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Frage: 657 19.07.02
Gibt es auf Bibelkreis.ch auch Artikel zum Thema Streik?
Wenn nein, schließt sich die Frage an:
Wie sollte sich ein Christ dazu stellen, wenn gestreikt wird? Aktuelles Beispiel sind ja die Banken, aber überall wird gestreikt. Ist es für einen Christen "falsch" mitzumachen, muß man da einen Unterschied machen, ob es eine Sache der Gewerkschaft oder ein allgemeiner Streik ist?
Wäre für eine Antwort dankbar.
XL
Lieber XL
Kannst Du dich da mal reinlesen und wieder antworten?
37. Politik / Schwören / Militärdienst:
Liebe Grüsse
Hans Peter
23.07.02
Lieber Hans-Peter,
ich habe mir den Artikel unter Frage 37 (Politik/Schwören/Militärdienst) angesehen. Zum Thema Politik, Wahlen etc. war mir schon klar, daß wir als Christen uns damit nicht weiter beschäftigen brauchen und sollten.
Mir stellt sich dann die Frage: Ist ein Streik immer Politik? Ist es etwas anderers, wenn ein Streik über Gewerkschaften hinaus geht? und ist die Frage für einen Christen, mitzumachen, abhängig vom "Streikgrund"?
Kurzum ist Streik Streik und für einen Christen von daher in jeglicher Situation abzulehnen?
Danke und Gruß XL
23.07.02
Lieber XL,
zum Thema "Streik" will ich gerne versuchen, eine Antwort zu geben, die sich an den neutestamentlichen Prinzipien orientiert.
a) Wenn wir bereits das erhalten, was recht und
billig ist: Der Streik ist in der Regel ein Instrument des Arbeitskampfes, mit
Hilfe dessen man (nach gescheiterten Verhandlungen) entsprechende
Lohnerhöhungen erzwingen will. Für einen Christen, der seine Arbeit natürlich in
erster Linie für den Herrn Jesus verrichtet (Kol. 3,22-24), ist das
kämpferische Durchsetzten von Forderungen allein schon deshalb ein Problem.
Seine Forderung würde sich nämlich nicht nur gegen seinen irdischen
Arbeitgeber, sondern ebenso gegen seinen himmlischen Arbeitgeber richten.
Wer ein Sklave Christi ist, weiß, dass er von ihm das empfängt, was sein Herr
ihm gewährt. Es geht nicht um ein Fordern (des Sklaven), sondern um ein
Gewähren (des Herrn). Das schließt natürlich nicht aus, dass wir -wenn es
angebracht erscheint- auch unsere Arbeitgeber um entsprechende
Lohnerhöhungen bitten dürfen. Bitten ist immer etwas anderes als fordern.
Sofern sich allerdings das, was ein Christ als Lohn für seine Arbeit
empfängt, im Rahmen dessen bewegt, was recht und billig ist (Kol.4,1),
wird er sich nicht an darüber hinausgehenden Mehrforderungen etc.
beteiligen.
b) Wenn man uns den berechtigten Lohn vorenthält: Ausbeutung ist ein übles
Geschäft, das leider immer wieder praktiziert wird. Die Bibel weist darauf
hin, dass vor allem in den letzten Tagen dieses Übel vermehrt
auftritt. Jakobus behandelt dieses Thema (Jak. 5,1-6). Er sagt, dass der
vorenthaltene Lohn schreit und dass die Lohnberechtigten schreien, und
deren Geschrei ist vor die Ohren Gottes gekommen. In diesem Fall ist also
"Schreien" angesagt. Das meint nicht nur beten, sondern auch klagen (notfalls
sogar vor Gericht) und auch publik machen, z.B. durch Demonstration. Eine
Demonstration z.B. für den Erhalt der Arbeitsplätze bei Insolvenzgefahr
etc. kann auch für einen Christen ein durchaus legitimes Mittel sein. Vor
einigen Wochen ging es bei uns in der Firma um genau diese Sache. Seit
Ende Mai wurden keine Gehälter mehr gezahlt. Es wurde zur Demonstration
vor der Staatskanzlei unseres Bundeslandes aufgerufen. Das Ergebnis dieser
Demonstration war, dass unser Landesvater eine Woche lang sein
Tagesgeschäft verließ und sich ausschließlich für den Erhalt unseres
Unternehmens einsetzte. Wenn er auch die Insolvenz nicht mehr verhindern
konnte, so hat er doch etwas bewegt und hat auch bei der Neubesetzung der
Unternehmensführung und der Planung der Unternehmenssanierung entscheidend
mitgewirkt. Er teilte uns in einer Betriebsversammlung mit, dass der
Auslöser seiner Aktivitäten unsere Demonstration gewesen sei.
Ich hoffe, einige Gedankenanstöße gegeben zu haben und verbleibe
mit herzlichem Gruß
Bernd G.