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Frage 1120 28,09,03
Aus der Perspektive /cv (Christliche Verlagsgesellschaft, Dillenburg) 10/2003 S. 16:
Im Schaubild steht: "Wen Gott zum ewigen Leben erwählt, den beruft er auch zum Dienst."
Frage: wo steht im Worte Gottes, dass er jemand zum ewigen Leben erwählt hat?
28,09,03
Gottes Gedanken sind nicht unsere Gedanken (Jes. 55, 8 - 9)
Wir Menschen sind es gewohnt, die Zeit als lineare
Abfolge von Ereignissen zu empfinden gemäss dem Wechsel von
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Solches ist zweckmässig und für die
täglichen Gegebenheiten praktisch unumgänglich. Ein Bauer bspw., der an einem
Vormittag alles zusammen tun will (das er zu tun hätte), kommt unweigerlich in
Schwierigkeiten. Also muss er die Dinge in einer bestimmten Reihenfolge tun,
nach gewissen Prioritäten geordnet. Dazu ist die Zeit da. Dazu brauchst du
eine Uhr, die stets sagt: Nutze die Zeit.
Bei Gott aber ist es nicht gleich. "ICH BIN
DAS ALPHA UND DAS OMEGA, DER ANFANG UND DAS ENDE, DER ERSTE UND DER LETZTE.
(Off. 22, 13). Bevor die Himmel mit ihrem Heer und die Erde
mit ihren Bewohnern wurden, bereits davor (als es Zeit noch nicht gab), war
dem allein weisen Gott bekannt, was einmal geschehen wird. Licht und
Finsternis, Leben und Tod, Gefässe des Zorns und Gefässe der Barmherzigkeit.
Und Er hat zuvor das alles-sühnende Opferlamm bereitet. Im Geiste Gottes war
es bereits existent.
"Er war zuvor ersehen,
vor Grundlegung der Welt, , aber wurde geoffenbart in den letzten
Zeiten um euretwillen, die ihr durch Ihn an Gott glaubt ..."
(1. Petr. 1, 20 - 21)
Und in Off. 13, 8:
"... des Lammes, das
geschlachtet worden ist, von Grundlegung der Welt
an."
Zuvor ersehen v o r der Grundlegung des
Kosmos, aber geschlachtet v o n der Grundlegung des Kosmos
an. Und gekreuzigt am Ende der (bisherigen)
Weltzeiten (1. Kor. 10, 11).
Exkurs:
Von dieser Perspektive aus können wir die Zeit auch als eine Fläche
betrachten, deren einzelne Punkte das Zeitgeschehen bilden. Es mag gut sein,
dass viele derartige Zeitflächen zu einem Körper zusammenwachsen, dessen
einzelne Raum-Zeit-Punkte alle Ereignisse zwischen Schöpfung und Vollendung
darstellen. Mit andern Worten: bevor überhaupt etwas wurde, sah GOTT
bereits das Ganze vor sich. ER sah auch, welche es sind, die das Wort von der
Versöhnung dereinst annehmen, welche also Seinem Wort glauben. Aus dieser
Perspektive (die noch immer ein menschliches Modell zum Verständnis der
Vorherbestimmung darstellt), entfällt die für uns Menschen gegebene
Reihenfolge von früher - heute - später. Alle Ereignisse (auch meine
nichtlineare Entwicklung Zeit meines Erdenlebens) sind nun durch eine komplexe
Logik determiniert, deren Algorithmus jedes Verstehen übersteigt: denn Gottes
Gedanken sind nicht unsere Gedanken. Die sog. Willensfreiheit des Geschöpfes
wird nicht aufgehoben, aber sie ist eingeschränkt. Deshalb muss uns der VATER
zum SOHN ziehen; sonst kämen wir nie bei Ihm an! Aber lassen sich auch alle
ziehen?
Adäquat - die Vorauserkenntnis Gottes betreffend - wird es in der Zeit
der grossen Drangsal sein. Wenn die Masse der Menschheit sich im
Abfall befindet, wird es dennoch "eine Schar, die niemand zählen
konnte" geben. Gebildet aus allen, die "das Zeugnis Jesu" haben. Solche, die
nach der Hinwegnahme der Leibes-Gemeinde ihre Seele nicht lieben bis in den
Tod und Anteil an der ersten Auferstehung erlangen. Deshalb bezeugt uns der
Geist inmitten der Zeiten über die anderen,
"die verlorengehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben,
durch die sie hätten gerettet werden können" (2. Thess. 2,
10): "Und die auf der Erde wohnen, deren
Namen nicht geschrieben stehen im Buch des Lebens von Grundlegung der Welt an
..." (Off. 17, 8)
Damit wird bekräftigt, dass es solche gibt, deren Namen nicht im Buche des
Lebens stehen (und demzufolge beim Gerichtstage auch nicht darin gefunden
werden, Off. 20, 11 ff.) Im Unterschiede zu andern, deren Namen
eingeschrieben sind (Luk. 10, 20; Phil. 4, 3). Es bleibt ein tiefes
Geheimnis über dem Gesagten. So wie der lebendige Gott inmitten der
Haushalterschaft des Gesetzes zu Mose sagt: "... und Ich werde begnadigen, wen
ich begnadigen werde, und werde Mich erbarmen, wessen Ich Mich erbarmen
werde." (2. Mose 33, 19) So vergibt Gott dem David, welcher nach dem Gesetz
ein Mann des Todes, aber im Hinblick auf die Gnade "ein Gefäss der
Barmherzigkeit" wurde.
Damit ist es widerspruchsfrei
möglich, zu sagen, dass ihrer etliche zum ewigen Leben verordnet sind. Nämlich
die, welche glaubten. Für die andern, die achtlos weggingen, bestand zumindest
die Möglichkeit, zu glauben; denn sie hörten das Wort der Wahrheit auch. Aber
es nutzte ihnen nichts, weil es nicht mit dem Glauben vermengt war. Oder wie
es der Verfasser des Hebräerbriefs trefflich ausdrückt: "Und wir sehen, dass
sie nicht eingehen konnten wegen des Unglaubens." (Hebr. 3, 19) Diesen
Unglauben aber haben sie durch fortschreitende Herzensverhärtung selbst
vermehrt. Ich kenne einen Mann, der sagte stets: wenn es ein Jenseits gibt,
dann muss meine Frau (die selig in dem Herrn verstarb) mich ja einmal besuchen
kommen. Aber nichts dergleichen geschah in den vielen Jahren danach. Und
heute glaubt dieser Mensch gar nichts mehr, ausser, dass ein Aigle ein guter
Weisswein ist. Wie tragisch ist das doch; denn er hatte viele Gelegenheiten
zur Umkehr. Und er hat keine einzige wirklich genutzt. Jetzt - nicht mehr weit
vom endgültigen Verlassen dieser Welt entfernt - kann er nicht mehr glauben.
Und er fand keinen Raum zur Busse! (Hebr. 12, 17) Ein ernstes Wort.
Ich bin froh, mit Sicherheit bekennen zu dürfen, nie ein Befürworter oder
Anhänger der doppelten Prädestination gewesen zu sein. Keiner ist zur Hölle
vorherbestimmt. Keiner. Der Ruf zum Leben ergeht an A L L E.
"Und wer es hört, der
spreche: Komm! Und wen da dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das
Wasser des Lebens umsonst! (Off. 22, 17).
In IHM, Henri P.
Lieber HaPe, 30,09,03
vielen Dank für den Link
http://www.betanien.de/Material/erbauliches_Artikel/erwaehlung.htm
zum Artikel von BePe ! Das ist der von mir erwähnte Artikel, der auch
in "Bibel und Gemeinde" erschienen ist. Ich habe gerade gestern einen Artikel
von BePe in dem 1989 erschienenen Buch vom Schwengeler Verlag - Fragen
zur Bibel - gelesen, wo er genau das Gegenteil von dem jetzigen Artikel
vorträgt, nämlich dass genau die Auserwählungslehre, die er jetzt selbst
vorlegt, falsch ist.
Leider wird in dem Artikel Luther als großer Reformator bezeichnet (Calvin hat
er ja an anderer Stelle als großen Lehrer bezeichnet). Leider bezieht er die
Erwählung auf die Wiedergeburt - eine biblische Begründung dafür bleibt er
dabei schuldig. Zudem hat Arminius nicht gelehrt, dass man das Heil wieder
verlieren kann. Dass die deutschen Gemeinden vor dem Streit um den Calvinismus
verschont bleiben sollen, kann ich bei dieser falschen Lehre nicht begrüßen,
vielmehr sollte man für die Wahrheit von Gottes Wort streiten, in dem
geschrieben steht, dass Gott will, dass jeder gerettet werden soll und das
Heil nicht nur für eine vorsortierte Gruppe zugänglich ist. Auf die
Bibelstellen im Johannesevangelium habe ich mich ja schon einmal ausführlich
bezogen, ich sehe hier keine vorweltliche Besitzübergabe von Auserwählten an
den Sohn, sondern ein in der Zeit Jesu stattfindendes Kommen von jüdischen
Gläubigen zu Jesus als dem im AT verheißenen Messias. Diese waren bereits vor
dem Auftreten des Herrn an den Gott gläubig, der sich im AT mitteilt und
kommen nun aufgrund ihres Glaubensgehorsam zum Sohn Gottes. Ich habe an diesen
Stellen jedoch keinen Bezug zur Zeit vor Erschaffung der Welt gelesen, der von
Calvinisten hier postuliert wird. Jak 2,5 ("Hat nicht Gott diejenigen erwählt,
die in den Augen der Welt arm sind, daß sie reich im/durch Glauben und Erben
des Reiches würden, das er denen verheißen hat, die ihn lieben?") bezieht sich
m.E. auch in keiner Weise darauf, dass manche Ungläubigen zum Gläubigwerden
auserwählt und der Rest übergangen wird. Diese Stelle behandelt vielmehr den
Gegensatz von Armut in den Augen der Welt und Reichtum durch Glauben ("im" und
"durch" sind das selbe griech. Wort). Ich bin der festen Meinung, dass es eine
Tragödie ist, dass Benedikt seine bisherige Lehre zur Erwählung verlassen hat
und sich dem Lager der Nachfolger Calvins angeschlossen hat.
Viele Grüße
Peter
P.S. Der Satz von Henri P. ("Damit ist es widerspruchsfrei möglich, zu sagen, dass ihrer etliche zum ewigen Leben verordnet sind. Nämlich die, welche glaubten") hat mir sehr gut gefallen.