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Davids Rolle in der Biblischen Prophetie


DAVIDS ROLLE IN DER biblischen Prophetie

David, dem König Israels, wird normalerweise keine Rolle in der biblischen Prophetie zugestanden. Er war der bedeutendste König im alten Israel und der Vorfahre von Jesus Christus, dem Messias. Aber hat er eine historische Funktion für die Zukunft im Heilsplan Gottes?

Diese Frage ergibt sich aus mehreren Beispielen im Alten Testament, denen zufolge David im zukünftigen Reich Christi eine Regierungsaufgabe erhalten soll ( Jes 55,3-4; Jer 30,9; 33,15.17.20-21; Hes 34,23-24; 37,24-25; Hos 3,5; Am 9,11 ). Im Allgemeinen werden drei Erklärungen für die Bedeutung der in diesen Texten erwähnten künftigen Rolle Davids angeboten:

(1) Der Messias erfüllt als Erbe Davids diese Texte.

(2) Es wird ein realer Sohn Davids aus dessen Geschlecht auftreten.

(3) Der auferstandene David wird während der tausendjährigen Herrschaft seines bedeutenderen Sohnes Jesus tatsächlich eine Regierungsfunktion übernehmen.

Manche Ausleger sind der Meinung, dass sich die Erwähnung Davids in den oben genannten Texten auf Christus bezieht und David nur eine Vorausdeutung ist. Da Jesus der Sohn Davids ist und Christus den Thron Davids aufrichtet, wird David in diesem Sinne ebenfalls herrschen. Alle Hinweise auf David beziehen sich demnach auf Jesus, der auf dem Thron Davids sitzt. So sprechen Jesaja und Jeremia von dem Thron Davids, der ewigen Bestand hat ( Jes 9,7; Jer 33,15 ). Die künftige Hauptstadt von Zion wird die Stadt Davids sein ( Jes 2,1-4 ). Außerdem ist der Name Christi in der Bibel eng verbunden mit dem Davids, denn Jesus wird auch der Sohn Davids genannt. Jesaja erwähnt den künftigen Herrscher als Nachkommen aus der Linie Isais, des Vaters von David ( Jes 11,1-10 ). Gleiches gilt auch für die Autoren des Neuen Testaments ( Mk 11,10; Joh 7,42; Offb 5,5; 22,16 ).

Gegen Christus als Erfüllung dieser biblischen Texte werden mehrere Einwände erhoben. Erstens wird Jesus Christus in der Bibel niemals David genannt, sondern der Spross Davids ( Jer 23,5 ), der Sohn Davids (fünfzehn Mal), der Same Davids ( Joh 7,42 ), die Wurzel Davids ( Offb 5,5 ) und die Wurzel und das Geschlecht Davids ( Offb 22,16 ). Zweitens wird der Ausdruck »mein Knecht David« in der Regel für die historische Figur des David verwendet ( 2Sam 3,18; 7,5.8; 1Kö 11,3.32.34; 2Kö 20,6 ). Drittens wird Jahwe (d. h. der Messias) eindeutig von David unterschieden ( Hos 3,5; Hes 34,24; 37,21-25; Jer 30,9; Jes 55,4 ). Zuletzt gibt es Aspekte in der Prophezeiung über David in Hes 45,22 , die sich nicht auf den Messias beziehen können. Der darin erwähnte Fürst bringt Opfer für seine eigenen Sünden dar; schon deshalb kann sich diese Aussage nicht auf Jesus beziehen.

Außerdem hat der Fürst aus Hes 46,16 mehrere Söhne und verteilt ein Erbe. Daraus lässt sich ableiten, dass ein Sohn aus der Linie Davids auf dem Thron sitzen wird. Obwohl Christus bestimmte Teile dieser Prophezeiung erfüllen könnte, trifft das auf andere Teile nicht zu. Deshalb müsste es einen weiteren Erben des Thrones Davids geben. Die Hinweise auf den Prinzen in Jer 33,15.17.20-21 scheinen dafür zu sprechen, dass ein Sohn Davids dieses Amt ausfüllen könnte. Gegen diese Ansicht sind drei grundlegende Einwände erhoben worden. Erstens ist seit der Zerstörung Jerusalems kein Jude mehr in der Lage, seinen Familienstammbaum zurückzuverfolgen. Zweitens: Wenn neben Christus ein weiterer Sohn Davids ins Spiel kommt, haben sich die Verheißungen an David in Christus nicht vollständig erfüllt. Drittens verlangt die wörtliche Auslegung nach einer »natürlichen« Deutung des Namens Davi d. Dieser letzten Sichtweise von David in der biblischen Prophetie zufolge beziehen sich die fraglichen Texte tatsächlich auf den historischen David, der im Tausendjährigen Reich unter dem König der Könige als Regent herrschen wird. Demnach wird er von den Toten auferweckt und in Jerusalem regieren. Es gibt drei Hauptargumente für diese Auffassung. Erstens lassen sich damit die Texte am besten wörtlich auslegen. Zweitens könnte David im Tausendjährigen Reich als Regent herrschen, ohne dass damit die biblischen Prophezeiungen über die Herrschaft Davids in Frage gestellt werden. Drittens werden auferstandene Heilige im Tausendjährigen Reich Führungspositionen einnehmen ( Mt 19,28; Lk 19,12-27 ). Demnach würde David im Tausendjährigen Reich als Fürst unter der Autorität Jesu, des Sohnes Davids, regieren. In dieser Funktion wäre David zuständig für die Leitung der Anbetung, die Darbringung von Gedenkopfern sowie die Einhaltung der Gesetze; seinen Kindern würde er ein Erbteil geben. Diese Art der Herrschaft im Tausendjährigen Reich entspricht anderen im Alten Testament dargestellten Regierungsformen ( Jes 32,1; Jer 30,21; Hes 45,8-9 ) sowie der neutestamentlichen Lehre über die Apostel, die über die zwölf Stämme Israels herrschen werden.

Die Einwände gegen diese Position beziehen sich auf die Tatsache, dass Jesus als König über die Erde und insbesondere über Israel herrschen wird und somit die Verheißungen an David voll und ganz erfüllt. Wenn Christus der bedeutendere Sohn Davids ist, besteht keine Notwendigkeit, dass sich die Prophezeiungen in der Person des historischen Königs erfüllen.

Siehe auch: Davidischer Bund ; Thron Davids.

H. Wayne House

Walter A. Elwell, Hrsg., Baker Encyclopedia of the Bible , Bd. 1: A-I (Grand Rapids: Baker, 1988), 585-86; J. Dwight Pentecost, Bibel und Zukunft (Dillenburg: CV, 1993), 511-525.