Ein jüdisches Buch, christlich übersetzt
„Wer teutsch reden will / der muss nicht der
Ebreischen Wort Weise führen / sondern muß
darauff sehen / …daß er den Sinn fasse / und
dencke also: Lieber / wie redet der teutsche
mann in solchem Fall? Wenn er nun die teutsche
Wort hat / die hiezu dienen / so lasse er die
Ebreischen Wort fahren / und spreche frey den
Sinn heraus / auffs beste teutsch / so er kan.“
Der Reformator erklärte in den „Summarien über
die Psalmen und Ursachen des Dolmetschens“
(!533) seine Übersetzungsentscheidungen: Er
wollte insgesamt eine flüssige Übersetzung
„auffs beste teutsch“, aber dort, wo der
hebräische Wortlaut einen tieferen Sinn zu
bieten schien, übersetzte er wortwörtlich. Das
ist problematischer, als es scheinen mag. Denn
Luthers christlicher Glaube war seine
„Wünschelrute“ (Franz Rosenzweig), die
bestimmte, wo das Alte Testament lebendiges
Gotteswort war, „da, und nur da, aber unbedingt,
musste es wörtlich genommen werden und also auch
in steifer Wörtlichkeit übersetzt“ werden. Auf
diese Weise durchdringt christliche Deutung bei
Luther das ganze Alte Testament.