Es ist wohl mein letztes
öffentliches Zeugnis im Blick auf die Pfingstbewegung mit der Bitte zu Gott,
dass er doch dem einen oder anderen Leser das innere Auge öffnen möge für die
grosse Gefahr,
welche das Flugfeuer fremden Geistes in sich bringt.
Erklärung
(bekannt als "Berliner Erklärung")
Die unterzeichnenden Brüder erheben warnend ihre Stimme gegen die sogen. Pfingstbewegung.
1. Wir sind nach ernster
gemeinsamer Prüfung eines umfangreichen und zuverlässigen Materials
vor dem
Herrn zu folgendem Ergebnis gekommen:
a) Die Bewegung steht im
untrennbarem Zusammenhang mit der Bewegung von Los Angeles,
Christiana, Hamburg,
Kassel, Grossalmerode. Die Versuche, diesen Zusammenhang zu leugnen,
scheitern
an den vorliegenden Tatsachen.
b) Die sogenannt
Pfingstbewegung ist nicht von oben, sondern von unten; sie hat viele
Erscheinungen mit dem Spiritismus gemein.
Es wirken in ihr Dämonen, welche, vom
Satan mit List geleitet, Lüge und Wahrheit vermengen, um die Kinder Gottes zu
verführen.
n vielen Fällen haben sich die sogen. "Geistbegabten" nachträglich
als besessen erwiesen.
c) An der Überzeugung,
dass diese Bewegung von unten her ist, kann uns die persönliche Treue und
Hingebung einzelner
führender Geschwister nicht irre machen, auch nicht die
Heilungen, Zungen, Weissagungen usw., von denen die Bewegung
begleitet ist.
Schon oft sind solche Zeichen mit ähnlichen Bewegungen verbunden gewesen, z.B.
mit dem
Irvingianismus,
ja selbst mit der
"christlichen Wissenschaft" (Christian
Science)und dem Spiritismus.
d) Der Geist in dieser
Bewegung bringt geistige und körperliche Machtwirkungen hervor, dennoch ist es
ein falscher Geist.
Er hat sich als solcher entlarvt. Die hässlichen
Erscheinungen wie Hinstürzen, Gesichtszuckungen, Zittern, Schreien,
widerliches,
lautes Lachen usw. treten auch diesmal in Versammlungen auf. Wir lassen
dahingestellt,
wieviel davon dämonisch, wieviel hysterisch oder seelisch ist,
gottgewirkt sind solche Erscheinungen nicht.
e) Der Geist dieser Bewegung
führt sich durch das Wort Gottes ein, drängt es aber in den Hintergrund durch
sogen.
"Weissagungen". Vgl. 2. Chron. 18,18-22. Überhaupt liegt in diesen
Weissagungen eine grosse Gefahr,
nicht nur haben sich in ihnen handgreifliche
Widersprüche herausgestellt, sondern sie bringen da und dort Brüder
und ihre
ganze Arbeit in sklavische Abhängigkeit von diesen "Botschaften". In der Art
ihrer Übermittlung gleichen
die letzteren den Botschaften spiritistischer
Medien. Die Übermittler sind meist Frauen. Das hat an verschiedenen
Punkten der
Bewegung dahin geführt, dass gegen die klaren Weissagungen der Schrift Frauen,
sogar junge Mädchen, leitend im Mittelpunkt stehen.
2. Eine derartige Bewegung als
von Gott geschenkt anzuerkennen, ist uns unmöglich.
Es ist natürlich nicht
ausgeschlossen, dass in den Versammlungen die Verkündigung des
Wortes Gottes
durch die demselben innewohnende Kraft Früchte bringt. Unerfahrene Geschwister
lassen sich durch solche Segnungen des Wortes Gottes täuschen. Diese ändern aber
an dem Lügencharakter
der ganzen Bewegung nichts, vgl. 2. Kor. 11, 3.4.14.
3. Die Gemeinde Gottes in
Deutschland hat Grund, sich tief zu beugen darüber, dass diese Bewegung
Aufnahme
finden konnte. Wir alle stellen uns wegen unserer Mängel und Versäumnisse,
besonders auch
in der Fürbitte, mit unter diese Schuld. Der Mangel an biblischer
Erkenntnis und Gründung, an heiligem Ernste
und Wachsamkeit, eine oberflächliche
Auffassung von Sünde und Gnade, von Bekehrung und Wiedergeburt,
eine
willkürliche Auslegung der Bibel, die Lust an neuen aufregenden Erscheinungen,
die Neigung zu Übertreibungen,
vor allem aber auch Selbstüberhebung, - das alles
hat dieser Bewegung die Wege geebnet.
4. Insonderheit aber ist die
unbiblische Lehre vom sogen. "reinen Herzen" für viele Kreise verhängnisvoll
und
für die sogen. Pfingstbewegung förderlich geworden. Es handelt sich dabei um den
Irrtum, als sei die
,,innewohnende Sünde" in einem begnadigten und geheiligten
Christen ausgerottet.
Wir halten fest an der Wahrheit, dass der Herr die
Seinigen vor jedem Straucheln und Fallen bewahren will und kann
(1. Thess. 5,23;
Jud. 24.25; Hebr. 13,21) und dass dieselben Macht haben, durch den Heiligen
Geist über die Sünde
zu herrschen. Aber ein "reines Herz", dass darüber
hinausgeht, auch bei gottgeschenkter,
dauernder Bewahrung mit Paulus demütig
sprechen zu müssen: "Ich bin mir selbst nichts bewusst,
aber dadurch bin ich
nicht gerechtfertigt", empfängt der Mensch überhaupt auf Erden nicht.
Auch der
gefördertste Christ hat sich zu beugen vor Gott, der allein Richter ist über den
wahren
Zustand der Herzen, vgl. 1. Kor. 4,4. "Wenn wir sagen, dass wir keine
Sünde haben,
so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns", 1.
Joh. 1,8.
In Wahrheit empfängt der
Gläubige in Christo ein fleckenlos gereinigtes Herz, aber die Irrlehre,
dass das
Herz in sich einen Zustand der Sündlosigkeit erreichen könne, hat schon viele
Kinder Gottes
unter den Fluch der Unaufrichtigkeit gegenüber der Sünde gebracht,
hat sie getäuscht über Sünden,
die noch in ihrer Gedankenwelt, in ihren
Versäumnissen oder in ihrem Zurückbleiben hinter den hohen Geboten Gottes
in
ihrem Leben liegen. Es kann nicht genug ermahnt werden, für die Sünde ein Auge
sich zu bewahren,
welches nicht getrübt ist durch eine menschlich gemachte
Heiligung oder durch eine eingebildete Lehre von
der Hinwegnahme der
Sündennatur. Mangelnde Beugung über eigene Sünde verschliesst
den Weg zu neuen
Segnungen und bringt unter den Einfluss des Feindes. Traurige Erfahrungen in der
Gegenwart zeigen,
dass da, wo man einen Zustand von Sündlosigkeit erreicht zu
haben behauptet, der Gläubige dahin kommen kann,
dass er nicht mehr fähig ist,
einen Irrtum zuzugeben, geschweige denn zu bekennen. Eine weitere traurige Folge
falscher
Heiligungslehre ist die mit ihr verbundene Herabsetzung des biblischen,
gottgewollten ehelichen Lebens,
indem man mancherorts den ehelichen Verkehr
zwischen Mann und Frau als unvereinbar
mit wahrer Heiligung hinstellt, vgl. 1.
Mos. 1,28 und Eph. 5,31.
5. In der sogenannten
"Pfingstbewegung" steht in Deutschland P. Paul als Führer vor der
Öffentlichkeit.
Er ist zugleich der Hauptvertreter der vorstehend abgewiesenen
unbiblischen Lehren.
Wir lieben ihn als Bruder und wünschen ihm und der Schar
seiner Anhänger in Wahrheit zu dienen.
Es ist uns ein Schmerz, gegen ihn
Stellung nehmen zu müssen.
An Aussprachen mit ihm und an Ermahnungen im engeren
und weiteren Brüderkreis hat es nicht gefehlt.
Nachdem alles vergeblich war,
müssen wir nun um seinet- und der Sache Gottes willen hiermit aussprechen:
Wir,
die unterzeichnenden Brüder, können ihn als Führer und Lehrer in der Gemeinde
Jesu nicht mehr anerkennen.
Wir befehlen ihn in Liebe, Glaube und Hoffnung der
zurechtbringenden Gnade des Herrn.
6. Wir glauben dass es nur ein
Pfingsten gegeben hat, Apgsch. 2.
Wir glauben an den Heiligen Geist, welcher in
der Gemeinde Jesu bleiben wird in Ewigkeit, vgl. Joh. 14,16.
Wir sind darüber
klar, dass die Gemeinde Gottes immer wieder erneute Gnadenheimsuchungen
des
Heiligen Geistes erhalten hat und bedarf. Jedem einzelnen gilt die Mahnung des
Apostels:
"Werdet voll Geistes!" Eph. 5,18. Der Weg dazu ist und bleibt völlige
Gemeinschaft mit dem gekreuzigten,
auferstandenen und erhöhten Herrn. In ihm
wohnt die Fülle des Geistes leibhaftig, aus der wir nehmen Gnade um Gnade.
Wir
erwarten nicht ein neues Pfingsten; wir warten auf den wiederkommenden Herrn.
Wir bitten hiermit alle unsere
Geschwister um des Herrn und seiner Sache willen,
welche Satan verderben will:
Haltet euch von dieser Bewegung fern! Wer aber von euch unter die Macht
dieses
Geistes geraten ist, der sage sich los und bitte Gott um Vergebung und
Befreiung.
Verzaget nicht in den Kämpfen, durch welche dann vielleicht mancher
hindurchgehen wird.
Satan wird seine Herrschaft nicht leichten Kaufes aufgeben.
Aber seid gewiss: Der Herr trägt hindurch! Er hat schon manchen frei gemacht und
will euch die wahre Geistesausrüstung geben.
Unsere feste Zuversicht in
dieser schweren Zeit ist diese: Gottes Volk wird aus diesen Kämpfen gesegnet
hervorgehen!
Das dürft auch ihr, liebe Geschwister euch sagen, die ihr
erschüttert vor den Tatsachen steht,
vor welche unsere Worte euch stellen. Der
Herr wird den Einfältigen und Demütigen Licht geben und sie stärken und
bewahren.
Wir verlassen uns auf Jesum,
den Erzhirten. Wenn jeder dem Herrn und seinem Worte den Platz einräumt,
der ihm
gebührt, so wird er das Werk seines Geistes, das er in Deutschland so
gnadenreich angefangen hat,
zu seinem herrlichen, gottgewollten Ziele
durchführen. Wir verlassen uns auf ihn, der da spricht:
"Meine Kinder und das
Werk meiner Hände lasset mir anbefohlen sein!" Jes. 45,11.
Berlin, den 15. September 1909
Unterschrieben hatten:
Bähren, Hannover;
Bartsch, Charlottenburg; Blecher,
Friedrichshagen; Broda, Gelsenkirchen; A. Dallmeyer, Leipzig; Dolmann,
Wandsbek; Engel, Neurode; Evers, Rixdorf; Frank, Hamburg; Grote,
Oberfischbach; Hermann, Berlin; Heydorn, Frankfurt a. Oder; Huhn,
Freienwalde a. Oder; Ihloff, Neumünster; Jörn, Berlin; Kmitta,
Preuss.-Bahnau; Knippel, Duisburg; Köhler, Berlin; Graf Korff, Hannover;
Kühn, Gr. Lichterfelde; Lammert, Berlin; Lohe, Breslau; K. Mascher,
Steglitz; Fr. Mascher, Lehe i. Hannover; Meister, Waldenburg i. Schlesien;
Merten, Elberfeld; Michaelis, Bielefeld; Freiherr v. Patow, Zinnitz;
Rohrbach, Charlottenburg; von Rot(h)kirch, Berlin; Rudersdorf, Düsseldorf;
Ruprecht, Herischdorf; Sartorius, Sterbfritz; Scharwächter, Leipzig;
Schiefer, Neukirchen; Schopf, Witten a. d. Ruhr; Schrenk, Barmen; Schütz,
Berlin; Schütz, Rawitsch; Seitz, Teichwolframsdorf; Simoleit, Berlin;
Stockmayer, Hauptweil; Freiherr von Thiele-Winckler, Rothenmoor; Thiemann,
Marklissa; von Tres(c)kow, Camenz i. Schlesien; Freiherr von Thümmler,
Selka; M. Urban, Kattowitz; Urbschat, Hela; Vasel, Königsberg; von Viebahn,
Stettin; Wächter, Frankfurt a. Main; Wallraff, Berlin; Warns, Berlin;
Wittekindt, Wernigerode a. Harz; Wüsten, Görlitz; von Zastrow, Gr. Breesen;
Zustimmungen wurden erbeten an Wittekindt in Wernigerode.
Weitere Informationen
und kostenlose Schriften bei:
Patrick Tschui
Heuweidlistr. 12
CH- 8340 Hinwil
Tel & h.p.wepf_______bibelkreis.ch ++41 79
748 48 97
patrick.tschui@clkv.ch.ch
http://www.chiesacristiana.org/studi/pfingst/diberlin.htm
http://www.riforma.net/apologetica/pentecostalismo/dichiarazioneberlino.pdf