Die Tage in Johannes 1 und 2 *)
*) Vgl. LeBaron Kinney: „Types and Mysteries in John".
Die Übereinstimmungen zwischen dem Anfang des ersten Buches Mose und dem des Evangeliums nach Johannes sind auffallend.


Beide beginnen mit
„Im Anfang"

und geben dann in Bildern eine Vorausschau auf die Wege Gottes.
Auch in Johannes 1 und 2 ist von einer Reihe von Tagen die Rede (außer im ersten Abschnitt).

Der „dritte Tag" in Johannes 2,1 stimmt mit dem sechsten Tag in 1. Mose 1 überein,
was verständlich ist, da die ersten drei Tage in 1. Mose 1 mit den letzten dreien parallel laufen.

Das ist auch deutlich in Johannes l und 2 zu sehen, denn auch da finden wir, wie in sechs Abschnitten
nacheinander die Rede ist von
Licht,
Wasser und Erde,
und wieder
von Licht, Wasser und Erde, wie in 1. Mose 1.

Außerdem liegt auch hier an den ersten drei Tagen der Nachdruck auf:
Trennung" und an den letzten dreien auf „Vermehrung".

Johannes 1,1-3 ist ein Vorwort, wie wir auch eines in 1. Mose 1 finden;

es spricht von Schöpfer und Schöpfung.

Am ersten „Tag" (1,4-14)
scheint das Licht in der Finsternis, und es findet eine Scheidung zwischen den Gläubigen (Vers 12. 13)
und den Ungläubigen (Vers 10. 11) statt.

Vergleiche auch
(2). Der zweite „Tag" (1,15-28)
spricht von Absonderung durch Wasser hindurch; siehe (1), (3) und (4) (Noah).
Durch die Taufe im Jordan wurde der jüdische Überrest von dem Volke geschieden und zu Christus hin abgesondert und unter Seine Herrschaft gebracht.
Vergleiche was bereits über 1. Kor 10,2 und 1. Petri 3,20. 21 gesagt wurde.

Der dritte „Tag" (1,29-34) spricht von Auferstehungsleben; das Lamm Gottes wird die Sünde der Welt wegnehmen, und das wird Leben aus den Toten bringen (vgl. Röm 11,15),
wie einst in Israel und in der Zukunft in der ganzen Schöpfung.
Dieser Tag läuft also moralisch durch bis zur Endzeit, wie wir das auch unter (4) sahen.
Wie Noahs Taube auf einer gereinigten Erde Ruhe fand, so findet die Taube Ruhe bei Christus (1,32), wenn das Trockene aus den Wassern zum Vorschein gekommen ist.
Der dritte Tag ist der Tag des Zeugnisses gegenüber Israel (1,31), und der vierte Tag (1,35-43) ist der Tag der Gemeinde (vgl. 4), an welchem der Herr die Seinen zu Sich zieht und um Sich versammelt.

Hier ist nicht die Rede von Licht im allgemeinen, sondern der Nachdruck liegt auf dem Lichtträger selbst:
„Siehe, das Lamm Gottes".

Gottes Ratschluß in der Gemeinde wird entfaltet, und da fällt der Kontrast mit dem Versagen des ersten Menschen auf:
auch hier wandelt Gott (der Sohn) in der Kühle des Abends, und es folgt
die Frage: „Wo ...?" (1. Mo 3,8. 9).

Aber jetzt von Seiten des Menschen, der mit Gott Gemeinschaft haben möchte.
Es ist nicht die Zeit Israels, sondern die der Völker;
darum wird hier dreimal eine Übersetzung hebräischer Wörter gegeben.

Den Weg des Evangeliums finden wir in Simon; sein Name bedeutet „hören"
(vgl. Röm 10,14-17), er ist geboren aus Jona („Taube" - der Heilige Geist)
und wird ein „Stein" („Petrus"; Matth 16,18; 1. Pet 2,5).

Der fünfte Tag (1,44-52)

versetzt uns in das „Galiläa der Nationen" (Jes 9,1), zum großen „Fischzug" unter den Völkern;
Bethsaida bedeutet „Ort der Netze".
Es ist auch die Periode, da der jüdische Überrest zur Bekehrung kommt und seinen Messias anerkennt (Vers 45. 49).

Philippus bedeutet „Pferdeliebhaber" (vgl. Hlh 1,9; Sach 10,3), und Nathanael „Gott gibt";
er sitzt unter dem Feigenbaum (vgl. Lk 21,29. 30).
Der Glaube schaut nach dem Tage aus, da die „Vögel", die geflügelten Engel, auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen.
Dies wird am sechsten Tag Wirklichkeit (2,1-11), wo die Freude des Friedensreiches eingeführt wird.

Die Hochzeit läutet den Beginn dieses Reiches ein durch die Verbindung von Mann und Frau.
Das gibt Veranlassung zu der Freude, von der der Wein spricht (vgl. Matth 26,29; Jes 25,6; 27,2).

Der sechste Tag schöpft Freude aus sechs Wassergefäßen.
Dieser „Anfang der Zeichen" weist hin auf das letzte Seiner Zeichen (Mt 24,30);
beide offenbaren Seine Herrlichkeit und führen zum Glauben (Vers 11).
Das typische „nach diesem" von Vers 12 gibt uns die Endphase des siebenten Tages.
Der Herr findet Ruhe in Seiner eigenen Stadt (Mt 9,1; vgl. Joh 6,24).
Das bezieht sich in erster Linie auf das Friedensreich;
Kapernaum bedeutet ja „Stadt des Trostes", und dies ist der Trost des Friedensreiches,
wie wir schon früher in 1. Mose 5,29 gesehen haben (siehe (4)).

Siehe auch Matthäus 5,4; Jesaja 40,1 u. f.
Das wird auch dadurch bestätigt, daß Er Seine Ruhe mit Seiner Mutter, Seinen Brüdern und Seinen Jüngern teilt;

Seine Mutter ist ein Bild des ursprünglichen, vollzähligen Israel →

(siehe Jes 50,1; Hes 23,2; Hos 2,2);

Seine Brüder
sind ein Bild des zukünftigen jüdischen Überrestes (siehe Matth 25,40; 28,10; Mich 5,2)
und Seine Jünger ein Bild der Gemeinde, wie in Kapitel 1,37.

Auf der neuen Erde gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Israel und den Völkern; da gibt es nur „Menschen" (Off 21,3).
Was übrigens nicht auszuschließen braucht, daß nach der Freude und Herrlichkeit Kanas der Trost von Kapernaum
auch hinweist auf den schließlichen vollkommenen Trost;
wie auch der Trost von Jesaja 25,8 und Offenbarung 7,17 (im Friedensreich)
in Offenbarung 21,4 ausgeweitet wird auf die neue Erde.


(5b) Die sieben Feste in Israel
Es ist vielen bekannt, daß auch die sieben Feste in 3. Mose 23 von den Heilswegen Gottes in der Geschichte eine sinnbildliche Übersicht geben.
Das drängt stark zu einer Gedankenverbindung mit 1. Mose 1, obwohl meines Wissens nie jemand über eine solche Beziehung geschrieben hat.
Und doch ist dieser Zusammenhang ganz klar vorhanden, und er ist sehr lehrreich.
Wie immer müssen wir dabei stets den allgemeinen Grundplan im Auge behalten,
wie er unter (1) und (2) entworfen und unter (3) und (4) ausgearbeitet worden ist.
Wer den einmal verstanden hat und die prophetische Bedeutung der sieben Feste kennt,
hat keine Mühe, den Zusammenhang zu sehen.
Das Passah ist in besonderer Weise mit der Zahl eins verbunden; der Monat, in dem es gehalten wurde,
sollte der erste der Monate sein, das Passahlamm mußte einjährig sein, eines pro Familie, und es sollte den Erstgeborenen hinter dem Blute in Sicherheit bringen. Es war ein Lichtstrahl in der dunklen Nacht des Gerichts; gerade waren drei Tage dichter Finsternis vorbei, und nun brach die bildlich noch finsterere Passahnacht an.

Aber an den Tagen und Nächten, an denen Gott Wüstheit und Leere über Ägypten brachte, war in den Wohnungen der Israeliten Licht (2. Mo 10,23) - das Licht des in Verwahrung genommenen Lammes.

Da brannte auch das Feuer zum Braten des Passahlammes.
Als die Sonne unterging, wurde das Lamm geschlachtet (5. Mo 16,6; 2. Mo 12,6; 3. Mo 23,5).
Fast überall, wo das Passahfest erwähnt wird, ist vom Abend oder von der Nacht die Rede,
bis zu jenem siebenten Passahfest, als unser Passah, Christus, geschlachtet wurde(1. Kor 5,7) und da in den drei Stunden der Finsternis am Kreuz hing,
Er, der das Leben ist, und das Leben ist das Licht der Menschen.
Das Licht des Lebens gehört in besonderer Weise zum Passah; nicht nur,
daß das gestorbene Passahlamm das Leben des Erstgeborenen rettete,
sondern beim Passah kommt zum erstenmal in der Schrift der besondere Platz zum Ausdruck,
den das Blut in dem Versöhnungswerk einnimmt - und im Blute ist die Seele,
das natürliche Leben(1. Mo9,4-6; 3. Mo 17,10-14). In der geistlichen Entwicklung des Wiedergeborenen ist das Passah auch genau die Erfahrung des ersten Tages.
Er sieht das drohende, verdiente Gericht, er sieht den Würgengel, und er sucht Schutz hinter dem Blut;
aber er ist noch in Ägypten; das Gericht ist zwar abgewendet,
aber die Erlösung kennt er noch nicht (2. Mo 14,13); es ist noch lange nicht die Zeit des Erlösungsliedes von 2. Mose 15.
Direkt auf das Passah folgt das Fest der ungesäuerten Brote.
Die Erklärung hierzu finden wir deutlich in 1. Kor 5,7. 8: wer von dem Gericht befreit ist und hinter dem Blute Schutz gesucht hat,
muß nun auch praktisch das Gericht auf alle seine Handlungen anwenden,
damit sein Leben ein Fest ist, abgesondert von dem alten Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, mit ungesäuertem Brote der Lauterkeit und Wahrheit.
Der Himmel muß nun in seinem Leben regieren.

Genau das ist es, was der zweite Tag uns lehrt: es wird Trennung und Scheidung bewirkt, und die Seele ist fortan dem Himmel über ihr unterworfen. Aber für den noch nicht zum Frieden gekommenen Wiedergeborenen bedeutet dies einen entmutigenden Konflikt zwischen seiner alten („irdischen") und seiner neuen („himmlischen") Natur;
siehe (3).
Das Fest der ungesäuerten Brote wird in Ägypten angefangen; das „Trockene" ist noch nicht erreicht.
Aber dazu folgt dann der dritte Tag.
Das dritte Fest gehört nicht nach Ägypten, sondern wurde gefeiert, als das Volk im Lande angekommen war (3. Mo 23,10-14);
dort mußten sie eine Garbe der Erstlinge der Ernte zum Priester bringen und dabei ein Brandopfer opfern.
Wir wissen, daß das ein Bild von dem auferstandenen Herrn ist:
Christus ist auferstanden aus den Toten, der Erstling der Entschlafenen (1. Kor 15,20).

Er ist das Weizenkorn, das in die Erde gefallen und gestorben ist und Frucht gebracht hat (Joh 12,24; vgl. Jes 53,10).
Wir haben bereits viele Male gesehen, daß der dritte Tag ganz besonders der Tag der Auferstehung und des Fruchttragens ist; siehe (1), (2) und (3).
Der Gläubige, der auf die Erstlingsgarbe sieht, darf wissen, daß er e i n e Pflanze mit Christus geworden ist
in der Gleichheit Seines Todes, und daß er das auch in der Gleichheit Seiner Auferstehung sein wird (Röm6,5).
Er ist auf den Tod Christi getauft (Röm6,3. 4), was wir im Bilde im Roten Meer sehen (vgl. 1. Kor 10,2),
und erreicht dadurch das Land des Todes.
Aber die Identifizierung mit der Auferstehung Christi finden wir erst im Jordan,
durch den hindurch wir als mit Christus auferweckt ankommen im „Lande der Lebendigen", den himmlischen örtern (Eph 2,4-6). Dahin gehört das Fest der Erstlingsgarbe (vgl. Jos 3,15, die Ernte; Vers 17, das Trockene).

Nach der Erstlingsgarbe wird die Ernte eingebracht; nach fünfzig Tagen wird das Fest der Wochen (oder Fest der Erstlinge) gefeiert, wobei Jehova zwei gesäuerte Webebrote dargebracht werden.
Dieses Pfingstfest spricht von der Sammlung der Gemeinde, der Gläubigen, die sowohl aus Israel als aus den Völkern für Gott abgesondert werden als eine Versammlung der Erstgeborenen (Heb 12,23). Von Natur haben sie den Sauerteig in sich, aber sie sind gebackene Brote (sind durch das Feuer des Gerichts gegangen), wodurch der Sauerteig seiner Kraft beraubt ist (Röm 6,6). Wie treffend haben diese Feste ihre Erfüllung gefunden! Der Herr Jesus wurde genau am Passahfest gekreuzigt, Er stand auf aus den Toten genau am Sonntag der Erstlingsgarbe, und Er sandte den Heiligen Geist, durch den die Versammlung gebildet wurde, genau am Sonntag des Pfingstfestes. Dieses Fest stimmt mit dem vierten Tag überein, denn wir haben gesehen, daß dieser Tag vor allem die heutige Haushaltung darstellt, in der die Gemeinde gesammelt wird; siehe (4). Es ist der Tag himmlischen Einflusses (siehe (1)): der Tag, an dem der Heilige Geist auf der Erde in der Versammlung wohnt, der Tag der Erstlinge des Geistes (Röm 8,23). Aber es ist auch der Tag der Praxis, der Schwachheit und des Versagens: das einzige Fest, an dem Sauerteig vorhanden war.

Das fünfte Fest
ist der erste Tag des siebenten Monats, ein Ruhetag, ein Gedächtnis des Posaunenhalls, eine heilige Versammlung (3. Mo 23,24), ein Tag des Jubels (4. Mo 29,1). Das ist der fünfte Tag, der Tag der Sammlung des Überrestes; siehe (4) und (5a).
An diesem Tage wurden die silbernen Trompeten geblasen (4. Mo 10,1-10), deren Klang auch bei der Berufung der Gemeinde gehört wurde, und beim Aufbrechen der Lager und beim Ziehen gegen den Feind. Alles das sind Kennzeichen des fünften Tages:
man denke z. B. an den Fischzug (siehe (4), (5a)),
an die Verantwortlichkeit des Wandels (siehe (1), (2)) und an die Prüfung (siehe (1) bis (4)).

Der Trompetenschall ist ein Bild vom Wort Gottes, das u. a. zur Folge hat, daß es auf Grund der zustande gebrachten Erlösung
(davon spricht das Silber; vgl. (2)) den Sünder in seinen Netzen fängt. Vergleiche den „Trompetenschall" von 1. Mose 1,20 a; Johannes 21,6 a; Matthäus 24,14. So wird das Wort ausgehen und in der großen Drangsal eine große Schar aus Juden und Heiden für Gott sammeln.

Dieser Einsammlung folgt der Versöhnungstag am zehnten des Monats.
Das ist ganz besonders ein Bild von der zukünftigen Versöhnung Israels bei der Einführung des Friedensreiches, wovon der sechste Tag spricht.
Der Herr Jesus hat sich einmal am Kreuz geopfert und Sein Blut ins Heiligtum getragen;
[d.h. in der Kraft seines Blutes insHeiligtum gegangen ist.]
dort befindet Er sich nun, und von dort wird der Überrest Ihn zurückerwarten (3. Mo 16,15-17).

Das Opfer selbst ist bereits vor neunzehn Jahrhunderten gebracht,
sowohl der Farren, den der Hohepriester für sich und sein Haus opferte (ein Bild von dem Sündopfer, das der Herr für die Versammlung brachte; vgl. Heb 3,1-6), als der Bock, den er für das Volk Israel opferte.
Durch Gnade dürfen wir die Gewißheit eines vollbrachten Erlösungswerkes haben, denn w i r dürfen als Priester in das Heiligtum hineingehen, und dort sehen wir „mit eigenen Augen" einen zerrissenen Vorhang und das Blut auf dem Versöhnungsdeckel (Heb 10,19-22; 4,14-16). Aber das Volk Israel steht draußen; es wird die Gewißheit der Erlösung erst empfangen, wenn der Hohepriester aus dem Heiligtum zurückkehren wird.
Dann werden sie wissen, daß Gott das Opfer angenommen hat, und dann werden alle ihre Sünden auf den zweiten Bock gelegt werden, der sie forttragen wird in das Land des Todes (3. Mo 16,20-22).

Das ist der Augenblick, auf den Daniel 9,24 hindeutet: wenn der einmal weggetane Messias in Herrlichkeit zurückkehren wird, dann wird die Übertretung des Volkes zum Abschluß gebracht, die Ungerechtigkeit gesühnt, eine ewige Gerechtigkeit eingeführt, die Weissagung zur Erfüllung gebracht, und das Allerheiligste gesalbt werden.
Das ist der Augenblick, da die segensreiche Regierung des letzten Adam auf der „Erde" (Gottes Zeugnis, Israel) und über den „Wassern" (den Völkern) errichtet wird.
Dies alles stützt den unter (4) geäußerten Gedanken, daß der sechste Tag die Geschehnisse im Zusammenhang mit der Einführung des Friedensreiches vorbildet und daß der siebente Tag die segensreiche Ruhe dieses Friedensreiches beschreibt.

Das siebente Fest ist ja das Laubhüttenfest oder Fest der Einsammlung - ein deutliches Vorbild vom Tausendjährigen Reich. Nach der Einsammlung von der Tenne und der Kelter (vgl. Off 14,14-20) wohnte das Volk sieben Tage in Hütten von Baumzweigen, vor allem Palmzweigen, ein Bild der Erlösung, des Sieges und des Friedens (vgl. 2. Mo 15,27; Ps 92,12; Joh 12,3; Off 7,9).

Sieben Tage war Freude und Ruhe (3. Mo 23,33-43).
Allerdings ist im Friedensreich das Fleisch noch in dem Menschen; darum sehen wir in dem Farren des Brandopfers (4. Mo 29) einen geistlichen Rückgang.

Nun haben wir gesehen, daß der sechste Tag von der Einführung der Herrschaft Christi spricht, aber auf den Segen des Friedensreiches vorausgreift, und daß ebenso der siebente Tag von diesem Segen spricht, aber auf die Ruhe des ewigen Zustandes vorausgreift.
Dies finden wir nun ganz auffallend im Laubhüttenfest wieder, denn es deutet zwar auf das Friedensreich hin, hat aber einen achten Tag (wie der erste Tag ein Ruhetag), der ein Bild des ewigen Zustandes ist.
Die Zahl acht weist auf einen ganz neuen Anfang hin, den Gott macht, nachdem eine vollkommene Entwicklung abgeschlossen ist, wovon die Sieben spricht. Darum offenbarte der Herr Jesus am achten Tag des Laubhüttenfestes völlig neue Grundsätze (Joh 7,37-39), die in der Gemeinde verwirklicht sind. Darum ist der Sabbath, der siebente Tag, der Ruhetag Israels, ja der ganzen Schöpfung. Aber der achte Tag ist der Ruhetag der Versammlung; sie bildet jetzt bereits einen Teil der neuen Schöpfung (2. Kor 5,17; Gal 6,15; vgl. Röm 8,19-23). Der siebente Tag ist der Abschluß aller Wege Gottes mit der gegenwärtigen Erde, birgt aber in sich die Verheißung des achten Tages, eines neuen Anfangs, eines neuen Himmels und einer neuen Erde. Dort wird die Ruhe vollkommen sein, denn dort ist alles, was an die Sünde erinnert, völlig verschwunden. Dort wird Gott alles in allen sein (1. Kor 15,28; vgl. Off 21,1-8).
(5c) Die sieben Biographien im ersten Euch Mose *)
*) Vgl. Philip Mauro: „Die gegenwärtige Weltzeit".
Zum Schluß möchte ich auf eine Parallele zwischen den
sieben Schöpfungstagen und den Lebensgeschichten von sieben Personen im ersten Buch Mose hinweisen.
Wir können uns das erste Buch Mose gewissermaßen aus diesen sieben Geschichten zusammengestellt denken,
und damit wird 1. Mose 1 auch zu einer kurzen Übersicht über das ganze Buch.
Übrigens laufen diese sieben Lebensbeschreibungen nicht ohne weiteres mit den Tagen parallel: die erste Biographie ist die von Adam, und sie stimmt mit dem Prolog von 1. Mose 1 überein.
Sie zeigt uns den guten Anfang, den Sündenfall und die daraufhin verfluchte („wüste und leere") Erde.

Die folgenden sechs Biographien stimmen mit den sechs Tagen überein, an denen die Schöpfung wiederhergestellt wird.
Nach dem, was unter (4) über die Haushaltungen gesagt wurde, ist es nicht schwer zu erkennen,
daß Seth, Noah und Abraham jeweils mit dem ersten, zweiten und dritten Tag übereinstimmen;
sie sind ja die Hauptpersonen in den mit diesen Tagen übereinstimmenden Haushaltungen. In Seth - oder eigentlich in den Brüdern Abel und Seth, denn sie bilden eine Einheit: Seth tritt an die Stelle Abels (1. Mo 4,25) - sehen wir die Linie des Lichts, des Samens des Weibes, während Kain, der erste des Schlangensamens, die Linie der Finsternis repräsentiert. Noah läutet einen neuen Zeitabschnitt ein, einen Zeitabschnitt der Teilung in Völker und Länder und der Herrschaft durch Obrigkeit und durch Völker über Völker. Und zum dritten haben wir gesehen, wie treffend in Abrahams Leben die Wahrheit von der Auferstehung hervortritt.

Die Belehrung von Römer 4 zeigt uns den wichtigen Zusammenhang zwischen dem rechtfertigenden Glauben Abrahams und der Auferstehung Christi.
Abraham ist auch das Vorbild des neutestamentlichen Gläubigen, der in einem Lande, wo er Fremdling und Beisasse ist, in Auferstehungskraft für Gott Frucht bringt.
Demgegenüber ist Isaak (vierter Tag) das Bild des himmlischen Menschen, sei es Christus, sei es der Gläubige („Kind der Verheißung"; Gal 4,28), der in Christus in die himmlischen Örter versetzt ist. Isaak wird immer im Lande Kanaan gesehen. Rebekka ist dabei im ersten Buch Mose das Bild der Versammlung, die mit der Herrlichkeit des wahren Isaak bekleidet ist, wie der Mond mit der Herrlichkeit der Sonne. Überdies wird in Isaak ein Same verheißen wie die Sterne des Himmels (1. Mo 22,17. 18).
Das Leben Jakobs stimmt ganz besonders mit dem fünften Tag überein; sein Leben ist ganz und gar Prüfung, als Folge der Umtriebe der alten Natur („die Wasser"). Er verbringt sein Leben zum größten Teil unter fremden Völkern (Paddan-Aram und Ägypten); auch davon sind die Wasser ein Bild. Er ist ein Bild des Überrestes Israels, der nach vielem Umherschweifen in der Fremde und nach vielen Bedrängnissen („die Zeit der Drangsal für Jakob"; Jer 30,7) durch Gott im Lande wiederhergestellt wird.
Schließlich haben wir in Joseph eines der schönsten Vorbilder auf Christus als den, der unter seinen Brüdern den ersten Platz hatte, aber von ihnen aus Neid überliefert wurde, Sklave wurde und erniedrigt wurde bis in den tiefen Todeskerker. Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihn als Retter der Welt zum Haupt über das ganze Land Ägypten gemacht. Alles ist ihm unterworfen, die Völker (Ägypten) und Israel (seine Brüder), und er teilt seinen erhabenen Platz mit Asnath, einem Vorbild der Versammlung. Eine deutlichere Parallele mit dem sechsten Tag ist kaum denkbar.
Das erste Buch Mose endet mit dieser Geschichte Josephs;
es folgt keine Person, die mit dem siebenten Tag übereinstimmt.
Es gibt nur einen Hinweis auf diesen Tag in den Weissagungen Jakobs über seine zwölf Söhne in 1. Mose 49. Vers l macht deutlich, daß es sich um Weissagung handelt.
Joseph (Vers 22-26) verkörpert darin aufs neue die Periode der Erhöhung des Sohnes des Menschen auf der Erde und die Einführung Seiner segensreichen Regierung, mit allen Speisen von 1. Mose 1,29. 30. Aber das ist nicht Jakobs letztes Wort über Gottes Wege mit Israel. Es folgt ein merkwürdiges Nachwort in Benjamin, dem zerreißenden Wolf, der am Abend Beute verteilt (Vers 27). Das zeigt, daß die Regierung Christi nicht nur Segen beinhaltet: Er muß herrschen, bis Er alle Feinde unter Seine Füße gelegt hat.
Der letzte Feind, der weggetan wird, ist der Tod (1. Kor 15,25. 26), und das geschieht am Ende des Friedensreiches (Off 20,7-15). Die 198
Ruhe des siebenten Tages wird erst vollkommene Ruhe, wenn der zerreißende Wolf den letzten Feind verschlungen hat. Übrigens ist es der Mühe wert, das ganze Kapitel 49 des ersten Buches Mose eingehend zu studieren, denn es beschreibt uns die vollständige Geschichte des Volkes Israel. In diesem Kapitel ebenfalls eine Parallele zu den sieben Schöpfungstagen zu entdecken, will ich gern dem Leser überlassen.
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