute noch nicht Wirklichkeit geworden. Aber in seinem Vorsatz ist das alles schon einbezogen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, dass diese großartige Auserwählung auch dieses praktische Ziel erreicht haben wird.

 

Im nächsten Heft behandeln wir noch einen zweiten und abschließenden Teil über die Auserwählung. Denn es gibt noch wichtige Fragen danach, ob es eine Auserwählung zur Verdammnis gibt, wen Gott auserwählt hat, ob Gott wirklich „aktiv" auserwählt hat, usw.

 

Frederick W. Grant: „Auserwählung ist das gnädige Eingreifen der göttlichen Liebe zugunsten derer, die sich nicht von anderen Menschen unterscheiden." Grant fährt dann fort, die große Gnade dieser Auserwählung zu beschreiben, was uns zur Dankbarkeit führen sollte, auch wenn diese Gedanken nicht die Auserwählung betreffen: „Sie [diese Menschen] sind tot und genauso in Sünden gewesen wie alle anderen auch. Aber anstatt dem Verderben hingegeben, werden sie Christus als Frucht seines gesegneten Werkes gegeben, ‚damit Er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern'.


Wofür hat Gott uns nicht auserwählt?

Zur Zeit der Reformation haben sich manche Gläubige tiefgehende Gedanken über die Auserwählung gemacht, darunter auch der bekannte Reformator Johannes Calvin, den Gott in mancherlei Hinsicht in seinem Werk benutzen konnte. Durch sie wurde diese Grundwahrheit aus dem Schutt des in biblischen Dingen vielfach unwissenden Mittelalters hervorgeholt. Sie verstanden etwas davon, dass die Auserwählung eine großartige Gnadenerweisung Gottes für seine Erlösten bedeutet.

Dann aber entwickelten sich falsche Vorstellungen. Man meinte: Wenn Gott Menschen für sich selbst auserwählt hat, dann muss Er ja auch Menschen für die Verdammnis auserwählt haben. Das ist eine logische Schlussfolgerung. Aber sie entspringt dem menschlichen Denken, nicht dem Wort Gottes. Gott steht über menschlicher Logik und ist dieser nicht unterworfen.

Johannes Calvin und andere beriefen sich auf einen Vers wie Römer 9,21: „Oder hat der Töpfer nicht Macht über den Ton, aus derselben Masse das eine Gefäß zur Ehre und das andere zur Unehre zu machen?" Sie haben aber übersehen, dass Gott hier von seinem Recht spricht, ohne zu bestätigen, dass Er dieses Recht auch tatsächlich ausübt. Das tut Er nämlich gerade nicht.

Gottes Gnade erweist sich unbekehrten Menschen dadurch, dass Er sie „mit vieler Langmut ertragen hat". Denn Paulus fährt in Römer 9,22 fort: „Wenn aber Gott, willens, seinen Zorn zu erweisen und seine Macht kundzutun, mit vieler Langmut ertragen hat die Gefäße des Zorns, die zubereitet sind zum Verderben". Was für eine Gnade Gottes, dass Er seinen Zorn nicht sofort ausübt, sondern in großer Langmut den Menschen in seinem Unglauben erträgt und mit dem Gericht wartet. Denn Er will nicht, dass irgendjemand verloren geht (vgl. 2. Pet 3,9). So lässt er das Evangelium den Menschen weiter verkündigen. In Römer 9,22 steht ohnehin nicht, dass Gott die Ungläubigen, die dort Gefäße des Zorns genannt werden, zum Verderben zubereitet hat. Nicht Gott hat sie zu Gefäßen des Zorns gemacht, sondern sie selbst haben es so gewollt und sind daher zum Verderben zubereitet.

Auch wenn wir das als Menschen nicht verstehen können, müssen wir es so annehmen: Gott hat einerseits Menschen für sich selbst auserwählt, andererseits aber niemand zur Verdammnis erwählt. Das erscheint uns unlogisch. Aber wir können Gott vertrauen, dass das, was Er uns in seinem Wort mitteilt, gut, gerecht und richtig ist. Niemand ist also zur Verdammnis auserwählt worden.

Diesen Punkt schließe ich mit folgendem Gedanken: Die Tatsache, dass Gott Menschen auserwählt, kann für keinen Menschen als Begründung herhalten, dass er sich nicht bekehren müsste. Wir lesen in Gottes Wort, dass jeder Mensch aufgerufen ist, sich zu bekehren und zu Gott umzukehren. Jeder Mensch hat dazu dieselbe Möglichkeit. Denn Gott ist vollkommen gerecht. Aber Gott hat das Recht, Menschen für sich selbst auszuerwählen, um ganz nah bei Ihm zu sein. Er besitzt die Berechtigung, Menschen zum ewigen Leben zu bestimmen (vgl. Apg 13,48), und diese nimmt Er auch in Anspruch. Wir wissen zudem, dass es im Herzen eines Menschen überhaupt keine Hinwendung zu Gott gäbe, wenn Gott nicht in seiner Gnade genau diese bewirkt hätte (vgl. Eph 2,8-10). Gott sei gedankt - Er hat es getan.

Wir können die beiden Seiten - der Souveränität Gottes und der Verantwortung des Menschen -  während unseres Lebens auf der Erde nicht in Einklang bringen. Man hat das mit den beiden Schienengleisen verglichen (eine Schiene steht für die göttliche Souveränität, die andere für die menschliche Verantwortung), die parallel nebeneinander laufen. Erst am Horizont vereinen sie sich (für das menschliche Auge) - also in der Ewigkeit. So werden wir erst im Himmel verstehen, dass Souveränität und Verantwortung keine Gegensätze sind, sondern vollwertig nebeneinander stehen - unser Verstand wird das auf der Erde nicht erfassen können. 

Geht es um eine aktive Auswahl oder nur um ein vorheriges Wissen?

Zur unbiblischen Lehre, Menschen seien zur Verdammnis zuvorbestimmt, gibt es auch ein genauso falsches Gegenextrem. Man spricht vom freien Willen des Menschen. Dabei wird übersehen, dass es diesen absolut freien Willen nie gegeben hat. Schon vor dem Sündenfall hat Gott die Entscheidungsfreiheit durch ein Gebot eingeschränkt. Seit dem Sündenfall ist jeder Mensch als Sklave der Sünde (Röm 6,16.17) unter der Herrschaft Satans, des Gottes dieser Welt, geboren worden (2. Kor 4,4).

Gott habe keine aktive und souveräne Auswahl getroffen, Menschen für sich selbst in Ewigkeit zu besitzen, heißt es beispielsweise. Richtig sei vielmehr, dass Er im Vorhinein wusste, wer sich bekehren und an den Herrn Jesus glauben würde. Und genau diese Menschen habe Er daher auserwählt.

Natürlich ist wahr, dass Gott schon immer alles im Vorhinein weiß. Aber die Schlussfolgerung, das sei die Auserwählung vor Grundlegung der Welt, steht nicht im Einklang mit Gottes Wort.

  • Manche folgern mit rein menschlicher Logik aus der biblischen Lehre, dass Menschen von Gott auserwählt worden sind: Dann müssen auch Menschen zur Verdammnis auserwählt worden sein.
  • Andere haben erkannt, dass diese Schlussfolgerung falsch ist. Sie aber begehen den Fehler, mit derselben menschlichen Logik abzuleiten: Es kann keine aktive und souveräne Auserwählung vonseiten Gottes geben.

Ihr Argument ist: Gott wäre ungerecht, wenn Er die einen erwählt, die anderen nicht. Denn wenn Er bestimmte Menschen nicht erwähle, hätten diese keine Chance auf Gottes Gnade und den Himmel.

Aus Römer 9,22.23 wird jedoch deutlich, dass es im Bereich der Auserwählung tatsächlich keine Symmetrie gibt: Es gibt eine Auserwählung zur Herrlichkeit, aber keine zur Verdammnis. Aus Vers 22 haben wir gesehen, dass Gott sein Recht nicht in Anspruch nimmt, Menschen zur Verdammnis zuzubereiten. Im Gegenteil! Er erträgt mit vieler Langmut die Gefäße des Zorns. Diese Langmut hat aber ein Ende. Wer sich nicht bekehrt, wird einmal gerichtet werden.

In Vers 23 heißt es dann: „Damit er kundtäte den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Begnadigung, die er zuvor zur Herrlichkeit bereitet hat." Die Gefäße des Zorns haben selbst den Weg gewählt, der ins Verderben führt. Wir lesen in diesem Vers allerdings nicht, dass Menschen selbst den Weg der Herrlichkeit gewählt hätten. Nein, Paulus sagt, dass Gott sie dazu bereitet hat. Er hat sie in souveräner, aktiver Wahl dazu bestimmt. Wir bleiben daher bei der Überzeugung: Gott hat wirklich eine Auswahl getroffen, in positiver Hinsicht eine Selektion. Ihm allein gehört dafür die Ehre!

Es wird leicht übersehen, dass auch diejenigen, die Gott diese aktive Wahl absprechen, dem Ihm die Ehre versagen und seine Herrlichkeit als „Auserwähler" letztlich verneinen. Die Lehre, die Gott die Macht und das Vorrecht abspricht, Menschen auszuerwählen, ist nicht besser als die Behauptung, Er habe Menschen zur Verdammnis auserwählt. Beides raubt unserem Gott seine Ehre. Daher sollten wir beides ablehnen, weil es Gott letztlich verunglimpft. 

Wen hat Gott auserwählt?

Als nächstes fragt man sich: Wen hat Gott eigentlich auserwählt? Von wem spricht der Apostel Paulus in Epheser 1,4, wenn er schreibt, dass der Gott und Vater „uns" auserwählt hat? Er selbst bezieht sich mit ein, genauso wie die Epheser. Diese hatte er angeschrieben als „Heilige und Treue in Christus Jesus, die in Ephesus sind". Offenbar meint er die Erlösten, die zur Versammlung (Gemeinde) Gottes gehören. Sie alle sind - ausnahmslos - und persönlich auserwählt worden. Dies ist sehr wichtig. Gott setzt Personen zur Erlangung der Errettung (1. Thes 5,9), Gott wählt Personen zur Errettung (2. Thes 2,13), und Gott „auserwählt" Personen nach seiner Vorkenntnis (1. Pet 1,2). Alle diese drei Stellen liegen auf der Linie von Epheser 1,4.

Im Blick auf das Volk Israel lesen wir von einer allgemeinen, nationalen Auswahl oder Auserwählung. Das ist in Epheser 1,4 ganz anders. Hier ist sie persönlicher Natur. Es geht also nicht um die Auserwählung der Versammlung (Gemeinde) Gottes, sondern um die Auserwählung der Erlösten ganz individuell.

Paulus schreibt davon, dass Gott „uns" auserwählt hat, jeden einzelnen Gläubigen. Das wird in den Folgeversen sehr deutlich. Zur Sohnschaft (V. 5) ist nicht die Versammlung, sondern jeder Erlöste bestimmt worden. Begnadigt worden (V. 6) ist ebenso der Gläubige, die Erlösung ist persönlicher Natur usw. Das festzuhalten ist insofern von Bedeutung, als manche Ausleger durch eine gemeinschaftliche Auserwählung die souveräne Gnadenauswahl des Einzelnen umgehen. Aber in diesen Versen wird deutlich gelehrt, dass jeder Erlöste persönlich auserwählt worden ist. Diese Auserwählung gilt somit für diejenigen, die auf das Erlösungswerk Christi zurückblicken können und in der Gnadenzeit leben, auf die sich Paulus im Epheserbrief bezieht. David beispielsweise besaß wie alle Gläubigen des Alten Testaments zweifellos Leben aus Gott. Aber er konnte sich nicht auf ein vollbrachtes Erlösungswerk stützen und besaß somit auch kein „Leben in Überfluss" (Joh 10,10). Denn das Bewusstsein erfahrener Erlösung, auf die sich der Erlöste heute stützen kann, macht diesen Überfluss aus. Er hat die vollkommene Offenbarung Gottes in Christus (Joh 1,4.18), die es vorher nicht gab. Zu diesem ewigen Leben, dem Leben im Überfluss, hat Gott uns bestimmt (Apg 13,48).

Dass Gott uns, die wir so klein sind im Vergleich zum sichtbaren Universum - noch viel kleiner im Vergleich zur unsichtbaren Schöpfung - auserwählt hat: Was soll man zu diesem unergründlichen Handeln Gottes sagen? Voller Dankbarkeit beugen wir uns vor dem, der alles erfüllt und sich selbst genug ist, nieder. Er wollte Menschen erretten und für seine Herrlichkeit besitzen. Unfassbare Liebe! 

Aus welcher Grundmenge hat Gott auserwählt?

Nun stellt sich die Frage: Aus welcher „Grundgesamtheit" (wie man das mathematisch ausdrücken würde), hat Gott diese Erlösten eigentlich auserwählt? Es gibt dazu zwei Vorschläge:

  • aus allen Menschen
  • aus allen Gläubigen aller Zeiten (also aus den verschiedenen Familien 1)

Klar, dass manche den zweiten Vorschlag bevorzugen. Damit geht man dem Argument aus dem Weg, die Nicht-Auserwählten hätten gar keine Chance, die Herrlichkeit zu erreichen. Aber zwei Verse in 1. Korinther 1 sprechen dagegen: „Das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, damit er das Starke zuschanden mache; und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt und das, was nicht ist" (1. Kor 1,27.28).

In diesen Versen ist von der Auserwählung der Erlösten die Rede. Und Paulus zeigt sehr deutlich, dass Gott sie aus der Welt auserwählt hat. Es geht hier nicht darum, dass die Gläubigen der Gnadenzeit eine himmlische Stellung besitzen, die sie von den Gläubigen aller anderen Zeiten unterscheidet (das ist das Thema von Epheser 1). Sondern es wird deutlich, was ihre Herkunft ist: Sie sind zum größten Teil Törichte, Schwache und Unedle in dieser Welt gewesen. Solche hat Gott aus der Welt auserwählt. Vergessen wir dabei allerdings nicht, dass die Auserwählung vor Grundlegung der Welt geschah, das heißt, bevor irgendein Mensch lebte! 

Woher weiß man, dass man von Gott auserwählt worden ist?

Natürlich ist es eine spannende Frage: Bin ich von Gott auserwählt worden? Aber diese Frage stellt sich dem natürlichen Menschen nicht. Jeder wird aufgefordert, Buße zu tun. Denn Gott ist ein „Heiland-Gott, der will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen" (1. Tim 2,4). Daher wirkt Gott an jedem Menschen in der einen oder anderen Weise, um ihn zur Einsicht seiner Sünden und zur Bekehrung zu bringen. Tut der Mensch das nicht, geht er verloren. Er geht also verloren, weil er sich nicht bekehrt und Jesus Christus als Retter abgelehnt hat. Er hat sich die Verdammnis selbst zuzuschreiben.

Wer sich aber bekehrt hat, darf und sollte auch wissen, dass er auserwählt worden ist. Warum kann man das sicher sagen? Der Apostel Paulus konnte im Blick auf die Gläubigen in Thessalonich sagen: „wissend, von Gott geliebte Brüder, eure Auserwählung" (1. Thes 1,4). Wie konnte der Apostel etwas von dem wissen, was Gott vor Grundlegung der Welt getan hat? Weil sie sich bekehrt hatten und diese Umkehr für alle unübersehbar war (vgl. 1. Thes 1,3.6-10). Das neue, ewige Leben hatte sich in ihrem Verhalten deutlich zu erkennen gegeben. 

Bildliche Hinweise auf die Auserwählung

Gott ist so groß, dass Er uns in Römer 9 Hinweise aus dem Alten Testament gibt, wie wir die Auserwählung verstehen sollen. Wir haben gesehen, dass alttestamentliche Gläubige nicht zu den Auserwählten im Sinn von Epheser 1,4 gehören. Aber das Prinzip der Auserwählung hat Gott schon im Alten Testament offenbart. In Römer 9,6-9 zeigt uns der Apostel Paulus, dass nicht verwandtschaftliche Beziehungen zur Auserwählung führen, sondern Gottes Auswahl. Er hat Isaak als Sohn der Verheißung gewählt, nicht Ismael, obwohl beide von demselben Vater stammten. So ist es auch heute. Nicht Abstammung macht uns zu Auserwählten, sondern Gottes souveräne auswählende Gnade.

In Römer 9,10-13 lernen wir, dass Zeit für Gott keine Rolle spielt. Er konnte Jakob den Vorrang vor Esau geben, bevor die beiden geboren worden waren. So hat Gott uns vor Grundlegung der Welt auserwählt, bevor es auch nur einen Gedanken außerhalb von Gott an uns Menschen gab. Zudem sehen wir hier, dass der Vorsatz Gottes nach Auswahl und nicht aus Werken ist. Es liegt einzig und allein an dem Berufenden - an Gott selbst. Weder natürliche Vorzüge, die Esau besaß, noch persönliches Versagen, das wir bei Jakob finden, beeinflusste die Auswahl. Es kommt allein auf die souveräne auswählende Gnade Gottes an.

Römer 9,14-18 lehrt uns dann, dass Gottes Gnade sowohl gegen das sündigende Israel als auch gegen den rebellierenden Pharao tätig war. Wie viel Gnade erwies Gott diesem Mann, indem Er sich immer wieder an dessen Gewissen richtete! Dieser aber verhärtete mehrfach sein Herz trotz erwiesener Gnade Gottes. So wird er sich nie darauf berufen können, es habe an Gottes Langmut ihm gegenüber gemangelt. Und das Volk Israel? Es hat zu seiner Begnadigung nichts beitragen können. Durch ihren Götzendienst haben sie sich selbst das Verdammungsurteil Gottes zugezogen. Und dennoch erlebten sie das Erbarmen Gottes. War das Volk besser als der Pharao? Nein. Die Verurteilung auch des Volkes Israel wäre gerecht gewesen. Dass Gott sich dann aber des Volkes erbarmt, ist nicht ungerecht. Es ist seine souveräne Gnade.

Noch eine letzte Illustration, die bewährte Ausleger verwendet haben. Der natürliche Mensch wird nicht eingeladen, seine Auserwählung zu bedenken. An ihn richtet sich der Appell, Buße zu tun. Nun hat man die Bekehrung eines Menschen verglichen mit dem Durchgang durch ein großes Tor. Jeder Mensch liest auf dem Tor: „Tu Buße und glaube an das Evangelium!" Nachdem ein Mensch seine Sünden bekannt hat und durch das Tor gegangen ist, dreht er sich um. Und was sieht er dort? Staunend stellt er fest, dass sein Name schon immer von innen an diesem Tor eingraviert war. Dort steht: „XXX - auserwählt vor Grundlegung der Welt!" So darf es uns Gläubigen ergehen. Nach unserer Bekehrung staunen wir über die Liebe Gottes, die uns nicht nur zur Umkehr geführt hat, sondern eine ewige Liebe ist. Wir sind auserwählt worden vor Grundlegung der Welt in Christus, unserem Herrn. 

Zum Schluss

Diese Gedanken sind nur ein paar Skizzen zu der herrlichen Wahrheit: Gott hat Menschen aus Liebe in Christus auserwählt, seine Herrlichkeit zu teilen. Es übersteigt unser Fassungsvermögen, das im Einzelnen zu verstehen. Wichtig ist, immer daran festzuhalten, dass Gott gerecht ist. Er handelt gemäß seiner eigenen Gerechtigkeit. Wenn wir diesen Gedanken auch nur einen Augenblick aufgeben, kommen wir zu falschen Schlussfolgerungen. So würden wir diese herrliche Wahrheit zerstören. Wenn wir aber in Einfalt einfach das annehmen, was Gott gesagt hat, gibt es viel Anlass, Ihn anzubeten. Gott wurde tätig - und wir Menschen sind die Gegenstände seines Handelns in Liebe, und das vor Grundlegung der Welt. Sein Name sei dafür ewig gepriesen! 2

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William Kelly: Es ist wichtig zu erkennen, dass der Apostel nicht von einem passiven Zuvorerkennen spricht, als ob Gott nur zuvor sah, was einige sein, tun oder glauben würden. Seine Vorkenntnis ist von Personen, nicht von ihrem Zustand oder Handeln.

 

Roger P. Daniel: Einige argumentieren, Gott wusste, wer sich bekehren würde, und diese habe Er dann auserwählt. Das ist Unsinn! Es würde Gott dem Menschen unterordnen und zumindest einen Funken an Gutem bei uns voraussetzen, auch einen freien Willen. Das macht Auserwählung letztlich zu einer Farce und nimmt Gott seine Souveränität. Gott aber ist souverän!


Folge mir nach - Heft 10/2014


Fußnoten:

1 Der Apostel Paulus spricht in Epheser 3,15 davon, dass es verschiedene Familien in den Himmeln und auf der Erde gibt, mit denen sich Gott verbindet: Eine besteht zum Beispiel aus den Gläubigen des Alten Testaments aus dem Volk Israel, eine andere aus denen aus den Heiden. Dann gibt es heute die Versammlung (Gemeinde), und es gibt die vielen Kinder, die heimgegangen sind, bevor sie das Alter der Verantwortung erreicht hatten (vgl. Jona 4,11; Mt 18,10). Usw.

2 Auch wenn der Artikel vergleichsweise lang ist, sind damit manche Aspekte des Themas zu kurz gekommen. Wer sich weitergehend mit der Auserwählung beschäftigen möchte, kann sich noch folgende ältere FMN-Artikel anschauen: Heft 3/2009; Heft 3/2002; Heft 2/2001. Zudem empfehlen wir gerne das wertvolle Buch: Mit Jesus Christus beginnen von H. L. Heijkoop (S. 33-44).


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Auserwählt „nur“ nach Vorkenntnis Gottes (FMN)

Manuel Seibel

Frage:

Manche Gläubige verstehen unter der „Auserwählung vor Grundlegung der Welt" eine Auswahl, die Gott selektiv getroffen hat. Sie meinen, dass Gott ohne Rücksicht auf das Leben der Menschen einige von ihnen für sich auserwählt hat, andere aber nicht. Ist das nicht ungerecht?

Und steht das nicht im Widerspruch zu 1. Petrus 1,1.2? Dort schreibt der Apostel Petrus an Gläubige, „auserwählt nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters". Das heißt doch, dass Gott Menschen nicht „einfach so" auserwählt hat, sondern sie deshalb auserwählt hat, weil Er wusste, dass sie sich bekehren würden. Oder wie ist dieser Vers zu verstehen?

 

Antwort:

Deine Frage gliedert sich in zwei Teile, auf die ich gerne jeweils einzeln eingehen möchte.

  1. Zunächst geht es um die Gerechtigkeit Gottes. Dabei ist es ganz wichtig festzuhalten, dass Gott immer gerecht handelt. Das ist Er sich selbst schuldig, da Er Licht und Liebe ist. Wir können sein Handeln manchmal, vielleicht sogar oft nicht verstehen. Aber wenn wir das Vertrauen aufgeben, dass Er gerecht ist, werden wir in vielen Lebensbereichen Zweifel bekommen. Und das führt dazu, dass unsere Glaubensbeziehung zu Gott nicht mehr vertrauensvoll sein kann..
    Dass Gott niemals ungerecht handelt, wird allein daran deutlich, dass Er keinen Menschen verdammt, weil dieser nicht auserwählt worden ist. Für die Verdammnis ist allein der Mensch selbst verantwortlich, und zwar durch sein Ablehnen der göttlichen Gnade. Andererseits aber ist Gott, eben weil Er Gott ist, frei (und zugleich gerecht, weil Er nie gegen diese Gerechtigkeit handelt), wenn Er Menschen Gnade erweist. Das hat Er in der Auserwählung getan. Wir können seine Liebe zu uns nicht verstehen, sondern nur bewundern; das heißt denjenigen, der uns so geliebt hat.
  2. Nun komme ich zu 1. Petrus 1,1.2. Hier steht tatsächlich, dass Gott Menschen „nach Vorkenntnis" auserwählt hat. Ist das ein Widerspruch zu Epheser 1,4? Keineswegs! Beides liegt auf einer Linie.
    Zunächst stellt sich die Frage: Ist „Vorkenntnis" eine Art „passives" vorheriges Wissen, oder bedeutet es ein aktives ins Auge fassen, ein im Voraus Ausersehen? In Römer 8,29 wird das Zuvorerkennen mit dem Vorsatz der Berufung verbunden. Hier ist zweifellos ein aktives Ausersehen (und nicht einfach ein vorheriges Wissen) gemeint. Und bei Petrus? Spricht er im Unterschied zum Apostel Paulus nicht oft die Themen von einer praktischen Seite an? Richtig. Aber auch er bezieht den Ratschluss Gottes mit ein. Das wird sofort deutlich, wenn man 1. Petrus 1,20.21 liest: Wir sind nicht mit vergänglichen Dingen erlöst worden, „sondern mit dem kostbaren Blut Christi ...; der zwar zuvor erkannt ist vor Grundlegung der Welt, aber offenbart worden ist am Ende der Zeiten um euretwillen." Petrus zeigt ganz deutlich, dass das Werk Christi Teil des Ratschlusses Gottes ist. Aber es kommt noch etwas hinzu, was sehr wichtig ist: Die Vorkenntnis Gottes bezieht nicht einfach auf das Tun des Menschen (Bekehrung usw.), sondern auf die Personen selbst. Das gilt sowohl für Christus als auch für uns. Gott setzt Personen zur Erlangung der Errettung (1. Thes 5,9), Gott wählt Personen zur Errettung (2. Thes 2,13), und Gott „auserwählt" Personen nach seiner Vorkenntnis (1. Pet 1,2).
    Natürlich wusste Gott schon immer, wer sich bekehren würde. Aber wenn Er tatsächlich Menschen auserwählt hätte, weil Er wusste, dass sie sich bekehren würden, wäre es keine echte, aktive Auserwählung gewesen. Dann hätte Er reagiert, nicht agiert. Gott ist unumschränkt und souverän, auch unabhängig von seiner Allwissenheit im Blick auf die Bekehrung eines Menschen das zu tun, was sein souveräner Wille der Liebe ist.

Gerne füge ich Gedanken zu diesem zweiten Teil der Frage an, die man in dem Buch „Von Gott verstoßen?" (S. 28.29) von Christian Briem nachlesen kann:

„Es ist auch für uns von äußerster Wichtigkeit, dieser Wahrheit unser Herz zu öffnen. Wie leicht gehen wir mit menschlichen Erwägungen an das Wunder der Gnade Gottes heran, um es uns irgendwie erklärbar zu machen! Doch das ist letzten Endes nichts anderes als Unglaube. Manche haben sich nämlich die Auserwählung aufseiten Gottes so vorgestellt, dass Gott in Seiner Allwissenheit eben das Tun der Menschen voraussieht und dann aufgrund dieser Kenntnis seine Auswahl trifft. Zur Begründung wird gewöhnlich auf 1. Petrus 1, 1.2 verwiesen, wo wir die Worte ‚auserwählt nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters' finden. Doch mit dieser Stelle kann man nicht ein derart passives, unbeteiligtes Vorherwissen Gottes beweisen. Weder der 20. Vers in demselben Kapitel noch der 29. Vers in Römer 8, wo jeweils das entsprechende Verb „vorherwissen" oder „zuvorerkennen" vorkommt, geben solch einem Gedanken Raum. Viel eher weisen sie auf eine gewisse Aktivität Gottes in seinem Zuvorerkennen hin. Auch bezieht sich dieses Vorherwissen oder Zuvorerkennen Gottes in beiden Stellen auf Personen (einmal auf Christus selbst, einmal auf die Gläubigen), nicht aber auf ihr Verhalten oder ihren Zustand. Die Erwählung ist im Ratschluss Gottes, nicht im Tun des Menschen begründet."

 
Folge mir nach - Heft 10/2014



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Seiner Allwissenheit eben das Tun der Menschen voraussieht und dann aufgrund dieser Kenntnis seine Auswahl trifft. Zur Begründung wird gewöhnlich auf 1. Petrus 1, 1.2 verwiesen, wo wir die Worte ‚auserwählt nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters' finden. Doch mit dieser Stelle kann man nicht ein derart passives, unbeteiligtes Vorherwissen Gottes beweisen. Weder der 20. Vers in demselben Kapitel noch der 29. Vers in Römer 8, wo jeweils das entsprechende Verb „vorherwissen" oder „zuvorerkennen" vorkommt, geben solch einem Gedanken Raum. Viel eher weisen sie auf eine gewisse Aktivität Gottes in seinem Zuvorerkennen hin. Auch bezieht sich dieses Vorherwissen oder Zuvorerkennen Gottes in beiden Stellen auf Personen (einmal auf Christus selbst, einmal auf die Gläubigen), nicht aber auf ihr Verhalten oder ihren Zustand. Die Erwählung ist im Ratschluss Gottes, nicht im Tun des Menschen begründet."

 
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