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Frage 64
Betreff:
Re: Wandelt im Geist....
Datum:
Wed, 14 Jul 1999 22:35:58 +0200
Von:
"H.P." <>
An:
Emil Ammann schrieb:
Lieber Hanspeter
wie machen Gläubige das in der täglichen
Praxis: "Wandelt im Geist......." Gibt es da
einige Vorschläger ? Macht Ihr das minütlich, stündlich,
oder so?
Das beschäftigt mich zur Zeit.
Freundliche Grüsse
Emil Ammann
Lieber Emil
ich habe Deine Frage veröffentlicht, (natürlich anonym
was Deinen Namen betrifft) und habe jetzt eine, aber dafür
sehr schöne Antwort erhalten. Ich habe diese bis auf etwas
privates unverändert nach meinem Gruss kopiert.
Also dann, ich Grüsse Dich ganz herzlich und danke Dir
für Deine gute Frage!
In IHM
ANTWORT
Liebe Freunde, lieber Hans Peter
leider ist bis jetzt anscheinend noch niemand auf Deine weitergeleitete
Anfrage eingegangen:
Eine solche Antwort ist auf die Schnelle wirklich nicht
möglich. Aufgrund meiner Lebens halte ich mich dafür
wirklich nicht
fähig, und was mir bleibt, ist die Bibel zu öffnen und
zu versuchen,
einige Grundgedanken dazu aufzuzeigen. Die vollständige Antwort
wäre
nach meiner Bibel etwa 1500 Seiten lang, denn es ist das Thema
der
ganzen Bibel: Wie erreicht und fördert der gefallene Mensch
die volle
Gemeinschaft mit Gott (durch den Heiligen Geist), damit Gott die
Anbetung
zuteil wird, die ihm gebührt?
Ein Grundproblem ist der Imperativ: "Wandelt im Geist"
(Gal 5,16; vgl.
Eph 5,19), wo doch aus eigenem Bemühen nichts wirklich Geistliches
zustande kommen kann. Aber reine Passivität ist eben auch
nicht die
Lösung. Jemand betitelte eine Predigt über Gal 5 einmal
treffend mit
"Die Fabrik und der Garten". Beides, Fabrik und Garten,
sind Ort der
Produktion; in der Fabrik sind es die stinkenden, sklavischen
menschlichen Bemühungen um Werke, im Garten die duftenden
Früchte des
Lebens, wie Gott es gewirkt hat. Wenn wir nun diese Früchte
des Geistes
hervorbringen wollen, müssen wir unser Ackerfeld des Herzens
dazu
bereiten, sodass die Voraussetzungen stimmen: Ein aufgebrochener,
weicher Boden, in dem alle irdische Hoffnung wie ein Samenkorn
stirbt,
die Sonne der Liebe Gottes, das Begießen durch Geschwister,
die ihre
Gaben ausüben, den Gärtner beschneiden lassen usw.
Der Römerbrief zeigt insbesondere in Kapitel 8 das Leben
im Geist auf.
Hier finden wir allerdings keine praktischen Anweisungen, da der
Blick
ganz von uns weg gelenkt wird. Doch enthält der Römerbrief
als
vollständige Darlegung der Erlösung, einschließlich
der Geistesfülle,
sehr wohl praktische Anweisungen dazu, gewissermaßen als
Umrahmung von
Kapitel 8. Die m.E. bedeutendsten seien hier herausgestellt:
- Frieden mit Gott erlangen, d.h. wiedergeboren werden (Kap
1 - 5)
- sich sonnen in der Liebe Gottes (5,5)
- wissen darum, mit Christus gestorben zu sein (6,3-6)
- sich der Sünde für tot halten (6,11)
- sich Gott zur Verfügung stellen, ausliefern (6,13)
- das eigene Leben ohne Einschränkung für Gott aufopfern,
hingeben
(12,1)
- sein altes Denken in biblisches Denken umformen lassen und so
den
Willen Gottes mehr und mehr erkennen (12,2)
- eine absolut demütige und dienende Gesinnung aneignen (12,3)
- mit dieser Gesinnung (12,1-3) seine geistliche (Auf-) Gabe ausüben
- sich die Gesinnung von Röm 12,9-21 aneignen
- Röm 13 - 16 praktizieren
"Training im Christentum, (*) Band 3" führt
in Kapitel 3 ("Überströmendes
Leben") folgende Schritte an:
- Dürsten danach, nicht mit einem mittelmäßigen
Leben zufrieden geben
- Bewusstmachung der innewohnenden Kraft nach Eph 1,18-20; 2,6
- In Anspruch nehmen ("Besitznahme des verheißenen
Landes")
- Wandel entsprechend der Berufung
und außerdem folgende Hindernisse:
- möglicherweise gar nicht wiedergeboren
- fehlender Wille, fehlende Motivation/Bereitschaft zur
Lebensveränderung
- fehlende Belehrung
- möglicherweise entmutigt durch Fehlschläge
Kurz noch zur Frage der zeitlichen ("minutlichen, stündlichen")
Seite.
Es gibt kein Gebot für eine "stille Zeit" am Morgen,
aber wenn wir das
Vorkommen der Begriffe "Morgen für Morgen" in der
Schrift untersuchen,
wird die praktische Bedeutung, wie wir unsere Morgenstunden nutzen,
sehr
deutlich:
- Morgen für Morgen wurde das Manna gesammelt (2Mo 16,21)
- Morgen für Morgen wurde angebetet (2Mo 30,7)
- Morgen für Morgen wurden freiwillige Opfergaben gebracht
(2Mo 36,3)
- Morgen für Morgen wurde Holz zum Brandopfer angezündet
(3Mo 6,5)
- jeden Morgen ließ der Herr Jesus sich das Ohr wecken,
damit er hört,
wie Jünger hören (Jes 50,4)
u.v.m.
Röm 8,14 spricht davon, dass Gläubige vom Geist geleitet
sind. Das
bezieht sich nicht auf bestimmte, eingeschränkte Zeiten,
sondern gilt
für immer. Insbesondere ist es nicht so, dass nur in der
Gemeinde der
Geist plötzlich über jemanden kommt, um ihn zu leiten.
Alltägliche
Geistesleitung kommt natürlich in der Gemeinde ganz besonders
zum
Ausdruck (gerade ihr Fehlen wird in der Versammlung deutlich).
Aus Zeitgründen muss ich nun dringend schließen.
Vielleicht hat noch
jemand praktische Anregungen oder Beiträge aus der (schriftgemäßen)
Erfahrung eines Lebens der Geistesleitung.
Herzliche Grüße,
W. D.