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Gedächnis

Das griechische Wort anamnesis, das so viel wie „Gedächtnis“ oder „Erinnerung“ bedeutet, kommt viermal im Neuen Testament vor.
Es ist eindrucksvoll, sich diese vier Stellen einmal anzusehen und sie miteinander in Verbindung zu setzen.

Das Wort anamnesis wird in Hebräer 10 verwendet, wo es um den israelitischen Gottesdienst geht:

„Denn da das Gesetz einen Schatten der zukünftigen Güter, nicht der Dinge Ebenbild selbst hat, so kann es niemals mit denselben Schlachtopfern,
die sie alljährlich ununterbrochen darbringen, die Hinzunahenden vollkommen machen. Denn würde sonst nicht ihre Darbringung aufgehört haben,
 weil die den Gottesdienst Ausübenden, einmal gereinigt, kein Gewissen von Sünden mehr gehabt hätten?
Doch in jenen Opfern ist alljährlich ein Erinnern (anamnesis) an die Sünden; denn unmöglich kann Blut von Stieren und Böcken Sünden wegnehmen“ (V. 1-4).


Die ständige Wiederholung der Opfer unter dem Gesetz machte deutlich, dass die Akte „Sünde“ noch nicht geschlossen war.
Die Opfer, die alljährlich am großen Sühnungstag gebracht wurden (3. Mo 16), erinnerten das ganze Volk Israel daran,
dass die Sünden durch die rituellen Opfer nicht im absoluten Sinn gesühnt werden konnten.
Die Tieropfer im alten Bund riefen ins Gedächtnis, dass die Sünden nicht weggenommen und die Gewissen der Hinzunahenden nicht gereinigt worden waren.


Das Wort anamnesis wird ferner dreimal in Verbindung mit dem so genannten Abendmahl gebraucht, wo es jeweils mit „Gedächtnis“ übersetzt wird:
 „Und er nahm Brot, dankte, brach und gab es ihnen und sprach:
 Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird; dies tut zu meinem Gedächtnis!“ (Lk 22,19). –

„Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich auch euch überliefert habe, dass der Herr Jesus in der Nacht, in der er überliefert wurde,
 Brot nahm, und als er gedankt hatte, es brach und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch ist; dies tut zu meinem Gedächtnis.
Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; dies tut, sooft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis“ (1. Kor 11,23-25).

Wenn wir Christen versammelt sind, um Brot zu brechen, dann erinnern wir uns an unseren Herrn, der ein vollkommenes Opfer gebracht hat,
durch das alle unsere Sünden weggetan worden sind. Sein Blut ist für uns geflossen „zur Vergebung der Sünden“ (Mt 26,28).
Die Vergebung der Sünden ist eine Segnung des neuen Bundes, der einmal mit Israel geschlossen werden wird.
Wir haben diese Segnung heute schon und erfreuen uns daran.

Was für einen scharfen Kontrast sehen wir zwischen Israel und der Versammlung, was das „Gedächtnis“ betrifft!
Die Israeliten wurden bei ihrem Gottesdienst (auch) an ihre Sünden erinnert, während wir uns beim Brotbrechen anbetend an den erinnern,
 der unsere Sünden vollkommen und für immer 
gesühnt hat. Wie dankbar dürfen wir sein, dass wir den Herrn Jesus und sein vollbrachtes Erlösungswerk kennen!

Und er nahm Brot, dankte, brach und gab es ihnen und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird; dies tut zu meinem Gedächtnis!

*Lukas 22,19

I. Gl. L