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Apostolische  Zeit (Word)


Volker Kalkau

 Die Apostolische Zeit
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Die Apostolische Zeit
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort
2. Gott handelt heilsgeschichtlich
3. Gott bestätigt neue Heilszeiten durch übernatürliche Zeichen
3.1 Was sind Zeichen und Wunder?
3.2 Die 3 Offenbarungsheilszeiten
3.2.1 Mose
3.2.2 Die Propheten
3.2.3 Jesus Christus und die Apostel
3.3 Beobachtung
4. Besonderheiten der apostolischen Zeit
4.1 Die Gemeinde Jesu Christi entsteht
4.2 Der neue Bund nur für die Juden?
4.2.1 Die Samariter in Apg. 8
4.2.2 Die Heiden in Apg. 10
4.2.3 Die Johannesjünger in Apg. 19
4.3 Die Apostel
4.3.1 Die Basis der Gläubigen tat keine Zeichen.
4.3.2 Paulus selbst erlebte das Ende der Zeichen
4.3.3 Haben wir dieselben Aufgaben wie die Apostel?
5. Die Gaben des Heiligen Geistes
5.1 Die unterschiedlichen Funktionen der Gnadengaben
5.2 Offenbarungsgaben
5.3 Zeichengaben
5.4 Dienstgaben
5.5 Das Aufhören bestimmter Gaben nach 1. Kor. 13, 8-13
5.6 Das Zeugnis der Kirchengeschichte
6. Mißverstandene Schriftstellen
6.1 Joel 3
6.2 Markus 16, 17-20
6.3 Jesaja 53, 4
6.4 Joh. 14, 12
7. Tut Gott heute noch Wunder?
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Die Apostolische Zeit
1. Vorwort
Eine biblisch solide Lehre ist bei der Betrachtung eines solchen Themas von
entscheidender Bedeutung. Sie gründet sich auf die Unfehlbarkeit des Wortes Gottes,
der Bibel. Unter diesem Aspekt widerspricht sich die Bibel auch nicht, deshalb müssen
ihre Aussagen immer unter bestimmten Kriterien interpretiert und verstanden werden.
Was steht geschrieben? Für welche Zeit wurde es geschrieben? An wen wurde es
geschrieben? Welche Bedeutung hat es für uns?
Um eine Lehre aufzustellen, muß die ganze Bibel auf dieses Thema hin untersucht
werden, es reicht nicht, nur ein oder zwei Stellen über ein Thema zu kennen, wenn die
Bibel noch mehr darüber sagt. Das macht es auch so schwer, weil man vielleicht
relevante Aspekte nicht kennt, sie übersehen hat oder es sich zu einfach macht und
nicht genügend forscht.
Zum Beispiel die Lehre der Dreieinigkeit: Gott ist Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott
der Heilige Geist. Auf eine einzelne Stelle in der Bibel läßt sich diese Lehre nicht
aufbauen, man muß die ganze Heilige Schrift daraufhin untersuchen um
herauszufinden, was Gott darüber sagt. Wenn man das tut, findet man verschiedene
Aussagen, Hinweise und Indizien. Alles zusammen ergibt dann ein Bild, und erst auf
dieses Bild kann eine Lehre aufgebaut werden.
Um die Bedeutung der Apostolischen Zeit für heute und damals zu untersuchen, ist das
gleiche Vorgehen notwendig. Aussagen, die scheinbar für dieses Thema unbedeutend
sind, können sich im Kontext als wichtige Hinweise herausstellen. Ebenso Aussagen, die
vordergründig als sehr aussagekräftig erscheinen, können im Kontext eine völlig andere
Bedeutung haben. Speziell dazu werden unter 6. einige Beispiele aufgeführt.
Diese Ausarbeitung soll Licht darüber bringen, wie die Ereignisse und Geschehnisse, die
in der Apostolischen Zeit geschahen, zu verstehen und richtig einzuordnen sind. Vor
allem auch, welche Bedeutung sie für uns heute haben. Es soll eine Aufforderung zum
Selbststudium sein, und ich möchte den Leser bitten, dies unter Gebet zu tun.
2. Gott handelt heilsgeschichtlich
Gott hat einen wunderbaren Plan mit der Menschheit, dieser Plan reicht von der
Erschaffung der Menschen bis in alle Ewigkeit. Diesen Plan nennt man auch „Heilsplan
Gottes“; er kann in verschiedene Zeitabschnitte eingeteilt werden.
Diese Zeitabschnitte nennt man „Heilszeiten“.
Gott handelt in verschieden Heilszeiten unterschiedlich, weil Er unterschiedliche Ziele
verfolgt. Aber trotzdem ist Er derselbe gestern, heute und in Ewigkeit.
Hebr. 13, 8 Jesus Christus ist gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit!
So begann mit Mose die Zeit des Gesetzes, mit Elia und Elisa die Zeit der Propheten und
mit unserem Herrn Jesus und den Aposteln der neue Bund bzw. die Gemeinde Jesu
Christi. Das sind die 3 großen Offenbarungsheilszeiten, die wir in der heiligen Schrift
finden, in ihnen hat sich Gott den Menschen auf besondere Weise offenbart.



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3. Gott bestätigt neue Heilszeiten durch übernatürliche Zeichen
3.1 Was sind Zeichen und Wunder?
Bei Zeichen geht es nicht um das Wunder an sich, sondern um das, auf was es
hinweist. Bevor Jesus Lazarus auferweckte, sagte Er: „Ich bin die Auferstehung
und das Leben...“; Nach der Speisung der 5000 sagte Er: „Ich bin das Brot des
Lebens...“; bei diesen Wundern ging es in erster Linie nicht um das Wunder,
sondern um das, was es aussagen sollte. Das unterscheidet ein Zeichen von
einem Wunder. Ein sichtbares Zeichen weist auf eine unsichtbare geistliche
Wahrheit hin.
Es war nicht die Aufgabe der Zeichen und Wunder, Glauben zu wirken oder
Glauben zu stärken, sondern den Boten Gottes und die Botschaft Gottes zu
legitimieren. Somit ist auch klar, daß Zeichen und Wunder auch nur ihre
Berechtigung zu Lebzeiten dieser Boten hatten. Gott befähigte zu bestimmten
Zeiten bestimmte Boten, für eine bestimmte Aufgabe Zeichen und Wunder zu
tun.
3.2 Die 3 Offenbarungsheilszeiten
An Mose, den Propheten, dem Herrn und den Aposteln zeigt sich besonders
deutlich, daß Zeichen eine neue Offenbarungsstufe einleiten und Menschen die
Fähigkeit erhielten, Zeichen zu tun.
Wenn im Neuen Testament über das Alte Testament gesprochen wird, dann
werden besonders 2 Etappen des Alten Testamentes besonders hervorgehoben:
Mose und die Propheten (Luk. 16,29; Luk. 24,27; Apg. 26,22; Apg. 28,23).
An diesen Stellen hat sich Gott in besonderer Weise den Menschen offenbart, es
sind die beiden großen Offenbarungsheilszeiten des Alten Testamentes.
3.2.1 Mose wurde von Gott beauftragt, das Volk Israel nicht nur aus Ägypten
herauszuführen, sondern auch in den Bund mit Gott einzuführen. Gott redete
zum Volk durch Mose.
Daß Gott mit einem Volk in einen Bund eintrat, war heilsgeschichtlich etwas
vollkommen Neues. Dem gab Gott durch gewaltige Zeichen und Wunder
Zeugnis, sie bestätigten die Echtheit der Sendung Moses (2. Mo. 4,2-9). Mose
war der erste Mensch in der Bibel, der Zeichen tat.
Bei ihm sieht man deutlich, daß Zeichen auch den Zweck haben, die Boten zu
bestätigen und nicht nur die Botschaft. Er befürchtet, daß Israel ihm nicht
glauben würde, daß Gott ihn gesendet hat (2. Mo.4,1). Gott gibt ihm 3 Zeichen,
die er vor dem Volk tun soll, welche die Echtheit seiner Sendung bestätigen (2.
Mo.4,2-9).
3.2.2 Die Propheten. Mit Elia und Elisa begann die Heilszeit der Propheten. Gott
redete zum Volk durch sie. Auch sie wurden durch übernatürliche Zeichen von
Gott als Sein Sprachrohr bestätigt (1. Kön. 18; 1. Kö. 18,36).
3.2.3 Jesus Christus und die Apostel. In Ihm wurde Gott Mensch. Dieses einmalige
Geschehen wurde von gewaltigen Zeichen und Wundern begleitet. Er war
Mensch geworden, um in Seinem Leben Gott zu offenbaren und in Seinem Tod
das Blut des Neuen Bundes zu vergießen. Die Zeichen, die Er tat, hatten den
Zweck, Ihn als den Sohn Gottes, den Messias zu bestätigen (Mt. 11,2-5; Joh.
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20,30+31). Das zeigt besonders deutlich, daß Zeichen und Wunder auch die
Boten bestätigen (Joh. 5,36; Joh. 3,2).
Die Apostel waren die von Jesus Christus erwählten „Diener des Neuen Bundes“
(2. Kor. 3,6), um Menschen durch ihre Predigt in den durch Sein Blut errichteten
Neuen Bund einzuführen. Dieses Neue wurde ebenfalls von mächtigen Zeichen
und Wundern begleitet (Hebr. 2,4).
3.3 Beobachtung
Nachdem das Neue eingeführt, das Zeugnis bekannt war, hörten die Zeichen
jeweils wieder auf. Sie wurden durch das jedesmal von Gott zur neu eingeführten
Heilsordnung gegebene Wort abgelöst. Gott erwartete von den Empfängern
Seiner neuen Offenbarung, daß sie fortan Seinem Wort vertrauten und Ihm
gehorchten.
An die Stelle der schreckenerregenden Zeichen, die beim Auszug aus Ägypten
geschahen, trat das Passah: Die jährliche Erinnerungsfeier des Auszugs aus
Ägypten ist ein deutliches Zeugnis dafür, daß die Art von Zeichen, die damals
geschahen, nicht für alle nachfolgenden Zeiten zu erwarten waren. Gott wollte,
daß man sich der Errettung erinnere und Gott dafür danke; Er wollte ganz sicher
nicht, daß man immer neu nach den gleichen Wundertaten Ausschau halten
sollte.
Kaum war Israel im Land der Verheißung angekommen, hörte auch das Manna
auf; es mußte sich fortan das tägliche Brot durch Bearbeiten des von Gott
geschenkten Bodens erwerben. Es verschwinden auch die Rauch- und Feuersäule;
der lsraelit sollte fortan dem durch Mose niedergeschriebenen Gesetz seine
Weisung - das bedeutet das hebräisehe Wort torah buchstäblich - entnehmen.
Für die Gemeinde läßt sich Entsprechendes sagen: Die Zeichen und Wunder
hatten bei der Einführung des Zeugnisses ihren von Gott gegebenen Dienst
getan. Nachdem das Zeugnis bekannt, spätestens aber als das zum Neuen Bund
gehörige Wort, das ganze Neue Testament, geschrieben worden war, erübrigten
sie sich. Der Grund der Gemeinde war durch das Werk Jesu Christi und den
Dienst der Apostel gelegt worden (Mt. 16,18; 1. Kor. 3,10; Eph. 2,20; Jud. 1,3;
Offb. 21,14). Der Grund wurde natürlich nicht zweimal gelegt; der Dienst des
Herrn und der Apostel ist heilsgeschichtlich einmalig und unwiederholbar. Als sie
das Neue einführten, unterstrich es Gott in Seiner Gnade und Weisheit durch
außergewöhnliche Machttaten (Mk. 16,20; Hebr. 2,3+4). Nachdem der Grund
gelegt war, hörten die Zeichen auf. Beim Weiterbau der Gemeinde sollten wir
daher keine Zeichen mehr erwarten, noch weniger einfordern.
Insgesamt gesehen, sind Zeichen und Wunder im Heilsplan Gottes eher selten.
Sie müssen es sein, weil die Kraft ihrer Aussage eben in ihrer Seltenheit liegt
(Mark. 2; Joh. 9,32 ...). Weder Henoch, der mit Gott wandelte noch Noah, der
Prediger der Gerechtigkeit oder David, der Mann nach dem Herzen Gottes taten
Zeichen, nicht einmal Abraham. Der erste Mann, der Zeichen Gottes wirkte, war
Mose. Vom Tod Daniels bis zur Zeit Jesu wird von keinen Zeichen und Wundern
berichtet.
4. Besonderheiten der apostolischen Zeit
4.1 Die Gemeinde Jesu Christi entsteht


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Die neutestamentliche Gemeinde wurde im Alten Testament nicht offenbart, es
war ein Geheimnis. Der Apostel Paulus bestätigt diese Tatsache und sagt, daß
ihm dieses Geheimnis geoffenbart worden ist (Eph. 3,1-10; Kol. 1,24-27).
Vor Pfingsten hat es die Gemeinde Jesu Christi noch nicht gegeben, sie wurde
mit Pfingsten ins Leben gerufen. Eine neue Heilszeit begann, die von Gott durch
die Apostel, übernatürliche Zeichen, Wunder und Gaben bestätigt wurde.
Die Gemeinde Jesu Christi sind alle wiedergeborenen Gläubigen weltweit seit
Pfingsten.
4.2 Der neue Bund nur für die Juden?
Als Jesus in Luk. 4,21 zu den Juden sagte, daß Er der Messias sei, da wunderten
sie sich lediglich, als Er aber andeutete, daß Gott sich den Heiden zuwenden
würde (V. 26+27), wollten sie Ihn umbringen (V. 29). Für einen Juden war es
völlig ausgeschlossen, daß sich Gott auch den Heiden oder anderen Gruppen
zuwenden könnte, das zieht sich durch die ganze Schrift.
Wir können heute diese besondere Situation sehr schwierig nachvollziehen, weil
es für uns klar ist, daß das Heil nicht nur den Juden gilt, deshalb können wir auch
schlecht nachvollziehen, daß Gott in dieser Zeit besonders gehandelt hat mit
besonderen Geisteswirkungen, damit für alle klar und verständlich wird, was für
uns heute längst klar ist: Das Heil in Jesus gilt nicht nur den Juden, sondern allen
Menschen. Dies war in der apostolischen Zeit ein Geheimnis (Röm. 16,25+26),
und es bedurfte besonderer Zeichen, Wunder und Geisteswirkungen, um dieses
Geheimnis zu lüften.
An Pfingsten wurde der heilige Geist ausschließlich auf die Juden ausgegossen.
Pfingsten wurde am ersten Tag der Woche gefeiert und war eines der drei
großen jährlichen Feste Israels, dem das Passah vorausging (3. Mo. 23,4-8; 4.
Mo. 28,16-25). Es versammelten sich Juden aus allen Völkern (Apg. 2,5).
Es gab aber noch weitere Gruppen, die das Evangelium annahmen und auf die
der Geist Gottes ausgegossen wurde.
4.2.1 Die Samariter in Apg. 8 waren Halbjuden, sie hatten sich gegen Gottes Gebot
mit den Heiden vermischt, deshalb waren sie auch bei den Juden besonders
verhaßt.
Für einen gläubigen Juden wäre es völlig undenkbar gewesen, daß das Heil auch
für andere Gruppen gelten könnte, am wenigsten für die Samariter.
Als die Samariter das Evangelium annahmen in Apg. 8, fiel der Heilige Geist nicht
auf sie. Erst als Gott dies durch Petrus und Johannes bestätigte, fiel der Heilige
Geist auf sie mit Sprachenrede, so daß es für die Juden unverkennbar war, daß
das Evangelium auch für die Samariter gilt. Die gläubigen Samariter wurden hier
der schon bestehenden und bis zu diesem Zeitpunkt judenchristlichen Gemeinde
eingegliedert.
4.2.2 Die Heiden in Apg. 10. Selbst die Apostel gingen davon aus, daß der neue Bund
ausschließlich für die Juden bestimmt war, deshalb mußte Gott durch ein
übernatürliches Eingreifen Petrus davon überzeugen, daß das Heil auch den
Nationen (Heiden) gilt. „Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht unrein“
(Apg. 10,15), mit diesen Worten überzeugte Gott Petrus, daß er mit Kornelius,
einem Heiden, mitgehen solle, denn das war den Juden verboten (Apg. 10,28).
Als nun Kornelius und andere das Evangelium annahmen, bestätigte Gott dies,
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indem der Heilige Geist auf sie (die Heiden) fiel, begleitet mit Sprachenrede. Das
war für die gläubigen Juden so eine Überraschung, daß sie sich entsetzten (Apg.
10,45).
Erst als Petrus sagte: „da fiel der heilige Geist auf sie, gleichwie auf uns am
Anfang“ (Apg. 11,15) d. h. verbunden mit Sprachenrede „beruhigten sie sich“
(Apg. 11,18).
Bis Pfingsten stand Israel im Zentrum des Heilsplanes Gottes. An Pfingsten
begann die neue Heilszeit der Gemeinde und Israel wurde in den Hintergrund
gedrängt.
Das Sprachenreden signalisierte den Juden, daß Gott auf eine neue Weise am
Wirken ist. Apg. 2,1 ff. Die Juden sahen am Zeichen der Sprachenrede, daß die
Heiden gerettet werden. Somit ist die Sprachenrede ein Zeichen für Juden, das
bestätigt auch Paulus in 1. Kor. 14,21.
4.2.3 Die Johannesjünger in Apg. 19. In Ephesus waren Männer, die während der
Heilszeit der Gemeinde vermutlich durch Apollos zum Glauben an Gott kamen,
aber vom Heiligen Geist und von der Gemeinde Jesu überhaupt nichts wußten
(vgl. Apg. 18,25-26). Sie waren während der Übergangszeit der
Apostelgeschichte eine Abnormität. Als sie von Jesus hörten, glaubten sie an
Jesus und ließen sich auf den Namen Jesu taufen (Apg. 19,2-5). Danach legte
ihnen Paulus die Hände auf und sie empfingen den Heiligen Geist, was sich auch
hier in dieser außergewöhnlichen Situation durch Sprachenrede bemerkbar
machte (Apg. 19,6).
Die sonstigen Bekehrungen in der Apostelgeschichte geschahen ohne besonders
zeichenhaften Geistempfang (Apg. 2,41; 4,4; 8,37 f; 11,21; 16,14 f).
Bei allen diesen besonderen Geistausgießungen handelt es sich um
heilsgeschichtlich einmalige Situationen, in denen Gott durch übernatürliche
Zeichen Seine Bestätigung gab. Sie sind nicht ohne weiteres auf heute
übertragbar - wenn dies trotzdem geschieht, und der heilsgeschichtliche
Zusammenhang nicht beachtet wird, entstehen Irrlehren wie z. B. bei der
Neuapostolischen Kirche, wo aufgrund von Apg. 8 gelehrt wird, daß nur durch
Handauflegung der Apostel der Heilige Geist empfangen werden kann.
Wenn heute jemand zum Glauben kommt und den Heiligen Geist empfängt, ist
das nicht direkt vergleichbar mit Pfingsten. An Pfingsten wurde nicht jemand der
Gemeinde Jesu hinzugefügt, sondern die schon an Jesus Gläubigen wurden
durch die Taufe mit dem Heiligen Geist zur Gemeinde Jesu (Leib Jesu)
zusammengebunden. Joh. 17,20+21; 1. Kor. 12,13.
Joh. 11,51 Solches aber redete er nicht aus sich selbst; sondern weil er in
jenem Jahre Hoherpriester war, weissagte er; denn Jesus sollte
sterben für das Volk,
Joh. 11,52 und nicht für das Volk allein, sondern damit er auch die zerstreuten
Kinder Gottes in Eins zusammenbrächte.
Die Gläubigen waren bis dahin „zerstreute Kinder Gottes“, die an Pfingsten
durch den Geist zur Gemeinde, zum Leib Christi getauft wurden.
Wenn heute jemand gläubig wird, erfährt er im Augenblick des Gläubigwerdens
(Wiedergeburt nach Joh. 3) die Taufe mit dem Heiligen Geist und wird dadurch
der schon bestehenden Gemeinde Jesu Christi hinzugefügt (Apg. 19,2; Eph.
1,13).


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Aufgrund dieser Unterschiede dürfen wir nicht jedesmal, wenn jemand gläubig
wird, die ständige Wiederholung der besonderen Zeichen von Pfingsten
erwarten.
Bei der Einführung des Evangeliums in der apostolischen Zeit war die Botschaft,
das Evangelium, so neu, daß sogar die Apostel korrigiert werden mußten; das ist
heute nicht mehr so, weil wir die vollkommene abgeschlossene Offenbarung
Gottes in Seinem Wort, der Bibel haben.
4.3 Die Apostel
Das Wort "apostolos" bedeutet Gesandter oder Bevollmächtigter und kommt
von dem Zeitwort "apostellw". Die Bedeutung wird im Lexikon folgendermaßen
beschrieben:
= senden: drückt mehr die (offizielle) Bevollmächtigung
des Abgesandten aus - er ist ausgesandt zu einem bestimmten Zweck und
mit einer bestimmten Aufgabe. Die volle Autorität und Beauftragung des
Sendenden stehen hinter diesem Gesandten.
Da die Apostel eine hohe Stellung in der Gemeinde hatten, ist es nicht
verwunderlich, daß es auch falsche Apostel gab (2. Kor. 11,13). Wie konnte man
nun falsche Apostel von richtigen Aposteln unterscheiden?
Zusätzlich zu der Tatsache, daß ein Apostel Jesu Christi, Augenzeuge des Lebens,
des Leidens, der Auferstehung Jesu Christi und vom Herrn Jesus selbst berufen
sein mußte, waren die Apostel ausgestattet mit besonderen Gaben und
Wunderkräften von dem Herrn Jesus. Die wahren Apostel Jesu Christi hatten die
Bestätigung der "Zeichen eines Apostels" (2. Kor. 12,12; Mk. 16,17-20; Apg.
14,3; 19,11; Röm. 15,18+19):
- Ein Apostel Jesu Christi war Augenzeuge des Lebens, des Leidens und der
Auferstehung Jesu Christi, das wird besonders bei der Wahl des Matthias
deutlich (Apg. 1,21+22; Joh. 15,27; 1. Kor. 9,1; 15,8). Da Paulus kein Jünger
des Herrn Jesus war, hatte er besondere Schwierigkeiten, sein Apostelamt zu
beweisen (2. Kor. 11,5+6; 12,11+12). In der Verteidigung seines Apostelamts
führt Paulus als Beweis an, daß er den Herrn Jesus Christus gesehen hat (1.
Kor. 9,1+2; Apg. 9,3-5; 1. Kor. 15,8).
- Die Wunder der Apostel waren so eindeutig, daß sie nicht geleugnet werden
konnten (Apg. 4,14-16; ).
- Die Wunder der Apostel sind Zeichen (Beweise) der Echtheit ihrer Berufung
durch den Herrn Jesus Christus (Röm. 15,18+19; 2. Kor. 12,12).
- Die Wunder der Apostel waren manchmal auch Gerichtswunder (Apg. 5,1-11).
- Ein Apostel hatte besondere Gaben und Befähigungen für seine Aufgaben (2.
Kor. 12,12; Apg. 2,43; 2.Tim. 1,6; Mk. 16,17-20; Apg. 8,39).
- Die Apostel werden im Himmel eine besondere Stellung haben (Offb. 21,14).
- Im Neuen Testament wird sehr sorgfältig unterschieden zwischen den
Aposteln und anderen, zum Teil führenden Christen (Apg. 1,11;
15,2.4.6.22.23).
- Die Worte der Apostel sind Wort Gottes (viele Briefe im NT).
4.3.1 Die Basis der Gläubigen tat keine Zeichen.
Selbst während der Zeit der Apostel, als so viele Zeichen und Wunder geschahen
wie seither nie mehr, waren nur wenige entsprechend begabt. „Haben alle


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Wunderkräfte oder das Zeichen der Sprachenrede? "fragt der Apostel (1. Kor.
14,22). In der Apostelgeschichte taten fast ausschließlich Apostel Zeichen und
Wunder. Die einzigen uns bekannten Ausnahmen sind Stephanus und Philippus,
welche freilich durch apostolische Handauflegung beauftragt worden waren.
Nachdem die Apostel unter Gebet und Händeauflegung 7 Gehilfen zu ihrem
Dienst eingesetzt hatten, hören wir zum ersten Mal, daß in der Urgemeinde ein
Mann außerhalb der Schar der Zwölf „große Wunder und Zeichen unter dem
Volk“ tut, nämlich Stephanus (Apg. 6,8). Dasselbe wird ein wenig später von
Philippus in Zusammenhang mit seinem Wirken in Samaria berichtet, der wie
Stephanus auch zur Zahl der Sieben gehörte (Apg. 8,6-8;13).
Was war geschehen? Mehrere Aussagen der Apostelgeschichte und der
apostolischen Briefe bieten eine einleuchtende Antwort an. Die Apostel
empfingen nach göttlichem Willen die Vollmacht, ihren Gehilfen durch das
Auflegen ihrer Hände wunderwirkende Gnadengaben - ein weiteres Maß des
Heiligen Geistes - zuzuteilen (Hebr. 2,3+4). Obwohl Stephanus und Philippus
schon vor ihrer Einsetzung zum Diakonendienst „voll Geist und Weisheit“ waren,
wird ihre Kraft, Zeichen und Wunder zu wirken, erst von jenem Zeitpunkt an
bezeugt, nachdem ihnen die Apostel die Hände aufgelegt hatten. So wird zum
Beispiel von Lukas über die Wundertaten des Stephanus bereits im übernächsten
Satz berichtet, nachdem die Händeauflegung der Apostel vollzogen worden war
(Apg. 6,6+8).
Paulus verweist auf die Fähigkeit, Zeichen zu tun, um damit gegenüber den
Korinthern die Echtheit seiner Apostelschaft zu bezeugen: „Die Zeichen des
Apostels sind ja unter euch geschehen“ (2. Kor. 12,12; Apg. 2,43). Diese
Aussage ist nur sinnvoll, wenn allgemein bekannt war, daß außer den Aposteln
und einzelnen befähigten Mitarbeitern niemand solche Zeichen tun konnte.
Bekanntlich hatten einige in Korinth angefangen, die apostolische Autorität des
Paulus in Frage zu stellen (wie 2. Kor. 3,1 deutlich zeigt). Es ist auch
bemerkenswert, daß er nicht sagt, er werde kommen und Zeichen tun, um so
den Widersprechenden den Mund zu stopfen. Nein, er verweist als hinlängliche
Beglaubigung seiner Apostelschaft auf die Zeichen, die damals geschahen, als
das Evangelium in Korinth eingeführt wurde.
In Eph. 2,20 werden die Apostel und Propheten als die beschrieben, die das
Fundament für die Gemeinde gelegt haben, das hat Gott durch Zeichen und
Wunder bestätigt. Ein Fundament wird nur einmal gelegt.
Das apostolische Zeitalter ging mit dem Tode der Apostel zu Ende. Die Apostel
haben keine Nachfolger eingesetzt. Da es heute keine Apostel mehr gibt, gibt es
auch keine „Zeichen der Apostel“ (2. Kor. 12,12) mehr.
So verweist denn auch Paulus in seiner prophetischen Abschiedsrede an die
Ältesten von Ephesus die Gläubigen nicht auf neue Apostel oder Propheten, die
Gott ihnen nach Seinem Abscheiden geben würde, sondern auf das Wort Gottes,
das Kraft hat, aufzuerbauen (Apg. 20,28-32). Zeitlich nach den Aposteln Jesu
Christi gibt es im Wort Gottes nur noch falsche Apostel!
4.3.2 Paulus selbst erlebte das Ende der Zeichen. Wenn wir die Apostelgeschichte
lesen, fällt uns auf, wie die Wunder nach anfänglich gehäuftem Auftreten immer
spärlicher werden. Nachdem die Juden in Jerusalem das Zeugnis der Apostel
verworfen haben, wirken die Apostel dort keine Zeichen mehr. Paulus bleibt im
Gefängnis verwahrt (Apg. 22,23); es befreit ihn kein Engel, wie wenige Jahre


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zuvor noch seinen Mitapostel Petrus. Es schenkt ihm auch kein Erdbeben, wie
damals in Philippi, die Freiheit. Über den geplanten Anschlag der Juden wird er
auf ganz gewöhnlichem Weg durch den Sohn seiner Schwester aufgeklärt; es
bringen ihn keine Engel mit flammenden Schwertern, sondern eine militärische
Schutzeskorte in Sicherheit (Apg. 23). Danach muß der Heidenapostel jahrelang
die Ketten des „Gefangenen Jesu Christi“ (Eph. 3,1) tragen. Den letzten
historischen Bericht von Wundern finden wir in Apg. 28,3-9, worin wir eine
erstaunliche Erfüllung von Mk. 16,18 erkennen. Alle Anzeichen deuten
daraufhin, daß der Herr dem Apostel bereits kurz darauf die Zeichengewalt
entzogen hatte. Er kommt im Jahre 61 in Rom an, wo er bis 62 n. Chr. in Haft
bleibt. Im Jahre 61 schreibt er aus der römischen Gefangenschaft einen Brief an
die von ihm in Philippi gegründete Gemeinde. Wir erfahren darin, daß er von
Philippi Besuch bekommen hatte; Epaphroditus hatte dem Apostel eine Geldgabe
überbracht. Dabei war er so ernstlich erkrankt, daß Paulus gar befürchten mußte,
er würde ihm sterben. Die Verse in Philipper 2,25-27 zeugen von einer
vollständigen Hilflosigkeit des Apostels gegenüber der Krankheit; wir finden nicht
den geringsten Hinweis auf apostolische Wunderkraft, die noch vorher Tote
auferwecken und durch Schweißtücher heilen konnte (Apg.19,11+12).
62 n. Chr. wird Paulus wieder freigelassen und hat Gelegenheit, die Gemeinden
in Kleinasien zu besuchen. Einmal muß er Trophimus, einen Mitarbeiter, in der
Hafenstadt Milet krank zurücklassen (2. Tim. 4,20). Auch ihn konnte Paulus nicht
heilen. Aus seiner zweiten und letzten Gefangenschaft schreibt er die beiden
Timotheusbriefe. Er erteilt dort seinem „echten Kind im Glauben“, Timotheus,
den Rat: „Trinke nicht mehr bloß Wasser, sondern gebrauche ein wenig Wein um
deines Magens willen und wegen deiner häufigen Krankheiten.“ (1. Tim. 5,23).
Der Apostel wünscht wohl, dass dem Übel seines Schützlings abgeholfen werde,
aber er kann ihm nur eine einfache medizinische Maßnahme empfehlen.
Als Paulus in Ephesus war, besaß er noch die apostolische Zeichengewalt (Apg.
19,11+12). Von dort schrieb er den 1. Korintherbrief (1. Kor. 16,8), weshalb er
darin noch von Zeichengaben in der Gemeinde spricht. In keinem einzigen später
geschriebenen Brief erwähnt er solches mehr. Auch das scheint mir ein deutliches
Indiz dafür zu sein, daß sie allmählich zurückgingen und bald ganz aufhörten. Sie
hatten ihren heilsgeschichtlichen Dienst getan. Gott hielt es in Seiner Weisheit für
gut, sie zurückzuziehen.
2.Tim 3,16 Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur
Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der
Gerechtigkeit,
2.Tim 3,17 damit der Mensch Gottes richtig sei, für jedes gute Werk
ausgerüstet.
Hier sagt uns der scheidende Apostel, was die Diener des Herrn für alle Zeiten
und für alle Situationen "richtig" macht, also vollkommen ausrüstet: Der rechte
Umgang und die rechte Erkenntnis der Schrift. Er sagt nichts von Visionen, die
der Christ in besonders schwieriger Zeit bräuchte, auch nichts von der Fähigkeit,
Kranke zu heilen oder andere Zeichen zu tun. Er sagt vielmehr, daß die Schrift
genügt. Daher solle Timotheus sich mit aller Entschiedenheit an die Schrift halten.
Sie ist vollkommen und sie ist vollständig. Wie Paulus, so verweisen auch die
andern Apostel auf die geschriebene Offenbarung. Petrus erinnert daran, daß in
den Tagen, da der Herr auf der Erde war, Visionen und Stimmen ihren Platz



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hatten, daß wir aber nunmehr das prophetische Wort besitzen, das uns so lange
leuchtet, bis der Herr kommt (2. Petr. 1,16-19).
Die apostolische Zeit war eine Übergangszeit. Die Apostelgeschichte ist der
historische Bericht über das Ende der Heilszeit Israels und der Anfang der Heilszeit
der Gemeinde. Vor Pfingsten waren die Gläubigen Gläubige im
alttestamentlichen Sinne, wo es keine Versiegelung mit dem Heiligen Geist gab
(Eph. 1,13). Der Heilige Geist war nur auf bzw. in einzelnen Gläubigen, konnte
sie aber auch wieder verlassen (1. Sam. 16,14; Ps. 51,13).
4.3.3 Haben wir dieselben Aufgaben wie die Apostel?
Die Offenbarung und Bestätigung des von Christus gestifteten neuen Bundes war
die einzigartige Aufgabe der Apostel und damit den Grund zu legen für den
neuen Bund und die Gemeinde (Mt.16,18).
Eph. 2,19 So seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge und Gäste, sondern
Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen,
Eph. 2,20 auferbaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten,
während Jesus Christus selber der Eckstein ist.
Ihre einmalige Stellung wird selbst im himmlischen Jerusalem dokumentiert:
„Und die Mauer der Stadt hat zwölf Grundsteine und auf ihnen die zwölf Namen
der zwölf Apostel des Lammes“ (Off. 21,14). Wen nimmt es deshalb Wunder,
daß der Herr ihnen für diese entscheidende Aufgabe auch jenes außerordentliche
Maß des Geistes gibt, wie es am Pfingsttag in Jerusalem sichtbar wird? - Uns
Menschen des 20. Jahrhunderts liegt im Neuen Testament dieser „ein für
allemal“ überlieferte christliche Glaube (Jud. 1,3) vor.
Jud. 1,3 Geliebte, da es mir ein großes Anliegen ist, euch von unsrem
gemeinsamen Heil zu schreiben, halte ich es für notwendig, euch
zu schreiben mit der Ermahnung, daß ihr für den Glauben kämpfet,
der den Heiligen ein für allemal übergeben worden ist.
Für ihn sind wir aufgerufen zu kämpfen. Unsere Aufgabe ist es also nicht, die
Lehre Christi erneut zu offenbaren und zum Zeichen unserer Berechtigung als
Offenbarer für Gott aufzutreten und dies mit Wundern und Zeichen zu
bestätigen (Mark. 16,20).
Das haben die Apostel für alle nachfolgenden Generationen getan.
Die Zeit der Apostel war eine besondere Zeit; die Apostel waren besondere
Menschen mit besonderen Aufgaben; die Apostel hatten Vollmachten und
Fähigkeiten, die nach ihnen in der Christenheit keiner mehr hatte.
5. Die Gaben des Heiligen Geistes
Gnadengaben (Charismen) sind übernatürliche, vom Geist Gottes gewirkte
Befähigungen, die dem Aufbau der Gemeinde dienen. Dabei betont das Wort Gottes,
daß sie nicht der Bereicherung oder Selbstverwirklichung des Einzelnen dienen: „Jedem
wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben.“ (1. Kor. 12,7). Das bedeutet,
daß Gott die Gnadengaben verteilt, wie Er es für nützlich hält, bzw. so, wie es dem
gemeinsamen Nutzen der Gemeinde dienlich ist, jedenfalls nicht nach dem Begehren
der Gläubigen selbst. Außerdem lehrt das Wort, daß Gott selbst durch Seinen Geist
souverän, nach Seinem Willen festlegt, wer welche Gnadengaben empfängt: „Dies alles
aber wirkt ein und derselbe Geist, indem er jedem eine besondere Gabe zuteilt, wie er
will“ (1. Kor. 12,11).


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5.1 Die unterschiedlichen Funktionen der Gnadengaben
Die Bibel erwähnt eine ganze Anzahl von unterschiedlichen Gnadengaben. Eine
genauere Untersuchung der Aussagen der Schrift zeigt, daß es verschiedene
Arten und Funktionen von Gnadengaben gibt.
In 1. Kor. 12,4 f wird ausdrücklich betont, daß es unterschiedliche Arten
(Verteilungen) von Gnadengaben gibt, und daß Gott sie nach Seinem Willen so
austeilt, wie es Ihm nützlich erscheint.
In 1. Kor. 12,4-10+28 und Röm. 12,6-8 sind zwei unterschiedliche Aufzählungen
von Gnadengaben gegeben. Die Aufzählungen für sich sind offensichtlich
bewußt unvollständig gehalten und in ihrer Art und Funktion verschieden.
Die folgenden Begriffe: Offenbarungsgaben, Zeichengaben und Dienstgaben
kommen in der Bibel nicht direkt vor, sie leiten sich im Zusammenhang aus der
Aufgabe und Funktion der einzelnen Geistesgaben ab. Die Begriffe sind lediglich
eine Hilfe für ein besseres Verständnis.
5.2 Offenbarungsgaben
Hiermit sind übernatürliche Befähigungen gemeint, Offenbarungen von Gott
an die Gemeinde weiterzugeben. Unter „Offenbarung“ in dem hier gebrauchten
Zusammenhang versteht die Schrift eine göttliche Mitteilung vorher nicht
bekannter Wahrheiten über Gott selbst und Seinen Heilsplan (Röm. 16,25; 1.
Kor. 14,6.26.30; 2. Kor. 4,2; 12,1.7; Gal. 1,12; 2,2; Eph. 3,3). Mit dem Abschluß
der Offenbarung des Johannes gibt es keine neuen Offenbarungen mehr (Offb.
22,18-21), deshalb sind die Offenbarungsgaben ausschließlich für die
apostolische Zeit gegeben, in der die Offenbarungen Gottes noch nicht
abgeschlossen waren, um die Gemeinde darüber nicht in Unkenntnis zu lassen.
Da es in der apostolischen Zeit noch kein Neues Testament gab, waren die
Gläubigen in den Gemeinden auf direkte Inspirationen von Gott durch die
Offenbarungsgaben angewiesen. Sie waren aber nur Stückwerk, d. h. Teil eines
Ganzen (1. Kor.13) siehe 5.5.
Offenbarungsgaben sind ausschließlich in 1. Kor. 12 erwähnt:
Prophetie (Weissagung) im Sinne von Voraussagen noch nicht bekannter
Wahrheiten.
Unterscheidung der Geister als übernatürliche Erkenntnis über die Quelle einer
prophetischen Offenbarung.
Erkenntnis als übernatürliche Gabe direkt offenbarter Erkenntnisse aus dem
Heilsplan Gottes, die noch nicht bekannt waren.
Weisheit im Sinne von noch unbekannten Erkenntnissen über Gott.
5.3 Zeichengaben
Darunter wird die geistgewirkte Fähigkeit verstanden, Wunder zu vollbringen, die
zeichenhaft die Botschaft des Evangeliums bekräftigen. Diese Gaben waren in der
apostolischen Zeit in der Gemeinde wirksam und sind ebenfalls ausschließlich im
1. Korintherbrief erwähnt. Es ist bemerkenswert, daß in Eph. 4 steht, daß die
Gaben dazu dienen, daß die Heiligen zugerüstet und die Gemeinde zum vollen
Wuchs gebracht werde. Das steht in 1. Kor. 12 nicht. Denn die
außergewöhnlichen Gaben dienten lediglich der Grundlegung der Gemeinde



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(Eph. 2,20; Mt. 16,18), die bleibenden Gaben aber dienen der fortwährenden
Zurüstung der Gemeinde, bis sie einst vollendet sein wird.
Sprachenreden (Zungenreden) Mk. 16,17; 1. Kor. 14,22
Wunderkräfte sind, nach Hebr. 2,4 und den ganzen Erwähnungen in der
Apostelgeschichte sowie den Briefen, eine Zeichengabe.
Heilungen sind vom Gesamtzeugnis der Schrift her ebenfalls zu den
Zeichengaben zu zählen (Mk. 16,17). Die Beispiele in der Apostelgeschichte
zeigen durchgängig wunderbare Heilungen bei Ungläubigen als Zeichen zur
Bestätigung der apostolischen Botschaft, während für die Gläubigen in Jak. 5,14-
16 ein anderer Weg gewiesen wird.
Glauben als Gabe zur Wirkung von Wundern 1. Kor. 13,2; Mt. 17,20.
5.4 Dienstgaben
Darunter werden geistliche Befähigungen verstanden, die im Gegensatz zu den
Zeichengaben unmittelbar zur inneren Auferbauung der Gläubigen dienen und
in der Gemeinde wirksam werden. Im Unterschied zu den Offenbarungsgaben
geben sie keine Neuoffenbarung Gottes weiter, sondern richten sich am
geoffenbarten Wort der Schrift aus. Sie stellen genauso göttliche Wirkungen des
Geistes und der Kraft dar wie die Offenbarungs- und Zeichengaben, wenn sie
auch nicht so stark ins Auge fallen.
Diese Gaben sind fast ausschließlich in Röm. 12,6-8 aufgezählt.
Prophetisches Reden im Sinne von Erkenntnissen über bekannte Prophetien aus
dem Wort Gottes. Da es mit Abschluß der Offenbarung keine neuen
Offenbarungen mehr gibt, ist hier nicht die gleiche Gabe wie in 1. Kor. 12,10
gemeint.
Dienen ist die Befähigung, in der Gemeinde anfallende Dienste in Liebe und
Freude auszuüben (1. Petr. 4,10).
Lehren meint die Unterweisung der Gemeinde im Wort Gottes.
Ermahnen meint eine besondere geistliche Befähigung, in Liebe, Mißstände
anzusprechen.
Mitteilen (Mildtätigkeit üben) ist freudiges Geben in Liebe, Dankbarkeit, Weisheit
und Lauterkeit.
Vorstehen ist die Befähigung, die Gemeinde in rechter, geistlicher Weise zu
führen, anzuleiten und geistliche Verantwortung in der Gemeinde zu tragen
Barmherzigkeit (Gabe des Erbarmens) ist, Lasten anderer mitzutragen, sowohl
geistlicher wie auch materieller Art.
5.5 Das Aufhören der direktinspirierten Gaben nach 1. Kor. 13,8-13
Wir müssen uns einmal versuchen vorzustellen, was wäre, wenn es heute kein
Neues Testament geben würde. Wir hätten nur das Alte Testament und vielleicht
nur vage Überlieferungen der Lehren Jesu und der Apostel. Was würden wir in
unseren Gottesdiensten predigen?
Wir wüßten gar nicht, wie das Leben eines Gläubigen aussieht, wir könnten das
Alte Testament nicht verstehen, die Zusammenhänge und Hinweise auf Jesus,
Fragen die das Gesetz betreffen, könnten wir nicht beantworten, denn das Alte
Testament kann man nur durch das Licht des Neuen Testamentes verstehen.
Eine Gemeinde könnte nicht existieren, weil sie keine Lehre hätte, keine
Ausrichtung, Zurüstung und Korrektur.



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Das ist natürlich alles sehr theoretisch und Gott sei Lob und Dank, daß es nicht so
ist, aber um zu verstehen, warum bestimmte Gaben für die apostolische Zeit
gegeben wurden und heute nicht mehr notwendig sind, müssen wir uns in diese
Situation hineinversetzen. Denn genau diese Situation herrschte zunächst
während der apostolischen Zeit in den Gemeinden; sie hatten noch kein Neues
Testament, weil es das zu dieser Zeit noch nicht gab.
Die Gläubigen in den Gemeinden waren deshalb auf direkte Inspirationen von
Gott durch bestimmte Gaben angewiesen, um Lehre, Zurüstung und Korrektur
zu erfahren. Diese direkt inspirierten Offenbarungen Gottes waren, im Vergleich
zur Vollständigen Offenbarung des Wortes Gottes, der Bibel, nur Stückwerk und
unvollständig.
In 1. Kor. 13,8-13 wird das Aufhören der direktinspirierten Gaben noch einmal
bestätigt und begründet. Diese Gaben sind Stückwerk, Teil eines Ganzen und sie
werden weggetan, wenn dieses Ganze, das Vollkommene, da ist.
Vor dem Vollkommenen:
- erkennen wir stückweise (V. 9),
- weissagen wir stückweise (V. 9),
- sind wir Unmündige (V. 11),
- sehen wir durch eine Spiegel wie im Rätsel (V. 12).
Mit dem Vollkommenen:
- wird das Stückwerk weggetan (V. 10),
- sind wir mündig (V. 11),
- sehen wir von Angesicht zu Angesicht (V. 12),
- erkennen wir, wie wir erkannt sind (V. 12),
- bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe (V. 13).
Das Vollkommene löst das Stückwerk ab. Wenn das Vollkommene da ist, ist das
Stückwerk nicht mehr da. Dies bedeutet, solange die Gaben der Weissagung und
Erkenntnis da sind, ist das Vollkommene noch nicht da, und wenn das
Vollkommene da ist, sind die Gaben der Weissagung und der „Erkenntnis“ nicht
mehr da.
Die Gaben der Weissagung und der Erkenntnis sind gleicher Art wie das
Vollkommene. Sie sind ein Teil des Vollkommenen.
Damit ist das „Vollkommene“ das „Stückwerk“, nur in vollständiger
(vollkommenerer) Ausführung. Das „Vollkommene“ muß also eine "Form der
Offenbarung von Gott" sein.
Die Offenbarungsgaben sind das Stückwerk, die gegeben wurden, um die
Gemeinde nicht in Unkenntnis über den Heilsplan Gottes zu lassen, der durch
fehlende Teile des Neuen Testaments noch nicht völlig bekannt war.
Stückwerk ist nicht etwas Schlechtes, sondern etwas Gutes, das noch
unvollständig ist. Die mündlichen Weissagungen der Propheten waren gut, aber
unvollständig; kein Prophet hatte eine Gesamtschau der gesamten
neutestamentlichen Offenbarung Gottes, des gesamten Heilsplanes Gottes.
Wenn dagegen die vollkommene Offenbarung in den inspirierten heiligen
Schriften gekommen ist, dann erkennt die Gemeinde den Ratschluß Gottes klar
und vollständig, so, wie man einen Menschen klar und vollständig sieht, wenn
man ihm von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht. Wenn die Gemeinde die
ganze Offenbarung Gottes im Schriftwort empfangen hat, dann ist sie in der
Lage, Gottes Heilsweg vollständig und klar zu erkennen.



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Gott redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, nicht in Rätseln (4. Mo. 12,6-
8). Der Ausdruck „von Angesicht zu Angesicht“ muß hier als bildhafte
Charakterisierung für eine direkte Wortoffenbarung verstanden werden, weil
kein Mensch das Angesicht Gottes sehen kann (2. Mo. 33,20) und gesehen hat
(Joh. 1,18). Und das ist auch der Sinn von 1. Kor. 13,12: hier ist „von Angesicht
zu Angesicht“ als direkte Wortoffenbarung, als das inspirierte Wort Gottes, die
Bibel zu verstehen.
Das Vollkommene kann nicht die Entrückung der Gemeinde und die Wiederkunft
Jesu Christi sein:
1. Die Entrückung der Gemeinde wird eine neue Zeit der mündlichen Prophetie
(während der Trübsal, vor der Wiederkunft Christi) einleiten (Joel 3,1-5; Offb.
11,33-13).
2. 'to teleion' ist sächlich und bedeutet 'das vollkommene Ding'. Im NT sind die
Worte für die Wiederkunft Jesu Christi weiblich. 'to teleion' kann nicht
Christus bei Seiner Wiederkunft sein (der Vollkommene), da das Wort
sächlich ist.
3. Wenn 'to teleion' die Wiederkunft Jesu, oder Jesus bei Seiner Wiederkunft
oder die Entrückung der Gemeinde wäre, was wäre dann das 'ek merous'
von Vers 9? Da die beiden miteinander verglichen werden, müssen sie ja
gleicher Art sein.
4. Das Wort 'teleios' wird in NT nirgends für Beschreibung der Entrückung der
Gemeinde oder die Wiederkunft Jesu Christi verwendet.
5. Die Gemeinde wäre bis zur Wiederkunft des Herrn auf Teilerkenntnisse und
ein Sehen in Rätseln angewiesen (V. 12). Eine solche Deutung wäre eine
Relativierung der vollkommenen Offenbarung der Heiligen Schrift.
6. Die Gemeinde wäre bis zur Wiederkunft des Herrn im Stadium der
Unmündigkeit (V. 11) und somit „umhergetrieben von jedem Wind der
Lehre“ (Eph. 4,14). Es wäre verkehrt zu meinen, dies sei von Gott so
vorgesehen oder gar nicht anders möglich (Hebr. 5,12-14; 1. Kor. 2,6; 1. Kor.
14,20; Phil. 3,15; Kol. 1,28; Kol. 4,12).
7. Wenn die Offenbarungsgaben der Prophetie und der Erkenntnis bis zur
Entrückung der Gemeinde wirksam bleiben würden, dann fänden bis heute
laufend Neuoffenbarungen Gottes statt; die Gemeinde müßte ständig nach
neuen, geoffenbarten Worten Gottes Ausschau halten und sie der Heiligen
Schrift hinzufügen bzw. in der selben Verbindlichkeit annehmen wie die
Schriftoffenbarung. Die alleinige Autorität der Heiligen Schrift wäre dadurch
in Frage gestellt.
8. Laut 1. Kor. 13,13 bleiben nach dem Eintreten des Vollkommenen noch
Glaube, Hoffnung und Liebe. Nach dem Kommen Jesu wird aber Glauben
durch Schauen abgelöst (2. Kor. 5,6-8; Hebr. 11,1) und die Hoffnung wird
auch nicht mehr nötig sein (Kol. 1,5.27; 1. Thess. 1,3). Das bedeutet, daß es
eine Zeitspanne geben muß zwischen dem Hinwegnehmen der
Gnadengaben und dem Vollkommenen, in der Glaube, Liebe und Hoffnung
bleiben.
Auch wenn diese Stelle anders verstanden wird, kann das Aufhören bestimmter
Gaben trotzdem biblisch belegt werden, wie wir unter 3.3; 4.3.2; 5.2 und 5.3
unzweideutig gesehen haben.



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5.6 Das Zeugnis der Kirchengeschichte
Dr. Cleon Rogers vom Dallas Theological Seminary, kommt nach einer Studie
über die nachapostolische Zeit zu folgendem Ergebnis:
Nachdem wir das Zeugnis der frühen christlichen Führer, deren Dienst praktisch
jede Provinz des römischen Reiches in der Zeit etwa von 100 - 400 n. Chr.
umfaßte, untersucht haben, hat es den Anschein, daß die wunderhaften Gaben
des ersten Jahrhunderts ausstarben und nicht länger zum Aufbau des
Christentums benötigt wurden. Es ist weiter offensichtlich, daß die Gabe des
Zungenredens, wenn sie trotz allem gegenteiligen Zeugnis vorgekommen sein
sollte, weder weit verbreitet noch die normale Erfahrung der Gläubigen war. Der
einzige klare Hinweis auf den Bereich, dem dieses Phänomen angehört, steht in
Zusammenhang mit dem Irrlehrer Montanus und denen, die von seinen falschen
Ansichten über den Heiligen Geist beeinflußt waren.
Das gesamte Zeugnis der ersten Glaubensväter zielt auf die Wahrheit der Prophezeiung
von Paulus, der gesagt hat, daß das Zungenreden aufhören wird (1. Kor.
13,8).
C. H. Spurgeon kommentierte Berichte der Irvingianer, die apostolischen Wunder
seien in der Kirche Christi wiederhergestellt worden, knapp und treffend: "Das ist
der gähnende Abgrund des Fanatismus."
Er äußerte sich einige Male zum Sinn der Zeichen und Wunder:
"Gewiß können wir keine Wunder tun, aber wir können die Werke tun, die die
Kinder Gottes kennzeichnen. Wir können geistliche Wunder tun. Heute können
wir vor dem Grab eines in Sünden toten Menschen stehen und sagen: 'Lazarus,
komm heraus!' Und immer wieder erleben wir, wie Gott durch die Kraft des
Heiligen Geistes auf unsere Predigt hin die Toten auferweckt."
"Die Apostel waren Männer, die als Zeugen erwählt wurden, weil sie den Retter
persönlich gesehen hatten. Sie hatten ein Amt, das notwendigweise aussterben
mußte, weil auch die Wunderkräfte aufhörten." (Metropolitan Tabernacle Pulpit
1871, Bd .17, S. 178)
"Obwohl wir die Wunder nicht erwarten dürfen und auch nicht brauchen, die
mit der Gabe des Heiligen Geistes kamen, da diese physischer Natur waren,
dürfen wir das sowohl begehren als auch erwarten, worauf jene Wunderkräfte
hinwiesen und was sie symbolisierten: Die geistlichen Wunder, die bis zum
heutigen Tag unter uns geschehen." (Metr. Tab. Pulpit 1881, Bd. 27, S. 521).
"Die Werke des Heiligen Geistes, die gegenwärtig der Gemeinde Gottes gewährt
werden, sind in jeder Beziehung jenen früheren Wundergaben gleichwertig,
welche nicht mehr unter uns sind. Das Werk des Heiligen Geistes, durch das
Menschen aus ihrem geistlichen Tod auferweckt werden, ist nicht geringer als
jene Macht, durch welche die Menschen damals in Zungen redeten." (Metr. Tab.
Pulpit, 1884, Bd. 30, S. 386).
Mit wachsender zeitlicher Entfernung von den Aposteln wurde die Distanz zur
Lehre der Apostel immer größer. Mit wachsendem Aberglauben nahmen die
Wunderberichte zu, bis die Römische Kirche schließlich jener Hort des
Wunderglaubens geworden war, die sie bis zum heutigen Tag geblieben ist.
Visionen, Levitationen (Aufhebung der Schwerkraft), Stigmatisierungen
(Auftreten der 5 Wundmale), Heilungen gehören zum Inventar eines jeden
"Heiligen". In regelmäßigen Abständen hört man noch heute von
Marienerscheinungen, wie jüngst im saarländischen Marpingen.


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6. Mißverstandene Schriftstellen
6.1 Joel 3
In Apg.2 zitiert Petrus Joel 3. Dabei handelt es sich um eine Teilerfüllung, weil
noch nicht alle Zeichen erfüllt sind. Joel 3 ist auch heute noch nicht erfüllt, denn
bevor sich die Verheißungen in Joel 3 ganz erfüllen, muß erst Joel 2,20 und Hes.
38+39 in Erfüllung gehen, denn Joel sagt: „Nach diesem will ich...“
Bei der Vollerfüllung von Joel 3 werden die Zeichen: Blut, Feuer und Rauchsäulen
für alle sichtbar sein (V. 3). Das wird sich bei der Wiederkunft Jesu im
messianischen Friedensreich erfüllen (Mt. 24,29; Luk. 21,11), dem Tag des Herrn
(V. 4).
Einen weiteren Hinweis, daß sich Joel 3 nicht im Zeitalter der Gemeinde erfüllen
wird, finden wir in Eph. 3,1-5. Dort wird in V. 5 gesagt, daß kein
alttestamentlicher Prophet ins Zeitalter der Gemeinde geschaut hat „den Söhnen
der Menschen nicht zu erkennen gegeben wurde“, somit wird sich Joel nicht im
Gemeindezeitalter erfüllen, sondern die vollständige Erfüllung von Joel 3 steht
noch aus.
6.2 Markus 16, 17-20
Wie ist es gemeint, wenn es hier heißt: „Diese Zeichen aber werden die, welche
glauben, begleiten...“ (V. 17)?
Es ist nicht so gemeint, daß allen Gläubigen diese Zeichen folgen, das sagt Paulus
selbst in 1. Kor. 12,29+30:
1.Kor. 12,29 Es sind doch nicht alle Apostel, nicht alle Propheten, nicht alle
Lehrer, nicht alle Wundertäter?
1.Kor. 12,30 Haben alle die Gaben der Heilung? Reden alle in Sprachen?
Können alle auslegen?
Wenn man davon ausgehen wollte, daß die hier beschriebenen Zeichen allen
Gläubigen folgen, dann wäre fast niemand außer den Aposteln wirklich gläubig
gewesen, denn dann müssen diese Zeichen allen folgen, auch das 'Gift trinken'
und 'Schlangen aufheben'.
Die Zeichen sollten jene begleiten, die unmittelbar durch die apostolische
Verkündigung gläubig geworden waren, das wird schon dadurch angedeutet,
daß die zeitliche Ausdehnung „bis ans Ende der Weltzeit“, die im allgemeinen
Missionsbefehl von Mt. 28,18 ausdrücklich festgehalten wird, in Mk. 16 fehlt.
Der Beweis findet sich in Vers 20, der die Erfüllung der Verheißung, in der
apostolischen Zeit, als abgeschlossenen Vorgang in der Vergangenheit berichtet.
Um zu verstehen, wie eine Verheißung gemeint ist, müssen wir untersuchen, wie
sie sich in der Heiligen Schrift erfüllt hat. Wir haben unzweideutig gesehen, daß
die Zeichen und Wunder nicht von der Basis (Masse) der Gläubigen getan
wurden und daß sie gegen Ende der apostolischen Zeit ganz aufhörten. Im
Schriftzusammenhang gilt die Verheißung für die apostolische Zeit und
hauptsächlich den Aposteln, die Jesus um sich geschart hatte, als Er das zu ihnen
sagte (V. 14+15).
Da aber alles, was Christus einigen wenigen gab, der ganzen Kirche gehörte, und
ein jedes Wunder alle stärkte, konnte Christus zu Recht die Glaubenden
allgemein ansprechen.


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6.3 Jesaja 53,4
Meint Jes. 53,4, daß Jesus mit Seinem Opfertod am Kreuz auch alle leiblichen
Krankheiten der Gläubigen weggenommen hat und somit fortan alle Gläubigen
frei von Krankheit leben können?
Matthäus berichtet in 8,16+17, daß Jesus alle Kranken heilte, damit erfüllt
würde, was in Jes. 53,4 geschrieben steht. Nun ist aber diese Erfüllung, von der
Matthäus berichtet, schon vor dem Opfertod Jesu geschehen. Wenn Jes. 53,4 so
gemeint wäre, daß mit dem Opfertod Jesu auch die leiblichen Krankheiten der
Gläubigen hinweggenommen wären, dann hätte Jes. 53,4, nicht vor dem Tod
Jesu am Kreuz, erfüllt sein können.
Das Hinwegnehmen aller leiblichen Krankheit der Gläubigen durch den Opfertod
Jesu würde auch dem Gesamtzeugnis der Heiligen Schrift zu diesem Thema
widersprechen, denn es ist den Gläubigen nirgends verheißen, daß sie von
Krankheit verschont werden. In 2. Kor.12,7-9 berichtet Paulus, daß er selbst
krank war, wir wissen nicht genau was er hatte, auf jeden Fall war es ein
körperliches Gebrechen.
Auch seine Mitarbeiter waren zum Teil krank: Epaphroditus (Phil. 2,25-27);
Paulus gibt Timotheus den Rat:
1. Tim. 5,23 Trinke nicht mehr bloß Wasser, sondern gebrauche ein wenig Wein
um deines Magens willen und wegen deiner häufigen
Krankheiten.
Trophimus, einen Mitarbeiter, hat Paulus in der Hafenstadt Milet krank
zurückgelassen (2. Tim. 4,20); in Jak. 5 wird Anweisung gegeben, wie bei
Krankheit zu verfahren ist; dies wäre nicht nötig gewesen, wenn mit dem Tod
Jesu alle Krankheit den Gläubigen hinweggenommen wären.
Die Verheißung von Jes. 53,4 bezieht sich nur auf den Heilungsdienst Jesu
auf Erden und nicht auf Seinen Kreuzestod, sonst hätte Jes. 53,4 nicht vor
Seinem Tod erfüllt sein können (Mt. 8,16+17). Auch Petrus, der in 1.
Petr.2,21-25 Jes. 53 fast zitiert, geht in V. 24 von „geistlicher Heilung“ aus. Dies
entspricht im Zusammenhang dem Gesamtbild der Heiligen Schrift.
6.4 Joh. 14,12
Die Jünger taten nach Pfingsten Werke, die der Herr Jesus auch getan hatte: Sie
heilten Kranke (Apg. 3) und weckten Tote auf (Apg. 10). Größere physische
Wunder als Heilungen, Speisungen und Totenauferweckungen, die der Herr tat,
kann man nicht tun, sie lassen sich in ihrer Vollkommenheit und Deutlichkeit
nicht überbieten. Was meinte der Herr Jesus aber mit größeren Werken?
Die Toten, die auferweckt wurden, mußten wieder sterben. Die Heilungen waren
nicht für die Ewigkeit bestimmt, es waren rein zeitliche Bedürfnisse, die befriedigt
wurden. Werke, welche die Bedürfnisse in Ewigkeit befriedigen, sind größer als
Werke, die zeitliche Bedürfnisse befriedigen. Sie geschehen jedesmal, wenn ein
Christ einen Menschen zum Herrn Jesus führt und dieser Mensch dadurch ewiges
Leben erhält. Das sind Werke, die in Ewigkeit Bestand haben.
7. Tut Gott heute noch Wunder?
Ich bin überzeugt davon, daß Gott heute noch Wunder tut. Er antwortet, unter
anderem auf Gebet. Viele Menschen sind nach Jak. 5 schon geheilt worden. Nur haben
die Wunder heute nicht diesen Zeichencharakter wie zur apostolischen Zeit. Wenn Gott
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die apostolischen Geistesgaben auch heute noch gewollt hätte, dann hätte z. B. Jakobus
in Kap. 5 sicher die Gabe der Krankenheilung mit einbezogen. Er gibt aber eine andere
Vorgehensweise an, wie bei Krankheit zu verfahren ist, weil die apostolischen
Geistesgaben nicht für diese ganze Heilszeit bestimmt waren, wie wir bereits aus dem
Gesamtzusammenhang der Heiligen Schrift gesehen haben.
Die Frage ist nicht, ob Gott Zeichen und Wunder wirken kann, sondern ob Er es will und
ob Er uns Seine Absichten diesbezüglich geoffenbart hat. So wahr es ist, daß Gott
souverän ist, so wahr ist es auch, daß Er sich nicht widersprechen kann. Deshalb müssen
wir die heilsgeschichtlichen Zusammenhänge der Heiligen Schrift beachten, studieren
und ernstnehmen, sonst kann es leicht zu Entgleisungen und Irrlehren kommen.
Hebr. 1,1 Nachdem Gott vor Zeiten manchmal und auf mancherlei Weise zu den
Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er zuletzt in diesen Tagen zu
uns geredet durch den Sohn,
Hebr. 2,3 wie wollen wir entfliehen, wenn wir ein so großes Heil versäumen,
welches zuerst durch den Herrn gepredigt wurde und dann von denen,
die ihn gehört hatten, uns bestätigt worden ist?
Hebr. 2,4 Und Gott gab sein Zeugnis dazu mit Zeichen und Wundern und
mancherlei Kraftwirkungen und Austeilungen des heiligen Geistes nach
seinem Willen.
27.11.2002 Volker Kalkau
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