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Einschub im Heilsplan Gottes

6. Gibt es eine Lücke zwischen der 69. und der 70. Woche? Der Vertreter der Nach-Entrückung schließt sich der Behauptung des Amillennialisten an,

 (a) daß die 70. Woche der Prophetie Daniels in den Jahren unmittelbar nach dem Tod des Christus historisch erfüllt wurde. Einige nehmen an, daß Christus am Ende der 69. Woche weggetan wurde und die 70. Woche Seinem Tod unmittelbar folgte. Andere meinen, daß Christus in der Mitte der 70. Woche weggetan wurde, so daß sich die zweite Hälfte dieser Woche Seinem Tod anschloss. Manche gehen so weit zu behaupten, daß das gesamte gegenwärtige Zeitalter die 70. Woche darstellt. Der Trugschluss dieser gefolgerten Ansicht wird in der Tatsache erkennbar, daß man nur durch Vergeistigung der Prophetie sagen kann, die in Dan.9,24 umrissenen Ergebnisse des messianischen Werkes seien bereits erfüllt worden. Das Volk Israel als Empfänger der Prophetie hat nicht eine einzige der vorausgesagten Segnungen des messianischen Kommens bis jetzt erlebt. Da diese Deutung auf eine unannehmbare Auslegungsmethode angewiesen ist, muß sie abgelehnt werden.

 (b) Im Gegensatz zu der Meinung, wonach die 70. Woche im chronologischen Nacheinander gesehen wird, steht die Anschauung, daß diese Woche von den anderen 69 durch einen unbestimmten Zeitraum getrennt ist. Es gibt mehrere Überlegungen zur Erhärtung dieser Ansicht.

 (1) Eine solche Lücke ist in vielen Schriftstellen erkennbar. Walvoord schreibt:

 Dr. Ironside weist eine Anzahl von Beispielen eines Einschubs in Gottes Heilsplan vor:

  1. Das Intervall zwischen dem "Jahr der Annehmung des HERRN" und dem "Tag der Rache unseres Gottes" (Jes.61,2 - ein schon über 1900 Jahre bestehender Einschub; vgl. zum erstgenannten Ausdruck Anm. Elberf, A.d.Ü.).

  2. Das Intervall zwischen den römischen Reichen, die durch die Beine aus Eisen im großen Bild in Dan.2 und die Füße mit den zehn Zehen dargestellt werden (Textangleichung durch Ü.). Vergleiche auch Dan.7,23-27; 8,24-25.

  3. Das gleiche Intervall kommt zwischen Dan.11,35 und Dan.11,36 vor.

  4. Ein großer Einschub ist zwischen Hos.3,4 und Hos.3,5 sowie erneut zwischen Hos.5,15 und Hos.6,1 zu finden.

  5. Ein großer Einschub ist auch zwischen Ps.22,22 und Ps.22,23 sowie zwischen Ps.110,1 und Ps.110,2 vorhanden.

  6. Petrus hört beim Zitieren von Ps.34,12-16 in der Mitte eines Verses (V.16, A.d.Ü.) auf, um Gottes gegenwärtiges Werk von Seinem zukünftigen Umgang mit Sünde zu unterscheiden (1.Petr.3,10-12).

  7. Die große Prophetie in Mt.24 wird nur verständlich, wenn das jetzige Zeitalter als Einschub zwischen Dan.9,26 und Dan.9,27 angesehen wird.

  8. Apg.15,13-21 läßt erkennen, daß die Apostel voll und ganz verstanden, daß während des gegenwärtigen Zeitalters die alttestamentlichen Prophetien nicht erfüllt werden, sondern "nach diesem" in Erfüllung gehen würden, wenn Gott "die ... Hütte Davids wieder aufbauen" wird (Apg.15,16 Menge).

  9. Israels jährlicher Festkalender ließ eine deutliche Trennung zwischen den auf Tod und Auferstehung des Christus sowie Pfingsten hinweisenden Festen und den Festen erkennen, die mit Israels erneuter Sammlung und Segnung zu tun haben.

  (10) Röm.9-11 spricht eindeutig über einen Einschub und besonders über die Zukunft des Ölbaums (Kap.11).

  (11) Die Offenbarung der Gemeinde als Leib erfordert einen Einschub zwischen dem früheren Handeln Gottes und Seinem zukünftigen Handeln mit dem Volk Israel.

  (12) Der Endpunkt des gegenwärtigen Einschubs besteht darin, daß die unterbrochenen Ereignisse der letzten Woche Daniels fortgesetzt werden.

 

 Wenn es keinen Einschub in einem prophetischen Heilsplan geben kann, ist es unmöglich, daß sich Prophetie wörtlich erfüllt, denn in vielen bedeutenden Weissagungen folgten die Ereignisse nicht aufeinander. Die Lücke in der Prophetie Daniels steht in Einklang mit einem anerkannten Prinzip im Wort Gottes.

 (2) Zweitens erfordern die Ereignisse in Dan.9,26 eine Zwischenzeit. Von zwei Hauptereignissen wird gesagt, daß sie nach der 69. und vor der 70. Woche stattfinden: das Wegtun des Messias und die Zerstörung der Stadt sowie des Tempels in Jerusalem. Diese beiden Geschehnisse spielen sich nicht in der 70. Woche ab, denn diese wird uns erst in V.27 vorgestellt. Vielmehr liegen sie in einem Intervall zwischen der 69. und 70. Woche. Wir stellen fest, daß das Wegtun des Messias nur wenige Tage nach dem Ende der 69. Woche erfolgte, aber die Zerstörung der Stadt und des Tempels erst 70 n.Chr. oder etwa 40 Jahre nach Abschluß der 69. Woche stattfand. Wenn man eine Zwischenzeit von ein paar Tagen zugesteht, ist es nicht schwierig, die Möglichkeit einer Lücke von 40 Jahren einzuräumen. Wenn man 40 Jahre zubilligt, fällt die Erkenntnis nicht schwer, daß sich die Zwischenzeit über das gesamte jetzige Zeitalter erstrecken kann.

 (3) Drittens erfordert die neutestamentliche Lehre, wonach Israel bis zur Wiederaufnahme des göttlichen Handelns mit ihm beiseite gesetzt worden ist (Mt.23,37-39), eine Lücke zwischen den letzten beiden Wochen. Wenn die 70. Woche vollendet worden ist, müssen auch die sechs verheißenen Segnungen für Israel erfüllt worden sein. Keine davon hat dieses Volk bis jetzt erlebt. Da die Gemeinde nicht Israel verkörpert, kann sie diese in der Gegenwart nicht erfüllen. Weil Gott erfüllen wird, was Er wörtlich verheißen hat, muß Er all das in bezug auf dieses Volk eintreffen lassen. Man sieht demnach, daß es ein Intervall zwischen Israels Zurückstellung und der Erfüllung dieser Verheißungen geben muß.

 (4) Da viertens all die verheißenen Segnungen mit dem zweiten Kommen des Christus verbunden sind (Röm.11,26-27), wäre der HERR, wenn es keine Lücke gäbe, dreieinhalb oder sieben Jahre nach Seinem Tod wiedergekommen, um die Verheißungen zu erfüllen. Weil Seine Wiederkunft noch erwartet wird, muß es ein Intervall zwischen den letzten beiden prophetischen Wochen geben.

 (5) Schließlich nimmt der HERR, als Er sich mit der Prophetie befaßt, eine Zwischenzeit vorweg. In Mt.24,15 wird auf das Kommen des "Greuels der Verwüstung" hingewiesen, wobei dies für Israel ein Zeichen ist, daß die große Drangsal herannaht (Mt.24,21). Doch selbst in dieser Zeit gibt es Hoffnung, denn "alsbald ... nach der Drangsal jener Tage ... werden (sie) den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit" (Mt.24,29-30). Somit ordnet der HERR die 70. Woche Daniels am Ende des Zeitalters unmittelbar vor Seiner Wiederkunft auf die Erde ein. Indem wir dies mit Apg.1,6-8 verbinden, erkennen wir, daß sich ein ganzes Zeitalter von unbestimmter Dauer zwischen die 69. und 70. prophetische Woche schieben soll. Die einzige Schlußfolgerung muß sein, daß die Ereignisse der 70. Woche noch unerfüllt sind und einer zukünftigen wörtlichen Erfüllung entgegensehen.

 

 

e) Die Wiederkunft des Messias

 Nach der Schilderung der Trübsalszeit geht der HERR in der Chronologie der Ereignisse einen Schritt weiter, indem Er die Wiederkunft beschreibt (Mt.24,30-37). In bezug auf dieses Kommen werden mehrere Dinge erwähnt.

 (1) Es wird "alsbald ... nach der Drangsal jener Tage" (V.29) stattfinden. Bis zur Wiederkunft des Messias dauern die Ereignisse des Zeitalters der Trübsal an. Sein Kommen beendet es.

 (2) Ihm werden Zeichen vorausgehen (V.30). Worin diese Zeichen bestehen, wird nicht geoffenbart. Viele Zeichen sind - wie in den V.4-26 beschrieben - diesem einen vorangegangen, doch das ist ein einzigartiges Zeichen, das die Ankunft des Messias ankündigen wird.

 (3) Dieses Kommen wird plötzlich erfolgen (V.27) und

 (4) sichtbar sein (V.30). Zu diesem Zeitpunkt wird Seine Macht und Herrlichkeit auf der ganzen Erde geoffenbart werden

 

f) Die erneute Sammlung Israels

 V.31 weist darauf hin, daß das nach der Wiederkunft kommende Ereignis die erneute Sammlung Israels sein wird. Es war aufgrund der Wut Satans (Offb.12,12) und der Verwüstung des Tieres (Mt.24,15) zerstreut worden, wird aber nach der Verheißung wieder im Land gesammelt werden (5.Mo.30,3-4; Hes.20,37-38; 37,1-14). Diese erneute Sammlung erfolgt durch besondere Engeldienste. Die "Auserwählten" in V.31 müssen sich auf die Heiligen jenes Heilsplans, d.h. auf Israel, beziehen, mit denen Gott dann handelt (Dan.7,18.22.27).