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Israellogie

IRONSIDE
Henry Allan, seine Eschatologie

Der Evangelist, Lehrer und Pastor H. A. Ironside (1876-1951) hat einige der am meisten zu Herzen gehenden und in Ehren gehaltenen erbaulichen Kommentare in der Geschichte der Lehre von den Heilszeiten verfasst. Sie haben Tausenden von Menschen in der englischsprachigen Welt geholfen, die Heilszeiten zu verstehen. In einem christlichen Elternhaus großgeworden und als junger Mann zum Glauben an Christus gekommen, schloss sich Ironside der Heilsarmee an. Nach einigen Jahren verließ er jedoch diese Gemeinschaft, weil er nach dem Versuch frustriert war, auf der Grundlage ihrer Ansichten zur Heiligung die Stellung eines »Perfektionisten« beizubehalten. Er fand Frieden und Sicherheit in der stärker auf der Bibel gegründeten Sicht von der unvergleichlichen Gnade Gottes. Sein Bekehrungszeugnis und seine späteren Ansichten zur Heiligungslehre finden sich in Holiness: The False and the True (1912; deutsche Ausgabe: Heiligung - Zerrbild und Wirklichkei t).

Ironside musste weithin ohne formelle Ausbildung auskommen und war statt dessen ein Autodidakt. Das Wheaton College verlieh ihm im Jahre 1930 die Ehrendoktorwürde in Literaturwissenschaften. Ironside wurde ein landesweit bekannter Bibelausleger, der auf seinen Reisen biblische Lehre vermittelte und damit anderen führenden Vertretern der Heilszeitenlehre der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wie Arno C. Gaebelein ähnelte. Zu Ironsides Reisedienst gehörte die Teilnahme an Bibelkonferenzen und Vortragsreihen zu Lehrthemen an Einrichtungen überall in den USA, so z. B. am Moody Bible Institute und am Evangelical College (heute Dallas Theological Seminary ). Von 1930 bis 1948 war Ironside Pastor an der bekannten Moody Memorial Church in Chicago, deren Sendeanlagen er mehrere Jahre lang für Rundfunkpredigten nutzte. Er gab den Verkündigungsdienst in dieser bekannten Gemeinde auf, um sich dem vollzeitlichen Dienst als Autor und Konferenzredner zu widmen. Dieser Dienst ging bis zu seinem Tod im Jahre 1951 weiter.

Das größte Vermächtnis von H. A. Ironside umfasst die umfangreiche Sammlung von Schriften, die er hinterlassen hat. Er schrieb über 60 Bücher, zu denen noch zahlreiche Broschüren und Artikel hinzukommen. Sein Stil wird durch folgende Merkmale charakterisiert: (1) erbauliche Auslegung, (2) die einfache Darstellung komplizierter Fragen, (3) eine schöpferische Fähigkeit, anregende Formulierungen und Veranschaulichungen zu finden, die darauf abzielen, zu Herzen zu gehen und das Leben zu verändern, und (4) eine Weiterführung des Erbes der schlichten Bibelauslegung, die auf den Niagara-Bibelkonferenzen am Ende des 19. Jahrhunderts betont wurde.

Ironsides Schriften beschäftigten sich mit einer breiten Palette von Themen. Seine Bibelkommentare erfassen den gesamten Inhalt der neutestamentlichen Bücher sowie jedes prophetische Buch im Alten Testament. Außerdem sprach er themenbezogene Fragen wie die Taufe, die Wiederkunft, die Entrückung der Gemeinde, den Heiligen Geist, Probleme der Heiligung und das Gebet an. In A Historical Sketch of the Brethren Movement (1942, »Eine historische Skizzierung der Brüderbewegung«) stellte er seine Fähigkeiten als Historiker unter Beweis. Das Werk hebt die Entwicklung dieser Bewegung hervor, die zum großen Teil für die Verbreitung der von John Nelson Darby gelehrten Lehre von den Heilszeiten verantwortlich war, die Ironside selbst vertrat. In Random Reminiscences from Fifty Years of Ministry (1939, »Zusammengestellte Erinnerungen auf Fünfzig Jahren Predigtdienst«) gab Ironside anekdotenhafte Einblicke in sein Leben und seinen Dienst. Das Herz eines Pastors kann man in Full Assurance (»Völlige Gewissheit«) sehen - einem Werk, das die Zuversicht der Gläubigen zu vergrößern suchte. Ironside besaß auch den Eifer eines Evangelisten, wie man in seiner Veröffentlichung The Only Two Religions and Other Gospel Papers (»Die Einzigen Beiden Religionen und Andere Heilsbotschaften«) erkennen kann. Viele der publizierten Werke und Kommentare gingen auf Predigtreihen zurück. Sein Dienst umfasste annähernd sechzig Jahre fruchtbaren Wirkens. Letztendlich war er als geliebter Lehrer bekannt, der sich der wörtlichen prophetischen Auslegung widmete. Daraus leitete er den Glauben und die Hoffnung hinsichtlich des Kommens Jesu Christi im Sinne des Prämillennialismus - eines Kommens vor der Trübsal - ab.

Siehe auch: Darby, John Nelson; Dispensationalismus; Ironside, Henry Allan, Kontroverse .

Michael D. Stallard

E. Schuyler English, Ordained of the Lord: H. A. Ironside: A Biography (Neptune, N.J.: Loizeaux Brothers, 1976); H. A. Ironside, Four Golden Hours with Dr. Harry Ironside (London: Marshall, Morgan & Scott Ltd., 1939); derselbe, Heiligung - Zerrbild und Wirklichkeit (Bielefeld: CLV, 1989); derselbe, In the Heavenlies: Practical Expository Addresses on the Epistle to the Ephesians (Neptune, N.J.: Loizeaux Brothers, 1937); derselbe, Notes on the Minor Prophets (Neptune, N.J.: Loizeaux Brothers, 1909); L. I. Koppin, Hrsg., The Best of H. A. Ironside (Grand Rapids: Baker, 1981); George M. Marsden, Fundamentalism and American Culture (New York: Oxford University Press, 1980).


ISRAEL UND DIE GEMEINDE
Unterschiede

Eines der großen theologischen Schlachtfelder des traditionellen Christentums in all den Jahrhunderten war die Natur und Wesensart der Gemeinde, insbesondere in ihrer Beziehung zu ihrem biblischem Vorgänger Israel. Die beiden diesbezüglichen Hauptansichten sind, dass (1) die Gemeinde die Linie Israels weiterführt, und dass sich (2) die Gemeinde von Israel völlig unterscheidet.


ISRAEL UND DIE GEMEINDE
Unterschiede

Erste Ansicht: Die Gemeinde ist gleichbedeutend mit Israel

Die vorherrschende Sichtweise hat darin bestanden, dass die Gemeinde das »neue« Israel verkörpert - dies ist eine Fortsetzung des Heilskonzepts, das im Alten Testament mit Israel eingeführt wurde. Nach dieser Ansicht stellt die Gemeinde eine Verbesserung und Weiterentwicklung des mit Israel begonnenen Konzepts dar. Alle Verheißungen, die Israel in der Schrift gegeben wurden, finden in der Gemeinde ihre Erfüllung. Somit werden diejenigen Prophetien, die sich auf die Segnung und Wiederherstellung Israels im Gelobten Land beziehen, als vergeistigte Segenszusagen an die Gemeinde verstanden. Die mit Verurteilung und Gericht verbundenen Prophetien würden jedoch weiterhin im wörtlichen Sinne dem Volk Israel gelten.

Diese Ansicht wird manchmal als »Ersatztheologie« (Substitutionstheologie) bezeichnet, weil man die Gemeinde als Ersatz für Israel in Gottes Haushaltung sieht. Eines der mit dieser Sichtweise verbundenen Probleme ist u.a. die fortdauernde Existenz des jüdischen Volkes, besonders im Blick auf die in unserer Zeit erfolgte Neugründung des Staates Israel. Wenn Israel zum Aussterben verurteilt ist und es keine göttlich bestimmte Zukunft für es gibt, stellt sich die Frage: Wie erklärt man die Tatsache, dass das jüdische Volk seit der Gründung der Gemeinde fast zweitausend Jahre lang entgegen allen Erwartungen fortbesteht? Wie erklärt man außerdem die Rückkehr Israels in die Völkerfamilie, in der es als unabhängige Nation besteht - als ein Volk, das in mehreren Kriegen siegreich war und wirtschaftliche Erfolge erzielt?


ISRAEL UND DIE GEMEINDE
Unterschiede

Zweite Ansicht: Israel und die Gemeinde unterscheiden sich voneinander

Die andere Sichtweise wird unserer Meinung nach im Neuen Testament eindeutig gelehrt, ist aber während des größten Teils der Kirchengeschichte nicht beachtet worden. Diese Ansicht ist, dass die Gemeinde sich von Israel völlig unterscheidet sowie abhebt und beide nicht miteinander verwechselt werden sollten. Ja, die Gemeinde stellt eine ganz neue Schöpfung dar, die am Pfingsttag ins Leben gerufen wurde, nachdem Christus aus den Toten auferstanden war. Sie wird bis zu ihrer Aufnahme in den Himmel auf Erden fortbestehen - und zwar bis zu dem Zeitpunkt, da der Herr wiederkommt, um sie zu entrücken ( Eph 1,9-11 ). Keines der Fluch- oder Segensworte, die über Israel ausgesprochen wurden, bezieht sich direkt auf die Gemeinde. Nur dadurch, dass Gott es so gefügt hat, und nicht aufgrund ursprünglicher Auslegung ist die Gemeinde beispielsweise Teilhaber des Abrahamitischen und des Neuen Bundes.

Damit bleiben alle Israel geltenden Bundesschlüsse, Verheißungen und Warnungen unangetastet. Israel, das jüdische Volk im natürlichen Sinne, ist noch immer das, was es war. Sicher ist Israel während der vergangenen 19 Jahrhunderte der Zerstreuung an den Rand gedrängt worden. Die Gemeinde hat im Mittelpunkt des Handelns des Herrn gestanden, als sich das Evangelium auf der ganzen Welt ausgebreitet hat. Trotzdem achtet Gott sehr auf das jüdische Volk - obwohl es sich im Unglauben befindet - indem er es in Nöten und Verfolgungen aller Art bewahrt. Mitunter hat die Namenschristenheit selbst (dies muss man zu unserer Beschämung sagen) diese Verfolgungen der Juden veranlasst.

Gott hat das jüdische Volk nicht nur bewahrt, sondern auch seine Verheißung erfüllt, einen Überrest Israels in jeder Generation zu erhalten. Der Überrest Israels in diesem Zeitalter ist die Gesamtheit der Juden, die an Christus glauben, an der Seite der nichtjüdischen Gläubigen stehen und mit ihnen die Gemeinde, den Leib Christi ( Röm 11,5 ), bilden. In dieser Hinsicht überschneidet sich demnach ein Teil der Angehörigen des Volkes Israel (der gläubige Überrest) während des Gemeindezeitalters mit der Gemeinde. Doch dies rechtfertigt keine Gleichsetzung Israels mit der Gemeinde oder umgekehrt.

Zukünftig werden sowohl die Israel geltenden Warnungen Gottes als auch seine Verheißungen in Erfüllung gehen. Nachdem der Herr seinen Plan im Gemeindezeitalter ausgeführt und die Gemeinde bei der Entrückung in den Himmel gebracht hat ( 1Thes 4,16-18 ), wird Gott Israel auf den Hauptschauplatz des von ihm bestimmten Weltgeschehens zurückführen. Zunächst kommt die verheerende Zeit der Bedrängnis für Jakob ( Jer 30,7 ), auch als »große Trübsal« bekannt. Dies ist eine schreckliche siebenjährige Zeit, die in der ersten Hälfte relativ harmlos beginnt, deren Furchtbarkeit sich aber während der zweiten Hälfte bis zum letzten Höhepunkt hin steigert. Während dieser Zeit wird die Welt dafür gerichtet, dass sie Christus verworfen hat. Doch im spezielleren Sinne wird Israel gerichtet, geläutert und durch die Feuerproben der großen Trübsal auf die Wiederkunft des Messias vorbereitet. Dies ist das Unangenehme daran.

Das Schöne daran ist, dass zu dem Zeitpunkt, da Christus am Ende der Trübsal auf die Erde zurückkehrt, die Angehörigen des Volkes Israel bereit, willig und darauf ausgerichtet sein werden ihn anzunehmen. Dann werden sie verkünden: »Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn« ( Mt 23,39 ). So wie durch das Straucheln Israels der Welt beim ersten Kommen Christi Segen zuteil wurde, wird die Tatsache, dass Christus Israel bei seiner Wiederkunft annimmt, wie Leben aus den Toten sein ( Röm 11,15 ). Die nach der Trübsal noch lebenden Angehörigen des Überrests Israels (etwa ein Drittel des jüdischen Volkes, das in die Trübsal geht) werden errettet werden. Dann wird der Herr sein Reich in der Hauptstadt Jerusalem und auf Erden - genau auf den Schauplätzen seiner Jahrhunderte zuvor erfolgten Verwerfung - aufrichten. Israel wird das Haupt der Nationen und nicht mehr der Schwanz sein, wobei alle Nationen Vertreter nach Jerusalem entsenden werden, um den König der Könige und den Herrn der Herren zu ehren und anzubeten ( Jes 2,2-3; Mi 4,1 ). Die Gemeinde wird mit Christus zurückkehren und mit ihm eintausend Jahre lang herrschen ( Offb 20,1-5 ). Er selbst sagte seinen Jüngern, dass sie in der Wiedergeburt über die zwölf Stämme Israels herrschen würden ( Mt 19,28 ). Somit ist Israel in Gottes Plan nicht vergessen worden. Obwohl das jüdische Volk noch eine dunkle Zeit vor sich hat, gibt es einen herrlichen Schlussakkord seiner langen Geschichte.


ISRAEL UND DIE GEMEINDE
Unterschiede

Wie entstand in der Gemeinde die Ansicht, die Zeit Israels sei vorbei?

Die neutestamentliche Gemeinde war von den Höhen und Tiefen im Leben des jüdischen Volkes betroffen. Jesus war ein Jude, was auch für alle Apostel galt. Die Anliegen Israels in geistlicher und politischer Hinsicht bildeten einen sehr wichtigen Bestandteil ihres Lebens. Die größten Kämpfe der Urgemeinde wurden um die Beziehung zwischen Israel und der Gemeinde, zwischen Gesetz und Gnade sowie um die Gemeinschaft zwischen jüdischen und nichtjüdischen Christusgläubigen ausgetragen (Galaterbrief). Viele der jüdischen Gläubigen akzeptierten zunächst kaum die nichtjüdischen Geschwister. Im Laufe der Zeit, als die Nichtjuden die zahlenmäßig dominierende Gruppe in der Gemeinde wurden, kehrte sich die Haltung um. Der Galaterbrief zeigt, wie die Judenchristen versuchten, den Heidenchristen das mosaische Gesetz aufzubürden, während der Römerbrief erkennen lässt, wie die nichtjüdischen Christen begannen, sich gegenüber den (herausgebrochenen) Zweigen zu rühmen ( Röm 11,18 ), indem sie gegen die Stellung Israels in Geschichte und Theologie Vorbehalte hatten.

Immerhin begann schon nach einer gewissen Zeit, vielleicht bereits nach einigen Jahrhunderten, die überwältigende Mehrheit der Nichtjuden in der Gemeinde, Israel als Überbleibsel anzusehen, das sich überlebt hatte. Ja, die vorherrschende christ liche Sicht bestand darin, dass die 70 n. Chr. durch die Römer erfolgte Zerstörung Jerusalems und des Tempels das offizielle und göttlich bestimmte Ende des jüdischen Volkes sei, das nie wieder seine nationale Eigenständigkeit erlangen sollte. Die Tatsache, dass Jerusalem in Trümmern lag und das jüdische Volk über die ganze Welt zerstreut war, wurde als schlüssiger Beweis dafür angesehen, dass Gott mit Israel als Volk für immer abgeschlossen hatte. Die Existenz des jüdischen Volkes hatte nur noch den Zweck, die Welt daran zu erinnern, welch ein schweres Gericht Gott an einem ungehorsamen Volk vollstreckt.

Israel

Gemeinde

Geburt: Leiblich

Geburt: Geistlich

Beschneidung des Fleisches Verheißung: Himmel als Erbe

Beschneidung des Herzens Verheißung: Land als Erbe

Leitung: Davidische Monarchie

Priester

Gemeinwesen

(Nationalstaat)

Tempelgottesdienst

Leitung: Apostel

Hirten

Leib Christi

Dezentralisierter Gottesdienst

Tieropfer

Mahl des Herrn

Bestimmung: Tausendjähriges Reich

Bestimmung: Entrückung/Herrschaft

Messianischer König

Messianischer Retter

Frau Gottes, ihm in der Wüste angetraut

Braut des Lammes, ihm verlobt

Levitisches Priestertum

Melchisedekisches Priestertum

Jerusalem im Mittelpunkt

Mission im Mittelpunkt

Gläubiger Überrest

Geistliche Minderheit

Hält den Sabbat

Feiert den Tag des Herrn

Feiert die Feste

Besitzt die Erfüllung der Feste

Ewigkeit: Tore/Neues Jerusalem

Ewigkeit: Grundsteine des Neuen Jerusalem

Es stellt sich jedoch die Frage: Was geschieht mit den alttestamentlichen Verheißungen Gottes an Israel, wenn diese rigorose Sicht im Blick auf Israel zutreffen würde? Für diejenigen, die behaupteten, an die ganze Bibel als Wort Gottes zu glau ben, war dies ein großes Problem. Wie konnte ein treuer Gott hinsichtlich seiner Verheißungen an sein altes Volk wortbrüchig werden? Um diese Problem zu lösen, musste man theologisch außerordentlich gewandt sein und tief in die theologische Trickkiste greifen. Diese Theologen vertraten die Meinung, dass mit dem biblischen Israel nicht wirklich Israel gemeint sei - insbesondere dann nicht, wenn es um die Verheißungen ewigen Segens geht. Stattdessen sei mit Israel etwas anderes gemeint - nämlich ein Gebilde, das dann im Neuen Testament als Gemeinde bekannt wurde. Die Gemeinde wurde zum neuen Israel, wobei man im Rahmen dieser bemerkenswerten Umwandlung den Segen, wo immer er im Alten Testament Israel verheißen wurde, nun auf die Gemeinde bezog. Dies ist eine Ersatztheologie (Substitutionstheologie): Die Gemeinde hat die Stelle Israels eingenommen.

Die Substitutionstheologie gab es bereits vor dem Ende des ersten Jahrhunderts, wurde aber erst am Ende des vierten Jahrhunderts zur offiziellen Position führender kirchlicher Persönlichkeiten. Damals verhalf Augustinus diesem Konzept zum Durchbruch, und zwar hauptsächlich in seinem Werk Der Gottesstaat . Darin zeigt Augustinus eigentlich, dass er vorher Chiliast gewesen sei, d.h. dass er an die tausendjährige Herrschaft Christi auf Erden nach seiner Wiederkunft geglaubt habe. Diese Lehre entspricht unserer heutigen Darstellung des Prämillennialismus. Augustinus war jedoch zu der Schlussfolgerung gekommen, dass diese Ansicht fleischlich sei. Daraufhin hatte er die Anschauung übernommen, dass die Herrschaft Christi eher geistlich ausgerichtet und im Grunde während des Zeitalters der Gemeinde einzuordnen sei. Solch eine Auffassung bedingte die heilsgeschichtliche Ausschaltung Israels und die Aufgabe aller Verheißungen, die Gott dem jüdischen Volk gegeben hat. Diese Segensverheißungen würden jetzt innerhalb des kirchlichen Rahmens erfüllt werden.

Diese Ansicht, die in der Christenheit unterschwellig vorhanden gewesen war, gewann jetzt in der gesamten kirchlichen Welt an Einfluss. Von da an wurde die theologische Verwurzelung in der Geschichte Israels aufgegeben, wobei die vorherrschende Sicht des Christentums darin bestand, dass es für Israel keine Zukunft gebe. Die Substitutionstheologie war die Lehre, die kirchengeschichtlich gesehen das Mittelalter, die Kreuzfahrerzeit und die Reformation überdauert hat. Erst während des 19. Jahrhunderts ist die Sicht von der Vorentrückung und der Zukunft Israels in der evangelikalen Christenheit in den Vordergrund getreten. Trotzdem beinhaltet es die Ansicht einer Minderheit.


ISRAEL UND DIE GEMEINDE
Unterschiede

Schmälert Israels Zukunft die Herrlichkeit der Gemeinde?

Es gibt die Ansicht, dass die Stellung der Gemeinde irgendwie beeinträchtigt wird, wenn Israel in seiner Bundesbeziehung zu Gott nicht aufgehört hat zu existieren und wenn es im göttlichen Heilsplan noch einer Zukunft entgegensieht. Ist solch ein Einwand berechtigt? Wer ihn vorbringt, erweckt fast den Eindruck, als sei die Gemeinde auf Israel eifersüchtig und fürchte, sie und Christus würden irgendetwas einbüßen, wenn sie Israels künftige Verheißungen anerkenne. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.

Vielmehr wird da, wo die Gemeinde Israels Stellung anerkennt, die wahre Einzigartigkeit und Herrlichkeit des Leibes Christi sichtbar. Dieser herausgerufene Leib, der aus gläubigen Juden und Heiden während des Gemeindezeitalters besteht, ist das Höchste, was der Herr geschaffen hat - höher als das Universum, als all die Engel, die Nationen und Israel. Unser Haupt, unser Bräutigam, unser Freund ist der Sohn Gottes selbst. Wir werden mit ihm regieren, wenn er auf Erden herrscht, und die 12 Apostel werden über die 12 Stämme Israels regieren. Ja, in Ewigkeit werden die Engel, die wir richten werden, uns anschauen, weil sie in uns den größten Erweis der Gnade Gottes sehen. Das ist unsere Bestimmung. Warum sollten wir uns dann angesichts dessen, was Gott dem jüdischen Volk verheißen hat, aus der Fassung bringen lassen? Weshalb sollten wir angesichts der künftigen Bestimmung Israels eifersüchtig sein? Wie kurzsichtig wären wir dann! Ja, die größte und erhabenste Stunde der Gemeinde wird kommen, wenn Israel in nationaler und geistlicher Hinsicht bei der Wiederkunft des Herrn zu ihm zurückgeführt wird! Wir werden als seine herrliche Braut aus dem Himmel auf die Erde zurückkehren, um über Israel und die Welt zu herrschen.

Wenn wir daher nicht an geistlicher Kurzsichtigkeit leiden wollen, müssen wir anerkennen, was der Herr mit Israel tut, statt davor die Augen zu verschließen, als würde dies mit unseren eigenen Interessen kollidieren. Vielmehr sollten wir uns über diese Entwicklungen von ganzem Herzen freuen, weil unsere eigene Erlösung immer näher rückt.

Die Übersicht oben zeigt einige der vielen Aspekte, in denen sich Israel und die Gemeinde unterscheiden. Obwohl beide eine Bundesbeziehung zum Herrn haben, sind die Unterschiede zwischen den Merkmalen dieser Bundesschlüsse derart groß, dass sie nicht miteinander verwechselt werden dürfen.

 

Thomas S. McCall


ISRAELOGIE
Lehre

Die Israelogie bezieht sich auf einen Teilbereich der systematischen Theologie (hier auf die systematische Theologie der Lehre der HEilszeiten beschränkt). Sie schließt alle theologischen Lehren ein, die das Volk Israel in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft betreffen.


ISRAELOGIE
Lehre

Israels Vergangenheit

Israels Erwählung

Die Erwählung Israels wird in der Schrift eindeutig gelehrt ( 5Mo 4,37; 7,6-8; 14,2; 26,18 ). Die Grundlage für Israels Erwählung als Volk bildet Gottes Bundesbeziehung zu den Erzvätern ( 5Mo 10, 15-16 ). Der Zweck der Auserwählung Israels ist u.a. die Berufung, ein Königreich von Priestern zu sein ( 2Mo 19,6 ). Ferner sollte es der Empfänger göttlicher Offenbarungen sein ( 5Mo 4,5-8; 6,6-9; Röm 3, 1-2 ), die Lehre von dem einen Gott verbreiten ( Jes 43,10-12 ) und Ursprungsvolk des Messias sein ( Röm 9,5; Hebr 2,16-17; 7,13-14 ).


ISRAELOGIE
Lehre

Israels Vergangenheit

Die bedingungslosen Bundesschlüsse

Zweitens betrifft es die vier bedingungslosen Bündnisse, die Gott mit Israel geschlossen hat (als Abrahamitischer Bund, Bund der Landverheißung, Davidischer Bund und Neuer Bund bekannt; im Blick auf Einzelheiten siehe die Ausführungen unter den jeweiligen Überschriften).


ISRAELOGIE
Lehre

Israels Vergangenheit

Der mosaische Bund

Drittens ist der mosaische Bund und das Gesetz des Mose betroffen. Das Schlüsselelement des mosaischen Gesetzes stellte das blutige Opfer dar ( 2Mo 17,11 ). Das Blut der Opfertiere konnte jedoch die Sünde der alttestamentlichen Heiligen nur bedecken und nicht wegnehmen. Der Inhalt des mosaischen Bundes war das Gesetz des Mose, das weder den Nationen noch der Gemeinde, sondern ausschließlich Israel gegeben wurde ( 2Mo 19,3-8; 5Mo 4,7-8; Ps 147,19-20; Mal 3,22 ). Zu den Aufgaben des Gesetzes gehörte nie, Heilsmittel zu sein, da die Rettung immer aus Gnade durch Glauben erfolgt. Dennoch wurde uns Aufschluss darüber gegeben, dass das Gesetz mindestens neun Ziele hatte:

1. Das Gesetz sollte die Heiligkeit Gottes und den Maßstab der von ihm geforderten Gerechtigkeit offenbaren ( 3Mo 19,1-2.37; 11,44; 1.Pet 1,15-16 ). Aus diesem Grund war das Gesetz selbst heilig, gerecht und gut ( Röm 7,12 ).

2. Das Gesetz sollte die Lebensregel für die alttestamentlichen Gläubigen sein ( 3Mo 11,44-45; 19,2; 20,7-8.26 ). Für den alttestamentlichen Gläubigen war das Gesetz der Mittelpunkt seines individuellen geistlichen Lebens und seiner Freude ( Ps 119 ).

3. Das Gesetz sollte für Israel Anlässe zur individuellen und gemeinschaftlichen Anbetung schaffen, wofür die sieben heiligen Feste in 3Mo 23 ein Beispiel sind.

4. Das Gesetz sollte die Israeliten als eigenständiges Volk erhalten ( 3Mo 11,44-45; 5Mo 7,6; 14,1-2 ). Dies war der Grund für viele spezielle Gesetze hinsichtlich der Ernährung, Kleidung und anderer Bereiche ihres täglichen Lebens.

5. Als Zwischenwand der Umzäunung sollte das Gesetz den Angehörigen der Nationen zeigen, wie fern sie vom Genuss der geistlichen Segnungen der Bundesschlüsse Israels waren ( Eph 2,11-16 ).

6. Das Gesetz sollte Sünde aufdecken ( Röm 3,19-20; 5,20; 7,7 ).

7. Durch das Gesetz wurden die Sünden mehr und das Gesetz strenger ( Röm 4,15; 5,20; 7,7-13; 1Kor 15,56 ).

8. Das Gesetz sollte zeigen, dass der Sünder von sich aus nichts tun konnte, um Gott zu gefallen, und nicht imstande war, es vollkommen zu halten, um die Gerechtigkeit des Gesetzes zu erlangen ( Röm 7,14-25 ).

9. Das Gesetz sollte den Sünder zum Glauben, letztendlich zum Glauben an den Messias, leiten ( Röm 8,1-4 ; Gala 3,24-25 ).

Das Zeichen des mosaischen Bundes war der Sabbat ( 2Mo 31,12-17 ). Er war ein Symbol dafür, dass Gott Israel aus dem Land Ägypten herausgeführt hatte, ein Symbol des Auszugs ( 5Mo 5,12-15; Hes 20,12.20 ).


ISRAELOGIE
Lehre

Israels Vergangenheit

Der Überrest Israels

Viertens betrifft es die Existenz des Überrests Israels. Dies bedeutet, dass es innerhalb des Volkes Israel immer einige gibt, die glauben, wobei alle Glaubenden Israels den Überrest dieses Volkes umfassen. Obwohl der Überrest an einem beliebigen Punkt der Geschichte klein oder groß sein mag, gab es nie eine Zeit, in der er verschwunden war. Nur Gläubige, und zwar jüdische Gläubige, bilden den Überrest. Außerdem gehört der Überrest immer zum Volk. Nie ist er als separates Gebilde vom Volk getrennt. Dieser Überrest besitzt eine Eigenständigkeit, aber eben innerhalb des Volkes. Der Grundgedanke des Überrests ist seit den geschichtlichen Anfängen Israels zu finden - seit der Zeit, da sich die Angehörigen dieses Volkes vermehrten. Als Lehre entstand die eigentliche Theologie des Überrests jedoch mit dem Propheten Elia ( 1Kö 17-19 ) und wurde dann von den anderen Propheten weiterentwickelt.


ISRAELOGIE
Lehre

Israels Gegenwart

Der Heilsplan des Reiches Gottes

Das Konzept des Reiches Gottes wird im Wesentlichen als »Gottes Herrschaft« definiert. Dazu gehören Gott als König und das Reich, worüber er herrscht. Obwohl Begriffe wie »Reich Gottes« und »Reich der Himmel« Synonyme sind, gibt es fünf Facetten im Heilsplan des Reiches Gottes: das allumfassende bzw. ewige Reich; das geistliche Reich; das theokratische Reich; das messianische bzw. Tausendjährige Reich und die geheimnisvolle Gestalt des Reiches (siehe auch Reich Gottes, Reich der Himmel; Allumfassendes Reich und Reich des Mittlers; Gleichnisse des Reiches; und Theokratisches Reich ).


ISRAELOGIE
Lehre

Israels Gegenwart

Die Verwerfung von Jesus als Messias und die daraus resultierenden Ergebnisse sowie Konsequenzen

In Mt 12-13 verwerfen die Juden offiziell Jesus als Messias, indem sie ihn beschuldigen, von Dämonen besessen zu sein. Zu diesem Zeitpunkt wird das Angebot des messianischen Reiches zurückgezogen. An seiner Stelle wird der Plan des verborgenen Reiches eingeführt. Die Konsequenz für Israel besteht in der kommenden Zerstörung Jerusalems und des Tempels - ein Ereignis, das 70 n. Chr. stattfand. Die unvergebbare Sünde bzw. die Lästerung des Heiligen Geistes wird daher als die Tatsache definiert, dass die Juden als Volk die Messianität Jesu verwarfen, während er unter ihnen weilte, und sie behaupteten, er sei von Dämonen besessen.


ISRAELOGIE
Lehre

Israels Gegenwart

Die bedingungslosen Bundesschlüsse

Der dritte Aspekt hat mit der Frage zu tun, inwiefern die bedingungslosen Bundesschlüsse Israels in der Gegenwart gelten - der Zeit zwischen seiner Verwerfung und seiner Annahme von Jesus als Messias. Eine andere Schlüsselfrage ist, in welcher Beziehung die Gemeinde zu den bedingungslosen Bundesschlüssen steht, insbesondere zum Neuen Bund (siehe auch: Neuer Bund ). Hier spielen Fragen hinein wie z.B. die Verpflichtung der gläubig gewordenen Heiden gegenüber jüdischen Gläubigen ( Röm 15,25-27 ), das Ziel der Errettung von Heiden, also die Sammlung eines aus den Nationen genommenen Volkes, das Gottes Namen verherrlicht ( Apg 15,13-18 ). Außerdem geht es darum, dass einzelne Juden zur Eifersucht gereizt werden, so dass sie zum Glauben kommen und zu Angehörigen des heutigen Überrests Israels werden ( Röm 11,11-14 ).


ISRAELOGIE
Lehre

Israels Gegenwart

Der mosaische Bund und das Gesetz des Mose

Welche Stellung haben der mosaische Bund und das Gesetz des Mose? Die Israelogie lehnt jeden Versuch ab, das Gesetz aufzuspalten, ob nun in zwei Teile (die Zehn Gebote und die 603 Einzelgebote) oder in drei (das Zeremonial-, Sitten- und Zivilgesetz). All diese Versuche sollen dazu dienen, einen Teil des Gesetzes als noch gültig beizubehalten und die anderen Teile außer Kraft zu setzen. Die Israelogie betont nachdrücklich, dass das mosaische Gesetz eine großartige Einheit ist und dass der Verstoß selbst gegen ein Gebot bedeutet, das ganze Gesetz gebrochen zu haben ( Jak 2,10 ). Gemäß dem Neuen Testament ist mit dem Tod des Messias das gesamte mosaische Gesetz ungültig geworden ist ( Röm 10,4; Gal 2,19; 3,23-4,7; Hebr 7, 11-18; Eph 2,14-15; 2Kor 3,2-11 ). Obwohl es keine Verpflichtung mehr gibt, das mosaische Gesetz zu halten, bedeutet das nicht, dass die an der Heilszeitenlehre orientierte Israelogie gegen das Gesetz sei, denn sie lehrt eindeutig, dass es ein neues Gesetz gibt, das »Gesetz des Christus« genannt wird ( Gal 6,2 ; vgl. Röm 8,2 ). Wie das mosaische Gesetz hat das Gesetz des Christus viele Einzelgebote, von denen einige den des mosaischen Gesetzes entsprechen, während andere sich davon unterscheiden oder entsprechenden Geboten im mosaischen Gesetz gar widersprechen. Da außerdem der Sabbat das Zeichen des mosaischen Bundes war, hat auch seine gesetzlich vorgeschriebene Einhaltung als Ruhetag aufgehört. Somit ist der Wochentag, an dem wir ruhen sollen, im Zeitalter der Gnade nicht näher angegeben, obwohl die Gemeinde verpflichtet ist, regelmäßig als Gemeinschaft zusammenzukommen ( Hebr 10,26 ). Dabei gibt es im Blick auf den Sonntag nichts, was an ihm besonders heilig ist. Auf ihn wird auch nie als Sabbat oder als Tag des Herrn, sondern nur als »erster Tag der Woche« Bezug genommen.


ISRAELOGIE
Lehre

Israels Gegenwart

Israel und die Gemeinde

Fünftens ist die Unterscheidung zwischen Israel und der Gemeinde betroffen (siehe: Israel und die Gemeinde, Unterschiede.)


ISRAELOGIE
Lehre

Israels Gegenwart

Der moderne Staat Israel

Sechstens ist der moderne Staat Israel betroffen, der im Jahre 1948 entstand. Die Israelogie sieht dieses Ereignis als eindeutige Erfüllung der Prophetie, obwohl damit nicht die endgültige, in den Schriften vorausgesagte Wiederherstellung (Rückführung) in Erfüllung ging. Israelologen erkennen an, dass die Bibel von zwei weltweiten Rückführungen des jüdischen Volkes spricht. Zunächst soll es eine Rückführung im Unglauben geben, womit das Gericht in der Trübsal vorbereitet wird.

Dann wird es eine weltweite Rückführung im Glauben geben in Vorbereitung auf den Segen des messianischen Reiches. Obwohl der Staat Israel keine Erfüllung der Prophetien hinsichtlich der zweiten Rückführung ist, gehen mit ihm gewiss Weissagungen bezüglich der ersten in Erfüllung ( Hes 20,33-38; 22,17-22; Zeph 2,1-2 ; im Blick auf daraus resultierende Belegstellen siehe Hes 36,22-24 und Jes 11,11-12 ).


ISRAELOGIE
Lehre

Israels Gegenwart

Röm 9,1-11,24 : Der Überrest Israels und der Ölbaum

In Röm 9-11 findet sich die Lehre des Paulus, die sich mit dem Überrest Israels und dem Ölbaum befasst. Diesbezügliche Erörterungen sollte man in einer Wechselbeziehung zu 1Petr 2,1-10 sehen. Der dortige Text lehrt uns, dass Israel zwar als Ganzes hinsichtlich seiner Berufung von 2Mo 19 versagt hat, dies aber nicht für den Überrest gilt. Es ist daher der Überrest, der das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, die heilige Nation und ein Volk zum Besitztum Gottes ist. In Röm 9-11 geht es um Folgendes: Die Tatsache, dass Israels Jesus als Messias verwarf, hat Gott nicht überrascht, sondern gehörte sogar zu Gottes Plan ( 9,1-29 ). Heute, im gegenwärtigen Zeitalter, wirkt Gott nicht auf nationaler, sondern auf individueller Ebene. Daher wird jeder Einzelne - Jude oder Heide - der den Namen des Herrn anruft, errettet werden ( 9,30-10,21 ). Paulus weist dann darauf hin, dass Israel nicht völlig beiseite gesetzt ist, weil es noch immer einen Überrest gibt, der zum Glauben kommt ( 11,1-11 ). Daher ist der Gedanke des Überrests aus dem Alten Testament in das Neue Testament hinübergenommen worden. Der heutige Überrest besteht aus Juden, die an Jesus als Messias glauben. Israel strauchelte, damit das Heil zu den Nationen hinausgelangen konnte ( 11,11-15 ). Dennoch ist das Heil der Heiden der Errettung der Juden dahin gehend nachgeordnet, als das Heil der Heiden die Juden zur Eifersucht reizen soll. Indem Gläubige aus den Nationen Juden zur Eifersucht reizen, schenkt es Gott, dass Juden zu Angehörigen des heutigen Überrests werden.

Im Bild des Ölbaums ( 11,16-24 ) verkörpert der Baum nicht Israel, da Israel durch die natürlichen Zweige dargestellt wird. Auch ist der Ölbaum kein Bild für die Gemeinde oder die Heiden in der Gemeinde, weil diese durch die wilden Zweige des Ölbaums verkörpert werden. Vielmehr stellt der Ölbaum einen Ort geistlicher Segnungen dar, die den bedingungslosen Bundesschlüssen Israels entspringen, wobei jetzt jüdische und heidnische Gläubige daran Anteil haben. Der Baum selbst jedoch gehört weiterhin dem jüdischen Volk. Weil sie im Besitz des Ölbaums sind, ist die Erwartung berechtigt, dass es schließlich eine nationale Rückführung geben wird.


ISRAELOGIE
Lehre

Israels Gegenwart

Hebräerchristentum oder messianische Juden

Achtens ist das Hebräerchristentum betroffen bzw. die heutigen messianischen Juden und ihre Doppelfunktion - als Angehörige des Überrests Israels und als Glieder der Gemeinde, des Leibes des Messias. Juden, die an Jesus glauben, bleiben Juden. Ebenso bleiben Heiden, die zum Glauben an Jesus kommen, Heiden, ohne eine Art geistlichethnischer Identitätsumwandlung zu geistlichen Juden oder zu einem geistlichen Israel zu erleben. Jüdische Gläubige unserer Zeit haben nicht nur am Leib des Messias und daher an seinen Verpflichtungen Anteil, sondern besitzen auch eine jüdische Identität, die ihnen andere Pflichten wie die Beschneidung des Abrahamitischen Bundes auferlegt. Obwohl messianische Juden von der Verpflichtung gegenüber dem mosaischen Gesetz befreit sind, bedeutet Freiheit für sie auch, dass sie frei sind, Dinge zu befolgen, die sie aus freiem Entschluss einhalten wollen.


ISRAELOGIE
Lehre

Israels Gegenwart

Die an Hebräerchristen bzw. messianische Juden gerichteten Schriften des Neuen Testaments

Zu guter Letzt sind die Schriften betroffen, die an Hebräerchristen bzw. messianische Juden gerichtet sind - jene neutestamentliche Bücher, die besonders für jüdische Gläubige relevant und/oder an sie gerichtet sind. Dazu gehören das Matthäusevangelium, das an Juden geschrieben wurde und jüdische Fragen anspricht - insbesondere den Heilsplan des Reiches Gottes und das Problem, wie dieser durch die Verwerfung des Messias beeinflusst wurde. Außerdem sind die ersten 15 Kapitel der Apostelgeschichte für die Israelogie von besonderem Interesse, da sie sich auf die jüdische Urgemeinde und letztlich auf die Frage konzentrieren, in welcher Beziehung sie zum Heidenchristentum steht. Von den 21 Briefen wurden fünf speziell an jüdische Gläubige geschrieben: Hebräer-, Jakobus-, 1. und 2. Petrusbrief sowie Judas. Schließlich geht das Buch der Offenbarung vorwiegend in den Kapiteln 7; 12 auf Israel ein.


ISRAELOGIE
Lehre

Israels Zukunft

Israel und das Zeitalter der Gemeinde

Aufgrund der Schriften muss es vor dem Beginn der Trübsal eindeutig eine Rückführung Israels geben. Dies ging 1948 in Erfüllung. Als Israel 1967 die Altstadt Jerusalems eroberte, war dies ein weiterer Meilenstein biblischer Prophetie im Zeitalter der Gemeinde.


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Israels Zukunft

Israel und die Trübsal

Israel steht in mancher Hinsicht in einer Beziehung zur Trübsal. Zu den verschiedenen Zielen der Trübsal gehören mindestens zwei, die direkt mit der Lehre von Israel zu tun haben. Es wird durch das Wirken der 144000 Juden zu einer großen, weltweiten Erweckung kommen ( Mt 24, 14; Offb 7,1-17 ). Außerdem besteht ein Hauptziel der Trübsal darin, den Eigenwillen der Angehörigen des Volkes Israel zu brechen ( Dan 12,5-7 ), um sie zu veranlassen, an den Messias zu glauben ( Hes 20,33-38 ). Somit geht es in der Trübsal vor allem darum, Israels Errettung als Volk herbeizuführen. Die Trübsal kann erst beginnen, wenn der auf sieben Jahre hin angelegte Vertrag zwischen Israel und dem Antichristen unterzeichnet worden ist ( Dan 9,24-27; Jes 28,14-22 ). Ein großer Teil der Prophetie hebt Israels Rolle in der Trübsal hervor - einer von ihm als einmalig beschriebenen Zeit, der »Zeit der Bedrängnis für Jakob« ( Jer 30,4-7 ). Eine allgemeine Beschreibung Israels in der Trübsal kann man in Jesaja 3,1-4,1 finden. Eine Reihe von Stellen zum »Tag des HERRN« gelten in einzigartiger Weise für Israel ( Hes 13, 1-7; Joe 2,1-11; 4,14-17; Am 5,18-20; Zeph 1,7-13 ). Er wird als Zeit des globalen Antisemitismus und einer weltweiten Judenverfolgung dargestellt ( Mt 24,15-28; Offb 12,1-17 ). Die letztgenannte Stelle lässt erkennen, dass Satan einen besonderen Krieg gegen die Juden führen und versuchen wird, alle Angehörigen dieses Volkes ein für alle Mal auszurotten. Andererseits weist Dan 12,1 darauf hin, dass der Erzengel Michael für Israel kämpfen wird, um zu gewährleisten, dass Israel als Volk überlebt. Die Bilanz für die in der Trübsal lebenden Juden wird sein, dass zwei Drittel seiner Bevölkerung in der zweiten Hälfte der Trübsal umkommen, doch das überlebende Drittel wird die Errettung Israels als Volk erleben ( Sach 13, 8-9 ). Außerdem wird offenbart, dass während der Trübsal die überlebenden Juden einen Ort bzw. eine Stätte haben werden, an der sie Zuflucht nehmen können ( Jes 33,13-16; Mt 24,16; Offb 12,16 ). Ebenso heißt es, dass der Ort, wo der Überrest Israels versteckt werden wird, die Stadt Bozra ist ( Mi 2,12 ). Dies ist ein im Land Edom gelegener Ort, das heute dem Gebiet südlich des Toten Meeres entspricht ( Dan 11,40-45 ). Viele nehmen an, dass Bozra die moderne Stadt Petra ist.

Schließlich muss man sich auf den Gedanken des Überrests konzentrieren, wenn man sich mit den Juden in der Trübsal befasst. Auch dann wird es einen Teil des jüdischen Volkes geben, der aus Gläubigen besteht. Darunter werden die 144000 Versiegelten ( Offb 7,1-8 ) und die beiden Zeugen ( Offb 11,3 ) sein. Die Tatsache des Überrests wird in Jesaja 10,20-23 dargelegt. Seine Angehörigen werden imstande sein, die Trübsal zu überleben, weil sie von Gott geschützt ( Jes 41,8-16 ) und versorgt werden ( Jes 41,17-20; 65,8-16 ).


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Israel und die Wiederkunft

Die Bibel lehrt nachdrücklich, dass für die Entrückung der Gemeinde keine Vorbedingungen irgendwelcher Art nötig sind und dieses Ereignis unmittelbar bevorsteht, während die Wiederkunft erst erfolgen kann, wenn Israel als Volk errettet worden ist. Bis ganz Israel errettet ist, wird es keine Wiederkunft oder kein messianisches Reich geben ( 3Mo 26,40-42; Jer 3,11-18; Hos 5,15-6,3; Sach 12,10-13,1; Mt 23, 37-39 u.a.). Schließlich werden aufgrund der Trübsalsgerichte viele Angehörige des Volkes Israel die Wiedergeburt erleben ( Hos 6,1-3 ). An diesem Punkt kommt der restliche Teil der paulinischen Lehre von Israel hinzu ( Röm 11,25-36 ), worin er eindeutig voraussagt, dass - nachdem die Vollzahl der Nationen eingegangen ist - Gott wieder mit Israel handelt, bis ganz Israel errettet ist. Wenn die Angehörigen dieses Volkes errettet werden, indem sie sich dem Messias zuwenden, werden sie ihn inständig bitten wiederzukommen ( Ps 79; 80; Jes 63,19-64,11; Joe 3,1-5; Sach 12,10-13,1.7-9 ). Weil der Überrest Israels aus allen gläubigen Juden besteht und weil unmittelbar vor der Wiederkunft ganz Israel errettet werden wird, sind »ganz Israel« und »der Überrest Israels« letztendlich synonyme Begriffe - eine Tatsache, auf die in Micha 2,12-13 hingedeutet wird.

Ein weiter von der Israelogie hervorgehobener Punkt ist der, dass es bei der Wiederkunft das Gericht über die Nationen geben wird. Diese Angehörigen der Nationen werden aufgrund ihrer Judenfeindlichkeit oder -freundlichkeit gerichtet - ein Tatbestand, welcher der Beweis ihres vorhandenen oder fehlenden Glaubens ist. Er entscheidet weiterhin darüber, wer unter den Heiden in das messianische Reich eingehen und wer unter ihnen ausgeschlossen werden wird ( Joe 4,1-3; Mt 25,31-46 ).

Schließlich wird damit auch die Auferstehung der alttestamentlichen Gläubigen einhergehen, die dann - zusammen mit den überlebenden Angehörigen des Volkes Israel - Anteil am messianischen Reich haben werden ( Jes 26,19; Dan 12,2 ).


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Israel und das messianische Reich

In der Israelogie beruht der Glauben an das messianische Reich auf zwei Sachverhalten: den unerfüllten Verheißungen des bedingungslosen Bundes und den noch ausstehenden Erfüllungen der Weissagungen jüdischer Propheten. Sie bestreitet, dass die Grundlage für den Glauben an das messianische Reich ausschließlich in Offb 20 zu finden ist. Außerdem gibt es vier Aspekte der letzten Wiederherstellung Israels, wobei jeder Aspekt auf einem speziellen Bund beruht: die Wiedergeburt (geistliche Erneuerung) Israels gründet sich auf den neuen Bund. Die Rückführung Israels beruht auf dem Bund der Landverheißung. Der Besitz des Landes stützt sich auf den Abrahamitischen Bund, während sich die Wiederaufrichtung des davidischen Throns auf den davidischen Bund gründet. Jede dieser noch nicht erfüllten Bundesverheißungen wird von den Propheten weiter entfaltet.

Andere Merkmale der letzten Wiederherstellung Israels werden darin bestehen, dass die Angehörigen dieses Volkes wiedervereinigt werden ( Jer 3,18; Hes 37, 1-23 ). Alle Heiden werden dann auf sie sehen ( Jes 14,1-2; 49,22-23; 60,1-3; 61,4-9; Mi 7,14-17; Zeph 3,20; Sach 8,23 ). Außerdem wird Israel als Volk über die Nationen herrschen ( 5Mo 15,6; 28,13; Jes 49,22-23; 61,6-7 ). Die Angehörigen des Gottesvolkes werden von Gerechtigkeit, Heiligkeit, Frieden, Gewissheit, Freude und Fröhlichkeit gekennzeichnet sein ( Jes 32,16-20; 35,5-10; 51,3; 55,12-13; 61,10-11 ). Dann wird es auch einen neuen Berg in der Mitte des Landes geben, der als »der Berg des Hauses des HERRN« bekannt ist ( Jes 2,2-4; 27,13; 56,6-8; 66,20; Mi 4,1-2; Hes 17,22-24; 20,40-41; 41,1-4; 45,1-8; 48,8-22 ). Es wird ferner einen Tempel des Tausendjährigen Reiches geben (Hesl 40,5-43,27 ), zu dem eine entsprechende Priester- und Opferordnung gehört ( Hes 44,1-46,24 ). Dies wird für Israel ein sichtbares Erinnerungszeichen dafür sein, was Christus am Kreuz getan hat, und zwar genauso, wie dies Brot und Kelch für die Gemeinde im gegenwärtigen Zeitalter tun. Außerdem kann dies auch dazu dienen, dass der Gläubige des Tausendjährigen Reiches, der gesündigt hat, in die Gemeinschaft zurückgebracht wird. Darüber hinaus wird es einen Strom des Tausendjährigen Reiches geben ( Hes 47,1-12 ), dessen Quelle sich im Tempelbereich ( Joe 4,18 ) südlich von Jerusalem befinden wird ( Sach 14,8 ). Dort wird er sich in zwei Teile teilen, wobei eine Hälfte zum Mittelmeer hin und die andere Hälfte zum Toten Meer hin fließt. Das jüdische Volk wird sich wieder sammeln und das Land in den einzelnen Stammesgebieten von neuem besiedeln ( Hes 47,13-48,29 ). Die Beschreibung Jerusalems im Tausendjährigen Reich ist ein Hauptthema der alttestamentlichen Prophetie.

Die Tatsache, dass ganz Israel während des gesamten messianischen Reiches ein errettetes Volk bleiben wird, bedeutet schließlich auch, dass ganz Israel dem Überrest Israels in der gesamten Zeit des Reiches entsprechen wird.


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Israel und die Ewigkeit

Selbst im Neuen Jerusalem der Ewigkeit wird es Unterschiede zwischen Israel (den Heiligen des Alten Testaments) und der Gemeinde geben ( Hebr 12,22-24 ). Außerdem werden die zwölf Tore des Neuen Jerusalems der Ewigkeit nach den zwölf Stämmen Israels genannt werden ( Offb 21,12-13 ). So wird man in alle Ewigkeit an diese jüdischen Namen denken. Durch diese Tore werden die Gerechten der Nationen ihre Herrlichkeit hineinbringen ( Offb 21,25-26 ). Die Erwähnung der Nationen (auch in V. 24 ) zeigt, dass die Besonderheiten Israels und der Nationen bis in alle Ewigkeit beibehalten werden.


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Andere relevante Themen

Die Israelogie betrifft auch Fragen in Zusammenhang mit Israel, die man nicht in diese drei Zeitebenen einordnen kann.


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Andere relevante Themen

Die für Israel gebrauchten Sinnbilder

Zu den für Israel gebrauchten Sinnbildern gehören die folgenden Beispiele: der Sohn Gottes ( 2Mo 4,22-23; Jes 63,16; 64,7; Hos 11,1 ); Gottes besonderes Eigentum ( 2Mo 19,5; 5Mo 14,2; Ps 135,4 ); das Königreich von Priestern ( 2Mo 19,6; 1Petr 2,5.9 ); der Weinberg des Herrn ( Ps 80, 9-17; Jes 3,14-15; 5,1-7; 27,2-6; Jer 2,21; Hos 10,1-3; Mt 21,33-36; Mk 12,1-12; Lk 20,9-19 ); der Ton und der Töpfer ( Jes 29,16; 45,9; Jer 18,1-12; 19,1-15; Röm 9,19-24 ); der Knecht des Herrn ( Jes 42, 18-43,13; 44,21-23; 45,4; 48,20 ); die Herde Gottes ( Ps 28,9; 78,52; 80,2; Jer 23,1-4; Hes 34,1-31; Sach 11,4-14; 13,7; Joh 10, 1-18 ); das Erbteil oder Eigentum Gottes ( 5Mo 9,29; 32,9; 1Sam 10,1; 1Kö 8,51; Ps 28,9; 33,12; 78,62.71; 94,14; 106,40; Jes 63,17 ); und die Frau des Herrn ( Jes 54,1-8; 62,4-5; Jer 3,1-5; Hes 16,1-63; Hos 2,4-25 ).


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Antisemitismus

Antisemitismus wird als Hass gegen die Juden allein aufgrund der Tatsache definiert, dass sie Juden sind. Der Urheber des Antisemitismus ist Satan ( Offb 12,1-17 ). Wer des Antisemitismus schuldig ist, wird unter die Fluchbestimmungen des Abrahamitischen Bundes fallen ( 1Mo 12,3 ).


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Beziehung der Israelogie zur systematischen Theologie

Inwiefern überschneidet sich die Israelogie mit anderen Teilbereichen der systematischen Theologie? Im Bereich der Bibelwissenschaft weist die Israelogie darauf hin, dass Gott das jüdische Volk gebrauchte, um die Heilige Schrift zu verfassen ( 5Mo 4,8; 29,28; Ps 147,10; Röm 3,1-2; 9,4 ). Außerdem geht es der Israelogie hier um die Frage, wie das Neue Testament alttestamentliche Stellen zitiert. Statt zu lehren, dass das Neue Testament die Bedeutung des Alten Testaments verändert oder uminterpretiert, sollte man betonen, dass das Neue Testament die alttestamentlichen Stellen nur zitiert. Es tut dies in vierfacher Hinsicht, ohne die ursprüngliche Bedeutung zu verändern oder umzuinterpretieren, als gelte die Originalbedeutung nicht mehr.

Im Bereich der eigentlichen Theologie, die sich insbesondere auf die erste Person der Dreieinheit - Gott, den Vater - konzentriert, verweist die Israelogie darauf, dass die Vaterschaft Gottes die Vaterschaft für Israel sowie für die einzelnen Gläubigen einschließt. Ferner gehört zum Bereich der eigentlichen Theologie die Auserwählung, wobei die Israelogie den Tatbestand der nationalen Erwählung hervorhebt.

Im Bereich der Christologie betont die Israelogie, dass der Messias Jude war. Zwei seiner vielen Titel heben sein Judesein hervor: Er ist der Sohn Abrahams und der Sohn Davids ( Mt 1,1 ). Hinsichtlich der Versuchung Jesu hat er nicht nur alle Menschen, sondern insbesondere auch Israel vertreten. Wo Israel versagte, hielt der vollkommene Israelit stand. Die Israelogie betont ferner das Wesen des von Jesus angebotenen Reiches. Es ist nicht nur ein geistliches, sondern auch ein irdisches Reich im wörtlichen Sinne. Außerdem galt der irdische Dienst Jesu vorrangig Israel ( Mt 15,24 ), wobei er Israel als Erretter gesandt war ( Apg 13,23 ). Aus diesem Grund verbot er während seines öffentlichen Dienstes den Jüngern, zu den Samaritanern und Heiden zu gehen. Vielmehr begrenzte er ihren Dienst auf die verlorenen Schafe des Hauses Israel ( Mt 10,6 ).

Im Bereich der Pneumatologie, der Lehre vom Heiligen Geist, hebt die Israelogie hervor, dass es künftig eine Ausgießung des Heiligen Geistes auf das ganze Volk Israel geben wird, die unmittelbar vor der Wiederkunft dazu führen wird, dass die Angehörigen dieses Volkes errettet werden ( Jes 32,15; 44,3; Hes 39,29; Joe 3,1; Sach 12,10 ).

Im Bereich der Lehre von den Engeln verweist die Israelogie darauf, dass Michael als Erzengel gleichzeitig der über Israel gesetzte Fürst und daher der himmlische Wächter über das Volk Israel ist ( Dan 10,13.21; 12,1 ).

In der Lehre von Satan und seinem Wirken betont die Israelogie, dass Satan einen besonders feindseligen Krieg gegen die Juden führt. Sein Ziel besteht darin, die Juden auszurotten, um die Wiederkunft zu verhindern. Deshalb wird sein Wirken während der Trübsal hauptsächlich darin bestehen, die Vernichtung der Juden ein für alle Mal anzustreben ( Offb 12,6-17 ). Er wird heidnischen Armeen in der Schlacht von Harmagedon sammeln, die gegen die Juden marschieren ( Offb 16,12-16 ). Außerdem ist Satan gegenwärtig noch vor dem Thron Gottes, um das jüdische Volk zu verklagen ( Sach 3,1-2 ).

Obwohl die Israelogie auf dem Gebiet der Anthropologie keine eigenen Beiträge liefert, konzentriert sie sich im Bereich der Lehre von der Sünde vorrangig auf die unvergebbare Sünde und die Lästerung des Heiligen Geistes. Diese versteht sie so, dass Israel als Volk Jesus als Messias während seines Erdenlebens verwarf, indem es ihn beschuldigte, dämonisch besessen zu sein. Dies hatte eine Aufhebung des Angebotes des messianischen Reiches und die Einführung des verborgenen Reiches zur Folge. Es führte zu radikalen Veränderungen in Jesu Dienst für die restliche Zeit seines Erdenlebens. Letztendlich führte es zum Gericht im Jahre 70 n. Chr.

Im Bereich der Soteriologie, der Lehre von der Erlösung, verweist die Israelogie auf Joh 4,22 . Dort wird erklärt, dass das Heil aus den Juden kommt. Im Blick auf den Inhalt des Glaubens betont die Israelogie nachdrücklich, dass man das Neue Testament nicht in das Alte Testament hineinlesen darf. Obwohl die Errettung immer aus Gnade durch Glauben erfolgte, veränderte sich der Inhalt des Glaubens auf der Grundlage dessen, was Gott bis zu diesem Zeitpunkt geoffenbart hatte. Die Israelogie befasst sich hier auch mit der Errettung Israels als Volk vor der Wiederkunft. Außerdem hebt sie die Tatsache hervor, dass mit dem Tod des Messias das Gesetz seine Gültigkeit verlor. Im Gegensatz zu denen, die eine begrenzte Sühnung vertreten und ihre Argumentation auf Mt 1,21 (»sein Volk«) gründen, verweist die Israelogie darauf, dass dies Begriffe sind, die für Israel - sowohl für die Erwählten als auch für die Nichterwählten - verwendet werden.

Im Bereich der Ekklesiologie, der Lehre von der Gemeinde, betont die Israelogie nachdrücklich den Unterschied zwischen Israel und der Gemeinde. Sie bestreitet, dass die Gemeinde mit Israel bzw. dem geistlichen Israel gleichbedeutend sei oder dass die Gemeinde das Israel Gottes verkörpere. Obwohl die Gemeinde an den geistlichen Segnungen der Bundesschlüsse Israels Anteil hat, tritt sie in diesen Bünden nicht an die Stelle Israels. Ein Hauptzweck der Existenz der Gemeinde ist Juden zur Eifersucht zu reizen ( Röm 11,11-14 ) und den Missionsauftrag auszuführen ( Mt 28,18-20 ). Dies muss sie jedoch so tun, dass sie »dem Juden zuerst« ( Röm 1,16 ) das Evangelium verkündigt. Überdies haben Gläubige aus den Nationen als Glieder am Leib eine besondere Verpflichtung, judenchristliche Gemeindearbeit finanziell zu unterstützen ( Röm 15,25-27 ).

Im Bereich der Eschatologie geht es schließlich um ein Gebiet, auf dem die Israelogie eine Hauptrolle spielt.


JAHR-TAG-TRADITION
millennialistische

Als einer der frühesten Ansätze der Heilsgeschichte unter den frühen "Kirchenvätern" kann der Gedanke des Jahr-Tag-Prinzips angesehen werden. Das war der heilsgeschichtliche Rahmen für erste Versuche einiger Kirchenväter, ein heilsgeschichtliches Verständnis für Gottes Erlösungshandeln durch die Zeitalter hindurch zu entwickeln. Diese Tradition gründete sich auf drei Beobachtungen: 1. Den sechs Tagen der Schöpfung folgte ein siebenter, ein Ruhetag ( 1Mo 2 ). 2. Im Hebräerbrief ist von einer Sabbatruhe die Rede (siehe Hebr 3,11; 4,1.3.5.8-9.11 ) und 3. in der biblischen Chronologie kann ein Tag tausend Jahre repräsentieren (vgl. 2Petr 3,8; Ps 90,4 ).

Viele der Kirchenväter verstanden diese Textstellen durch Analogien und durch prophetischen Symbolismus so, dass unsere Welt eine Dauer von sechstausend Jahren habe (dargestellt durch die sechs Tage der Schöpfung) und dann eine tausendjährige Sabbatruhe folge (dargestellt durch den der Schöpfung folgenden siebenten Tag, den Ruhetag). Einige Kirchenväter fügten dem noch einen achten Tag hinzu, um die Ewigkeit darzustellen. Nahezu jeder vornicäische Kirchenvater, der sich der Jahr-Tag-Tradition verpflichtet fühlte, vertrat auch den Prämillennialismus. Befürworter der Jahr-Tag-Theorie, die nicht gleichzeitig Prämillennialisten waren (z.B. Augustinus), gab es erst in der nachnicäischen Periode, nämlich nachdem der vergeistigende Einfluss (Allegorisierung) der alexandrinischen Schule zur dominierenden Kraft in der Bibelauslegung geworden war.

Schon vor der Heilszeit der Gemeinde hielten Juden und andere an der Jahr-Tag-Tradition fest. Aber der Brief des Barnabas (verfasst ca. 70/117-138 n.Chr.) zeigt den Eingang dieser Tradition in die christliche Literatur. Barnabas umriss die Menschheitsgeschichte (siehe Brief des Barnabas 15) so:

1.-5. Tag (5000 Jahre) = die vergangene Menschheitsgeschichte;

6. Tag (1000 Jahre) = die Gegenwart (auf der Grundlage seines Glaubens an die unmittelbar bevorstehende Rückkehr Christi ordnete Barnabas sich selbst und die Gemeinde am Ende des 6. Tages ein);

7. Tag (1000 Jahre) = das Tausendjährige Reich;

8. Tag (ohne Ende) = die Ewigkeit.

Barnabas teilte lediglich die Geschichte der Welt in sieben gleich lange Tausend-Jahre- Zeitalter auf und verwies auf Gottes besonderes Handeln mit der Menschheit nur in der siebenten Ära, also auf Geschehnisse, die sich während des Ruhetages ereignen würden. Jedenfalls führte seine Darstellung der Jahr-Tag-Tradition zu einem tieferen Verständnis des Handelns Gottes mit der Menschheit bei den Autoren, die ihm folgten.

Larry V. Crutchfield

A. D. Ehlert: A Bibliographic History of Dispensationalism (Grand Rapids 1965, Baker); L. Crutchfield: »Ages & Dispensations in the Ante-Nicene Fathers« in: Vit al Prophetic Issues (Grand Rapids 1995, Kregel), S. 44-60; J. Quasten und J. C. Plumpe: Ancient Christian Writers: The Didache, The Epistle of Barnabas, The Epistles and The Martyrdom of St. Polycarp, The Fragments of Papias, The Epistle to Diognetus, übers. v. James A. Kleist (New York 1946, Newman Press, Ramsey N.J.), S. 27-65.