I. Der "verderbte" Grundtext
in Seinem Wunsch, Sich dem Menschen mitzuteilen, wählte Gott
als Mittel Seiner Offenbarung zwei der inhaltsreichten
Sprachen der Welt:
das Hebräische und das Griechische;
sie liegen allen Bibelübersetzungen zugrunde.
Durch eine notwendigerweise begrenzte menschliche Sprache
läßt Gott den Menschen ins Gebiet des Unendlichen eindringen
und so an Seiner Offenbarung teilhaben.
»Alle Rede Gottes ist geläutert« (Spr.30,5).
Das wußte auch jener Gamaliel, der den jungen Saulus in der
Genauigkeit des Gesetzes unterwies (Apg. 22,3).
→ Wo immer den Lehrer der Heilige Geist berührt, daß es das
Wort Gottes sei, das ihn beschäftigt,
da wird er auch in seiner Lehrtätigkeit sorgfältig die
kleinsten Unterschiede des Wortlauts berücksichtigen
(Matth. 5,18.19). »Die Worte Jehovas sind reine Worte —
Silber, das geläutert in dem Schmelztiegel zur Erde fließt,
siebenmal gereinigt« (Ps.12,6),
sie haben also keine Schlacken, sondern sind ausgeschmolzen,
ohne menschlich fehlerhaftes Beiwerk.
Da bei dürfen wir jedoch nicht an unsere gedruckten
Bibelausgaben denken,
ja nicht einmal an die hebräischen und griechischen
Handschriften, die uns aus dem ersten Jahrtausend erhalten
geblieben sind.
Der Ausspruch des Psalmisten kann nur auf die Urschriften
bezogen werden, die die inspirierten Männer Gottes selbst
geschrieben haben.
Auch die Manuskripte des Neuen Testaments, über die wir
heute verfügen, sind nur alte Abschriften der ursprünglichen
Niederschriften;
die Original Manuskripte dessen, was
wir als Neues Testament bezeichnen, haben wir nicht mehr.
Weil beim handschriftlichen Abschreiben der inspirierten
Originale das Element der menschlichen Schwäche mit tätig
war, ist nicht eine von den tausenden der heute vorhandenen
Abschriften ein vollständiges Duplikat der Originale.
Im Blick auf die Fehlerquellen beim Abschreiben der
neutestamentlichen Schriften berichtet die Zürcher Bibel im
Anhang folgendes:
[ »Beim Abschreiben der neutestamentlichen Schriften gab man
sich nun sicherlich schon in ältester Zeit alle Mühe,
den Wortlaut getreu wiederzugeben, und noch stärker war dies
der Fall, seit (das NT als heiliges Buch dem AT
gleichgeachtet wurde.
Ganz freilich ließen sich Fehler nicht vermeiden, und je
mehr Hände sich mit der Zeit an der Arbeit beteiligten,
desto mehr wuchs auch die Zahl der Irrungen.
Anhaltendes Abschreiben ist eine ermüdende Arbeit.
Dazu kam die große Erschwerung des Ablesens, die die
damalige Schreibweise mit sich brachte.
Ohne Zwischenraum zwischen den einzelnen Wörtern reihte sich
Buchstabe an Buch stabe, und auch Satzzeichen wurden nicht
geschrieben.
Diese Einrichtung wurde etwa acht Jahrhunderte lang
beibehalten . . . Sehr wichtig ist noch, was am Rande der
Bibelhandschriften geschah.
An ihnen wurden
a) die Wörter und Sätze geschrieben, die der Abschreiber aus
Versehen aus gelassen hatte; es galt als seine Pflicht,
seine Abschrift mit der Vorlage, aus der sie gemacht war,
genau zu vergleichen,
b) Man verglich eine Handschrift aber vielfach auch mit
anderen Handschriften, aus denen sie nicht entnommen war, am
Rand notierte man dann das, was in ihnen anders lautete (die
sogenannten Varianten).
c) Leser ältester Zeit machten sich am Rand auch
Privatbemerkungen, um sich eine Stelle zu erläutern oder
einen verwandten Gedanken anzumerken.
Ein späterer Abschreiber hatte nun die Aufgabe, die nach Nr.
a angeschriebenen Teile des Urtextes wieder einzufügen.
Tat er dies an falscher Stelle, so kam Unordnung in den Text
. . . !!!
Ein Abschreiber konnte aber, und zwar desto leichter, je
weniger gut er griechisch verstand, auch die nach
Nr. b und c angeschriebenen Wörter in seine
neue Abschrift aufnehmen.
So kam teils neben dem ursprünglichen noch ein zweiter
Ausdruck für ein und dieselbe Sache hinein,
teils wurden bloß Erläuterungen und Bemerkungen eingefügt,
deren Urheber nie daran gedacht hatten,
daß sie der Bibel einverleibt werden sollten.«
(Siehe zB.: Schlachter 2000 mit fast
2000 Zusätzen zum Wort Gottes!)
Die Abschriften des NTs enthalten nach Abraham Meister etwa 26
000 verschiedene Lesarten.
Trotz dieser Abweichungen läßt sich mit Sicherheit
sagen, daß kein einziger vollständiger Satz des
ursprünglichen Textes aus den Handschriften verschwunden
ist.
Es geht hier um Verschiedenheiten des Ausdrucks, um
Fortlassung und Zusatz einzelner Wörter u. ä.
Die Textforschung bzw. Textkritik hat sich zur Aufgabe
gestellt, nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten aus der
Fülle der Textzeugen
die jeweils wahre Lesart herauszufinden, um so zu einem
möglichst zuverlässigen Text zu gelangen.
»Männer wie John Mill, Kennicott, Holmes, Parsons oder
Westcott in England, Wettstein, Bengel Lachmann, Konstantin,
von Tischendorf oder Eberhard Nestle in Deutschland sind die
vornehmsten Vertreter einer echten Gelehrtengeneration, die
sich in unermüdlicher Kleinarbeit, gleichsam im Hintergrund,
um die größtmögliche Treue und Sauberkeit des biblischen
Textes bemühen.
Die Tatsache, daß sie Textabweichungen finden, daß sie
Fehler und Irrtümer auf decken, ist nicht Beweis für die
Unsicherheit biblischer Überlieferung, sondern im Gegenteil
Garantie für größtmögliche Präzision.«
(Aus »6000 Jahre und ein Buch usw. von G. S. Wegener.)
Während Westcott und Hort im wesentlichen mit dem Codex
Vaticanus arbeiteten und Tischendorf in der
Auswertung
des von ihm entdeckten Codex Sinaiticus seine Aufgabe sah,
benutzte Eberhard Nestle die Arbeiten dieser Männer für den
ihm erstmals 1898 herausgegebenen Grundtext des NTs. von
Zusammenstellung von Versen
des NTs aus der
Elberfelder Übersetzung 1905/27, die von den ältesten
Grundtexten abweichen
MATTHÄUS EINFÜGUNG (fett sind Zufügungen, die
in ersten Handschriften fehlen!
Kontrolle mit BibleWorks10
1.25 bis sie ihren erstgeborenen Sohn
3.16 die Himmel wurden ihm aufgetan
5.22 seinem Bruder ohne Grund zürnt
5.26 dich dem Diener überliefere
5.44 segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch
hassen . .. beleidigen und
7.13 denn weit ist die Pforte
9.14 wir und die Pharisäer oft
10.3 und Lebbäus, der zubenamt war Thaddäus
10.15 zu hören
10.22 Blinde und Stumme
10.31 wird den Menschen nicht vergeben werden
13.9 zu hören
13.11 und sprach zu ihnen
13.35 von Grundlegung der Welt an
13.43 zu hören
13.51 Jesus spricht zu ihnen . . Ja, Herr
14.30 den starken Wind sah
15.5 seinen Vater oder seine Mutter ehren
15.14 sie sind blinde Leiter der Blinden
16.8 keine Brote mitgenommen habt?
16.13 daß ich, der Sohn des Menschen
17.11 Elias zwar kommt zuerst
17. 21 Fehlt in den ersten Handschriften
18,11 Fehlt in den ersten Handschriften
18.15 dein Bruder wider dich sündigt
18.26 Herr, habe Geduld
19.3 die Pharisäer ... Ist es einem Manne erlaubt,
19.4 sprach zu ihnen
19.9 und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch
19.29 Mutter oder Weib oder Kinder
20.7 und was irgend recht ist, werdet ihr empfangen
20.16 denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte
21.12 Tempel Gottes
21.28 in meinem Weinberge
22.30 wie Engel Gottes
23.4 schwere und schwer zu tragende Lasten
23.19 Narren und Blinde
23.38 wird euch öde gelassen
24.7 Hungersnöte und Seuchen sein und Erdbeben
25.22 empfangen hatte... ich zu denselben gewonnen
B
26.28 Blut, das des neuen Bundes
25.55 saß ich bei euch im Tempel
26.55 die Hohenpriester aber und die Ältesten
26.60 traten zwei falsche Zeugen herzu
26.71 auch dieser war
27.2überlieferte ihn Pontius Pilatus 28.9 als sie
aber hingingen, es seinen Jüngern zu verkünden
AUSLASSUNG
6.8 denn Gott, euer Vater
8.9 ein Mensch Gewalt unterstellt
16.21 begann Jesus Christus
24.36 auch nicht der Sohn, sondern mein Vater allein
VERÄNDERUNG
2.23 Nazoräer
4.23 und er zog in ganz Galiläa umher
6.1 eure Gerechtigkeit nicht übet (siehe die Fußnote in der
E.Ü.)
6.33 nach seinem Reiche und nach Gerechtigkeit
8.23 in ein Schiff gestiegen war
9.4 Jesus, der ihre Gedanken kannte
9.36 weil sie (innerlich) geschunden und umhergestoßen waren
a
11.9 ber warum seid ihr hinausgegangen? um einen Propheten
zu sehen?
11.19 gerechtfertigt aus ihren Werken
11.23und du, Kapernaum, wirst du etwa bis zum Himmel erhoben
werden? Nach unten in den Hades wirst du kommen!
22.15 von dannen, und viele folgten ihm
13.22 die Sorge des Zeitalters
14.12 hoben den Leichnam auf
14.24 das Boot war schon weit vom Land entfernt
14.29 auf den Wassern und kam zu Jesu
15.6 das Gesetz Gottes ungültig gemacht
15.39 von Magadan
17.4 will ich hier drei Hütten machen (siehe die Fussnote in
der E.Ü.)
17.20 wegen eures Kleinglaubens
17.2 2in Galiläa versammelten
17.26 und als er sagte »von den Fremden«, sprach Jesus zu
ihm
19.29 wird vielfältig empfangen
24.18 um seinen Mantel zu holen
24.42 wisst nicht, an welchem Tag
27.24 schuldlos an dem Blute von diesem
27.34 gaben sie ihm Wein mit Galle (siehe die Fussnote in
der E.Ü.)
27.56 Jakobus’ und Josephs Mutter
28.6 die Stätte, wo er gelegen hat
UMSTELLUNG 21, 29-31 (ganze Reihenfolge umgekehrt!)
ZEITFORM
6,12 unsern Schuldnern vergeben haben
20.17 im Begriff war, nach Jerusalem hinaufzugehen
21.13 macht es zu einer Räuberhöhle
BINDEWORT >UND« EINGEFÜGT
4,27 Qualen behaftet waren, und Besessene
FÜRWORT
6.5 und wenn ihr betet, sollt ihr
12.4 ging und sie die Schaubrote aßen
18.14 der Wille meines Vaters
Weitere Fehler in der Elberfelder 1905/27 sind:
"Reich der Himmel" satt: "Königreich der Himmel"
"Versammlung" statt "Herausgerufene"
"Priester" statt Heilige
usw. usf.
Herzliche Grüsse
Hans Peter
1. Mo
15,6 Und er glaubte Jehova; und er rechnete
es ihm zur Gerechtigkeit.
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