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Sohnschaft

Sohnschaft im Neuen Testament

Kindschaft – Adoption – Sohnschaft? Was denn nun?

Historischer Überblick
Ich bin mit der Elberfelder 1905 aufgewachsen und dort wird an den fünf fraglichen Stellen im Galaterbrief, im Römerbrief und im Epheserbrief Sohnschaft gefunden. Mit zunehmendem Alter studierte ich die Brüderliteratur. Verwandschaftsbedingt fast ausschließlich auf Englisch und war eine Zeit lang davon überzeugt, dass Adoption Sohnschaft ist. Es kam auf Grund des Literatur- und auch Bibelstudiums zu noch mehr sprachlichen Besonderheiten, so glaubt ich z. B., dass remnant Überrest ist. In Bezug auf unser Thema kam dann noch der Punkt, dass im Lied 24 der kleinen Sammlung geistlicher Lieder dafür gedankt wurde, dass der Herr Jesus uns zur Kindschaft geführt habe.

Bei der Ursachenforschung kommt man sehr schnell zu Dr. Martin Luther. Er hat, ohne Grund, einfach Kindschaft übersetzt und Carl Brockhaus, der Verfasser von Lied 24 hatte keinen anderen Bibeltext als den Luthertext. In dieser Übersetzungstradition steht auch die Luther 1912 noch. In Römer 8,15 wird dort „kindlicher Geist“ übersetzt, an den anderen 4 Stellen Kindschaft.

 Es ist allgemeine Praxis, dass bei neuen Bibelübersetzungen bereits vorhandene Übersetzungen konsultiert werden. Auf diesem Weg ist z.B. der Gnadenstuhl als „mercy seat“ in die King James Übersetzung gelangt, auch „Gnadenstuhl“ ist eine völlig willkürliche Übersetzung von Luther, womit Luther zum einen ein Bild von Lukas Cranach dem Älteren, zum anderen aber auch Lehren von Thomas von Aquin, einen biblischen Unterbau geben wollte.

Kindschaft haben aber die Übersetzer der King James Version nicht einfach übernommen. Ihnen war klar, dass der Begriff an diesen Stellen viel weitergeht. Sie entschieden sich für Adoption, waren aber auch mit dem Begriff nicht wirklich glücklich. Im angloamerikanischen Raum hat sich ziemlich schnell die Lehre von der „Adoption als Söhne“ verbreitet. Danach wären die Gläubigen als Kinder von Gott gezeugt und als Söhne von Gott adoptiert. Heute kann man an allen Stellen „Sonship“ finden, was tatsächlich Sohnschaft bedeutet.

 John Nelson Darby hat in Gal. 4,4 „Sonship“ übersetzt und liefert dazu eine Fußnote.
 „Oder "Adoption".
 Es ist das Empfangen der Sohnschaft als Geschenk.
 "Empfangen" hat hier eine aktive Kraft. Jude und Nichtjude empfingen es als Geschenk von einem anderen, sogar frei von Gott; denn der Jude war unter dem Gesetz in Knechtschaft; der Nichtjude hatte Recht auf nichts; siehe Römer 8,15; 8,23; 9,4 Eph. 1,5.“

Wir haben in allen 5 Stellen den gleichen Ausdruck. Das griechische „huiothesia“ kommt nur in diesen 5 Stellen vor und in der Regel entscheiden sich die Übersetzer konsequent für eine einheitliche Übersetzung. Sowohl die Elberfelder 1905, als auch die CSV-Edition übersetzen Sohnschaft.

Die Schlachter übersetzt viermal Sohnschaft und in Römer 8,23 Sohnesstellung.

Was beinhaltet die Sohnschaft?
 Die lehrmäßige Grundlage für Sohnschaft wird in Galater 3 und 4 gelegt.

Schon in Galater 3 wird deutlich, dass man genau in der Qualität Abrahams glauben muss um gerechtfertigt zu werden. Dieser Glaube ist dadurch gekennzeichnet, dass Gott Leben aus dem Tod gibt. Diesen Punkt werden wir noch viel detaillierter in Römer 4 wiederfinden.
In Galater 3,7 lernen wir, dass Söhne Abrahams aus Glauben sind.
 Biologisch kennen wir aus der Schrift 8 Söhne Abrahams,
aber aus Glauben wurden nur 2 von 8 Söhnen Söhne Abrahams.

Es ist schon beeindruckend, denn die Söhne der Ketura werden in Galater 3 und 4 völlig ausgeblendet. Schon im Alten Testament werden sie immer nur Söhne der Ketura genannt, nie Söhne Abrahams. „Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist; damit der Segen Abrahams in Christus zu den Nationen käme.“ Gal. 3,13+14

 Ich habe bewusst die Klammer mit der Begründung für den Fluch weggelassen. Es geht um die Wirkung, die Nationen sollten am Segen Abrahams teilnehmen.

Das Kapitel schließt mit der Aussage:
 Wenn ihr aber Christi seid, so seid ihr denn Abrahams Nachkommen und nach Verheißung Erben“.

Auch Römer 4,13 macht deutlich, dass Abraham und seine Nachkommen der Welt Erbe sein sollten und zwar auf Grund von Glaubensgerechtigkeit.

 Entweder jemand erbt mit Abraham oder er ist überhaupt kein Erbe.
Mir ist durchaus bewusst, dass es auch Ausleger gibt, die sprechen Abraham die Gotteskindschaft ab, die wir haben.

 Aber Abraham ist mein Vater (Römer 4,16).
 Ich glaube, wer Abraham von der Gotteskindschaft abschneidet und Abraham eine andere Sohnschaft geben will, der verkennt wie eng wir mit Abraham verwandt sind.

Am Ende von Galater 4 sehen wir deutlich, dass auch Sara unsere Mutter ist. Vorher wird uns jedoch grundlegendes zur Sohnschaft mitgeteilt, ohne das Sohnschaft in Galater 4 schon voll entfaltet wird.
[1] Ich sage aber: Solange der Erbe unmündig ist, unterscheidet er sich in nichts von einem Knecht, obwohl er Herr ist von allem;
[2] sondern er ist unter Vormündern und Verwaltern bis zu der vom Vater festgesetzten Frist. [3] So auch wir, als wir Unmündige waren, waren wir geknechtet unter die Elemente der Welt; [4] als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, geboren
(Eig. Geworden) von einer Frau, geboren (Eig. Geworden) unter Gesetz,
[5] damit er die, die unter Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Sohnschaft empfingen.
[6] Weil ihr aber Söhne seid, so hat Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen gesandt, der ruft: Abba, Vater!
[7] So bist du nicht mehr Knecht, sondern Sohn; wenn aber Sohn, so auch Erbe durch Gott.

Gal. 4,1-7

In Anknüpfung an Kapitel 3 wird hier deutlich, man kann Erbe sein aber unmündig oder unverständig.
 Kein Vater gibt dem Sohn das Erbe, wenn der Sohn nicht damit umgehen kann.
 Der Vater setzt eine Frist, diese endet, wenn die Unmündigkeit nicht mehr vorhanden ist.
 Dies konnte nur in Christus geschehen. Gal. 3,16 macht deutlich, dass das Erbe Abrahams nur in einem einzigen Nachkommen, nämlich in Christus gegeben wird.

Jetzt ist der Herr Jesus durch eine Frau in diese Schöpfung eingetreten, er ist unter Gesetz gekommen, damit die, die unter Gesetz waren losgekauft würden, von dem Vormund, von dem Zuchtmeister (Gal. 3,24+25) frei würden, damit sowohl die, die und Gesetz waren, als auch die Galater als Gläubige aus den Nationen, die Sohnschaft empfingen.

Die Beziehung ist so innig, wie sie inniger nicht sein kann, dies drückt sich in dem Ruf „Abba Vater“ aus. Es kommt zum Sohnesbewusstsein und zu dem Bewusstsein Erbe durch Gott und mit Abraham zu sein. Dieses Bewusstsein kennzeichnet durchaus schon Gläubige des Alten Testamentes.

Wir finden zum Beispiel in Bezug auf Salomo dreimal die Aussage, dass Gott ihm Vater sein wollte und er Gott Sohn sein sollte
(1. Chr. 17,13; 1. Chr. 22,10 und 1. Chr. 28,6).
 Das Erbteil des Gläubigen steht in Verbindung mit seiner Wiederzeugung und Wiedergeburt sowie mit der Auferstehung Jesu Christi aus den Toten.
Das Erbteil ist unverweslich, unbefleckt und unverwelklich und es ist in den Himmeln aufbewahrt (1. Petr. 1,3+4).
Dadurch macht der Geist Gottes klar,
dass Welterbe bedeutet die neue Welt, den neuen Himmel und die neue Erde zu erben.

Der zweite Mensch, der letzte Adam der Mensch vom Himmel, die denen die Sohnschaft ist, erben eben nichts Vergängliches.

Galater 4 beschreibt dann den Knechtszustand der Galater.
Sie hatten denen gedient, die nicht Götter sind, schwachen und armseligen Elementen.
Wenn die Galater, die die Kennzeichen der Sohnschaft zeigen sollten sich jetzt wieder den Dingen der Knechtschaft zuwandten, dann befürchtete Paulus vergeblich an Ihnen gearbeitet zu haben.

 Auf Grund der Sohnschaft sollte Christus in den Galatern gestaltet werden. Gal. 4,21 macht deutlich, dass die, die unter Gesetz sein wollten das Gesetz gar nicht hörten.

Interessanter Weise sagt Vers 22, dass Abraham zwei Söhne hatte, einen von Magd und einen von der Freien. Die folgenden Belehrungen sind großartig. Wir hätten selbst wahrscheinlich das Gesetz gar nicht entdeckt. Jetzt sehen wir zwei Bündnisse. Wir sehen das Bündnis des Fleisches und das Gesetz richtet sich ans Fleisch und wir sehen das Bündnis des Geistes und der Geist gebiert zur Freiheit. Solche die die Sohnschaft habe sind auch Kinder der Freien. All diese Dinge kennzeichnen Söhne aus der Beschneidung und auch Söhne aus den Nationen.

In Römer 8 finden wir weitere Stücke, die Sohnschaft in Verbindung stehen, den Geist der Sohnschaft (Röm. 8,15) und die Erlösung des Leibes (Röm.8,23). Der Geist selbst zeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. Jetzt wird wieder deutlich, dass das Erbe nicht von Erkenntnis, sondern von der Wiedergeburt abhängig ist. Der Genuss des Erbes jetzt schon ist aber, wie wir bereits im Galaterbrief gesehen haben sehr wohl von Erkenntnis und Verständnis abhängig. Weil wir Kinder sind, sind wir Erben Gottes und Miterben Christi. Wir werden mitverherrlicht. Selbst die Schöpfung wartet darauf von der Knechtschaft des Verderbnisses zu der Freiheit der Kinder Gottes zu gelangen. Wir, die wir die Erstlinge des Geistes haben erwarten einen weiteren Aspekt der Sohnschaft, nämlich die Erlösung des Leibes.

Alles, was uns in Bezug auf Sohnschaft mitgeteilt wird ist auch Teil der Gläubigen des Alten Testamentes. Wir finden diese Punkte auch alle bei Hiob in Hiob 19 wieder. Auch wenn wir die Glaubenszeugen in Hebr. 11 genauer betrachten, dann unterschiedet sich deren Erwartung nicht von unserer, so lange wir die im Alten Testament und in den Evangelien noch unbekannten Aspekte der Versammlung außen vorlassen unterschieden sich die Erwartungen und das, was man genießen kann, bei keinem Gläubigen, egal welcher Haushaltung.


Wenn in Römer 9,4 bezeugt wird, dass den Israeliten die Sohnschaft ist, dann bezieht sich das natürlich auf das geistliche Israel, was natürlich für die Herrlichkeit und gerade für die (einseitigen) Bündnisse genauso gilt. Wir haben zuvor schon an Salomo gedacht, jetzt sollten wir David in Psalm 32 und in Psalm 103 lesen. David wusste, dass Gott sich über seine Kinder erbarmt, wie ein Vater sich über seine Kinder erbarmt. Alle Patriarchen kannten die Hoffnung der Auferstehung und geistliche Gemeinschaft mit Gott. Sie kannten die Stadt welche Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist. Sie wussten, dass sie Abrahams Nachkommen und nach Verheißung Erben waren.
Römer 9,4 beinhaltete überhaupt nichts anderes als dass, was wir bis hierher betrachtet haben.
In Epheser 1 lernen wir dann, dass Sohnschaft schon im Ratschluss Gottes eingeschlossen war als es die Schöpfung und Geschöpfe noch gar nicht gab. Sohnschaft hat Ewigkeitsaspekt.

Man muss hier vielleicht erklärend anmerken, dass im Epheserbrief eigentlich an keiner einzigen Stelle von „himmlischen Örtern“ die Rede ist, obwohl der Begriff in den allermeisten Bibelübersetzungen vorkommt. Es steht dort immer nur „himmlischen“. Selbst wenn man den Begriff substantivisch übersetzt, muss nicht Örtern folgen. Gerade in dem ersten Teil von Kapitel 1 könnte „dem himmlischen Menschen“ durchaus Sinn machen. Wir finden diesen Menschen präzise in 1. Kor. 15 beschrieben.

In den/dem Himmlischen findet jede geistliche Segnung in Christus statt, d.h. ohne Christus, ohne den Himmlischen keine geistliche Segnung. Es gibt eine Auswahl vor Grundlegung der Welt und diese Auswahl ist wieder in dem Himmlischen. Die Auserwählten müssen dem Bild des Himmlischen gleichförmig sein, damit der Himmlische der Erstgeborene unter vielen Brüdern sei. Nur so können die Auserwählten heilig und tadellos in Liebe vor ihm sein. Diese, die diesen Auswahlkriterien entsprechen hat er zuvorbestimmt (vor Grundlegung der Welt) zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst. Es entspricht dem Wohlgefallen seines Willens. Gott wollte eben nicht nur Kinder retten, diese sollten seine Gedanken verstehen, ein wichtiger Aspekt der Sohnschaft, sie sollten die Liebe zum Ausdruck bringen indem sie „Abba Vater“ sagen, sich an dem Erbe erfreuen und sie sollten durch die Erlösung des Leibes ewig passend sein für den Aufenthalt im Vaterhaus.

 In diesen Punkten sind alle Erlösten aller Haushaltungen völlig gleich. Da gibt es weder einen Unterschied im Ursprung, dieser ist durch Christus und es gibt auch keinen Unterschied in dem Ziel, nämlich allezeit bei Christus im Vaterhaus zu sein.

Das Vaterhaus, im Vaterhaus

Ich glaube man muss einen wichtigen Aspekt in Bezug auf das Vaterhaus festhalten.
Das Vaterhaus ist der ewige ungeschaffene Bereich. Nie hat jemand im Wort Gottes behauptet, dass in diesem Bereich etwas geschaffen würde oder wird. Johannes sieht in der Offenbarung plötzlich einen neuen Himmel und eine neue Erde, nachdem der alte Himmel und alte Erde vergangen sind. Sie mussten entfliehen und keine Stätte wurde für sie gefunden. Es wird nie behauptet, dass der neue Himmel und die neue Erde geschaffen wurden.

Offensichtlich ist es so, dass die Schöpfung den Blick auf das Ewige verhindert. Dann wird die Schöpfung weggetan und der Blick auf das Ewige freigegeben. 1. Thes. 4 macht deutlich, dass alle Entrückten allezeit bei dem Herrn sein werden. Ich habe auch überhaupt keinen Zweifel, dass an der Entrückung alle Kinder Gottes aus allen Haushaltungen teilnehmen, weil eben in der Entrückung alle bis dahin wiedergeborenen Kinder/Söhne Gottes entrückt werden. Die Kinder Gottes aller Haushaltungen leben im Vaterhaus auf der ewigen neuen Erde.

Die Versammlung, d.h. alle Kinder Gottes aus der Gnadenzeit, von Pfingsten bis zu Entrückung, bilden die Hütte Gottes bei den Menschen, innerhalb des Vaterhauses auf der ewigen neuen Erde.

Alle, die dort leben, genießen die Sohnschaft, sind als Söhne Gottes ewig passend für das Vaterhaus, sind dort eben zu hause. Es ist alles in dem Himmlischen. Wir haben daran gedacht, dass ein Teil der Sohnschaft die Erlösung des Leibes ist. Philipper 3 zeigt uns wunderbar deutlich, dass die Erlösung mit dem himmlischen Bürgertum der Söhne Gottes verbunden ist.

„Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen.“

Phil. 3,20+21
Herzliche Grüße Ulrich