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Gebet, Flehen, Anbetung

aus Zeit und Schrift 5-2021

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Gebet, Flehen, Anbetung

»Mit allem Gebet und Flehen betet zu jeder Zeit im Geist, und wacht hierzu
in allem Anhalten und Flehen für alle FieiHgen« (Eph 6,18).

»Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahren Anbeter den Vater
 In Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche
als seine Anbeter. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist
und Wahrheit anbeten« (Joh 4,23f-)



Wie das Telefon Menschen miteinander verbindet, so verbindet dasGebetden Menschen mit Gott. Es setzt als ein Akt des Zu-ihm-in-Beziehung- Tretens  Glauben voraus, d.h. sich in irgendeinem Sinn ihm anzuvertrauen. Gebet ist keine »Einbahnstraße«, sondern kann der Antwort Gottes gewiss sein. w Beten, Flehen Erhörung Das Gebet (hebt, scha’ah, griech. aitema, deesis, proseuche) nimmt im Glauben die zukünftige Erhörung schon als gegenwärtig geschehenes Ereignis entge gen: »Alles, um was ihr auch betet und bittet, glaubt, dass ihr es empfangen habt, und es wird euch werden« (Mk 11,24; vgl. Mt 21,22). Es ist von Freude begleitet und geschieht unter der Ermutigung des Apostels: »Freut euch allezeit! Betet unablässig« (1.Thess 5,16f.). »Seid um nichts besorgt, sondern in allem sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden« (Phil  4,6). Das nahezu synonym mit Gebet verwendete und oft zusätzlich dabeistehende Wort Flehen soll dessen Dringlichkeit zwar zum Aus druck bringen, es sol l aber kein enthusiastisches Außer-sich-Sein bedeuten, sondern ein Akt der Besonnenheit bleiben.' Darum die Ermahnung: »Seid nun besonnen und seid nüchtern zum Gebet« (1 Petr 4,7).

Jesus betet für uns
 Es sind ganz unterschiedliche Situationen, in denen vom Beten Jesu zu Gott berichtet wird: entweder für sich allein auf einem Berg und die ganze Nacht über oder auch zusammen mitzwei seiner jünger (vgl. Mt 14,23; Mk 1,35; 6,46; Lk 6,12; 9,28). Sicher sind sol che darin oft die Gegenstände seiner Fürbitte, wenn es um den Ausgang geht, »den er in Jerusalem erfüllen sollte«. Die konkrete Fürbitte für einen einzelnen Jünger wird allerdings lediglich in Bezug auf Petrus erwähnt, nämlich als dieser seine Verführbarkeit zur Verleugnung des Herrn bestreitet: »Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht au/fiöre« (Lk 22,32).

Dagegen befiehlt Jesus in der letzten Nacht, bevor er überliefert wird, die Gesamtheit der Jünger - und darüber hinaus alle, die der Vater ihm gegeben hatseiner Bewahrung an (vgl. Joh 17):
»Dies redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach« ist die Umschreibung seines Betens. Das Ziel ist Freude im Einssein mit dem Vater, dem Sohn und miteinander und im Anschauen der Herrlichkeit seiner Liebe. Erst danach, im Garten Gethsemane, gerät er in Angst betreffs seines eigenen Weges, nämlich »zur Sünde gemacht zuwerden«(vgl.2Kor5,2i);»yesi./s_fie/au/se/fi Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber!« (Mt 26,39; vgl. Lk 22,4lf 44). 

Die Anliegen der Gebete Für den Umfang der Gebete steckt der Apostel Paulus den weitestmöglichen Raum ab:
" Ichermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die In Hoheit sind... Dies ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott, der will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen« (iTim 2,1-4). Dies schließt auch solche Menschen nicht aus, die uns übel gesinnt sind: »Betet für die, die euch verfolgen« (Mt 5,44; vgl. Lk 6,28). Das Gebet schweigt aber auch nicht, wenn wir uns wie Paulus und Silas in einer bedauernswerten Lage be finden: »Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobsangen Gott« (Apg 16,25). Sie gingen dabei noch über die Ermahnung des Apostels Jakobus hin aus, der seine Adressaten auffordert: »Leidet jemand unter euch? Er bete« (Jak 5,13)-

Gegenstand und Weise der Gebete
Im Neuen Testament sind keine bestimmten Gebets zeiten angeordnet, sondern der Herr ruft auf: »Wacht nun und betet zu aller Zelt, dass ihr imstande seid, ... vor dem Sohn des Menschen zu stehen!« (Lk 21,36). Die gläubig gewordenen Judenchristen entsprachen dieser Weisung: »Sie verharrten aber... in den Gebeten« (Apg 2,42), und ganz besonders eindringlich geschah ihre gemeinsame Fürbitte für Brüder, die wie Petrus in der Gewalt ihrer Feinde waren: »Von der Gemeinde aber geschah ein anhaltendes Gebet für [Petrus]« (Apg 12,5; vgl. V. 12). Das persönliche Gebet soll indessen nicht zur Zurschaustellung der eigenen Frömmigkeit missbraucht werden: »Wenn du aber betest, so geh in deine Kam-

[[[Ein Unterschied besteht insofern, als Flehen auch an höher
gestellte Personen gerichtet sein kann (vgl. 1.Mo 42,21;
Est 8,3; Jer 38,26), wohingegen Beten sich ausschließlich auf
Gott bezieht. ]]


mer, und nachdem du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist!« (Mt 6,6). Für das Gebet in der Gemeinde aber soll als Richtschnur die Aussage des Apostels beispielhaft sein; »Ich will beten mit dem Geist, aber ich will auch beten mit dem Verstand« {1.Kor 14.15). Für ein fruchtbares geschwisterliches Miteinander sind das gegenseitige Sündenbekenntnis und das Ge bet füreinander unabdingbar: »Bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet! Viel vermag eines Gerechten Gebet in seiner Wirkung« (Jak 5,16). Aber auch für jeden Einzelnen von unsgiltjesu heilsame Ermahnung: »Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt!« (Mt 26,41; vgl. Mk 14,38; Lk22,40.46). Die Weise, auf die Jesus Gebetsanliegen erfüllt, kann allerdingsfürden menschlichen Verstand unbegreiflich sein und scheinbar Nichterhörung bedeuten, so z. B. wenn Paulus um die Wegnahme seines »Doms für das Fleisch« bittet: »Für dieses flehte ich dreimal zum Herrn, damit er von mir abstehen möge. Und er hat zu mir gesagt:
Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht«{2-Kön2,8ELB-csv).
Für den Glauben des Apostels ist diese Antwort allerdings ein Grund zum Rühmen;
«Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark« (2. Kor 12,10).

Kurzer Rückblick auf Gebete im Alten Testament Gottes Fürsorge ist von der Erschaffung an auf den Menschen gerichtet und für das Gespräch mit ihm offen: »Deshalb soll jeder Fromme zu dir beten, zur Zeit, da du zu finden bist« (Ps 32,6). Dies gilt sogar für die im Exil Verbannten:
»Ruft ihr mich an, geht ihr hin und betet zu mir, dann werde ich auf euch hö ren« (Jer 29,12).

Die vor allem im sog. »Gebetbuch des Alten Testaments« aufgezeichneten Hilferufe {»Horche auf die Stimme meines Schreiens, denn zu dir
bete Ich«, Ps 5,3; vgl. 17,1; 28,2; 39,13; 54,4; 55,2; 61,2;

[[2 Das am häufigsten vorkommende Wort proskyneo ist von
»Hund« (griech. kyon) abgeleitet und könnte etwa als »an-
hündeln«, d.h. die Demutsgebärde eines Hundes annehmen,
wiedergegeben werden. Es hat die im profanen Gebrauch
ursprünglich vielleicht mitenthaltene abwertende Bedeutung
aber in der Anwendung der Heiligen Schrift vollkommen verloren.

3 Vgl. den Beitrag »Miteinander«,Zeit&Schrift 5/2010, S.13- 18. ]]



84,9; 86,6; 102,2; 143,1) finden bei Gott stets Gehör. Selbst wenn ein Beter in aussichtslos scheinen der Bedrängnis an Gottes Nähe verzagt (»Auch wenn ich schrie und um Hilfe rief verschloss er sein Ohr vor meinem Gebet... Du hast dich in eine Wolke gehüllt, sodass kein Gebet hindurchdrang«, KIgl 3,8.44), muss er nicht darin bleiben, sondern kann schließlich dank bar ausrufen: »Der Herr hat mein Flehen gehört; mein Gebet nimmt der Herr an« (Ps 6,10; vgl. 2Chr 30,27). Ein ganz besonderes Gebetsanliegen für das Volk ist die Eürbitte für seinen König: »Man soll beständig für ihn beten, den ganzen Tag ihn segnen« (Ps 72,15). Aber auch die aus der Gefangenschaft nach Jerusa lem freigelassenen Juden werden von dem heidni schen König Darius durch materielle Zuwendungen privilegiert, »damit sie für das Leben des Königsund seiner Söhne beten« (Esr 6,10). An die nach Babel weg geführten Juden ergeht durch den Propheten Jeremia das Wort des FIerrn der Fleerscharen, des Gottes Isra els: »Sucht den Frieden der Stadt, in die ich euch gefan gen weggeführt habe, und betet für sie zum Herrn! Denn In ihrem Frieden werdet ihr Frieden haben« (Jer 29,7).

Anbeten, huldigen
Anders als im Deutschen sind die hebräischen und griechischen Wörter für anbeten (hebr. schachah; griechisch .gonypeteo,proskgneo)sprachlich nicht aus den Wörtern für Beten abgeleitet, sondern bedeuten wie das analoge Huldigen »kniefällig verehren«.(2)
Dagegen sind sie häufig mit Opfern verbunden, etwa ge mäß der Aufforderung Davids:
»Bringt Speisopfer und kommt vor sein Angesicht! Betet den Herrn an in heiliger Pracht!« (iChr 16,29; vgl. Ps 29,2; 96,7-9) sowie der späteren Aufforderung des Apostels Paulus: »Ich er-



mahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Got tes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist« (Rörm 12,1).

      Dies wird zuerst in herzbewegender Weise deut lich, wenn Abraham auf dem Weg nach Morija, wo er seinen einzigen Sohn zu opfern bereit ist, zu den begleitenden Knechten sagt: »Ich aber und der junge wollen dorthin gehen und anbeten und zu euch zurück kehren« (1. Mose 22,5) (3)
Dieser Brauch wird dann auch re gelmäßig geübt wie z. B. von Elkana,dem Mann Hannas: »Dieser Mann ging Jahr für Jahr aus seiner Stadt hinauf um den Herrn der Heerscharen anzubeten und ihm in Silo zu opfern« (1. Sam 1,3; vgl. V. 19).

Aber auch besondere Hilfszusagen Gottes können ein Grund zur Anbetung sein, so für die Israeliten: »Als sie hörten, dass der Herr die Söhne Israels heimgesucht und ihr Elend gesehen habe, da warfen sie sich nieder und beteten an« (2.Mo4,31; vgl. 12,27). Oder das situationsbezogene Kommen des »Obersten des Heeres des FIerrn« gegenüber Josua: »Dafiel Josua aufsein Angesicht zur Erde und huldigte ihm« (Jos 5,14). Ein Stern schließlich führte die Magier aus dem Osten nach Bethlehem, um das neugeborene Jesuskind anzubeten: »Wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, ihm zu huldigen« (Mt 2,2;vgl.V.8.i).Undein Engel wurdezu Philippus gesandt, damit dieser auf einem öden Weg dem äthiopischen Kämmerer, der in Jerusalem hatte anbeten wollen, das Evangelium von Jesus verkündigte, woraufhin der Kämmerer getauft wurde und seine Straße mit Freuden zog (vgl. Apg 8,26-39).

Jesus selbst aber weist die dreimalige Versuchung des Teufels (»Dies alles will ich dir geben, wenn du nie
derfallen und mich anbeten willst», Mt 4,9; vgl. Lk 4,7f.) mittels Zitaten aus dem Alten Testament nachhaltig ab (vgl. Mt 4,10; Lk4,8.12f.). Und er erduldet schwei gend die Verhöhnung der ihn misshandelnden Sol daten, die vor ihm »die Knie beugten und ihm huldigten« (vgl. Mk 15,i9). Dagegen offenbartderHerrJesus der Frau bei der Jakobsquelle von Sychar, die ihn nach dem rechten Ort der Anbetung fragt (vgl. Joh 4,20), die in unserem zweiten Leitvers (Joh 4,23f.) zitierte, neu anbrechende Stunde der Anbetung in Geist und Wahrheit.

In ihrer Vollendung werden »alle Nationen, die du gemacht hast, kommen und vor dir anbeten« (Ps 86,9; vgl. Offb 15,4). »Die ganze Erde wird dich anbeten und dir Psalmen singen» (Ps 66,4). »Die vierundzwanzig Ältesten werden niederfallen vordem, der auf dem Thron sitzt, und den anbeten, der von Ewigkeit zu Ewigkeit lebt« (Offb 4,10), zugleich aber auch vor dem Lamm, das geschlachtet worden ist (vgl. Offb 5,8), zuletzt gar im Einklang mit den Engeln (vgl. Hebr 1,6) und der ganzen Schöpfung. Hören wir doch auch heute schon den Ruf des Psalmisten:
»Kommt, lasst uns an beten und uns neigen, lasst uns niederknien vor dem Herrn, der uns gemacht hat!« (Ps 95,5) ~ zugleich mit Jesus Christus,
dem Sohn, der aus Liebe für uns am Kreuz gestorben ist.

Stimmen wir darum mit in den Lobpreis eines Liedes ein, dessen erste Strophe von Johann Caspar Lavater (1741-1801)
stammt und dessen zweite Strophe von Rudolf Brockhaus (1856-1932) dazugedichtet worden ist:

Anbetung Dirl Sei hoch gepriesen
für Deine Liebe, Jesus Christ!
Die Du an Sündern hast bewiesen,
da Du für uns gestorben bist.
Wie viel hast Du für uns getan!
Wir beten dankend, Herr  Dich an.

Anbetung Dir! So wird es schallen
im neuen Liede fort und fort.
Anbetung Dir! Das schwache Lallen
wird bald zum mächt’gen Chore dort,
wo bei dergoldnen Flarfen Klang
Dir tönt der ew’ge Lobgesang.

https://bibelkreis.ch/Singetdemherrnkomplett_23_09_2019/Gesitliche%20Lieder%20alle%20Strophen%20im%20Notensatz/Geitliche%20Lieder%20by%20Christoph%20Scan/015_001.jpg

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Hanswalter Giesekus

Gebet, Flehen, Anbetung

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