Einleitung
Was muss ich tun, um gerettet zu werden ?
"Auch
viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor den Jüngern getan, die nicht in
diesem Buch geschrieben sind. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt,
dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben
Leben habt in seinem Namen" (Joh. 20;30-31)
Mit
diesen Worten fasst der Apostel Johannes das vierte Evangelium zusammen. Es ist
unmöglich, die 21 gehaltvollen Kapitel dieses Evangeliums in einem Artikel
zusammenzufassen, doch sie haben ein bestimmtes Thema: Wie kann ein Mensch
errettet werden ? Sie haben eine Hauptperson: Den Herrn Jesus Christus. Der
Zugang zum Himmel ist untrennbar mit der Person des Herrn Jesus verbunden. Wenn
wir das Evangelium lesen, dann stellen wir fest, dass wir es hier nicht mit
einer "Zehnpunkte-Checkliste" zu tun haben, sondern es wird uns eine Person
vorgestellt, die einzige Person in der Geschichte der Menschheit, die uns das
Heil vermitteln kann.
Der
Weg in den Himmel führt über Jesus Christus, er sagt, dass er der Weg, die
Wahrheit und das Leben ist und niemand kommt zum Vater als nur durch ihn (Joh.
14;6). Der Weg zum Heil führt über die Auseinandersetzung mit der Person Jesus
Christus. Die Antwort auf diese Frage liegt also nicht in einer bestimmten
Kirche, Lehrsystem oder dem Halten bestimmter Regeln, sondern im Glauben an den
Herrn Jesus Christus. Nun sagen sehr viele Menschen, dass sie "an Gott glauben".
Das ist aber mit dem rettenden Glauben nicht gemeint.
"Glauben an den Herrn Jesus" meint nicht nur das Akzeptieren der Existenz
Gottes, sondern beinhaltet die Aufnahme einer persönlichen Beziehung zum Herrn
Jesus Christus. Der erste Schritt ist die Erkenntnis seiner eigenen Unwürdigkeit
vor Gott, der absoluten Unfähigkeit, aus eigener Kraft Gott wohlgefällig sein zu
können. Jeder Mensch ist schuldig vor Gott, da ist keiner, der gerecht ist, auch
nicht einer ! (Röm. 3). Gott wird auch das ehrliche Bemühen nicht anerkennen,
denn seine Maßstäbe sind absolut. Erst wer erkannt hat, dass er vor Gott
schuldig ist und den ewigen Tod verdient hat, ist in der Lage, zu erkennen, dass
wenn man nicht selbst die Schuld tragen kann, es jemand anders für ihn tun muss.
Hierzu ist der Herr Jesus vom Himmel als Mensch gekommen und aller Knecht
geworden, und hat die notwendige Strafe an unserer Stelle getragen. "An ihn zu
glauben" heißt, das Opfer des Herrn für sich persönlich anzunehmen. Dies
bedeutet aber auch, dass wir uns dem Herrn Jesus übereignen, so dass er auch
unser Herr ist, der das Recht hat, über uns zu verfügen. Den Bund Gottes der
Erlösung, den er uns in Jesus angeboten hat, können wir nur komplett annehmen
oder komplett verwerfen. Er ist unveränderlich und nicht nachverhandelbar.
Das
Heil ist umsonst, wir brauchen Gottes Bund nur anzunehmen, ohne Vorleistungen zu
erbringen. Es ist umsonst, aber es ist nicht billig. Es hat dem Herrn Jesus
alles gekostet, nicht weniger als sein Opfertod am Kreuz war für unsere Erlösung
erforderlich. "Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen
eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verlorengehen,
sondern ewiges Leben haben." (Joh. 3;16). Wir müssen den Herrn Jesus in unser
Herz aufnehmen, dann schenkt er uns neues Leben, welches Voraussetzung für den
Eingang in seine Königsherrschaft ist.
Dies
wird als die neue Geburt aus Wasser und Geist bezeichnet, von der der Herr Jesus
in Joh. 3 spricht. Es sei denn, man wird von neuem geboren, kann man das Reich
Gottes nicht sehen. In unserem Naturell sind wir böse, sündige Menschen, da ist
niemand ausgenommen. Wir können in uns selbst Gott nicht gefallen, deshalb
müssen wir ein neues Leben aus Gott empfangen. Jesus hat den Preis für das neue
Leben am Kreuz bezahlt, wir müssen es annehmen und so kann Gott uns die neue
Geburt schenken. Es ist keine neue Geburt aus dem Fleisch in dem Sinn, dass man
wieder in den Mutterleib zurückkehrt und wieder geboren wird, sondern es ist
eine neue Geburt aus dem Geist, in der das neue Leben von Gott geschenkt wird,
ohne dass dieser Vorgang von außen sichtbar ist. Nur wer dieses neue Leben hat,
kann in das Reich Gottes eingehen.
Wie
bereits erwähnt, kann man das Thema in der Kürze nicht abschließend behandeln,
sondern ich empfehle, sich mit den 21 Kapiteln des Johannesevangeliums
auseinanderzusetzen, damit du erkennst, dass Jesus der Christus ist, der
Gesalbte, den Gott gesandt hat, und dass du in seinem Namen das ewige Leben im
Glauben hast.
Kann ein Wiedergeborener wieder abfallen ?
Das
deutliche "Nein" der Brüderbewegung wird von anderen Christen hinterfragt und
stark angezweifelt. Diese Frage kann man sowohl mit "Ja" als auch mit "Nein"
beantworten: "Nein", denn ein Wiedergeborener ist vom heiligen Geist versiegelt,
hat neues Leben aus Gott und Gott hat sich dafür verbürgt, dass er ihn ans Ziel
bringen wird. Aber: Nicht alle, die meinen wiedergeboren zu sein, können sich des ewigen Lebens
sicher sein. Ein frommes Gebet nachgesprochen, die Hand beim Aufruf erhoben bzw.
ein Gefühl macht noch keinen Christen. Bestimmte Sünden schließen vom Heil aus
(Gal. 5). Gewiss belegt die Schrift die Heilssicherheit (Joh. 6;39-40, Joh.
10;27-30, Phil. 1;6, Röm. 8;38-39) , aber es gibt auch Stellen, die die
Notwendigkeit des Ausharrens und des Dranbleibens betonen, die man nicht einfach
vom Tisch wischen bzw. theologisch wegerklären kann (1. Kor. 10;12, Offb. 3;16).
Die Bibel ist zwar widerspruchsfrei, jedoch enthält sie Gegensätze, die uns
einen Rahmen vorgeben, was bestimmte Aussagen bedeuten und was nicht. Von der
Möglichkeit, dass man sich in dieser Frage ernsthaft täuschen kann, wird in der
Bibel gewarnt: Mt. 7;21-23 und Lk. 6;46.
So
schwierig die Frage, ob ein Wiedergeborener verloren gehen kann, sein mag: Die
Konsequenz ist die gleiche: Im Himmel gibt es keine Ungläubigen und in der Hölle
gibt es keine Gläubigen. Die Tatsache der Wiedergeburt zeigt sich auch in dem
entsprechenden Wandel, wie später noch näher erläutert wird. Aus eigener
Erfahrung kann ich sagen, dass ein Wiedergeborener zwar durch ernste Krisen
gehen mag, letztendlich sich aber nicht so weit vom Herrn entfernt, dass er ein
Flucher oder Verleugner wird bzw. jemand, der in den in Gal. 5 beschriebenen
Sünden lebt. Wenn sich jemand so entschieden von Herrn abwendet, dass er ihm
völlig den Rücken zukehrt und ihn bewusst verleugnet, da habe ich ernste
Zweifel, ob er ihm jemals gehört hat, gleich welches Zeugnis er vorher hatte. So
ist die Frage, ob ein Wiedergeborener verloren gehen kann, eher theoretischer
Natur. Im weiteren Verlauf werden wir feststellen, dass es zum Bekenntnis auch
weitere wichtige Kriterien gibt, die ein „Bekenntnis ohne den entsprechenden
Wandel“ von vorneherein ausschließen. Die Bibel macht deutlich, dass jemand, der
von neuem geboren wurde, nicht verloren gehen kann, aber es gibt auch die
deutlichen Aufforderungen, auszuharren und dranzubleiben. Da die Bibel sich
nicht widerspricht, gehe ich davon aus, dass jemand, der das neue Leben im Herrn
Jesus Christus hat, auch jemand ist, der ausharrt und überwindet.
Ein
Sünder kommt nicht in den Himmel genauso wenig wie ein Heiliger in die Hölle
kommt. Ob nun der Sünder, der in die Hölle kommt, sich einmal (äußerlich) zum
Herrn Jesus Christus bekannte oder nicht, ist einerlei. Ebenso ist es einerlei,
ob er einmal echter Christ war oder sich und die anderen nur täuschte. Ebenso
wird ein Heiliger sicher in den Himmel kommen. Ein Heiliger ist nach der Schrift
jemand, der für Gott ausgesondert ist, d.h. eben durch das neue Leben für Gott
ausgesondert wurde, denn nichts anderes als das ist es letztendlich. Ob er sich
nun eine klare Bekehrung aus der Gosse oder die achte Bekehrung nach sieben
falschen war ist auch hier einerlei. Wichtig ist, dass Du bekehrt bist, und
nicht unbedingt wann Du Dich bekehrt hast. Wir sollen die Schrift so nehmen wie
es steht und ihr praktisch folgen. Theoretische Diskussionen ohne praktische
Auswirkungen sind nutzlos und kosten wertvolle Zeit und Energie, stiften
Verwirrung und schaffen Streit. Wir sollten hier nicht um menschliche Dogmen,
sondern um die Wahrheit der Schrift kämpfen.
Eine seelsorgerlich schwierige Frage
Die
Einen, die sich die Frage nach der Sicherheit ihres Heils stellen sollten,
stellen sie sich nicht, andere zweifeln ständig an ihrem Heil, obwohl sie sich
eher auf die Verheißungen stützen sollten, dass Gott sie auch bis ans Ende
durchträgt. Über dieses Thema in der Gemeinde zu predigen birgt die Gefahr, dass
sich eine Gruppe in falscher Sicherheit wiegt während andere sich in unnötige
Zweifel stürzen. Dennoch ist es ein wichtiges Thema, über das gesprochen werden
muss, denn es geht um unser ewiges Leben und um unseren ewigen Tod.
Die Grundlage des Heils
Wie wird man errettet ?
Apg.
16: Frage des Kerkermeisters, Antwort: "Glaube an den Herrn Jesus Christus, so
wirst Du und dein Haus gerettet werden.". 1. Kor 3:
"Einen anderen Grund kann niemand legen
welcher gelegt worden ist, welcher ist Jesus Christus". Apg. 4: "Es ist in
keinem anderen das Heil, denn auch kein anderer Name unter den Himmeln ist den
Menschen gegeben, indem wir gerettet werden müssen." Joh 14;6: "Ich bin der Weg,
die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater als nur durch mich".
Die
Grundlage unseres Heils ist nicht ein Sakrament, eine religiöse Handlung oder
eine Reihe von Taten oder Lehraussagen, sondern eine Person: Jesus Christus. Ein
Haupt(neben)thema der Bibel ist die Grundlage des Heils, welches jedoch auf dem
Hauptthema aufbaut: Jesus Christus. Aber es gibt keine "10 Punkte Checkliste",
anhand der man die eigene Errettung bzw. die anderer prüfen kann. Die Antworten,
die Jesus und die Apostel gaben, waren je nach Situation und Herzenshaltung des
Fragestellers unterschiedlich ohne sich jedoch zu widersprechen: So antwortete
Paulus auf die Frage des Kerkermeisters: "Glaube an den Herrn Jesus, so wirst Du
und dein Haus gerettet werden", Jesus wies den reichen Jüngling auf die gleiche
Frage (Mk. 10;17 ff) auf die Gebote hin. Als dieser meinte, dass er sie alle
gehalten hat, sagte er zu ihm, dass er alles verkaufen und den Erlös dem Armen
geben sollte, anschließend sollte er ihm nachfolgen.
Widersprechen sich Paulus und Jesus ? Nein, sondern deren Antwort hing von der
Herzenshaltung der Fragesteller ab. Der Kerkermeister war sich seiner
Verlorenheit bewusst, er hatte kapituliert und wollte aus dem Leben scheiden. So
konnte ihn Paulus auf Jesus hinweisen, der das Leben gibt. Der reiche Jüngling
wollte meines Erachtens nur die Bestätigung des Herrn, dass er schon auf dem
rechten Weg sei. Er stand mitten im Leben und wollte Gottes Unterschrift
darunter. Da musste der Herr Jesus erst einmal den Zustand des Herzens des
Jünglings offenbar machen. Er stellte ihn die unmögliche Forderung: "Halte die
Gebote". Vermessen sagte der Jüngling, dass er sie schon immer gehalten hatte.
Jesus konnte einfach beweisen, dass dem nicht so war, aber um ihn auf den wunden
Punkt in seinem Leben hinzuweisen, wies er ihn darauf hin, dass er seinen Besitz
hergeben soll. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir generell alles verkaufen
müssen, jedoch hing das Herz des reichen Jünglings an seinem Vermögen, und man
kann nicht gleichzeitig Gott dienen und dem Mammon.
Eine
weitere Grundlage ist das
stellvertretende Opfer des Herrn
Jesus, das für uns absolut notwendig ist. Alle Heiligen des ATs waren sich
dessen bewusst und sie wussten, dass sie sich ohne ein Opfer nicht Gott nahen
konnten. Wir haben den Tod verdient durch unsere Schuld. So hat Abel ein Lamm
seiner Herde geopfert, d.h. es ist stellvertretend für ihn gestorben. Kain hat
das Werk seiner Hände geopfert und meinte damit, Gottes Anspruch gerecht werden
zu können. Jesus Christus hat das für uns allgemein gültige Opfer gebracht, es
ist ausreichend, einmalig, nicht wiederholbar und von unserer Seite nicht zu
ergänzen. Wir können es komplett annehmen oder komplett verwerfen. Wollen wir es
ergänzen bzw. dem aus eigener Kraft hinzufügen, so haben wir keinen Anteil
daran. Das Opfer ist nur dann für uns wirksam, wenn wir uns dem Herrn Jesus
Christus als Eigentum übergeben. Er hat für uns den Preis am Kreuz bezahlt, so
dass wir ihm gehören und nicht mehr uns selbst. So sind wir auch verpflichtet,
ihn den Herrn unseres Lebens sein zu lassen.
Die Rolle der Werke
"Denn
aus Gnade sei ihr errettet, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht
aus Werken, damit sich niemand rühme. Denn wir sind sein Gebilde, in Chrisus
Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott vorher bereitet hat, damit wir in
ihnen wandeln sollen." (Eph. 2)
Errettet aus Glauben ohne Werke, aber geschaffen zu guten Werken ist der Rahmen,
der die Rolle der Werke am Deutlichsten beschreibt. Dieser Rahmen schließt die
Möglichkeit aus, sich die Errettung zu verdienen, wie es z.B. die Katholiken
lehren als auch das Heil in Christus als einen Freibrief zu sehen, mit dem man
als Christ einem zügellosen Lebenswandel frönen kann. Gehorsam Gottes Wort
gegenüber ist kein Mittel zur Errettung, aber ein Nachweis, dass man errettet
ist. Wer Ihm gehört und Ihn liebt, der sein Leben für ihn gelassen hat, dem wird
es kein größeres Anliegen sein, als dem zu gefallen, der ihn erlöst hat. So wie
ein gesunder Apfelbaum bei optimalem Klima Äpfel hervorbringt, wird aus einem
Leben aus Gott, das der Wiedergeborene erhalten hat, göttliche Frucht
hervorbringen. Sie ist nicht das Mittel zum Heil, aber ein unausbleibliches
Resultat.
Wie kann ich wissen ... ?
... ob ich selbst errettet bin ?
"Dies
habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, die ihr
an den Namen Gottes glaubt." (1. Joh. 5;13): Der erste Johannesbrief hat diese
Frage als Grundthema. Wer mit dieser Frage Probleme hat, kann nichts Besseres
tun, als diesen Brief immer wieder zu lesen und sich anhand der dort
aufgeführten Punkte immer wieder zu überprüfen. Auf die einzelnen Punkte will
ich im einzelnen eingehen. Die Wichtigkeit dieser Frage wird besonders deutlich,
dass es ein ganzes biblisches Buch nur zu diesem Thema gibt
... ob mein Gegenüber errettet ist ?
"Der
Mensch sieht, was vor Augen ist, aber der Herr schaut das Herz an" ist das Wort,
welches Gott an Samuel richtete und heute an Aktualität nicht verloren hat. Jesus
sagt: "Anhand der Früchte werdet ihr sie erkennen". Auch hier gibt die Bibel
einen Rahmen durch gegensätzliche Schriftstellen vor. Wir sollen prüfen, dürfen
aber nicht richten. Das Gericht über den Menschen steht nur Gott zu, und dies
hat er auch niemandem delegiert. Andererseits werden wir deutlich genug an
vielen Stellen aufgefordert, andere zu prüfen und zu unterscheiden, ob sie für
die Gemeinde bzw. für bestimmte Dienste qualifiziert sind. Es gibt aber keine
absolute Sicherheit in unserem Urteilsvermögen, wir haben uns in der
Vergangenheit getäuscht und werden uns auch noch in der Zukunft täuschen, denn
der Blick in das Herz des Menschen ist uns verwehrt. Doch gibt es eindeutige
Kriterien, anhand wir jedoch feststellen können, das jemand definitiv nicht
errettet ist und somit auch nicht z.B. an der Teilnahme am Brotbrechen
berechtigt ist:
•
Verharren in bestimmten Sünden (Gal. 5)
•
falsche Lehre (2. Joh. 9)
•
fehlende oder schlechte Frucht (Mt. 7; 15-20)
•
unklares Zeugnis: Wer den Weg des Heils nicht
verstanden hat, kann auch nicht errettet sein. Die Bibel kennt nicht den Weg
eines "passiven Heils", wo ein mündiger Mensch ohne bzw. gar gegen seinen Willen
errettet wird
Wir
müssen jedoch anerkennen, dass der Mensch nur sieht, was vor Augen ist, der Herr
aber schaut das Herz an. Wir haben uns in der Vergangenheit manchmal getäuscht
und werden uns auch in der Zukunft täuschen, weil unser Urteilsvermögen begrenzt
ist. Aber oftmals verhindert auch Menschenfurcht bzw. falscher menschlicher
Respekt, dass wir die Kriterien, die Gottes Wort gibt, sauber und ohne Ansehen
der Person anwenden. Würden wir es tun, so wäre die Gemeinde Gottes vor manchem
Irrtum und manchen Irritationen bewahrt.
Welche Kriterien gibt uns der Johannesbrief ?
Wandeln wir im Licht oder in der Finsternis ? (Kap.
1;6-7)
Lange Zeit dachte ich, dass der Wandel im
Licht einem nahezu sündlosen Wandel entspricht. Das kann aber nicht sein, weil
es am Ende von Vers 7 heißt, dass das Blut Jesu uns von aller Sünde reinigt.
Gott ist Licht und in ihm ist keine Finsternis. Wer in der Finsternis lebt,
verbirgt seine Schuld. Im Dunkeln wirken alle schmutzigen Kleider sauber. Ziehe
ich ein weißes Hemd an und halte mich im Hellen auf, dann fällt jeder noch so
kleine Fleck auf, während dunkle Kleider in einer dunkleren Umgebung mit Flecken
noch sauber wirkt.
Setzen wir uns dem Licht Gottes aus und überprüfen ständig unser Leben nach den
Richtlinien des Wortes Gottes, so merken wir recht bald, wie unwürdig und sündig
wir sind. Wir merken bald, dass wir uns auf uns selbst nichts einbilden können.
Setzen wir uns dagegen uns eher seichter Unterhaltung aus, dann verlieren wir
immer mehr die Sensibilität unserer eigenen Sündhaftigkeit und denken, dass wir
gar nicht so schlecht sind. Wir verlieren das Interesse an geistlichen Themen,
sind uns aber immer weniger bewusst, wie unser Wandel Gott gegenüber ist.
Auch
wenn es bei Gotteskindern immer wieder Phasen gibt, bei denen man sich nicht so
sehr mit dem Wort Gottes auseinandersetzt, sondern lieber seichte Unterhaltung
genießt, so zieht es ihn immer wieder in Gottes Gegenwart zurück. Der Gerechte
fällt sieben Mal, doch er steht wieder auf, während der Gottlose in seiner
Schuld liegenbleibt. Wer in der Finsternis wandelt, verbirgt seine Schuld, sie
fällt nicht auf. In so einem Zustand kann man sich schnell einreden, dass man
ohne Schuld ist. Man findet immer wieder Menschen, die weit mehr Dreck am
Stecken haben als man selbst.
Hier
zeigt sich deutlich der Unterschied zwischen einem zweifelnden Gotteskind und
einem ungläubigen Bekenner: Ein zweifelndes Gotteskind fragt sich immer wieder,
in wie weit sein Wandel Gottes Anspruch entspricht. Es sehnt sich danach, heilig
zu wandeln und überprüft sein Leben nach den Maßstäben der Schrift. Ein
ungläubiger Bekenner hingegen hält das persönliche Heil für so
selbstverständlich, dass er überhaupt nicht die Notwendigkeit sieht, sein Leben
immer wieder im Licht des Wortes Gottes zu überprüfen. Er hält sich lieber im
Dämmerlicht auf, wo die eigenen Flecken nicht auffallen und hält sich für rein.
Schuldig sind für den in erster Linie die anderen. Wer im Licht steht, bei dem
sieht man die Flecken, auch wenn der, der sie sieht, im Dämmerlicht steht. Der
im Dämmerlicht fällt nicht auf, die Flecken sieht man nicht und nach außen wirkt
er rein, was uns gleich zum nächsten Kriterium führt:
Denken wir, dass wir keine Sünde haben oder
bekennen wir unsere Sünden ? (Kap. 1;8-10)
Wer
meint, dass er keine Sünde hat, betrügt sich selbst. Nun wird kaum jemand so
vermessen sein zu meinen, absolut sündlos vollkommen zu sein. Wer sich im
Dämmerlicht aufhält, hat den Anspruch Gottes für sich so verwässert, dass er
meint, er komme vor Gott damit durch. Gleichzeitig ist er der schärfste Richter
seiner Mitmenschen. Dem, der im Licht wandelt, fallen seine Sünden auf. Dieser
darf sich auf die Verheißung stützen, dass wenn er seine Sünden bekennt, Gott
treu und gerecht ist, dass er sie ihm vergibt.
Ein
Gotteskind wird ständig von seiner eigenen Schuld übermannt werden. Es wird sich
immer wieder fragen, wie man dieses (eine bestimmte Sünde) noch tun konnte. In
seinem Fleisch ist jeder Mensch zu jeder Sünde fähig. Im Zusammenleben mit
seiner Familie im Alltag sind solche Konfrontationen unausweichlich. Hier zeigt
sich sehr deutlich, wer Gotteskind ist und wer nicht: Bekenne ich meine Schuld
oder suche ich sie nur beim anderen ? Überführt mich der Geist Gottes oder sehe
ich meinen Auftrag darin, andere zu überführen ?
Halten wir seine Gebote ? (Kap. 2;3-5)
Wahr
ist, dass wir nicht durch Werke gerecht werden, aber wahr ist ebenso, dass wir
zu guten Werken geschaffen worden sind (Eph. 2;8-10). Wir halten nicht seine
Gebote, um errettet zu werden, aber wir halten sie, weil wir errettet sind und
ihn lieben. Der Herr Jesus selbst sagt in Joh. 14;21, dass wer seine Gebote
hält, der ist es, der ihn liebt. Bei einem verliebten Paar ist es nicht die
Pflicht, die jemanden dazu treibt, seinem Partner zu gefallen, sondern es ist
die Liebe. Ein Verliebter spürt das Trachten, den Partner zu gefallen, nicht als
Verpflichtung, sondern es ist ihm eine Freude.
Es
ist wiederum hier keine sündlose Vollkommenheit gemeint, da dies ansonsten dem
Rest der Bibel widersprechen würde, jedoch es ist der Rahmen, der auschließt,
dass man bewusst in allen Arten der Sünde leben und doch gleichzeitig errettet
sein kann. Ein Gotteskind wird immer wieder versagen, aber es wird sich dem
Versagen auch immer wieder bewusst sein, und es hat anschließend wieder das
Verlangen, dieses Versagen wieder vor Gott zu bereinigen (Kap. 1;9). Ein
ungläubiger Bekenner hingegen achtet kaum darauf, ob er seine Gebote hält oder
nicht. Möglicherweise hat er seine "Steckenpferde", auf denen er gerne rumreitet,
aber er stellt sich kaum der ganzen Schrift.
Liebe ich die Welt ? (Kap.2;15-16)
Weltliebe und Liebe zu Gott schließt sich gegenseitig aus. Es ist unmöglich,
zwei Herren zu dienen: Entweder man wird den einen lieben oder den anderen. Es
ist unmöglich, Gott zu dienen und dem Mammon. Wo unser Schatz ist, da wird auch
unser Herz sein. Was ist unsere größte Sorge ? Unser Vermögen oder auch nur, wie
wir über die Runden kommen oder unser ewiger Zustand bzw. wie Gott unser Leben
sieht ? Womit verbringen wir den größten Teil unser frei verfügbaren Zeit ? Sind
es die Dinge dieser Welt oder die Dinge Gottes ?
Jeder
wird feststellen, dass er ein Hang zu den weltlichen Dingen hat, denn so lange
wir in diesem Leib leben, wird unser Fleisch uns zu den Dingen der Welt ziehen.
Geben wir dem Raum ? Rufen wir wie Paulus: Wer wird uns erlösen von dem Leib
dieses Todes (Röm. 7;25) oder ist es uns eher gleichgültig ? Wer die Welt liebt,
in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Johannes beschreibt die Welt in drei
Aspekten:
•
Die Lust der Augen
•
Die Lust des Fleisches
•
Der Hochmut des Lebens
Was
damit im Einzelnen gemeint ist, bedarf sicher keiner detaillierteren Auslegung,
schwieriger als das zu verstehen ist, sich danach auszurichten. Es ist ein Kampf
und es wird sicherlich immer ein Kampf bleiben, ob wir uns den weltlichen Dingen
oder Gott zuneigen. Ein Ungläubiger empfindet dies nicht als Kampf, sondern lebt
in dieser Welt für sich. Ein Gläubiger ist danach bestrebt, für den Herrn zu
leben, ein Ungläubiger lebt für ich selbst, manchmal auch in einer frommen
Weise.
Wonach suchen unsere Augen ? Die Welt bietet heute mehr als damals viele Reize
für die Augen. Überall lockt der Konsum und in der Werbung wird mit vielen
Bildern der Mensch dazu verführt, Produkte zu kaufen, die er eigentlich weder
braucht noch sie sich leisten kann. Die Lust des Fleisches drückt sich
insbesondere in der Liste der Sünden in Gal. 5 aus, die definitiv vom Heil
ausschließen: Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei,
Feindschaften, Hader, Eifersucht, Zornausbrüche, Selbstsüchteleien,
Zwistigkeiten, Parteiungen, Neidereien, Trinkgelage, Völlereien. Auch Habsucht
wird an anderer Stelle als Götzendienst bezeichnet, so dass kein Geiziger in den
Himmel kommen kann.
Es
geht jedoch nicht darum, dass wer sich einmal einer solchen Sünde schuldig macht
bzw. z.B. einmal schwach wird oder die Nerven verliert, gleich das Heil
verliert, wer aber in diesen Sünden ständig lebt, kann nach der Schrift nicht
gerettet sein. Wer z.B. einmal einen Kuchen backt, der ist noch kein Bäcker. So
ist jemand, der einmal von einem Fehltritt übereilt wird nicht mit dem
gleichzusetzen, der gewohnheitsmäßig in diesen Sünden lebt.
Leugne ich den Vater bzw. den Sohn ? (Kap. 2;23)
Bei diesem Kriterium geht es um die Lehre. Wer den
Weg des Heils nicht verstanden hat, kann auch nicht errettet sein, so sehr er
sich auch bemühen mag. In der Zeit, in der Johannes diesen Brief schrieb, traten
Lehrer auf, die die Lehre über den Herrn Jesus verfälschten. Es wird uns hier
ein klares Kriterium gegeben, wir wir wahre Lehrer von den falschen
unterscheiden können. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist die Lehre über
den Herrn Jesus Christus. Wer ist Jesus für Dich ?
Viele halten ihn für einen Religionsstifter, einen
Philosophen, einen Moralprediger. Er ist jedoch wesentlich mehr: Gottes Sohn und
Herr. Er ist Gott, wie das Neue Testament an vielen Stellen bezeugt. Er kann nur
Gott sein, um das reine, vollkommene, genügsame Opfer für unsere Schuld zu
geben. Ein Engel könnte uns nie erlösen. Wäre er weniger als Gott, könnte er den
Tod nicht besiegen. Tragischer als das offene Leugnen der Göttlichkeit Jesu wie
es z.B. Jehovas Zeugen praktizieren, ist jedoch das Annehmen des Herrn Jesus als
Erlöser, jedoch nicht als Herrn. Man nimmt gerne die Sündenvergebung an, nimmt
aber nicht wahr, dass man durch den Neuen Bund sich ebenso verpflichtet hat,
Jesus als Herrn anzunehmen. Jesus selbst sagt, dass nicht der in sein Reich
eingeht, der ihn "Herr" nennt, sondern der, der seinen Willen tut.
Falsche Lehre und Bewegungen erheben den Menschen
und erniedrigen den Herrn. Die religiösen Repräsentanten sind hoch angesehen,
sie gelten als die nicht kritisierbaren "Gesalbten Gottes". Wer sie kritisiert,
begibt sich ins Abseits und unter dem drohenden Zorn Gottes. Mag bei den
falschen Lehrern Gottes Gnade dermaßen groß sein, dass er sündige Nationen ohne
Gericht segnet, so setzt sich der dem Zorn Gottes aus, wer den Gesalbten Gottes
antastet. Wer aber ist hier Jesus ? Ein "Erfüllungsgehilfe", der auf unsere
Proklamationen nur zu springen hat. Ohne sich dessen bewusst zu sein, wird der
Herr Jesus z.B. in der hier beschriebenen charismatischen Glaubensbewegung zum
Diener.
Viele betonen, dass Jesus unser Freund und Helfer
ist. Man predigt nach den Bedürfnissen der Menschen, so dass Jesus lediglich
gekommen ist, um den Menschen ein erfülltes Leben zu schenken. Sicherlich stimmt
das zum Teil, aber der Aspekt, dass Gott ein Anspruch an uns hat weil er der
Schöpfer ist, findet weniger Beachtung. Jesus wird zum Kumpel, dem man auf die
Schulter klopft, jedoch zeigte sich der Herr Jesus z.B. in Offenbarung Kap. 1
seinem Lieblingsjünger keineswegs als Kumpel, sondern Johannes fiel hin wie tot
als er ihn in seiner Herrlichkeit sah.
Es geht nicht nur um das grobe Leugnen des Herrn
Jesus, indem wir offen seine Göttlichkeit leugnen, aber auch um die Feinheiten,
wenn wir ein humanistisches Evangelium predige, welches den Menschen im
Mittelpunkt hat, so nach dem Motto, als könnte Gott doch froh sein, dass er uns
hat. Wir sollten viel lieber auf die Knie fallen, weil er uns in seiner Gnade
erwählt hat. Gott könnte uns alle verderben und wäre immer noch heilig und
gerecht, aber er gab seinen Sohn auf die Erde, er gab sich selbst als Opfer hin,
weil er uns liebt. Wir haben keinen Anspruch auf Errettung, Gott hat sie uns
geschenkt. In der heutigen Zeit, in der der Mensch sich zu Gott erhoben hat,
neigen auch wir, den Menschen im Mittelpunkt der Betrachtung zu sehen, aber es
ist der Herr Jesus, der der Mittelpunkt steht.
Tun wir Gerechtigkeit ? (Kap. 3;1)
Dieses Kriterium steht im engen Zusammenhang mit dem Halten der Gebote. Wir sind
zwar nicht errettet durch gute Werke, aber errettet zu guten Werken. Wenn wir
einem heiligen und gerechten Gott folgen, so ist das Verlangen eines jeden
Nachfolgers auch gerecht zu wandeln und immer wieder sich zu fragen, wie der
Herr Jesus zu dem steht, was man gerade tut.
Reinigen wir uns selbst, weil wir die Hoffnung auf
ihn erkannt haben ? (Kap. 3;3)
Seht,
welche Liebe Gott uns erwiesen hat, dass wir seine Kinder heißen. Wir sind
gesegnet mit jeglicher geistlichen Segnung in der Himmelswelt. Gott hat seinen
Sohn nicht geschont, um so mehr ist er bereit, uns alles in ihm zu schenken. Im
Hinblick auf die Ewigkeit bleiben keine Wünsche offen. Wir haben zwar im Neuen
Testament kaum Verheißungen für das Leben auf der Erde wie z.B. Gesundheit,
langes und problemarmes Leben, Reichtum, aber wir haben einen herrlichen Schatz
in der Himmelswelt. Alle Leiden und Probleme der Jetztzeit stehen in keinem
Verhältnis zu den Dingen, die uns in der Ewigkeit bereitstehen.
Wie
stehen wir dazu ? Unsere Stellung ist gewaltig, schätzen wir das, was wir in ihm
schon haben oder ist es uns gleichgültig. Der diesseits orientierte Mensch
verachtet die himmlischen Güter. Wir jedoch
dürfen eintreten in in Reich, in dem es keine Not, kein Leid, kein Schmerz und
kein Geschrei mehr geben wird, aber auch nicht mehr das Böse und die
Ungerechtigkeit. Als Bürger des Himmels sind wir demnach berufen, dieser
Stellung würdig zu wandeln. Sind wir uns dieser Stellung bewusst, so ist es uns
eine Freude und nicht nur eine Pflicht, sich zu reinigen wie er rein ist.
Jeder, der in ihm bleibt, sündigt nicht (Kap. 3;6)
Wer
in Jesus bleibt, sündigt nicht, ein wahres Gotteskind hat keinen sündigen
Lebenswandel. Selbstverständlich fallen wir immer wieder, stehen jedoch auch
immer wieder auf. Wer neues Leben im Herrn Jesus Christus empfangen hat, der ist
freigeworden von der Sünde und nicht mehr deren Sklave. Wer Sünde tut, ist der
Sünde Knecht. Haben wir neues Leben aus Gott, so sind wir nicht mehr Sklaven der
Sünde, d.h. wir stehen nicht mehr unter Zwang zu sündigen.
Lieben wir die Brüder (Kap. 3;10-19) ?
Einen
breiten Raum nimmt dieses Kriterium ein, ganze 10 Verse widmet Johannes, um
dieses Kriterium zu erläutern. Er macht in Vers 10 zunächst deutlich, dass an
der Bruderliebe erkennbar ist, ob jemand ein Kind Gottes oder ein Kind des
Teufels ist. Wer nicht Gerechtigkeit tut ist nicht aus Gott, und wer nicht seinen
Bruder liebt. Er bezieht sich auf Jesu Gebot in Joh. 13, dass wir einander
lieben sollen. Johannes führt das weiter aus und beschreibt, worin diese Liebe
besteht und worin nicht:
Wir
sollen nach Vers 12 nicht so sein wie Kain, der seinen Bruder ermordete. Ein
wahrer Jünger hat nicht den größten Widerstand von denen zu erwarten, die Gott
leugnen, sondern von denen, die meinen, ihm zu dienen, aber wie Kain nur das
Werk ihrer Hände opfern. Das größte Leid wurde der Versammlung von denen
zugefügt, die meinten, Gott zu dienen, doch das Evangelium nicht verstanden
haben. Ihr Zorn darüber, dass Gott ihr Opfer nicht annahm, ließen sie an denen
aus, die dem Herrn nachfolgten und allein auf das Opfer des reinen Lammes
vertrauten. So sind ungläubige Bekenner oftmals Unruhestifter, die an allem und
jedem etwas zu kritisieren haben und gerne mit den Fingern zeigen. Da sie keine
tiefe Heilsgewissheit haben, versuchen sie, sich zu beweisen, indem sie auf die
verweisen, die in ihren Augen schlechter dastehen.
In
Vers 13 betont Johannes noch einmal, dass wer seinen Bruder nicht liebt, noch im
Tod ist. Hass wird in Vers 14 mit Mord gleichgesetzt, wie es der Herr Jesus in
der Bergpredigt tat. Dabei ist zu beachten, dass das Gegenteil von Liebe nicht
Hass ist, sondern Gleichgültigkeit. Wer sich nicht um die Not des anderen
kümmert, ist im Tod. Das Johannes dies in diesem kurzen Abschnitt zweimal
betont, macht es sehr deutlich. Wenn wir neues Leben im Herrn Jesus haben, dann
wird es sich insbesondere durch die Liebe ausdrücken, denn Gott ist Liebe. Liebe
ist derart mit dem Wesen Gottes verknüpft, dass auch für jedes Gotteskind Liebe
die prägende Eigenschaft ist.
Unsere Liebe hat nach Vers 16 sogar so weit zu gehen, dass wir bereit sind, für
unsere Brüder unser Leben zu lassen. Wie viel mehr sind wir verpflichtet,
unseren Bruder nicht nur mit Worten zu lieben, sondern in der Tat und in
Wahrheit. Dies schließt auch Linderung von materiellem Mangel ein. Johannes
macht deutlich, dass es nicht passt, dass der eine Christ im Überfluss lebt und
sein christlicher Nachbar im Mangel. Es ist nicht nur schön für einen Christen,
sich dem Bruder anzunehmen, sondern Johannes erhebt diese Tugend zum Kennzeichen
derer, die dem Herrn Jesus nachfolgen.
Wir
sind nicht gerettet durch Werke, wer gerettet ist, zeigt aber seinen rettenden
Glauben durch Werke. Wer diese Werke nicht tut, zeigt, dass er kein neues Leben
hat. Wie ist es denn möglich, ein Nachfolger dessen zu sein, der vom Himmel auf
die Erde kam, ein Knecht aller wurde, verspottet, verhöhnt, gegeißelt und am
Ende mit der schlimmsten Hinrichtungsart zu Tode gebracht, aber man ist
gleichzeitig ein Egoist, der nur für sich selbst lebt ? Niemand kann
Angestellter einer Firma sein und nie dort erscheinen, um seine Arbeit
aufzunehmen, es sei denn er hat Urlaub oder ist krank. Es ist auch nichts
Außergewöhnliches, wenn ein Angestellter in seine Firma geht und seiner Arbeit
nachgeht, das ist schlicht selbstverständlich.
Dennoch meinen manche, man könnte im Weinberg des Herrn angestellt sein, ohne am
Weinberg zu erscheinen und dort zu arbeiten. Es ergibt keinen Sinn, wenn wir
Jesus unseren Herrn nennen, aber im Leben uns nicht danach richten, was er uns
sagt. Es ist wahr, dass wir keine Vorleistung erbringen müssen, um seine Jünger
zu werden, sind wir dies, dann müssen wir auch solchen entsprechend leben. Wenn
unser Meister ein Diener aller wurde, wie viel mehr sollte unser Bestreben sein,
ein Diener aller zu werden ? Dies liegt einfach an unserer neuen Natur.
Johannes schließt diese Ermahnung mit den Worten in Vers 18: "So lasst uns nicht
lieben in Worten oder mit der Zunge, sondern in Tat und in der Wahrheit". Dies
macht deutlich, dass es schnell und einfach ist, sich gute Vorsätze zu machen
bzw. Dinge zu versprechen, aber es ist schwer, dies auch in die Tat umzusetzen.
Dies erfordert Einsatz an Zeit, Energie und Geld, ohne dass wir immer direkt
einen Profit zu erwarten haben. Heutzutage ist unsere erste Frage, wenn Arbeit
an uns herangetragen wird, die, was für uns rausspringt. Wir arbeiten, wenn der
Lohn entsprechend ist. In großen Plakataktionen wird für den Wert ehrenamtlicher
Arbeit geworben, weil sie in unserer Zeit immer weniger angenommen wird.
So
soll es in Gottes Reich nicht sein, dass wie in einem weltlichen Verein nur eine
Handvoll die Arbeit tun. Wie sieht es in unserer Mitte aus, wenn Arbeiten
anstehen ? Kann man mit uns rechnen, wenn jemand ein Bedürfnis nach Hilfe hat ?
Oder sind wir so sehr mit uns selbst beschäftigt, dass wir keinen Blick für den
anderen bzw. für das Gemeinsame haben ? Es geht nicht an, dass wir selbst im
Wohlstand und Überfluss leben, Weltreisen machen und uns immer das Teuerste
leisten während die eigene Gemeinde oder jemand in unserer Mitte die Mark bzw.
EURO dreimal umdrehen muss, bevor er sie ausgibt. Nehmen wir Gottes Wort ernst,
so haben wir auch das Wort in 1. Kor. 6;10 ernst zu nehmen, dass ein
Habsüchtiger Gottes Reich nicht erben wird.
Wir
nehmen Habsucht nicht so ernst, Gewalttat, Ehebruch, Unzucht, Okkultismus,
falsche Lehre wiegen in unseren Augen schwerer, aber in Gottes Augen steht
Habsucht auf einer Ebene mit Götzendienst und wird in 1. Tim. 6;10 als die
Wurzel allen Bösen bezeichnet. So fordert uns Gott nicht nur auf, unsere Herzen
zu öffnen, sondern auch unseren Geldbeutel. Nicht, damit die Reichen noch
reicher werden, sondern um den Mangel zu lindern, mit dem immer noch eine Menge
unserer Geschwister in Herrn konfrontiert sind. Wir sollen unsere armen
Geschwister nicht wie die Hunde behandeln, die nur das bekommen, was von des
Herren Tische fällt. Bei Hilfsgütertransporte erstickten wir fast in den Säcken
alter Kleider, die für deren alten Besitzer nicht mehr gut genug waren, aber
Geld- und Lebensmittelspenden waren vergleichbar gering. Unser Bestes sollte für
den anderen gut genug sein.
Darum lasst uns nicht nur mit Worten, sondern in Tat und Wahrheit lieben.
Bekennen wir, dass Jesus ins Fleisch gekommen ist ?
(Kap. 4;2)
Johannes macht wieder einen Gedankensprung, bevor er in Vers 7 wieder auf die
Liebe zurückkommt. Er unterscheidet denen, die die Wahrheit verkündigen von
denen, die Irrtum lehren daran, ob sie bekennen, dass der Herr Jesus ins Fleisch
gekommen ist. Diese Frage dürfen wir nicht oberflächlich stellen, denn dieses
Kriterium beinhaltet wesentlich mehr als das schlichte Stellen dieser Frage. Es
beinhaltet das korrekte Verkündigen der Lehre des Herrn Jesus. Wahres Evangelium
erhebt den Herrn Jesus und stellt den Menschen in den Hintergrund während das
falsche Evangelium den Menschen erhöht und den Herrn erniedrigt.
So
bedeutet das Bekenntnis, dass Jesus ins Fleisch gekommen ist, auch das
Anerkennen der Tatsache, dass er ewiger Gott ist und vom Himmel gekommen ist.
Hier scheiden schon einige Gruppen aus, für die Jesus weniger als Gott ist wie
z.B. Jevovas Zeugen. Denn wenn Jesus nicht Gott ist, dann ist er allerhöchstens
ein Engel, und ein Engel kann nicht das fleischgewordene Wort Gottes sein. Er
könnte dann auch nicht für unsere Sünden gestorben sein, wenn er nur ein
geschaffenes Wesen ist und nicht Gott. Weitere Abweichungen sind, sind darin zu
finden, dass Jesus nicht wirklich ganzer Mensch war, aber auch hier zeugt die
Schrift anders.
Wesentlich bei der Betrachtung Johannes, der sich mit vielerlei Irrlehren
auseinandersetzte, ist, dass er hier keine ausführliche apologetische
Auseinandersetzung niederschreibt, die die Irrlehre in allen Details beschreibt
und dann ausführlich nach der Schrift widerlegt, sondern einzig und alleine den
Blick auf den Herrn Jesus richtet wie auch Paulus im Kolosserbrief. Wir erkennen
den wahren Lehrer daran, dass er bekennt, dass Jesus im Fleisch gekommen ist.
Ein weiteres Kriterium schließt in Vers 6 an: "Wer
aus Gott ist, hört und, wer nicht aus Gott ist, hört uns nicht". Diese Aussage
ist an die gerichtet, die hier vorschnell sagen, dass Jesus ins Fleisch gekommen
ist, dennoch nicht wahrhaftig sind. Wer aber ist mit "uns" gemeint ? Hier könnte
sich jedermann einsetzen, der meint, irgend eine apostolische Autorität zu
haben: Vom Vatikan über die Wachtturm-Gesellschaft bis hin zu selbsternannten
Apostel und Propheten. Die Schrift macht jedoch deutlich, dass es hier um die
Apostel geht, die bereits zur biblischen Zeit die Grundlage gelegt haben, denn
schon die neutestamentlichen Spätschriften bezeugen, dass die lehrmäßige
Grundlage bereits zur apostolischen Zeit gelegt ist: Hebr. 1;1, Jud. 3 und
letztendlich auch Offb. 22;18-19.
Mit "uns" sind lediglich die Apostel gemeint, die
den lehrmäßigen Grund gelegt haben. Heute ist damit die neutestamentliche
Offenbarung gemeint: Wer ihr folgt, ist aus Gott, wer ihr nicht folgt, sondern
Aussagen entfernt bzw. eigene Aussagen hinzufügt, der ist nicht aus Gott. Hierin
können wir den Geist der Wahrheit bzw. den Geist des Irrtums erkennen. Die
Wahrheit steht immer außerhalb von uns selbst, jeder Mensch muss sich dieser
stellen und seine Einstellungen und Lebensweisen damit messen. Niemand kann von
sich behaupten, dass er die Wahrheit hat in dem Sinne, dass alles, was er sagt,
Wahrheit ist. Wir müssen uns selbst immer wieder von dem Wort Gottes, welches
die Wahrheit ist, immer wieder neu bemessen lassen.
Wer nicht aus Gott ist, dem hört die Welt zu. Wer
beliebt ist und wenig Kritik erfährt, sollte sich Sorgen machen, denn der Herr
sagte in der Feldpredigt in Lukas 6: "Wehe, denen die Menschen wohlreden, denn
dies taten sie den falschen Propheten auch". Wenn wir das Evangelium
verkündigen, dann sollten wir nicht gerade auf die "Einschaltquoten" achten. Die
Verkündigung wird auch immer Widerstand hervorrufen.
Lieben wir ? (Kap.4; 7):
Es
ist interessant zu sehen, dass Johannes die Liebe sowie die Rechtgläubigkeit
zusammen als Einheit betrachtet. Heute steht Liebe und Rechtgläubigkeit eher im
Gegensatz zueinander. In Gemeinden, in denen die Lehre nicht so stark im
Vordergrund ist, sondern eher die praktische Seite des Christseins betont wird,
ist oftmals eine größere Liebe und Annahme erkennbar als Gemeinden, die auf
korrekte Lehre wertlegen. Auch aus der Gemeinde von Ephesus erfahren wir, dass
sie zwar lehrmäßig korrekt war und falsche Lehrer unterscheiden bzw. entlarven
konnten, aber sie hatten die erste Liebe verlassen (Offb. 2;1-7).
Ist
eine Not in der Welt, dann sind die Charismatiker zuerst da. Viele soziale Werke
und Randgruppenarbeit wurden von Pfingstlern und Charismatikern ins Leben
gerufen, man ist sich dort trotz aller lehrmäßigen Mängel der Verantwortung den
Mitmenschen gegenüber bewusst. In lehrmäßig korrekten Gemeinden ruht man sich
leider immer wieder auf den Teppich: "Lehre gut, alles gut" aus. DIe Bibel macht
aber im vierten Kapitel des Johannesbriefes sehr deutlich, dass zwischen Liebe
und Rechtgläubigkeit ein enger Zusammenhang besteht.
Heute
ist es populär zu sagen: "Lehre trennt, Liebe vereint". Die Grundphilosophie
unserer Tage, in der man sagt, dass jeder nach seiner eigenen Fasson selig
werden soll, greift auch in die Gemeinden über. Unumstritten ist zwar die Lehre
über den Herrn Jesus, aber in darüber hinausgehenden Fragen lässt man
unterschiedliche Meinungen und Sichtweisen parallel zueinander stehen, auch wenn
es Fragen sind, die durchaus zentralen Charakter haben wie z.B. welche Rolle der
heilige Geist im Leben eines Gläubigen spielt bzw. ob Gott noch heute durch
Weissagungen redet. Ist es lieblos, wenn wir auch hier nach der Wahrheit fragen
?
Auseinandersetzungen z.B. zwischen Charismatikern und Nichtcharismatikern werden
als schädlich für den Leib Christi bezeichnet. Wer im Zusammenhang mit
charismatischen Lehren klare Aussagen macht, wird als "Hüter der Bundeslade",
"Pharisäer" oder "Spalter im Leib Christi" verschrieen. Ist es Liebe, wenn wir
über die Unterschiede "den Mantel der Liebe zudecken" ? So werden falsche Lehren
Tür und Tor geöffnet. Wenn man sich nicht mehr traut, die Wahrheit beim Namen zu
nennen, weil man seinem Gegenüber nicht auf den Schlips treten will, dann wird
Wahrheit immer mehr verwässert, bis wir am Ende wie Pilatus fragen: Was ist
Wahrheit ?
Im
Gegensatz dazu möchte ich keiner rechthaberischen und besserwisserischen
Auseinandersetzungen das Wort reden. Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass wenn
wir zu Haltungen und Lehren Stellung beziehen, auch diejenigen persönlich
verletzen und angreifen, die sie vertreten. Wenn wir z.B. gegen Abtreibung und
Homosexualität Stellung beziehen, so fühlt sich der Homosexuelle bzw. die Frau,
die abgetrieben hat, persönlich angegriffen und verletzt. Wir gelten schnell als
intolerant. Wir dürfen in der Welt glauben, was wir wollen, aber wehe, wir
sagen, dass das, was wir glauben, nicht nur für uns persönlich gilt, sondern
allgemeingültig ist ! Dann gelten wir als intolerant, an der Suche nach der
objektiven Wahrheit ist niemand interessiert.
Während man noch vor wenigen Jahren nach der objektiven, allgemeingültigen
Wahrheit fragte, sagt man heute, dass es keine absolute, allgemeingültige
Wahrheit gibt. Man hält sich zwar an die allgemeingültige Abmachung, dass man
z.B. an einer roten Ampel stehenbleibt, oder dass Mord, Totschlag, Betrug, usw.
strafbar ist, aber wir entziehen durch unseren Relativismus diesen Abmachungen
immer mehr die philosophische Grundlage. Doch auch in den Gemeinden greift diese
"Neue Toleranz" durch Schlagworte um sich wie: "Lehre trennt, Liebe vereint".
Wenn
in der Welt zwischen der Lebensanschauung und dem Menschen, der sie vertritt,
nicht mehr unterschieden wird, so stellt die Bibel diesen Unterschied sehr klar
heraus. Homosexualität, Unzucht, Götzendienst, Ausschweifung, Mord, Habsucht,
usw. gelten als schwere Vergehen und wer in diesen Dingen lebt, schließt sich
dem Heil aus. Aber Jesus ist auch für diese Menschen gestorben und streckt seine
Hand zur Versöhnung aus. Er aß mit Zöllnern und Sündern, vergleichbar mit der
heutigen Maffia, doch er hieß deren Praktiken nicht gut. Er nahm sie jedoch an,
wie sie sind. Die rechtgläubigen Pharisäer stießen sich an der Bereitschaft des
Herrn Jesus, mit der damaligen Maffia, die dazu noch Verräter am eigenen Volk
waren, am Tisch zu sitzen. Doch der Herr schaute das Herz dieser Menschen an und
sah in ihnen erlösungsbedürftige Menschen. Ein solcher Maffiosi, der dem Herrn
begegnet ist, durfte auch das erste Buch des Neuen Testamentes schreiben:
Matthäus.
Der
Mensch sieht, was vor Augen ist, aber Gott schaut das Herz an. Wir sehen zwar,
was ein Mensch tut und auch wie, aber in den wenigsten Fällen wissen wir warum.
Setzen wir uns mit Charismatikern auseinander, so machen wir bald die Erfahrung,
dass sie uns unterstellen, wir sprächen ihnen das Heil in Christus ab. Jeder,
egal ob Charismatiker oder nicht, sollte sich immer wieder am Wort überprüfen,
insbesondere im Johannesbrief, wenn es um die Errettung geht. Doch wir sind
keine Richter, das Richten steht nur Gott zu, aber wir müssen unterscheiden,
dazu haben wir den Auftrag !
So
müssen wir streng zwischen einer Lehre bzw. Lebensweise und den Menschen, die
sie vertreten, unterscheiden. Auch wenn wir deren Lebensweisen nicht für gut
heißen, so sollen wir sie dennoch, und dafür um so mehr lieben. Nicht in einer
Weise, dass wir Falsches wahr nennen, sondern sie als Menschen annehmen wie sie
sind und ihren Bedürfnissen begegnen. Treffen wir jemanden, der lehrmäßig mit
uns nicht auf einer Linie ist, so sollten wir ihn als Mensch annehmen, und auch
als Bruder im Herrn, wenn er sich eindeutig als solchen bekennt. Letztendlich
können wir nie sicher sein, ob unser Gegenüber bekehrt ist oder nicht, es gibt
zwar eindeutige Kriterien, die ich u.a. in diesem Artikel u.a. auch beschrieben
habe, aber im Zweifel würde ich jemanden zunächst abnehmen, dass er gläubig ist,
auch wenn er lehrmäßig nicht mit mir auf einer Linie ist.
Das
bedeutet aber nicht, dass ich gutheiße, was Gottes Wort verurteilt, doch unsere
Erkenntnis ist begrenzt, wir wissen nicht alles. Liebe und Wahrheit sind kein
Widerspruch, denn es steht geschrieben: "Die Liebe freut sich nicht der
Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit" (1. Kor. 13). Wenn wir
klare Worte machen, wird man uns immer Lieblosigkeit vorwerfen, aber wir sollten
die Liebe in der Tat und in Wahrheit beweisen. Sogar gegenüber unseren Feind
fordert uns die Schrift auf: "Hungert dein Feind, so speise ihn, dürstet er, so
tränke ihn, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln".
Stehen wir in der Diskussion über Lehrfragen, erhebe den Herrn in Worten und in
der Tat ! Paulus und Johannes erhoben als Antwort auf Irrlehren immer den Herrn
Jesus. Gehören wir dem Herrn, so gehören wir dem, der in der Bibel als "Liebe"
bezeichnet wird. Gott ist nicht nur lieb, sondern er ist Liebe. So können wir
unmöglich seine Kinder sein, wenn auch unser Wesen nicht von der Liebe geprägt
ist. Echte christliche Agape-Liebe ist die biblische Antwort auf die Neue
Toleranz, denn beim näheren Hinsehen ist die Neue Toleranz nicht von Liebe,
sondern von Gleichgültigkeit geprägt.
Was
nützt es, wenn wir Falsches richtig heißen oder zumindest unwidersprochen stehen
lassen ? Wer meint, errettet zu sein, aber er ist es nicht, der betrügt sich
selbst. Wenn wir das merken und sagen nichts, dann fühlt sich unser Gegenüber
bestätigt wie es auch in Sprüche steht: "Einem jeglichen dünkt sein Weg recht,
aber zuletzt bringt er ihn zu Tode". Wenn wir jemanden ins Verderben laufen
sehen, aber wir versuchen nicht, ihn aufzuhalten, dann sind wir zwar im modernen
Sinne tolerant, aber gleichzeitig auch lieblos. Es ist das Paradoxon der
postmodernen Herausforderung für den Nachfolger des Herrn Jesus: Lieben wir und
weisen wir auf Falsches hin, dann nennt man uns lieblos. Wenn wir als Richter
auftreten, dann sind wir es auch ! Aber auch wenn wir Lehren bekämpfen und die
Menschen lieben, die sie vertreten, dann werden wir auch als lieblos beschimpft,
vielleicht mehr, als wenn wir als Richter auftreten. Gehen wir den bequemeren
Weg und schweigen über Missstände, dann gelten wir als tolerant, aber wir sind
am Ende doch lieblos.
Zusammenfassende Aufzählung (Kap. 5;1-6)
Johannes zählt am Ende des Briefes in Kap. 5 die
Kriterien noch einmal auf. Während die Kriterien in den ersten vier Kapiteln
näher erläutert werden, werden sie hier noch einmal kurz und knapp aufgezählt.
Alle Kriterien sind hierbei wichtig, man kann nicht eines annehmen und das
andere verwerfen, so gehören z.B. praktische Liebe zu den Brüdern (und
Schwestern) sowie zu allen Mitmenschen und lehrmäßige Korrektheit zusammen. Man
kann nicht das eine gegen das andere ausspielen. Es gibt vorbildliche Menschen,
die sich der Nächstenliebe verschrieben haben, denen kein Opfer für Notleidende
zu groß ist und die für ihre sozialen Dienste bekannt sind. Wenn sie jedoch die
Grundlage des Heils nicht verstanden haben, dann können sie das Heil auch nicht
erreichen. Andere betonen ihre Rechtgläubigkeit, aber das Wesen des Herrn Jesus
Christus spiegelt sich im Leben dieser Menschen nicht wider. Auch hier stellt
sich die Frage, ob er das neue Leben im Herrn Jesus Christus empfangen hat. Hier
noch einmal die Zusammenfassung aller Kriterien nach dem fünften Kapitel des
Johannesbriefes:
•
Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist
aus Gott geboren (V.1)
•
Wer Gott liebt und seine Gebote befolgt (V.2-3)
•
Alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die
Welt (V.4)
•
Glaube, dass Jesus der Sohn Gottes ist (V.5)
Das Zeugnis Gottes über seinen Sohn (Kap. 5;6-11)
Wir
kommen noch einmal auf die Grundlage unserer Errettung zurück. Sie liegt nicht
in uns selbst bzw. in unseren guten Taten, sondern im Herrn Jesus Christus. Gott
zeugt auf dreierlei Weise, dass Jesus der Sohn Gottes und auch der Christus ist:
Durch den Geist, durch das Wasser und durch das Blut. Wasser ist ein Symbol für
die Reinigung, das Blut ein Symbol für das allgemein gültige Opfer des Herrn
Jesus, das er für uns getan hat. Um die Grundlage der Errettung zu begreifen,
müssen wir zunächst einmal begreifen, wer Jesus Christus ist. Wir müssen
begreifen, wer er ist, wozu er auf diese Welt gekommen ist und welchen Auftrag
er hatte. Johannes hat dies in seinem Evangelium intensiv betrachtet, so dass es
meines Erachtens wichtig ist, die Evangelien, insbesondere das des Johannes zu
kennen, bevor man sich mit dem ersten Brief auseinandersetzt.
Gott
selbst hat durch den Geist bezeugt, dass der Herr Jesus Gottes Sohn, d.h. vom
Himmel gekommen sowie Christus, der Gesalbte ist. Er bezeugte dies auf der Erde
durch die Worte, die er sprach, durch die Zeichen, die er tat, indem er aller
Diener wurde und zuletzt vorallem darin, dass er sündlos war, sein Leben als
Lösegeld für unsere Schuld gab und am Dritten Tag von den Toten auferstanden
ist. Er ist die Grundlage unseres Heils, einen anderen Grund kann niemand legen
als der, der gelegt worden ist, welcher ist Jesus Christus. Wir haben vier
Evangelien:
Matthäus stellt uns den Herrn Jesus als der rechtmäßige König aus dem Geschlecht
Davids vor. Er zeigt auf, dass er der ist, auf den das Volk Israel gewartet hat.
Markus zeigt uns Jesus als Diener aller auf, dem keine Not zu klein ist, dass er
sich darum nicht kümmert, aber auch keine Not zu groß ist, dass er ihr nicht
begegnen kann. Lukas stellt Jesus als vollkommenen Menschen vor, mit
menschlichen Empfindungen und Regungen. Johannes betont die Göttlichkeit des
Herrn Jesus, er wird vorgestellt als der, der vom Himmel gekommen ist: "Im
Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort ...".
Schlussfolgerung: Haben wir den Sohn Gottes ? (Kap.
5;12)
Nachdem uns Johannes noch einmal an das Zeugnis Gottes über den Herrn Jesus
erinnert hat, fasst er die Betrachtungen mit der Schlussfolgerung zusammen: "Wer
den Sohn hat, hat das Leben, wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben
nicht." Letztendlich hängt die Frage nach unserer Errettung alleine von unserer
Einstellung zum Herrn Jesus Christus und seinem Werk ab. Einen anderen Grund
kann niemand legen als der, der gelegt worden ist.
Anhand dieser Kriterien können wir überprüfen, ob wir das Leben in Christus aus
Gott haben oder nicht. Zum Einen können wir nichts aus uns selbst tun, das Werk
unserer Erlösung hat alleine der Herr Jesus Christus für uns auf Golgatha
gebracht. Wir können nichts zu unserer eigenen Errettung tun, es ist auch nicht
notwendig, denn er hat alles für uns bereits getan. Doch auf der anderen Seite
ist der rettende Glaube nicht nur Theorie, d.h. das reine Fürwahrhalten
bestimmter heilsgeschichtlicher Ereignisse. Rettender Glaube ist
lebensverändernd, denn wer die Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich, wie auch er
rein ist (Kap. 3;3).
Jesus
sagte einmal, dass wem viel vergeben wurde, der liebt viel. Wem aber wenig
vergeben wurde, der liebt wenig (Lk. 7;47). Wer Gott liebt, der hält seine
Gebote, nicht aus Pflicht, sondern aus Liebe. Wer das Leben empfangen hat,
stimmt mit dem Liederdichter ein, der schrieb: "Mir ist Erbarmung widerfahren,
Erbarmung, derer ich nicht wert". Er liebt, weil er ihn zuerst geliebt hat. Wer
in der Sünde lebt ist der Sünde Knecht und kann nicht das Leben haben. Somit
gehören das richtige Bekenntnis und der richtige Lebenswandel zusammen. Fehlt
davon zumindest eines, so muss das Zeugnis der Wiedergeburt hinterfragt werden.
Möchtest Du wissen, ob Du Sein bist, dann lasse Dir eine Frage stellen: "Hast Du
Jesus lieb ?"