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Prophetie

Die Erscheinung

Zwei Phasen der Wiederkunft Christi

Christen warten auf das Kommen des Herrn (siehe Artikel „Die Entrückung“). Dieses Kommen findet in zwei Phasen statt (Entrückung und Erscheinung), die durch die sieben Jahre andauernde Zeit der Drangsal voneinander getrennt sind.

Diese beiden Phasen der Wiederkunft Christi unterscheiden sich in vieler Hinsicht und werden in manchen Stellen als Kontrast einander gegenübergestellt (2. Thes 2,1.2.8). Die folgende Tabelle fasst die Hauptunterschiede zwischen diesen beiden Ereignissen zusammen.

- Entrückung Erscheinung in Herrlichkeit
1 Alle Gläubigen werden entrückt 1. Thessalonicher  4.17 Nie,masdn wird
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

 

Biblische Ausdrücke für Entrückung und Erscheinung

Dem unterschiedlichen Charakter der beiden Ereignisse wird auch durch die jeweiligen biblischen Bezeichnungen Rechnung getragen. Zwar wird das Wort Ankunft (parousia) für beide Phasen des Kommens benutzt, aber mit einem wichtigen Unterschied: Wenn es um die Erscheinung geht, dann steht ein Zusatz dabei, der das klarmacht (z. B. durch einen Hinweis auf Macht oder Herrlichkeit, wie in 2. Thes 2,8.9, oder durch die Bemerkung, dass sein Kommen „mit“ den Heiligen geschieht, wie in 1. Thes 3,13).

Ansonsten werden für die Erscheinung ganz andere Ausdrücke benutzt, die alle etwas mit erscheinen, sichtbar werden oder offenbaren zu tun haben. Diese Ausdrücke werden nie für die Entrückung gebraucht. Auch hier mag eine Tabelle helfen:

Diese für die Erscheinung verwendeten Ausdrücke lassen uns etwas von der Herrlichkeit dieses Ereignisses erahnen. Christus wird dann gegenwärtig sein (parousia), seine Herrlichkeit wird hervorleuchten und strahlen (epiphaneia), Er wird nicht mehr verkannt werden, sondern es wird endlich erkannt werden, wer Er wirklich ist (phaneroo) – nicht nur „Jesus von Nazareth“, sondern der Sohn des Menschen (Dan 7,13; Mt 26,64). Und Er wird nicht länger verborgen, sondern in seiner Schönheit und Macht „enthüllt“ sein (apokalypsis). An manchen Stellen werden sogar mehrere dieser Ausdrücke miteinander verbunden (die „Erscheinung seiner Ankunft“, die epiphaneia seiner parousia (2. Thes 2,8)).

Zusammenhang zwischen dem ersten Kommen und der Wiederkunft

Es gibt einen bemerkenswerten Zusammenhang zwischen den beiden Phasen der Wiederkunft Christi auf der einen Seite und seinem ersten Kommen vor rund 2000 Jahren auf der anderen Seite:

  • Bei seiner Menschwerdung kam  Er in Gnade, und zwar zu seinem Volk Israel und der Welt. Von beiden wurde Er abgelehnt: Die Seinen nahmen Ihn nicht an und die Welt erkannte Ihn nicht. Die hauptverantwortlichen Repräsentanten waren Herodes und Pilatus (Apg 4,27).
  • Bei der Erscheinung werden beide gerichtet: die Nationen (und insbesondere das wieder zum Leben erwachte Römische Reich, repräsentiert durch dessen Herrscher) und das abtrünnige Israel, repräsentiert durch den Antichristen (Off 19,20).
  • Aber die Gläubigen, die bis zum Zeitpunkt der Entrückung gelebt haben, sollen nicht gerichtet werden, sondern mit Christus erscheinen. Damit das geschehen kann, werden sie vorher entrückt (1. Thes 4,14.17).

Dieser Zusammenhang wird noch dadurch verstärkt, dass dasselbe Wort (epiphaneia) sowohl das erste Kommen des Herrn (in Gnade) als auch die Erscheinung benutzt wird (2. Tim 1,10; Tit 2,13; vgl. Tit 2,11): Da, wo die Gnade hervorgeleuchtet hat, wird einmal seine Herrlichkeit erstrahlen!

Die Erscheinung und ihre Ergebnisse

Die Erscheinung Christi in Macht und Herrlichkeit ist das größte zukünftige Ereignis, dem die Welt entgegengeht. Es wird in mancher Hinsicht das Blatt vollkommen wenden, und zwar sowohl für die Welt als auch für die Gläubigen – und für Christus. Alle drei Aspekte werden in einem kurzen Abschnitt in 2. Thessalonicher 1 klar aufgezeigt (V. 6-10):

  • Die Welt – die damals die Christen verfolgte (und es bis heute tut) – wird dann Vergeltung (d. h. Strafe) bekommen (V. 6.8.9).
  • Die Gläubigen – die verfolgt werden – werden Ruhe bekommen¹ (V. 7).
  • Christus selbst – der heute noch verworfen ist – wird dann „verherrlicht“ und „bewundert“ werden (V. 10).

Andere Stellen im Neuen Testament ergänzen das Bild:

Für die Gläubigen wird es ein Tag der Belohnung sein (2. Tim 4,8), der Tag des Offenbarwerdens mit Christus (Kol 3,4), der Tag, an dem Christus sie an seiner Herrlichkeit und Herrschaft teilhaben lässt (Off 5,10; 20,4).

Für Christus ist es der Augenblick des Triumphs und der öffentlichen Anerkennung. Auf der Erde, wo Er gekreuzigt wurde, wird seine ganze Macht und Herrlichkeit sichtbar werden (vgl. Mt 26,64). Das ist der Hauptgrund, warum wir „seine Erscheinung lieben“ (2. Tim 4,8).

Die Erscheinung im Buch der Offenbarung

Das Kommen Christi in Macht und Herrlichkeit ist das zentrale Ereignis in der Offenbarung. Es wird schon im ersten Kapitel erwähnt: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen …“ (Kap. 1,7). Dann wird Er die Erde in Besitz nehmen und die Rechte geltend machen, die man bei seinem Kommen in Gnade so missachtet hatte.

Nach den Gerichten der Drangsalszeit (Kap. 6-18) und der Hochzeit des Lammes (Kap. 19,6-10) sieht Johannes „den Himmel geöffnet“ (Kap. 19,11). Der folgende Abschnitt beschreibt, wie Christus, unter dem Namen „Treu und Wahrhaftig“, mit „vielen Diademen“ gekrönt erscheint. Er hat Augen wie eine Feuerflamme: Er sieht alles und richtet Böses. Er trägt ein in Blut getauchtes Gewand, d. h., Er steht im Begriff, Gericht auszuführen. In seinem Gefolge sind Kriegsheere: die Gläubigen, die seit der Entrückung im Himmel sind und nun mit Ihm erscheinen (aber in weißen Gewändern – d. h., nicht sie üben das Gericht aus, sondern Er). Er kommt mit dem Schwert, tritt die Kelter „des Weines des Grimmes des Zornes Gottes“ und weidet die Nationen „mit eiserner Rute“. Der einmal verachtete „Jesus, der Nazaräer, der König der Juden“ (Joh 19,19) kommt dann unter dem auf seiner Hüfte geschriebenen Namen „König der Könige und Herr der Herren“.

Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, genannt „Treu und Wahrhaftig“, und er richtet und führt Krieg in Gerechtigkeit. Seine Augen aber sind eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Diademe, und er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt als nur er selbst; und er ist bekleidet mit einem in Blut getauchten Gewand, und sein Name heißt: das Wort Gottes.
Offenbarung 19,11-13

Wie reagieren die Großmächte der Erde darauf? Offenbarung 19,19 gibt die Antwort: „Und ich sah das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um den Krieg zu führen mit dem, der auf dem Pferd saß, und mit seinem Heer“ – die größte Torheit und Dreistigkeit zugleich. Christus wirft „das Tier“ (den Führer des wieder entstandenen römischen Reichs) und den falschen Propheten (den Antichristen) lebendig in den Feuersee und die übrigen werden mit dem Schwert getötet (V. 20.21).

Die Ereignisse im Zusammenhang mit der Erscheinung

Eine Reihe weiterer wichtiger Ereignisse werden im Zusammenhang mit der Erscheinung stattfinden (in der Offenbarung geht es mehr um das Römische Reich, in den Propheten mehr um den Assyrer und den jüdischen Überrest). Um diese etwas einordnen zu können, müssen wir die politische Situation vor Augen haben, die zu diesem Zeitpunkt auf der Erde vorherrschen wird. Das prophetische Wort² malt dazu folgendes Bild:

  • Das Volk Israel – zunächst repräsentiert durch zwei Stämme – befindet sich nach einer jahrhundertelangen Zerstreuung wieder im Land Israel.
  • Der Antichrist regiert. Die Masse des Volkes folgt ihm und gibt sich dem Götzendienst hin.
  • Sie befinden sich unter starker Bedrohung durch Nachbarvölker, besonders aus dem Norden.
  • Der Antichrist hat einen Bund mit dem römischen Herrscher geschlossen.
  • Ein Überrest treuer Juden verkündigt das Evangelium des Reiches und wird grausam verfolgt.

Ausgehend von dieser Situation finden dann im Zusammenhang mit der Erscheinung Christi folgende Ereignisse statt³:

  1. Der Assyrer (der Feind aus dem Norden) fällt in Israel ein und setzt seinen Siegeszug fort bis nach Ägypten (Jes 8,7.8; 28,14-21; Dan 11,40-43). Dabei wird Jerusalem belagert (Mich 4,14).
  2. Die europäische Armee begibt sich nach Israel (Off 16,16; 19,19), wohl um Israel zu helfen (Jes 28,15; Dan 9,27).
  3. Die Heere aus dem (fernen) Osten kommen ebenfalls nach Israel (Off 16,12-14).
  4. Die Kriegsheere versammeln sich in Harmagedon (Off 16,16).
  5. Der Assyrer hört Kriegsgerüchte und macht sich auf, um nach Israel zurückzukehren (Dan 11,44.45) und Jerusalem erneut zu belagern (Jes 29,1-8; Sach 12).
  6. Christus erscheint mit den Engeln seiner Macht und den himmlischen Heiligen (1. Thes 3,13; 2. Thes 1,7; vgl. Off 19,11-21).
  7. Das Tier und die Könige der Erde beschließen, gemeinsam gegen Christus zu kämpfen (Off 17,14; 19,19).
  8. Der römische Herrscher und der falsche Prophet (Antichrist) werden lebendig in den Feuersee geworfen (Off 19,20).
  9. Die römischen Heere (sowie die Heere aus dem Osten) werden von Christus besiegt – mit dem Schwert aus seinem Mund (Off 19,15.21).
  10. Der Überrest ist in akuter Bedrohung durch den aus Ägypten zurückgekehrten Assyrer. Er vertraut auf Christus. Dieser erscheint auf dem Ölberg (Sach 14,4). Sie blicken auf den, den sie durchstochen haben und nehmen Ihn als Messias an (Off 1,7; Sach 12,10-14).
  11. Christus befreit den Überrest, besiegt den Assyrer (Jes 14,25; Dan 11,45; Sach 14,3.4) und richtet das abtrünnige Israel (Mt 24,34-41, vgl. Sach 13,8 und Mich 5,9-13).
  12. Die Märtyrer beider Hälften der Drangsalszeit werden auferweckt (letzte Phase der ersten Auferstehung) und Satan wird gebunden (Off 20,1-4).
  13. Das 1000-jährige Reich beginnt (Off 11,15-18, 20,4-6). Der Thron steht in Zion (Ps 110,2.3.6; Jes 24,23).
  14. Die 10 Stämme kehren in das Land zurück (Jes 11,12; 66,20; Hes 34,13, Ps 73,24). Israel beginnt, in Frieden im Land zu wohnen, in offenen Städten (Hes 38,8-12).
  15. Russland (Gog) marschiert ein und wird besiegt (Hes 38,18-23 und 39).
  16. Christus richtet die Lebendigen aus den Nationen (Mt 25,31-46; Joel 4,2.12).
  17. Christus regiert in Frieden und Gerechtigkeit (Jes 32,17).

Ohne hier auf Einzelheiten eingehen zu können, halten wir fest: Christus wird bei seiner Erscheinung

  • seine Feinde richten;
  • großen und bleibenden Segen für sein Volk bringen;
  • dort herrschen, wo Er gekreuzigt worden war und bis heute abgelehnt wird;
  • seinen Triumph und seine Herrschaft mit denen teilen, die einmal an seiner Verwerfung Anteil hatten und aus Gnade zu Ihm gehören.

Leben im Licht der Erscheinung

Die Erwartung der Erscheinung Christi in Herrlichkeit darf und soll sich auf unsere Gedanken, Motivation und Schritte auswirken. Das prophetische Wort ist wie eine Lampe (2. Pet 1,19). Es wirft Licht auf unsere Lebenssituation. Sowohl Paulus als auch Petrus und Johannes machen uns Mut, im Licht der Erscheinung zu leben:

  • Timotheus sollte das Gebot unbefleckt und unsträflich bewahren „bis zur Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus“ (1. Tim 6,14).
  • Auch bei der Ermahnung, trotz aller Ablehnung das Wort zu predigen, erinnerte Paulus ihn an die Erscheinung (2. Tim 4,1-3).
  • Als Paulus selbst der Tod als Märtyrer bevorstand, ermutigte ihn der Gedanke an die Erscheinung (2. Tim 4,8).
  • Den Kolossern schreibt Paulus, dass ihr Leben mit dem Christus verborgen war. Aber sie würden einmal offenbar werden, und zwar mit Christus (Kol 3,4).
  • Die Thessalonicher sollten untadelig sein „in Heiligkeit … bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen“ (1. Thes 3,13).
  • Die Gnade Gottes unterweist uns, „besonnen und gerecht und gottselig“ zu leben, und zwar „indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus“ (Tit 2,12-13).
  • Petrus schreibt leidenden Gläubigen, dass ihr Glaube einmal „zu Lob und Herrlichkeit und Ehre“ befunden werden wird „in der Offenbarung Jesu Christi“, so dass sie sich „mit Frohlocken freuen“ würden (1. Pet 1,7; 4,13).
  • Johannes spricht über die Größe und Art der göttlichen Liebe, die uns zu Kindern Gottes gemacht hat. Noch sieht und erkennt die Welt nichts davon. Aber es wird einmal offenbar werden (wenn sie uns mit Ihm sieht, nämlich bei der Erscheinung). Auch das hat eine Auswirkung auf die Gegenwart: „Jeder, der diese Hoffnung zu ihm hat, reinigt sich selbst, wie er rein ist“ (1. Joh 3,2.3).

Dieser Zusammenhang wird auch durch die Stellen bestätigt, die vom „Tag Christi“ oder dem „Tag Jesu“ reden (siehe 1. Kor 1,8; 5,5; 2. Kor 1,14; Phil 1,6.10; 2,16). Das ist an sich dasselbe wie der „Tag des Herrn“ (der mit der Erscheinung beginnt), nur eben aus Sicht der Gläubigen, nicht der Ungläubigen.

Fazit

Lieben wir seine Erscheinung? Leben wir im Licht dieses Ereignisses? Die Korinther hatten vergessen, dass Christus mit ihnen erscheinen und sie dann mit Ihm herrschen würden – sonst hätten sie sich anders verhalten
(1. Kor 6,2.3). Wenn wir das Hervorstrahlen (epiphaneia) seiner Gegenwart (parousia) vor Augen haben, bekommen wir neue Energie, Motivation und Ausrichtung.


FN 1: Natürlich bekommen sie schon vorher Ruhe, vom Zeitpunkt der Entrückung an. Paulus ging es darum, den Thessalonichern klarzumachen, dass der Tag des Herrn (der mit der Erscheinung beginnt) einen völlig anderen Charakter hatte als ihre gegenwärtige Situation in Verfolgung und Bedrückung. Am Tag des Herrn würden sie Ruhe haben, nie mehr verfolgt oder bedrängt werden, folglich konnte dieser noch nicht gekommen sein.

FN 2: Einige Bibelstellen dazu sind in der nachstehenden Liste von Ereignissen angegeben.

FN 3: Die Reihenfolge entspricht wohl in etwa der hier angegebenen, ist aber nicht in allen Fällen genau festzulegen (z. B. Punkt 12).

Michael Hardt

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2019, Heft 10, Seite 15

Bibelstellen: 1. Thessalonicher 4,17; 2. Thessalonicher 2,1-8; Sacharja 14,5; Matthäus 24,30; u. a.

Stichwörter: Christus regiert, Entrückung, Erscheinung, Überrest, Wiederkunft Christi