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Frage: 783

Lieber Hans Peter

in dem Traktat,  das Du mir in der Eisenbahn gegeben hast  "Gibt es Gott wirklich", steht, dass   in der Bibel die Erde als runder Körper beschrieben wird.
 ---> Warum wusste man dies zur Zeit von Galileo Galilei noch nicht?

Roger v. Winti


19.11.02

Lieber Roger

Weil ganz einfach die Wissenschaft noch nicht so weit war.

Für die Wissenschaft war die Erde eine Platte. Man glaubte ganz einfach der Bibel nicht. Man wollte Beweise und fand sie nicht, dann meinte man halt, das was in der Bibel stand ist falsch (und die Erde eine Platte), oder gegebenen falls noch nicht bewiesen.

Gruss Michael


20.11.02

Lieber Roger, Lieber Michael,

Nun verstehe ich euch beide aber wirklich nicht mehr. Das die Erde eine Kugel ist, hat man bereits seit Aristoteles (ca. 350 v. Chr.) nicht mehr bestritten. Ca. 250 v. Chr. hat Eratosthenes sogar den Umfang der Erde sehr genau berechnet. Zur Zeit Galileos (16. Jahrh.) war deshalb der Streitpunkt nie und nimmer, ob die Erde eine Kugel sei oder nicht.

Der Streitpunkt, der zur Zeit Galileos existierte, betraf das geozentrische bzw. heliozentrische Weltbild. Galileo musste vor der Inquisition erscheinen, weil er, entgegen dem damals von der Kirche akzeptierten Weltbild, dass die Erde im Mittelpunkt des Universums steht, behauptet hat, dass es die Sonne ist, um die sich die Erde dreht und nicht umgekehrt. Die Kirche hat ihm sogar erlaubt, sein Weltbild zu lehren, da er aber für sein Modell keine konkreten Beweise vorlegen konnte, wurde ihm untersagt, sein Modell als einzig wahre und bewiesene Tatsache vorzutragen. Er hat dann aber gegen diese Regel verstossen (obwohl er immer noch keine Beweise hatte) und wurde deshalb wieder vor die Inquisition zitiert und unter Hausarrest gestellt.

Übrigens: obwohl heute das heliozentrische Weltbild im Allgemeinen akzeptiert wird, gibt es bis heute noch keinen einzigen physischen Beweis dafür, dass es auch tatsächlich stimmt. NASA verwendet sogar für die Berechnung ihrer Missionen das geozentrische Modell, weil es ein sehr relativistisches Problem darstellt, welches von beiden Modellen nun der Wahrheit entspricht (eine Aussage, die bereits schon Newton bestätigt hat). In gewissen Fällen (z.B. bei der Berechnung der Planetenbahnen; siehe Kepler) ist das heliozentrichse Modell das bessere, in anderen Fällen (siehe Beispiel NASA) ist das geozentrische das bequemere.

Das man zur Zeit Galileos geglaubt hat, dass die Erde flach ist, ist ein Kindermärchen. Höchstens bei abergläubigen und ungebildeten Menschen gab es damals solche Vorstellungen.

Herzlichen Gruss

P.K.