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Frage 416
Lieber Reto
Ich dank Dir für Deinen Beitrag. Es ist nicht so, dass ich nie von Selbstzweifeln geplagt werde, bestimmt nicht. Zumal das Forum ja öffentlich zugänglich ist. Nach alledem was ich aber in den 35Jahren meines Glaubenslebens erlebt habe, denke ich auch eine Verantwortung zu haben, um vor der Pfingst und Charismatischen Irrlehre (n) ztu warnen. Auch kenne ich genug Pfingstler die im Sinne einiger Pfingstirrlehren gar nicht wiedergeboren sind, und reif für die Psychi sind, wenn sie nicht schon dort sind. Ich selber bin in den Augen diverser selbsternannter Propheten nicht wiedergeboren weil ich nicht in "Zungen" spreche wie sie sagen, und nicht Wunder machen kann und keine Dämonen austreibe. Dies nur so als Hintergrund. Sicher ist nicht alles schlecht in solchen Bewegungen. Du wirst Sogar "gutes" in der röm. Kath. Ref, Mormomen, ZJ, Neuapostolen usw finden. Dies steht aber gar nicht bei mir im Vordergrund. Es geht mir um die Frage, sind solche Menschen überhaupt wiedergeboren? Zu WEM haben Sie sich bekehrt? Zu Deinen 4 guten Programmpunkte darf ich noch
""
Apg 2,42 Sie
verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, {O.
in der Lehre (od. Belehrung) und in der Gemeinschaft der Apostel} im
Brechen des Brotes und in den Gebeten. ""
zufügen? Und da sehen ich, dass schon der erste Punkt bei der Pfing / Char Bewegung total übersehen wird. Ich kenne keinen P/F, den das Wort und die Lehre wirklich interessiert. Meistens habe ich bei P/F Leuten sowieso den Eindruck, dass sie einen anderen Herrn als ich habe. Mein Herr ist Gott und kein Spielzeug mit dem man seien Zeit vertreiben kann.
Bis dann
Hans Peter
Antwort auf RB
Lieber Rb !
Ich kann Dein Anliegen sehr gut nachvollziehen, ob
es denn nicht besser ist, dass Charismatiker und Evangelikale den Ungläubigen
das Evangelium zu verkündigen als aufeinander loszugehen. Sollten wir nicht
besser einen "Waffenstillstand" ausrufen und eine "große
Koalition aller christlichen Gemeinden, Kirchen und Denominationen" bilden,
um als Einheit der Welt glaubwürdig das Evangelium verkündigen ? Als mich vor
15 Jahren meine damalige ungläubige Arbeitskollegin fragte, weshalb es so viele
verschiedene Kirchen und Gemeinden gibt, war dies der Anlass, dass das Kämpfen
um die Einheit der Gläubigen für mich eine Vision wurde. Ich wurde ein Vorkämpfer
dafür, endlich die Auseinandersetzung zwischen den Charismatikern und
Evanglikalen über die Geistesgaben, das Zungenreden, usw. zu begraben und
gemeinsam das Evangelium der rettenden Gnade zu verkünden.
Aber was ist das Evangelium, das wir verkündigen
sollen ? Ist es wirklich nur Joh. 3;16, dass Gott die Welt so sehr geliebt hat,
dass er seinen eigenen Sohn gesandt hat, auf das alle, die an ihn glauben,
ewiges Leben haben ? Kann man Lehre und Evangelium wirklich trennen ? Der Herr
Jesus sagte den Aposteln in Mt. 28: "Machet zu Jüngern alle Völker ...
und lehret sie alles, was ich euch geboten habe". Wir können nicht
zwischen "Grund-Evangelium" und Lehre trennen, denn die Bibel tut es
auch nicht. Auch dürfen wir Liebe und Lehre nicht nach dem Motto: "Lehre
trennt, Liebe eint" gegeneinander ausspielen, denn die biblische Liebe
freut sich u.a. auch an der Wahrheit (1. Kor 13). Es ist korrekt, dass Lehre
trennt, aber die göttliche Agape-Liebe trennt ebenso. Die Liebe liebt zwar den
Sünder, aber sie hasst die Sünde. Liebe ist kein "Schwamm drüber"
bzw. "fünf Gerade sein lassen", sondern sie will uns auf den Kurs
Gottes bringen.
Was sollen wir nun von der "Großen Koalition
aller Gemeinden" halten ? In der Politik verhandeln die koalierenden
Parteien ein Regierungsprogramm, das Elemente aus dem Wahlprogrammen aller
beteiligten Parteien enthält. Während z.B. der SPD-Politiker am Liebsten das
SPD-Programm durchsetzen will, will der Grüne das Progamm seiner Partei
durchsetzen. Am Ende kommt nach zähem Ringen ein Regierungsprogramm heraus, mit
dem sich am Ehesten je nach Stimmenanteil beide Parteien wiederfinden. Müssen
wir nun auch eine solche Koalition bilden, die ähnlich einer politischen
Koalition eine systematische Theologie entwirft, die Elemente der Evangelikalen,
Charismatiker, Katholiken, usw. enthält ? Ist das dann die wahre christliche
Lehre ? Leider meinen viele Gläubige, dass das der Weg zur Einheit in Christus
sei. Aber wir haben es hier nicht mit politischen Programmen zu tun, sondern es
geht um die Wahrheit, um "alles, was der Herr Jesus uns geboten hat".
Nun wird der Charismatiker erwidern, wir sind anmaßend, wenn wir meinen, dass
die Wahrheit auf unserer Seite ist und nicht auf deren Seite. Sie verurteilen
die "Bühne-Gang", die nichts Besseres zu tun hat als den Leib Christi
zu spalten. Ja, auch für mich war Wolfgang Bühne der Repräsentant der
Spalterei - bis ich ihn erst einmal selbst kennengelernt habe.
"Was ist Wahrheit ?" fragte schon
Pilatus, die biblische Antwort gab der Herr Jesus in Joh. 14;6: "Ich bin
der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zm Vater als nur durch
mich". So liegt die Wahrheit erst einmal außerhalb von uns allen. Kein
Mensch kann sagen, dass sein Meinungsbild die Wahrheit vollkommen repräsentiert.
Ich habe in meinem Leben schon so viele verschiedene Sichtweisen und Meinungen
vertreten, von denen ich überzeugt war, dass das "Gottes Wort" ist,
so dass ich heute nicht mehr so vermessen sein möchte, dass das, was ich heute
vertrete, nun der absolute Wahrheit völlig entspricht. Meine Bibelkenntnis bzw.
"subjektive Erkenntnis" ist Stückwerk. Gewiss werde ich auch in der
Zukunft bis an mein Lebensende immer wieder Wahrheiten aus der Schrift
entdecken, Aussagen, die ich bis dahin nie so klar gesehen habe und werde auch
in Zukunft meine Einstellungen und Meinungen neu am Wort Gottes ausrichten müssen.
Möge Gott mich und alle Leser des Artikels davor bewahren zu meinen, dass das,
was sie jetzt für richtig halten, die biblische Wahrheit völlig abdeckt.
Was ist wichtig, was ist richtig ? Wir sind keine
Politiker, die um ein Regierungsprogramm ringen, sondern wir erheben den
Anspruch, Nachfolger des Herrn Jesus zu sein. Nennen wir uns
"Christen", so sind wir erst einmal Jünger des Herrn Jesus, die ihrem
Meister folgen, wo er hingeht. Demnach ist das, was unser Herr und Meister sagt,
absolut verbindlich. Wir gleichen somit nicht den Politikern, die ein
Regierungsprogramm aushandeln, welches ein Kompromiss der Wahlprogramme der an
der Koalition beteiligten Parteien ist. Man kann uns eher mit Studenten der
Mathematik bzw. einer experimentellen Naturwissenschaft vergleichen, die ihr
Wissen in dem jeweiligen Fach vermehren. Haben z.B. zwei Physikstudenten eine
unterschiedliche Meinung darüber, ob das spezifische Gewicht von Holz leichter
als Öl ist, dann brauchen sie nicht um einen Kompromiss zu ringen, sondern sie
legen im Labor ein Stück Holz in einen Behälter mit Öl. Auch in der
Mathematik gibt es objektive, absolut gültige Regeln, wie man
"richtig" und "falsch" unterscheiden kann. Stellt
jemand eine mathematische Behauptung auf, so muss er sie beweisen.
Auch die Bibel, das Wort Gottes ist ein solcher
absoluter Maßstab. Sie teilt uns mit, wie der Herr Jesus über die ein oder
andere Sache denkt. Aus dem Wort Gottes können wir erfahren, was z.B. sich
hinter der "Geistestaufe" verbirgt, ob Zungenreden und Prophezeiungen
noch Gaben für die Gemeinde heute sind, usw. Es ist meiner Meinung nach nicht
so schwer, die biblische Wahrheit herauszufinden, es ist viel schwerer, aus der
biblischen Wahrheit die persönlichen Konsequenzen zu ziehen, wenn man falsch
liegt. So halte ich es um des Herrn und um der Wahrheit willen für notwendig,
in Demut und Liebe gemeinsam nach der Wahrheit zu ringen, auch wenn es wehtut.
Es ist nicht sinnvoll, eine Koalition der Gemeinderichtungen zu bilden, wenn der
Herr Jesus nicht Teil dieser Koalition ist. Auf dem Altar der Einheit darf die
biblische Wahrheit nicht geopfert werden !
Toleranz ist eine gute Eigenschaft, wenn sie von
uns fordert, den Andersdenkenden als Mensch anzunehmen und ihn aktiv zu lieben.
Wenn die Toleranz jedoch fordert, von uns erkannte biblische Wahrheiten zu
opfern, dann handeln wir gegen die Wahrheit und haben Gott nicht auf unserer
Seite. Gott ist in dieser Hinsicht nicht tolerant. Im Ringen um die Wahrheit ist
es einerseits wichtig, den anderen höher zu achten als sich selbst, aber auch
das Wort Gottes höher zu achten als unsere Meinungen. Lassen wir Gottes Wort zu
uns reden oder benutzen wir Gottes Wort, um unsere Meinungen zu bestätigen ?
Oder lassen wir es lieber links liegen, weil es konfrontiert und unserer
"Kuschel-Einheit" im Wege steht ?
Ich wäre froh, wir Evangelikale und Charismatiker
könnten uns gegenseitig stehen lassen und gemeinsam Reich Gottes bauen. Denn
ich kenne viele aufrichtige, eifrige und liebevolle Menschen aus der
charismatischen Bewegung. Die Bibel erlaubt uns jedoch nicht,
"Evangelium" und "Lehre" zu trennen, denn beides gehört
zusammen. Sicherlich kann man auch errettet sein, wenn man noch nicht alles aus
der Bibel versteht, das tue ich auch nicht. Aber als Jünger soll es unser
Verlangen sein, mehr zu verstehen und im Wort zu wachsen. Was ist wichtig, was
ist richtig ? Alles aus dem Wort Gottes ist wichtig und richtig. Wo Falsches
gelehrt und praktiziert wird, da müssen wir auch unsere Stimme erheben, nicht
aus Rechthaberei, sondern in Demut und Liebe und mit der Bereitschaft, selbst
korrigiert zu werden.
Ist etwas dagegen einzuwenden, wenn sich z.B. bei
einer Bonnke- Veranstaltung in Afrika 50.000 Menschen bekehren ? Gewiss nicht,
doch ich hoffe, dass auch im Himmel 50.000 gezählt wurden. Die Berichte über
Erweckungen, Zeichen und Wundern sind um so beeindruckender, je weiter sie von
uns weg geschehen und sich somit der objektiven Nachprüfbarkeit entziehen. Nun
mag man mir gegenüber einwenden, "überkritisch" zu sein, aber leider
habe ich hierzu auch genug Anlass, weil viele Berichte maßlos übertrieben sind
und sehr schnell ungeprüft Dinge behauptet werden, die sich als nicht wahr
herausstellen. Leider wird meiner Erfahrung nach bei den Charismatikern viel übertrieben,
ja auch bewusst oder unbewusst gelogen. Darauf mit Beispielen hinzuweisen ist
meiner Ansicht nach nicht kleinkariert, sondern wir sollen uns zur
Wahrhaftigkeit ermutigen, weil Gott wahrhaftig ist.
Es ist auch nicht egal, ob wir uns nach der Gabe
des Zungenredens ausstrecken sollen oder nicht. Für den Pfingstler ist es
wesentlich, da jemand, der nicht in Zungen redet, seiner Lehre gemäß nicht mit
dem Geist getauft ist. Wenn aber das charismatische Zungenreden keine
Geistesgabe ist, was ist es dann ? Was sagen wir hierzu den Neubekehrten ?
Welche Stellung beziehen wir, wenn jemand behauptet, dass Gott zu ihm in einer
Vision geredet hat ? Während der Charismatiker aus der Vineyard- Bewegung
durchaus ein Reden Gottes dahinter vermutet, lehne ich Visionen als Reden Gottes
generell ab. Es können nicht zwei miteinander gehen, es sei denn, sie sind
einig miteinander.
Was ist wichtig, was ist richtig ? Die
charismatische Lehre zu den Geistesgaben und die Lehre der Evangelikalen hierzu
kann nicht gleichzeitig wahr sein, denn ansonsten widerspricht sich die Bibel
oder die echte Wahrheit kann man nicht herausfinden. Das würde den Glauben an
den Herrn Jesus und seinem Wort grundsätzlich in Frage stellen. Es ist nicht
gleichgültig, ob der in den charismatischen Bewegungen wirkende Geist der
heilige Geist ist oder nicht. Sowohl die positive als auch die negative Antwort
erfordert von uns Konsequenzen. Es ist auch nicht einerlei, ob ich meine Worte
so verkündige als hätte ich sie vom Thron Gottes empfangen und später stellen
sie sich als Irrtum heraus. Auf diese Weise wird Gott unglaubwürdig gemacht.
Wir können über die Wahrheit nicht verhandeln,
weil sie nicht uns gehört. Wir haben nicht das Recht zu bestimmen, was richtig
und was verkehrt ist, denn das hat Gott in der Bibel festgelegt. Auch haben wir
nicht das Recht, wichtige von unwichtigen Lehren zu trennen. Dem, was in der
Schrift steht haben wir zu folgen, nicht umsonst werden wir am Ende der Bibel
ermahnt, der Schrift weder etwas hinzuzufügen noch wegzutun. Aus diesem Grund
halte ich es nicht für sinnvoll, die Auseinandersetzung zu beenden, sondern
vielmehr sollen wir für den ein für alle Mal überlieferten Glauben kämpfen (Jud.
3), nicht gegeneinander, sondern in Achtung, Liebe und Respekt voreinander
gemeinsam um die biblische Wahrheit ringen.
Herzliche Grüße
Fritz Wolf